Nachdem Electronic Arts die Der-Herr-der-Ringe-Filmlizenz mit dem vor mehr als zwei Jahren erschienenen Der Herr der Ringe: Die Eroberung gehörig in den Sand gesetzt und daraufhin glücklicherweise verloren hat, wird seitdem bei Warner Bros. Interactive an einem Mittelerde-Spiel gewerkelt. Wir hatten die Gelegenheit, es auf der Gamescom anzuspielen.
In unserer Anspielversion hatten wir drei verschiedene Charaktere zur Auswahl, etwa einen agilen Dúnedain-Waldläufer oder eine begabte elbische Zauberin. Ein stämmiger Zwerg war der letzte im Bunde, der das Klischee der Drei-Klassengesellschaft komplettiert. Zusammen mit zwei weiteren Redakteuren von anderen Magazinen, durften wir gar zu dritt die gesamte Vorführversion durchspielen. In einer Bergfestung im Norden von Mittelerde erwarten die dort ansässigen Zwerge einen Angriff von Orks und Trollen. Wir haben selbstverständlich keine andere Wahl und helfen den bärtigen Gesellen. Unsere Aufgabe ist es nun, den Ansturm aufzuhalten und die Orks allesamt zu besiegen. Schaffen es die Trolle bis zum großen Tor und reißen dieses mit ihren gigantischen Keulen ein, verlieren wir und müssen von vorn beginnen.
Hoch lebe das Action-Rollenspiel!
Dazu wird es allerdings nicht kommen, da wir schon vor vielen Jahren Erfahrungen mit den Electronic-Arts-Spielen Die Zwei Türme und Die Rückkehr des Königs gesammelt haben. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Entwickler der Snowblind Studios (die sich unterem für Baldurs Gate: Dark Alliance und Champions of Norrath verantwortlich zeigen) an die einst ruhmreichen Hack-and-Slay-Tage anknüpfen wollen. Dieses Mal spielt sich der Titel allerdings verstärkt wie ein Action-Rollenspiel. Erledigte Gegner hinterlassen uns eine bestimmte Menge an Erfahrungspunkten, mit denen wir im laufenden Spiel neue Fähigkeiten kaufen und sofort anwenden können. In den herumstehenden Schatztruhen finden wir neue Gegenstände, mit denen wir unseren Charakter aufrüsten können. Neue Rüstungen oder Waffen stehen somit in jedem Level an der Tagesordnung und das ist auch bitter nötig: Die Trolle besiegen sich schließlich nicht von alleine.
Leben und Tod
Wir schlüpfen in die Rolle der Zauberin. Nachdem die ersten Orks angegriffen haben und aus der Welt geschafft wurden, bedienen wir schließlich eine von zwei großen Ballisten, mit denen wir Geschosse auf den nächsten Gegneransturm feuern. Schon bald werden wir überrannt, die Ballisten zerstört. Das untere Tor bricht auseinander, die Trolle treffen ein. In einem gefährlichen Kampf im unteren Burghof erledigen die Trolle erst uns, dann den Zwerg. Ein spezielles Feature von Der Krieg im Norden ist, dass unsere Verbündeten uns von unseren Todesqualen befreien können. Dazu muss sich der jeweilige Spieler zum getöteten Charakter hinbewegen und den A-Knopf (in der Xbox-360-Fassung) kurzzeitig gedrückt halten. Wenige Sekunden später sind wir wieder auf den Beinen, doch die Trolle haben sich bereits dem Tor genähert, welches es zu schützen gilt. Schnell eilen wir die Stufen hinauf, erledigen nebenbei ein paar Orks und erreichen schließlich das Tor, wo die Trolle bereits auf uns zu warten.
Mittelerde aus Buch und Film
Um gegen größere Gegner zu bestehen, sollen wir die erlernten Spezialfähigkeiten einsetzen, erzählt uns der Entwickler. Unsere Elbin verlangsamt in einem gewissen Radius die Zeit und verschießt gefährliche Blitze, um die harten Brocken zum Fall zu bringen. In letzter Sekunde gelingt es uns noch, die Trolle auszuschalten, die Bergfestung zu beschützen und die Aufgabe erfolgreich abzuschließen. Hier endet unser Ausflug nach Mittelerde leider bereits nach gut zwanzig Minuten, doch das Gezeigte macht Lust auf mehr. Dass Warner Bros. Interactive über Buch- und Filmlizenz verfügt, merkt man dem Spiel deutlich an. Die Spielwelt erinnert uns dabei sehr an Schauplätze aus Peter Jacksons Filmen, doch die Handlung ist außerhalb der Filme angesiedelt und erzählt eine Geschichte von Orten, die in den Büchern zwar erwähnt werden, aber nicht von Tolkien ausgeschmückt worden. Eine gute Idee, um frischen Wind in das teils ausgelutschte Mittelerde-Szenario zu bringen. Neben Turbines Der Herr der Ringe Online: Der Aufstieg von Isengart war Der Krieg im Norden für Fans wohl das Highlight der Messe. Wenn das Spiel im November erscheint, sind wir definitiv mit dabei!
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Prognose (basierend auf der Xbox-360-Fassung und der Gamescom-Präsentation): Seit mehr als zehn Jahren bin ich ein großer Fan des Herrn der Ringe. Ich habe die Bücher verschlungen, die Filme mehr als ein dutzendmal gesehen und auch jedes erdenkliche Videospiel des Franchises gezockt. Derzeit freue ich mich sehr auf die Verfilmung von Der Hobbit und natürlich auf Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden. Mir hat das Anspielen beim Entwickler auf der Gamescom sehr gut gefallen, das Spiel fühlt sich schon jetzt gut an. Es gibt keine unfairen Angriffe, die man gelegentlich in Die Zwei Türme oder Die Rückkehr des Königs ertragen musste und dass ich jetzt auch im laufenden Spiel neue Fähigkeiten erlernen und meine Ausrüstung verwalten kann, spricht für den Titel. Jetzt stelle ich mir nur die Frage, für welches System ich mir das Spiel schlussendlich zu legen soll. Die Xbox-360-Fassung würde mir am meisten gefallen, da ich mit der Steuerung am besten klar komme, wobei ich bei den Konsolen nur die PlayStation-3-Fassung online mit Freunden erleben kann – die PC-Ausgabe ist dafür gut zwanzig Euro günstiger. Eines ist aber dann doch sicher: Am vierten November werde ich mich nach Mittelerde begeben, koste es was es wolle.
Vielen Dank an Warner Bros. Interactive für die freundliche Einladung zur Gamescom!