Das Entwicklerstudio Level-5 zeichnet sich nicht nur für Professor Layton, sondern auch für die Videospielserie Inazuma Eleven verantwortlich. Mehr als ein Jahr nach dem Release im Land der aufgehenden Sonne, ist das erste Wii-Spiel der Serie endlich hierzulande erhältlich.
Leider steht die Veröffentlichung von Inazuma Eleven Strikers unter keinem guten Stern, da sich das Spiel mehr um die Fernsehserie des Franchises dreht, anstatt auf die ausgeklügelte Storyline der DS-Rollenspiele zurückzugreifen. Durch eine Programmänderung im letzten Jahr kam es allerdings dazu, dass mit der Ausstrahlung der Fernsehserie erst in diesem Frühling begonnen wurde. Da RTL 2 seine Programmstruktur zu Ungunsten der Anime-Fans geändert hat, kommen diese wöchentlich einzig und allein in den Genuss einer einzelnen Episode. Das wäre im Grunde auch nicht schlimm, wenn die Handlung auch im Spiel ähnlich gut umgesetzt werden würde – dies ist aber leider nicht der Fall. Sobald wir das Clubhaus aufsuchen beziehungsweise auswählen, können wir auch schon mit dem Kampf um den Pokal beginnen. Hauptcharakter Mark Evans erklärt uns, dass dies der Story-Modus des Spiels sei, doch da zu keiner Zeit die Geschehnisse auch nur ansatzweise geschildert werden, ist das in unseren Augen ein schlechter Scherz. Wir werden reihenweise und noch dazu ohne großen Zusammenhang in Fußball-Matches verstrickt, die wir gewinnen müssen. Sinn und Zweck der Matches werden in Inazuma Eleven Strikers nicht deutlich. Immerhin ist ein gewonnener Pokal anschließend im Clubhaus ersichtlich – das war es aber auch schon.
Neue Perspektive
Der Schwerpunkt in Inazuma Eleven Strikers liegt somit auf keiner Story, sondern auf dem sehr viel actionreicheren Spielsystem. Während wir in den DS-Rollenspielen die Spielwelt nach Herzenslust erkunden und die Handlung weitgehend auktorial erfahren konnten, werden wir hier auf Menüs beschränkt, um zu unserem nächsten Zielort zu gelangen. Sind wir dort angekommen, müssen wir gleich das nächste Match bestreiten. Anders als in den Handheld-Versionen müssen wir hier nicht die Spielzüge einzeichnen. Stattdessen sind wir es, welche gleich die Kontrolle der Spieler übernehmen. Das funktioniert dann ähnlich wie in Fifa oder Pro Evolution Soccer. Nach dem Anstoß passen wir den Fußball zwischen den einzelnen Charakteren hin und her, um schlussendlich ein Tor schießen zu können. Hier unterscheidet sich der Titel aber von den erwähnten Fußballserien, denn wie in den DS-Rollenspielen führen unsere Spieler eine Spezialfähigkeit nach der anderen aus. Diese müssen geschickt eingesetzt werden, da auch hier Technikpunkte den Einsatz einer Fähigkeiten einschränken. Es ist jetzt leider aber auch im Grunde fast egal, von wo aus wie in der gegnerischen Spielhälfte den Ball aufs Tor schießen. Hauptsache, der Schuss wird mit gedrückter B-Taste lange genug aufgeladen, um gegen die Spezialtechnik des Torhüters zu bestehen.
Hartes Training
Es gibt in Inazuma Eleven Strikers zwar keine Erfahrungspunkte mehr, doch trotzdem steigen unsere Technikpunkte nach einem Sieg bei jedem Charakter an. Selbiges erreichen wir auch durch Training in Minispielen. Da muss mal dann auch schon mal ein Autoreifen oder gleich der ganze Inazuma-Tourbus hinter einem hergezogen werden. Schießen wir Fußbälle mit Gummiseilen angekettet ins Tor, können wir ebenfalls unsere maximalen Punkte verbessern und auch noch die Freundschaft stärken. Warum wir diese Minispiele auch außerhalb des Clubhauses ausprobieren dürfen, ist uns rätselhaft. Dort steigern wir nämlich keinerlei Werte unserer persönlichen Fußballmannschaft. Nach dem Sieg gegen eine Mannschaft, dürfen wir mit verdienten Inazuma-Punkten sogar deren Spieler abwerben und in unser Team integrieren. Während in den DS-Titeln im Grunde mehr als eintausend unterschiedliche Charaktere zum Anwerben bereitstanden, sind es in Inazuma Eleven Strikers gerade noch 150 Figuren, aus denen wir unsere Mannschaft zusammenstellen. Wer jetzt darauf hofft, dass die Charaktere nun nicht mehr so austauschbar wirken, wird enttäuscht sein. Dadurch, dass es auch keine richtige Story gibt, hat jeder Spieler seine Vor- und Nachteile. Nicht mehr und nicht weniger.
Gemeinsam und gegeneinander
Mit der spielinternen Währung dürfen wir immerhin auch Items erwerben, die wir während eines Matchs zum Verbessern der eigenen Werte nutzen können. Praktisch! Positiv gefällt uns, dass wir das Spiel nun auch mit bis zu drei Mitspielern in Angriff nehmen dürfen – und das miteinander oder auch gegeneinander. Unsere Mitspieler dürfen sogar auch die Rolle des Trainers oder die des Managers übernehmen, um während eines Matches Boni für die Mannschaftsmoral zu erstellen. Eine nette Idee! Schade ist nur, dass es schon wieder keine Online-Modi gibt. Besonders bei einem Wii-Spiel hätte sich das mehr denn je angeboten, aber warum Level-5 sich abermals dagegen entschieden hat, bleibt wohl ewig ein Rätsel. Es ist uns aber auch ein Rätsel, warum man die Pointer-Funktion der Wii-Fernbedienung nicht ausnutzt. So müssen wir in den Menüs den Zeiger umständlich über den Control Stick verschieben und im Spiel kommt er für den Solospieler ebenfalls nicht zur Geltung. Letzteres ist aber durchaus verschmerzbar, da das Wechseln zwischen zwei Spielern mit einem Druck auf den C-Knopf sehr schnell funktioniert. Einzig und allein die Bewegungsabläufe funktionieren am Anfang noch sehr schwerfällig. Nach ein bis zwei Stunden geht die Steuerung jedoch in Fleisch und Blut über. Positiv ist hierbei, dass auch der Classic Controller (Pro) verwendet werden kann.
Hübsche Comicgrafik
Optisch macht der Titel einen guten Eindruck. Die kunterbunte Comicgrafik besticht genauso wie in der Serie und in den vorgegangen Handheld-Abenteuern. Gelegentlich gibt es jedoch relativ kurze Nachladepausen, wenn die Animation einer Spezialtechnik abgespielt werden muss, doch diese fallen nicht sonderlich ins Gewicht. Der Soundtrack ist übrigens deutlich abwechslungsreicher als in den DS-Rollenspielen und sorgt somit für eine tolle musikalische Untermalung. An eine Synchronisation hat man ebenfalls wieder gedacht, doch leider ist diese nur sehr selten zu hören. So sprechen alle Charaktere nur den Namen der Spezialfähigkeit aus, wenn diese eingesetzt wird. Selten hört man auch mal zusammenhängende Wortketten. Dabei fällt uns besonders negativ auf, dass einige der Stimmen mehrfach besetzt sind. Auf ein gesungenes Intro hat man diesmal jedoch komischerweise auch verzichtet. Inazuma Eleven Strikers verlegt gekonnt den Fokus des Geschehens vom Rollenspiel auf ein sehr arcade-lastiges Fußballspiel. Wer nichts gegen den übermäßigen Einsatz von fantasievollen Spezialtechniken hat, auf eine anständige Story gerne verzichten kann und auch sonst lieber offline vor dem heimischen Fernseher mit Freunden spielt, der bekommt mit Inazuma Eleven Strikers ein sehr unterhaltsames Spiel spendiert – aber eben auch nur dann.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit: Obwohl ich absolut kein Fußball mag, kann ich mit der Inazuma-Eleven-Serie sehr viel anfangen. Es ist aber schade, dass man auf eine Story zugunsten des actionreichen Spielgefühls leider verzichtet hat. So werden die Matches zusammenhanglos abgearbeitet und da RTL 2 eine mehr als miese Programmpolitik betreibt und die Serie noch nicht auf Blu-ray erhältlich ist, verstehe ich aufgrund noch nicht gesendeter Episoden die Story nicht. Das tut dem restlichen Gameplay aber keinen Abbruch, da dieses für sich genommen funktioniert. Es ist richtig interessant zu sehen, wie sich die Sicht durch eine andere Steuerung verändert. Das mag für Fußballfanatiker dank Fifa und Pro Evolution Soccer nichts neues sein, aber da ich mit dem realitätsnahen Spiel nichts zu tun habe, ist diese Ansicht für mich neu. Dabei vergisst Inazuma Eleven Strikers aber auch an keiner Stelle, zu welcher Serie es gehört. Nach wie vor kann ich mit den liebgewonnenen Charakteren reichlich Spezialtechniken ausführen und die Inszenierung weicht in diesen Punkten auch kaum von den DS-Rollenspielen ab. So gehört ein Spiel in ein anderes Genre portiert, doch der ausschlaggebende Faktor, warum der Titel nicht übers Mittelfeld hinausreicht, ist die nahezu fehlende Handlung und der nicht vorhandene Online-Modus. Der Nachfolger (wenn er hierzulande denn überhaupt noch erscheinen wird), sollte diese beiden Fehler für ein angenehmeres Spielerlebnis unbedingt korrigieren.