Review: Stranger Things 3: The Game

Als am 4. Juli 2019 die dritte Staffel der Mystery-Serie Stranger Things auf Netflix veröffentlicht wurde, gab es wohl kaum einen Fan, der die acht Folgen nicht im Eiltempo verschlungen hat. Wer die Figuren bereits vermisst, kann die Story im Spiel noch einmal von vorn erleben.

In der dritten Serienstaffel von Stranger Things, die um den Unabhängigkeitstag im Jahr 1985 und damit ein halbes Jahr nach den Geschehnissen der zweiten Season angesiedelt ist, versuchen sowjetische Kommunisten in der fiktiven Kleinstadt Hawkins im US-Bundesstaat Indiana das Tor zu einer anderen Welt aufzustoßen. Hierzu sei jedoch gesagt, dass es sich bei jener Dimension um einen für Menschen lebensfeindlichen Ort handelt und dass in den ersten beiden Staffeln bereits reichlich abscheuliche Kreaturen von der einen Seite auf die andere übergetreten sind. Entsprechend kehrt auch der düstere Mind Flayer zurück, der nicht nur Angst und Schrecken verbreiten, sondern auch Rache an Elfi nehmen will, die ihn bereits einmal besiegt hat. Genau wie die Serie knüpft auch das Spiel an diesen Ereignissen an, sodass zum völligen Verständnis unbedingt Vorwissen erwartet wird. Eine Zusammenfassung der Geschehnisse oder zumindest der wichtigsten Eckpunkte bietet das Spiel ebenso wenig wie Biografien zu einzelnen Figuren. Das ist aber auch nicht schlimm, denn Stranger Things 3 versteht sich als Lizenzprodukt zur gleichnamigen Staffel und richtet sich in erster Linie ausschließlich an die Fans der Vorlage. Diese dürfen aber keinen akribisch nacherzählten Handlungsstrang erwarten, sondern eine Story, die sich hier und da ein paar Freiheiten nimmt.

Getreue Umsetzung mit ein paar Freiheiten

Auf der einen Seite betreffen diese Freiheiten Umstrukturierungen in der Handlung und auf der anderen Seite die Charakterisierung der Figuren. Beispielsweise gehen in der zweiten Episode Jonathan Byers und Nancy Wheeler auf Spurensuche. Während sie in der Serie die Konsequenzen ihrer Aktionen erst später zu spüren bekommen, folgen diese im Spiel bereits im zweiten Kapitel. Während das aus erzähltechnischen oder gar dramaturgischen Gründen in Videospielform besser funktioniert, können wir gut nachvollziehen. Warum es jedoch möglich ist, auch dann zwischen Charakteren zu wechseln, die eigentlich gar nicht Teil der Szene sind, wirkt hier und da etwas befremdlich – vor allem dann, wenn nicht zum jeweiligen Protagonisten zurückgewechselt wird, wenn ein Gespräch stattfindet, an dem er beteiligt ist. Hinzu kommt, dass aus den Charakteren verhältnismäßig richtige Superhelden gemacht worden sind, nur damit sie zum actionreichen Gameplay passen. Wenn Dustin Henderson sich in der Serie gegen vermeintliche Einbrecher mit Insektenspray zur Wehr setzt und die Entwickler ihm diese Spraydose im Spiel als Waffe in die Hand drücken, dann ist das im ersten Augenblick durchaus charmant, wirkt ab dem dritten so besiegten Gegner allerdings etwas überdreht. Das haben thematisch ähnliche Spiele wie Crossing Souls besser hinbekommen.

Repetitive und motivierende Aufgaben

Beim Gameplay reißt Stranger Things 3 ebenfalls keine Bäume aus. Das Spiel funktioniert wie diverse Action-Adventures, wobei wir im Kern jedoch oft nur von einem Ort zum anderen gelangen und den jeweils aktuellen Auftrag erfüllen müssen. Unsere Aufgabe besteht meistens darin, einen Gegenstand aufzustöbern, ihn zu transportieren und abzuliefern. In einigen Fällen stellen sich uns Gegner wie gefräßige Ratten oder angriffslustige Sowjets in den Weg. Dadurch, dass jeder Charakter mit einer anderen Waffe angreift und auch über verschiedene Spezialangriffe verfügt, bleibt die Action stets abwechslungsreich. Selbiges gilt auch für die beiläufige Erkundung der Spielwelt, denn mit neuen Figuren können nach und nach immer mehr Orte erschlossen werden. Wer an die quirlige Erica Sinclair und den Lüftungsschacht im Einkaufszentrum denkt, darf genüsslich schweigen. Optisch besticht das Spiel mit einem passablen 16-Bit-Grafikstil, wobei das Geschehen aus der isometrischen Ansicht dargestellt wird. Akustisch passen die Klänge zwar durchweg, fühlen sich aber auf Dauer zu repetitiv und teilweise gar ermüdend an. Immerhin lässt sich das auf circa sieben bis acht Stunden angelegte Abenteuer auch zu zweit im Splitscreen-Modus spielen, sodass trotz repetitiver Spielabläufe noch etwas mehr Spielspaß aus dem Titel herausgeholt werden kann.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Nintendo-Switch-Fassung): Nachdem ich die dritte Staffel von Stranger Things beendet habe, habe ich mich direkt an Stranger Things 3: The Game gesetzt. Das Spiel zur Serie erzählt die Geschichte zwar nicht einhundertprozentig nach, hält aber an den wichtigsten Fakten und Details fest, sodass sich nur wenige Handlungsstränge verschieben oder anders anfühlen als in der Vorlage. Einzig und allein die Darstellung verschiedener Figuren ist für meinen Geschmack dann doch etwas zu viel, denn wenn die jugendlichen Charaktere – nur damit sie ins Gameplay passen – auf einmal so stark sind, dass sie es problemlos mit ganzen Gegnerhorden aufnehmen können, dann wirkt das einfach nur aufgesetzt. Auch bei den Haupt- und Nebenaufgaben hätten die Entwickler ein wenig kreativer sein können, da sie sich in ihrer Struktur oft gleichen. Dafür gibt es nebenher viel zu entdecken, was mit ansteigender Spielzeit und Charakterriege stets motivierender wird. Der gelungene Splitscreen-Modus für zwei Spieler rundet das Retro-Abenteuer zudem wunderbar ab.

 

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