Review: Cross Blitz

Mit dem 1993 erstmals veröffentlichten Sammelkartenspiel Magic: The Gathering löste Richard Garfield ein Phänomen aus, das bis heute anhält und für zahlreicher Nachahmer sorgte. Cross Blitz ist ein mutiger und zudem richtig guter Vertreter des Genres in Videospielform.

Seit mehreren Jahren werkelten die kalifornischen Entwickler von den Tako Boy Studios an Cross Blitz. Ende November erschien der Titel endlich für den PC und sorgt seitdem bei Spielern, die für Sammelkartenspiele anfällig sind, hellauf für Begeisterung – so auch bei uns. Es gibt zwar auch hier und da Grund zur Kritik, aber grundsätzlich handelt es sich hierbei um eine wunderbare Erfahrung, die zudem mit gelungenen Rollenspielaspekten verbunden wurde. Zu einem vernünftigen Rollenspiel gehört jedoch auch eine ausgeklügelte Handlung, die wir im Story-Modus von Cross Blitz allerdings nicht bekommen. Die Dialoge zwischen unserem Helden und den zahlreichen Nicht-Spieler-Charakteren, welche die fantasievoll und reichlich farbenfroh gestaltete Crossdawn Isle bewohnen, fallen zwar angenehm kurz aus, sind aber zugleich nichtssagend, da sich zu sehr mit Banalitäten aufgehalten wird. Immerhin stehen uns verschiedene Charaktere zur Auswahl, mit denen wir die Kampagne durchspielen und auf diese Art und Weise verschiedene Kartentypen kennenlernen können. Zu Beginn der Story entscheiden wir uns dementsprechend zwischen dem tapferen Piraten Redcroft, der Berühmtheit Violet, dem gewieften Dieb Quill, dem Kampfkünstler Seto oder der elfenartigen Mareena. Für einen Durchlauf benötigen wir in Cross Blitz je nach Spielertyp etwa sechs Stunden.

Große Vorbilder großartig interpretiert

Obwohl uns die Story nichts weiter als ein Achselzucken entlockt, gilt dies nicht für das Gameplay. Über die in hexagonale Felder eingeteilte Oberwelt bewegen wir uns peu à peu zum nächsten Ereignis, führen Gespräche mit Nicht-Spieler-Charakteren, plündern Schatztruhen oder legen uns in rundenbasierten Kämpfen mit Gegnern an. Hierbei erinnert das Spiel stark an Sammelkartenspiele wie das nordamerikanische Magic: The Gathering oder das japanische Yu-Gi-Oh! – und das sind nun wirklich keine Marken, mit denen wir das ähnlich aufgebaute Cross Blitz leichtfertig vergleichen würden. Um Verbündete auf dem Schlachtfeld an unsere Seite zu rufen oder Spezialfähigkeiten einzusetzen, was auch für den Rogue-like-Modus gilt, sind wir auf die Währung Mana angewiesen. In jeder Runde generieren wir zunehmend bis zu einem Maximum von zehn Einheiten jeweils einen Manapunkt mehr, den wir in Angriff und Verteidigung investieren müssen. Hierbei ist es unsere Aufgabe, auf dem Spielbereich, der sowohl auf der gegnerischen als auch auf unserer Seite aus jeweils acht Feldern besteht, clever unsere Einheiten zu positionieren. Am Ende jedes Zuges greifen wir oder unser Gegner an, wobei Angriff und Lebenspunkte der Kreaturen gegengerechnet werden. Können Einheiten durchmarschieren, richten sie bei uns oder beim Gegner den entscheidenden Schaden an.

Tiefgründige Kartenspielmechanismen

Cross Blitz bietet zudem eine große Vielfalt von Aktionen, die nur unter bestimmten Voraussetzungen aktiviert werden. Unter anderem können wir in einem Deck voller Piraten ab der dritten Runde eine Kanone positionieren, die immer dann, wenn wir einen weiteren Piraten zur Hilfe rufen, zwei Schadenspunkte bei einer zufällig ausgewählten gegnerischen Einheit anrichtet. Es kann aber genauso gut sein, dass der Gegner eine Kreatur einmalig wiederbelebt, sobald diese zum ersten Mal stirbt. Steigen wir im Level auf, können wir nicht nur unsere maximalen Lebenspunkte erweitern, sondern neue mächtige Karten unserem Deck hinzufügen. Letztere lassen sich auch in Läden erwerben, sofern wir über das nötige Kleingeld verfügen. An dieses gelangen wir vor allem dann, wenn wir in den Kämpfen bestimmte Konditionen wie das Beschwören eines Golems erfüllen. Ebenfalls gibt es Händler, die uns Relikte verkaufen, die wir ausrüsten dürfen, um spezielle Boni zu erhalten. Schnell landen wir in einer motivierenden Aufwärtsspirale, aus der es so leicht kein Entkommen gibt. Extrem schade ist aber, dass das im Pixel-Look gestaltete Spiel über keinen Mehrspielermodus verfügt. Dass es nur deutsche Bildschirmtexte gibt, dürfte die Zugänglichkeit trotz leicht verständlicher Erklärungen auf Englisch und einer guten Spielbarkeit mit der Maus womöglich einschränken.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Cross Blitz ist eines der Spiele, bei denen sich meine rechte Hand nur ungern von der Maus trennt. Trotz der schwachen Geschichte im Story-Modus macht das Spiel in puncto Gameplay einiges richtig. Es ist unfassbar motivierend, die Einheiten geschickt auf dem Spielfeld zu positionieren und das eigene Deck mit der Zeit immer weiter auszubauen. Da ich gerade in meiner Jugend und im frühen Erwachsenenalter sehr viel Magic: The Gathering gespielt habe, kommen mir so einige Spielmechaniken äußerst vertraut vor. Auch Einflüsse von Yu-Gi-Oh! kann ich im Spiel identifizieren. Die Vorbilder oder deren Regeln zu kennen, setzt Cross Blitz aber nicht voraus. Alle Mechaniken werden verständlich auf Englisch erklärt. So wird jeder Spieler langsam und behutsam an die Systeme herangeführt, die mit der Zeit immer tiefgründiger werden. Über einen längeren Zeitraum zeigt sich umso mehr, wie viel Inhalt im Spiel steckt und wie gut die einzelnen Elemente aufeinander abgestimmt sind und ineinandergreifen. Während ich über den mauen Story-Modus hinwegsehen kann, finde ich es äußerst schade, dass es keinen Mehrspielermodus gibt. Dieser hätte auch nach etlichen Durchläufen sowohl im Story-Modus als auch im Rogue-like-Modus dafür gesorgt, dass Cross Blitz langfristig motivierend und genreweit relevant bleibt.

Vielen Dank an The Arcade Crew für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Cross Blitz!

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