Review: Yashahime: Princess Half-Demon (Staffel 2)

Nachdem im japanischen Fernsehen die erste Season der insgesamt 48-teiligen Anime-Serie Yashahime: Princess Half-Demon im März 2021 zu Ende ging, mussten Fans ein halbes Jahr lang auf die Fortführung warten. Von Oktober 2021 bis März 2022 lief dort die zweite Staffel.

Im Gegensatz zur aus 24 Episoden bestehenden ersten Season von Yashahime, die viele Jahre nach Inuyasha – The Final Act ansetzt, wird dieses Mal auf einen Zeitsprung verzichtet. So knüpft die Story in der 25. Folge direkt an den tragischen Cliffhanger des Staffelfinales an. Mit Hilfe des Schwertes Tenseiga, das Sesshōmaru seiner Tochter Towa überreicht, gelingt es dieser, ihren Zwilling Setsuna wieder zurück ins Reich der Lebenden zu holen. Zusammen mit ihrer Cousine Moroha, der Tochter von Inuyasha und Kagome, bereiten sie sich auf die kommenden Konfrontationen vor. Oberbösewicht Kirinmaru plant, Raum und Zeit zu überwinden und sich zum Herrn über alle Yōkai zu ernennen. Dazu benötigt er allerdings das Windrad des Naturgeists Akuru, den aber wohl nur Angehörige des Hundedämonenclans sehen können. Entsprechend versucht er gegen Towa, Setsuna, Moroha und ihre Väter vorzugehen und sie zur Mithilfe zu bewegen. Wer die erste Staffel gesehen hat, was an dieser Stelle alleine aufgrund des deutlich besseren Verständnisses zu empfehlen ist, wird wissen, dass die Protagonisten allesamt Sturköpfe sind und sich, zumindest nicht ohne Weiteres, einfach so verbiegen lassen. Es entbrennen erneut Kämpfe auf Leben und Tod. Zwar wirkt Yashahime inszenatorisch zielgerichtet, doch ist Kirinmarus Intention tiefgründiger als zunächst gedacht.

Schnelle und zielstrebige Erzählweise

Warum Kirinmaru tatsächlich so handelt, soll aus Spoiler-Gründen an dieser Stelle aber nicht verraten werden. Definitiv überrascht seine Einstellung, was durchaus als positiv zu werten ist. Trotz allem baut sich diese Geschichte zum Finale mit etlichen Wendungen und geschickt platzierten Mini-Cliffhangern gekonnt im Hintergrund auf, denn zuallererst müssen sich die Helden einem anderen Problem widmen. Kirinmarus Schwester Zero, die mit ihrem Bruder gebrochen hat, ist erbost darüber, dass sie nicht den Tod fand und von Sesshōmaru vor diesem bewahrt wurde. Dies liegt daran, dass der rote Faden des Schicksals an Rin, der Mutter von Setsuna und Towa, gebunden ist. Stirbt die eine, stirbt auch die andere. Yashahime spielt hier inhaltlich wie visuell mit einem Konzept der ostasiatischen Kultur, was die überwiegend in der Sengoku-Zeit angelehnte Geschichte noch einmal aufwertet. Entsprechend schwierig fällt es gerade den Zwillingsschwestern gegen ihre Widersacherin vorzugehen. Zudem hat Zero Rin mit einem Silberschuppenfluch belegt. Peu à peu bedeckt sich ihr ganzer Körper mit silbrigen Schuppen, was früher oder später zu Rins Exitus führen wird. Die Zeit drängt, wodurch die zweite Staffel im Gegensatz zur ersten Season deutlich flotter erzählt wirkt. Ständig passiert etwas Neues oder Unerwartetes, was den Zuschauer unentwegt an den Bildschirm bannt.

Abgeschlossene Handlungsstränge

Ganz allgemein gelingt der zweiten Season von Yashahime etwas, an dem es der ersten Staffel möglicherweise mangelt. Gemeint sind damit Antworten auf viele Fragen, die die ersten 24 Folgen bereits aufgeworfen haben. Mit jeder weiteren Episode erweckt die Serie den Eindruck, dass sie von Vornherein auf zwei Staffeln ausgelegt war. Schlimm ist das aber nicht, denn die mosaikartige Struktur wird durch das zweite Episodenpaket unglaublich bereichert. Es reicht also nicht aus, bloß eine Staffel zu sichten, um das Gesamtbild zu erkennen. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn die zweite Season führt die Handlung zu einem runden Ende. Alle Fragen werden beantwortet und es wird ein Schlusspunkt unter die Erzählung gesetzt. Eine Fortführung mit einem neuen Handlungsbogen ist zwar denkbar, zum Testzeitpunkt am 4. November 2023 aber nicht bestätigt. Auf Blu-ray Disc ist die Anime-Serie darüber hinaus ebenfalls nicht erhältlich. Wer also wissen will, wie es mit Moroha und Co weitergeht, muss gezwungenermaßen Crunchyroll abonnieren und sich je nach Internetleitung gegebenenfalls mit Tücken wie Nachladepausen oder schwankender Bildqualität herumschlagen. Eine deutsche Synchronisation gibt es ebenso nicht, weshalb Fans der gelungenen Fantasy-Action Yashahime auf den herausragenden japanischen Originalton zurückgreifen müssen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf dem Stream bei Crunchyroll): Die Anime-Serie Yashahime: Princess Half-Demon kann in der zweiten Staffel ihre Karten voll und ganz ausspielen. Lässt die erste Season noch viele Fragen offen, wird der Zuschauer in der Fortsetzung regelrecht mit Antworten bombardiert. Es ist erstaunlich, wie intelligent sich der Handlungsbogen mit den verschiedenen Aspekten nach und nach zusammensetzt. Hätte die erste Staffel von dieser Erzähltechnik ebenfalls profitiert, zeigt die zweite Season dafür umso mehr, dass beide Staffeln als eine Einheit verstanden werden sollten. Nicht nur die Erzählung erreicht neue Höhepunkte mit Wendungen und Überraschungen, auch die Charaktere werden tiefgründiger denn je dargestellt. Durch die Entscheidung, Setsuna, Towa und Moroha in ein paar Folgen getrennt voneinander Abenteuer erleben zu lassen, werden die drei Figuren hervorragend beleuchtet. Sie haben alle ihre eigenen Stärken und Schwächen, die sie anschließend im Team kombinieren beziehungsweise ausmerzen können. Wer die ersten 24 Folgen gesehen hat, kommt meiner Meinung nach nicht um die bis hierhin zweite Serienhälfte herum. Das Ergebnis ist mehr als zufriedenstellend und dürfte jedem Fan des Fantasy-Action-Genres gefallen. Wer jedoch Wert auf eine deutsche Synchronisation legt, die schon bei der ersten Staffel hochwertig ausfiel, muss aber wohl noch einige Zeit lang ausharren. Im Streaming-Angebot von Crunchyroll liegt lediglich der japanische Originalton vor, der aber gut gelungen ist.

Vielen Dank an Crunchyroll für die freundliche Bereitstellung des Zugangs zum Streaming-Angebot!

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