Review: Go Vacation

In einigen Familien gibt es Jahr für Jahr kleinere Streitigkeiten, welche die Wahl betrifft, wo denn der nächste gemeinsame Urlaub stattfinden soll. In Go Vacation haben Differenzen keinen Platz, denn hier stehen gleich vier unterschiedliche Themenwelten zur Auswahl.

Bevor wir die malerische Insel Kawaii unsicher machen dürfen, müssen wir uns zunächst für eine Spielfigur entscheiden. Entweder basteln wir uns in Windeseile schnell einen eigenen Avatar zusammen (dabei stehen vier Grundauswahlmöglichkeiten, nämlich kleiner und großer Junge oder Mädchen zur Verfügung, die dann genügend differenzierte Charaktere bieten, die einem Misch aus MySim und Mii ähneln) oder wir wählen ganz einfach das Gesicht eines unserer Miis aus. Kurz danach sehen wir auch schon, wie das Flugzeug mit dem Landeanflug auf das Inselidyll beginnt, doch zuvor erwartet uns erst ein kurzes Vorstellungsvideo, was uns auf Kawaii erwarten wird. Danach dürfen wir aber auch schon die ersten Schritte auf dem Eiland gehen und warme Temperaturen in der Sonne, samt eines schönen Strandes und dem weiten blauen Meer genießen. Von nun an werden wir von Minispiel zu Minispiel gelotst. Hier wird gesurft, getaucht oder Beach Volleyball gespielt – da ist für jeden etwas dabei! Je schneller wir die zahlreichen Aktivitäten angehen, desto eher erhalten wir Zugang zu den anderen drei Resorts von Kawaii. Neben malerischen Stränden erwartet uns auch das turbulente Stadtleben, wo das Surfbrett beiseite gelegt und Skateboards rausgekramt werden. Wir dürfen ebenfalls frische Bergluft schnuppern und wenn wir möchten auch verschneite Wipfel erkunden – inklusive Schneeballschlachten und Snowboard-Pisten.

Idyllische Urlaubsinsel

So manche Aktivität taucht in den anderen Resorts in ähnlicher Form auf, doch trotzdem kann der Titel hier grundlegend mit abwechslungsreichen Sportarten und Minispielen punkten. Fast fünfzig unterschiedliche Aktivitäten gilt es auf der Insel zu entdecken und zu genießen. Wenn wir uns in der Stadt nicht gerade wilde Autorennen liefern oder Eisangeln im Schnee-Resort betreiben, können wir uns zwischen den Minispielchen jederzeit frei auf dem Eiland bewegen. Nahezu alles, was wir sehen können, ist auch zu Fuß oder mit Hilfsmitteln zu erreichen. Ganz so mysteriöse Geheimnisse wie die Insel aus der Fernsehserie Lost birgt Kawaii zwar nicht, dennoch gibt es viel zu entdecken. So finden wir abseits der Wege schon mal eine Truhe, die neue Kleidungsstücke für uns bereithält. Im Informationszentrum eines jeden Resorts dürfen wir unsere Kleidung übrigens jederzeit wechseln. Außerdem können wir auf Kawaii kurzerhand einen Hund adoptieren, der uns dann treu ergeben ist und uns auf naheliegende Geheimnisse aufmerksam macht. Haben wir zwanzig Minispiele absolviert, wird uns zudem eine ganze Villa geschenkt, die wir frei betreten, neu bekleiden und sogar nach unseren Wünschen dekorieren dürfen. Dazu sind allerdings Silber- und Goldschlüssel notwendig, die wir für besonders gute Leistungen in den Minispielen erhalten.

Fummelige Fuchtelsteuerung

Das ist aber oft nicht ganz so einfach, wie wir uns das vielleicht vorstellen. Während einige Minispiele einfach zu bedienen sind, zehren andere Aktivitäten an unseren Nerven. Fast jedes Spiel kommt mit einer anderen oder leicht geänderten Steuerung daher, ständig müssen wir uns also umgewöhnen und oft eine schwammige und oft ungenaue Steuerung in Kauf nehmen. Eine pure Knöpfchensteuerung gibt es übrigens nicht – in Go Vacation werden fast ausschließlich die Steuerungseinheiten bewegt und geschüttelt. Der Titel entschädigt dafür mit einer sehr hübschen Optik, bei der sich sogar Nintendo eine Scheibe abschneiden darf, sofern der japanische Konzern nochmals einen Teil der Wii-Sports-Reihe veröffentlichen möchte. Bei Go Vacation wirkt nichts steril. Die Inselwelt ist sehr viel farbenfroher als es sich die Miis auf Wuhu Island (die Spielwelt von Wii Sports Resort und weiteren Nintendo-Titeln, wie Pilotwings Resort) jemals vorstellen könnten. Mit einer guten Weitsicht beeindruckt der Titel ebenfalls, denn auch in weiter Ferne sind noch viele Details gut sichtbar. Leider haben die Komponisten den Soundtrack nicht ganz so gut getroffen. Zwar haben sie das Abenteuer mit passender Urlaubsmusik unterlegt und somit den Zweck erfüllt, doch fallen die ständig wiederkehrenden Stücke negativ auf.

Kein Traumurlaub

Außerdem bemängeln wir, dass wir im Spiel nur deutsche Sprachfetzen vernehmen, wenn wir mit einem Charakter sprechen oder an einer Gruppe anderer Urlauber vorbeilaufen. Hier wäre mehr möglich gewesen und das hätte dem Spiel wesentlich mehr Charme spendiert. Immerhin haben es die Entwickler nicht versäumt, einen Mehrspielermodus in das Spiel zu integrieren. So können wir mit bis zu drei Mitspielern den virtuellen Urlaub genießen, allerdings nur lokal. Online-Komponente haben die Entwickler ausgelassen. Abschließend bleibt uns leider nur zu sagen, dass Go Vacation ein ganz passabler Titel geworden ist, der gute Ansätze bietet, welche allerdings nicht zu Ende gedacht wurden. Die abwechslungsreichen Minispiele locken zwar zum Kauf, doch verspielen sie ihren Reiz oftmals an der undurchdachten und gelegentlich lahmen Steuerung. Zudem hätte es uns gefallen, wenn der Entwickler sein Belohungssystem überdacht hätte. So erhalten wir, egal ob Sieg oder Niederlage, nach jedem Minispiele einen Stempel in unser Sammelbuch. Vielspieler werden kaum Herausforderungen entdecken, zumal die Solospielzeit zum einmaligen Spielen aller Minispiele höchstens vier bis fünf Stunden beträgt. Junge und kleine Familien, Party-Freunde und Interessenten, die sowieso viel lieber mit mehreren Leuten spielen möchten, erhalten mit Go Vacation trotzdem den derzeit interessanten Casual-Titel, den man zumindest einmal anspielen kann.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Als ich mir im Vorfeld die Trailer im Nintendo-Kanal angeschaut habe, wurde ich auf das Spiel neugierig. Schlussendlich entschied ich mich dazu, den Titel einmal genauer anzuschauen und wurde leider sehr enttäuscht. Beim besten Willen kann ich nicht verstehen, wie ein Spiel mit einer halbgaren Steuerung durch die Qualitätssicherung eines Unternehmens wie Namco Bandai kommt. Wäre dieses Spiel zu Beginn der Wii-Ära erschienen, hätte ich das ständige Hin- und Herschwenken, sowie das Schütteln mit der Wii-Fernbedienung noch verstehen können, aber fünf Jahre nach Veröffentlichung der Konsole ist das einfach nicht mehr zeitgemäß – hier hätten die Entwickler alternative Steuerungsmethoden entwickeln geschweige denn ausprobieren sollen. Fahrzeuge lassen sich nur vernünftig steuern, wenn ich den Nunchuck angeschlossen habe, doch viele Minispiele lassen sich erst starten, wenn ich besagte Steuerungseinheit wieder abgetrennt habe. Obwohl der Titel ständig von mir erwartet, dass ich die Wii Remote wie ein Verrückter durch die Gegend wirble, kann ich die Kamera beim Laufen über die Insel nicht justieren. Ich muss stehen bleiben, den C-Knopf gedrückt halten und dann den Analog-Stick drehen. Das ist unsinnig und unnötig. Diese anmaßenden Steuerungsmethoden nehmen im gesamten Spiel nicht ab. Beim Tanzen in der Stadt erkennt das Spiel Bewegungen als zu schnell, wenn ich im Takt bleibe. Hänge ich etwas hinterher, wird die Tanzbewegung noch als richtig registriert. Obwohl das jetzt alles negativ klingt, habe ich doch ein klein wenig Spaß mit dem Titel gehabt. Die riesige Insel zu erkunden, auch wenn man sich dafür mit einer halbgaren Steuerung auseinandersetzen muss, macht einfach Laune. Leider ist das der einzige Punkt (neben ein paar wirklich guten Minispielen), den ich mir an Go Vacation in Erinnerung halten werde. Irgendwann, wenn der Entwickler wirklich bereit für ein Projekt dieser Größe ist, wünsche ich mir einen Nachfolger, aber dann bitte direkt mit einer bis zu Ende gedachten Steuerung und einem noch besser ausgeklügelten Spielsystem.

Hinterlasse einen Kommentar