Review: Project Zero 2: Wii Edition

Horrorspiele entwickeln sich in unserer Gesellschaft immer mehr zu Third-Person-Shootern, wie wir es jüngst bei Resident Evil 6 gesehen haben. Gut, dass es da noch Spiele gibt, die uns gruseln wollen. Schade, dass Project Zero 2: Wii Edition nur ein Remake ist.

Die Geschichte des zweiten Teils der Serie dreht sich um die Schwestern Mio und Mayu, die es sich in einem idyllischen Wald gemütlich machen. Ein scharlachroter Schmetterling taucht plötzlich aus dem Nichts auf, welchen Mayu direkt hinterher rennt. Damit Mio ihre Schwester nicht aus den Augen verliert, läuft sie Mayu hinterher. Der Wald wird in der Zeit jedoch vom Schatten der Nacht eingeholt und auf einmal ist es den beiden Mädchen nicht mehr möglich, den Ort zu verlassen. Von einer Anhöhe aus überblicken sie ein Tal, in dem ein kleines Dorf liegt. Dort versuchen sie Hilfe zu finden, doch schon bald wird ihnen klar, dass sie wohl das verschwundene Dorf gefunden haben, wie es in der Gegend genannt wird. Als Mayu dann ein weiteres Mal verschwindet, bricht für Mio eine Welt zusammen. Sie fasst neuen Mut und will ihre Schwester im Dorf suchen. Als sie die geheimnisumwobene Camera Obscura findet, ist es aus mit der Ruhe im gruseligen Dorf. Überall tauchen Geister auf, welche ihr passiv Angst einjagen oder sie sogar aktiv bei ihrer Suche behindern wollen. Um sich gegen die Geister zur Wehr zu setzen, muss sie sich dem neu gefundenen Gegenstand bedienen. Mit der Kamera ist es nämlich möglich, die Gespenster zu fotografieren, um ihnen so Schaden zu zufügen und sie auf Film zu bannen. Nur wer eine ruhige Hand behält, hat die Chance zu überleben.

Perspektivenwechsel

Letzteres bekommen wir besonders in der ersten Spielhälfte zu spüren, denn wenn wir einfach brachial vorgehen, wie zum Beispiel in den aktuellen Resident-Evil-Ablegern, werden wir bei der Geisterjagd nur wenig Glück haben. Während des normalen Abenteuers erleben wir die Geschehnisse aus der dritten Person, doch sobald ein Geist auftaucht, sollten wir schleunigst einen Überblick über den Raum gewinnen und dann die Camera Obscura einschalten. Ist dies erledigt, erleben wir das Geschehen aus der Ego-Perspektive beziehungsweise der Linse der Kamera. Betätigen wir den Auslöser zu früh, fügen wir unserem Gegner jedoch nur geringen Schaden zu. Es empfiehlt sich also, den Auslöser einige Sekunden gedrückt zu halten und die Anzeige aufzuladen, um zum einen den Geist effektiv zu besiegen und zum anderen auch den begrenzten Film zu schonen. Sollte uns der Film der Kamera ausgehen, stehen wir nämlich mitten in einem Gefecht fast hilflos dar. Es gibt zwar noch den unbegrenzten Film, aber dieser fügt einem Geist fast kein Leid zu. Daher sollte man gegnerbedingt überlegt den passenden Typ Film einsetzen. Die Filmtypen unterscheiden sich jedoch nicht nur in ihrer Stärke – die Aufladezeit, um das nächste Bild zu knipsen, variiert ebenfalls. Lauft ihr aber nicht gerade mit verschlossenen Augen durch das verschwundene Dorf, solltet ihr ausreichend Material haben.

Camera Obscura

Es gibt, wie bereits erwähnt, jedoch nicht nur aggressive Ungetüme in Project Zero 2. Solltet ihr auf einen Geist treffen, der euch nicht sofort attackiert, solltet ihr dennoch den Fotoapparat auspacken und ein Bild von ihm schießen, doch Obacht: Solche Geister tauchen in der Regel nur für ein paar Sekunden auf und verschwinden dann zunächst unwiderruflich! Für jedes so geschossene Foto von einem Geist, egal ob im Kampf oder in der freien Umgebung, erhalten wir Punkte, die wir in die Aufrüstung der Camera Obscura stecken dürfen. So laden wir schon bald den Film schneller nach, richten größeren Schaden an und können Geister auch aus einer größeren Entfernung fotografieren – oder wir erhöhen den Vorrat unserer Geistpunkte. Diese Punkte laden sich immer dann auf, wenn wir ein Foto von einem Feind knipsen. Dann können wir nämlich die Spezialwirkungen der verschiedenen Linsen nutzen, die wir optional in der Camera Obscura unterbringen können. Einen Geist stoßen wir bei seinem Angriff auf diese Weise noch weiter zurück oder uns werden mehr Punkte gutgeschrieben. Es gibt auch weitere Items, die wir an der Camera Obscura anbringen können. Die meisten davon erhalten wir aber erst nach dem einmaligen Durchspielen beziehungsweise können sie in dem freigeschalteten Schattenladen erwerben. Trotzdem: Der Fotoapparat bleibt vielseitig und gefährlich!

Geisterhände

Wer es am Anfang dennoch übertreibt, der findet im verschwundenen Dorf hin und wieder die nötigen Heilgegenstände wie Kräutermedizin oder Weihwasser. Wir haben davon zu Beginn regelrecht Gebrauch gemacht, um uns im Spiel einzufinden. Nach dem vierten Kapitel sind wir jedoch wesentlich vorsichtiger vorgegangen und haben uns auch beim Einsammeln von Gegenständen angestrengt. Erblicken wir am Boden nämlich einen blauen Punkt, handelt es sich dabei um diverse Items, die wir mit gedrückter A-Taste greifen sollen. In dieser Zeit kann die Hand samt Arm eines Verstorbenen auftauchen und uns so wertvolle Lebenspunkte abziehen. Das Spiel verlangt, dass die A-Taste in diesem Moment losgelassen werden soll, jedoch fällt die Reaktionszeit eines normalen Spielers dabei jedoch viel zu kurz aus, weshalb wir euch an dieser Stelle ganz einfach empfehlen, die A-Taste immer nur kurz gedrückt zu halten, sie loszulassen und dann wieder gedrückt zu halten. Außerdem verrät öfters die Kameraperspektive schon, ob sich solch eine Hand nähern wird. Unfreiwillig hört man auch die Wii von der Disc nachladen, wenn dieses Ereignis auftaucht. Ob die Entwickler das gewollt haben, ist fraglich – wir finden es jedoch interessant und beim Spielen im Dunkeln auch sehr atmosphärisch. Bei Tageslicht kann man sich ohnehin nicht sonderlich viel gruseln.

Hintergrundatmosphäre

Projekt Zero 2 hat hier nämlich leider ein Problem. Bei Tageslicht ist es sehr schwierig, etwas auf dem Fernseher zu erkennen. An den fair im Spiel verteilten Speicherlampen können wir zwar die Helligkeit regeln, doch wenn die Örtlichkeiten zu hell erscheinen, verfliegt viel von der Atmosphäre des Dorfes. Wir empfehlen also dringend, dass ihr das Spiel abends oder gar nachts spielen solltet, sofern ihr die Gruselatmosphäre erhalten wollt. Diese wird nämlich mit einem düsteren Soundtrack hervorragend unterlegt, dessen Tracks sich aber nicht wesentlich unterscheiden. Die Story rundum Mio und Mayu schafft es da aber leider nicht, uns an den Bildschirm zu fesseln, da beide Charaktere zu wenig charakterisiert werden. Die Hintergründe des Dorfes sind da schon sehr viel interessanter. Überall finden wir Dokumente oder alte Fotos, die uns Einblicke in das tiefreligiöse Leben der Bewohner geben und wie man mit Fremden in einem Dorf jenseits der Zivilisation umgeht. Noch dazu finden wir jede Menge Edelsteine, die wir in die Einfassung des Geisterradios stecken dürfen und so in gewisser Weise Tonaufnahmen, in erster Linie der drei Verstorbenen Yae, Sae und Itsuki, zu hören bekommen. Aus heutiger Entwicklersicht mag das sehr banal und wenig pompös wirken, aber solche Spielelemente sind doch genau das, was man sich von einem Horrorspiel erwartet.

Merkmale des Remakes

Optisch hat sich in dem im Jahr 2003 für die PlayStation 2 veröffentlichte Spiel ebenfalls viel getan, denn zum einen hat man nicht nur die Videosequenzen aufgewertet, sondern auch noch das komplette Charakterdesign. Hatte man vor neun Jahren noch das Gefühl, Mayu und Mio könnten einem Japano-Rollenspiel entsprungen sein, wirken die Schwestern mittlerweile sehr viel echter, wenn ihre Herkunft auch nicht gänzlich verschleiert werden kann. Westliche Fans von japanischen Horrorfilmen wie The Call dürfen sich sehr wohl angesprochen fühlen. Wer das Original kennt, wird grafisch allerdings weitere Veränderungen bemerken. Haben wir auf der PlayStation 2 noch alle Räume aus einer festen Kameraperspektive wie in Resident Evil erkundet, läuft das Spiel auf der Wii in der Verfolgerperspektive ab. Ob das ein guter Schritt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Beide Perspektiven haben ihre Vor- und Nachteile. Es ist uns jedoch schleierhaft, warum die Entwickler nicht noch die Bewegungssteuerung erfolgreich in das Spiel integriert haben. Es ist zwar möglich, die Blickwinkel an den Boden und an die Decke durch Bewegen der Wii-Fernbedienung geringfügig zu ändern, aber das Vorgehen wird unnötig hektisch inszeniert. Selbst wer das Original kennt und abermals nichts gegen einen linearen Spielverlauf einzuwenden hat, darf sich das Remake ohne Nachzudenken zu legen, denn die Spielidee ist nach wie vor originell und unterhaltsam.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Nintendo-Wii-Fassung): Als ich mir im Vorfeld die Beschreibung von Project Zero 2: Wii Edition durchgelesen habe, war ich doch ein wenig skeptisch. Die Reihe ist in den letzten Jahren einfach an mir vorbeigegangen, was aber wohl damals vor allem an der fehlenden Möglichkeit lag, Spiele auf der PlayStation 2 oder Xbox zu spielen. Dank der in meinen Augen sehr gut umgesetzten Wii-Fassung kam ich nun endlich in den Genuss des Spiels. Grundlegend finde ich die Handlung rundum Mayu und Mio doch sehr altbacken und ehrlich gesagt auch etwas langweilig, doch dafür erzählt mir der Titel nicht nur interessante Hintergründe über die Spielwelt, sondern setzt diese im Spiel mit der einen oder anderen Zwischensequenz und vielen sammelbaren Dokumenten gut um. Ob es nun mehr Spaß macht, wie in Resident Evil auf Zombies zu schießen oder mit einer Kamera Geister zu fotografieren, überlasse ich jedem selbst. Stimmungsvoller als die letzten Resident-Evil-Teile ist Project Zero 2 aber auf jeden Fall. Persönlich hätte ich mir mehr und anspruchsvollere Rätsel für den Spielverlauf gewünscht, der definitiv zu linear abläuft, auch wenn man sich relativ frei im verschwundenen Dorf bewegen kann. Ich werde mir sicherlich auch noch die anderen drei Teile der Reihe anschauen, wobei der vierte Teil bis heute aber leider nicht außerhalb Japans in den Handel gekommen ist. Es bleibt zu hoffen, dass Nintendo trotz des bevorstehenden Wii-U-Launches Erbarmen mit den Fans zeigt und Project Zero 4, welches 2008 exklusiv für die Wii erschienen ist, auch noch im Westen auf den Markt bringen möchte.

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