Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Es kommen immer weniger PC-exklusive Titel heraus und Deutschland stellt fast die einzige verbliebene Festung der PC-Spieler dar. Sehen wir von einer Hand voll Blockbustern einmal ab, erscheinen lediglich Simulationen und Manager exklusiv für den Heimcomputer. Auch hier haben wir eine Simulation vor uns, doch sind wir weit entfernt von Mähdreschern und Marsfahrzeugen. Hier wird nämlich mit Millionen jongliert!
Alle Jahre wieder veröffentlicht Electronic Arts einen Rundumschlag an Sportspielen. Fußballfans werden dabei stets doppelt versorgt. Denn vor etwa zehn Jahren gesellte sich zur klassischen Fifa-Reihe noch der Fußball Manager dazu. Wie beim eingangs genannten Konzern so üblich, veröffentlichte man von da an kontinuierlich Jahr für Jahr einen neuen Ableger der Serie. Dabei zeichnete sich auch die neue Reihe nicht unbedingt durch besonders große und revolutionäre Updates aus. In den letzten Jahren ging dies sogar so weit, dass man den ehrlichen Käufer doch tatsächlich als zahlende Beta-Tester zweckentfremdete. So sehr waren jene Spiele zum Release noch mit Bugs übersät, doch in diesem Jahr scheint ein Wunder geschehen zu sein. Entwickler Bright Future hat sich in diesem Jahr tatsächlich mehr um den Fortschritt bemüht und den Weg aus der Käferplage entdeckt. Erstmals seit einigen Jahren läuft das Spiel bereits zum Release flüssig und fehlerfrei, sodass wir den Blick entspannt auf unsere Liga legen können. Haben wir uns erstmal für einen der Modi entschieden und unseren Verein gefunden, geht die Reise auch schon los. Wer kein Fußball-Fan ist, wird es kaum verstehen, wie einen ewig lange Klickmenüs fesseln können, in denen wir alles von der Mannschaftsaufstellung bis zum Preis des Stadionmagazins bestimmen können. Besonders wenn selbst die simulierten Fußballpartien und damit die eigentliche Action von den meisten Spielern nur im Textmodus betrachtet werden.
Versteckter Online-Modus
Dabei ist der 3D-Simulations-Modus in diesem Jahr sogar deutlich verbessert worden. Zwar sind sowohl Grafik als auch Kommentatoren nicht immer ein Volltreffer, aber die Team-Organisation ragt deutlich heraus. Während wir uns vorher mühsam durch Taktikmenüs klicken mussten, können wir nun über leicht durchschimmernde Sidebars direkt während des Spiels unseren Spielern einheizen. Ebenso wurde an vielen anderen Ecken gefeilt. Es ist fast unglaublich, wie detailverliebt Jahr für Jahr neue Kleinigkeiten integriert wurden. Neulingen erleichtert dies zwar nicht gerade den Einstieg, freut aber jeden Dauerspieler. Haben wir uns dann doch einmal aus den Fesseln des Solo-Modus befreit, dürfen wir uns auf die Suche nach dem Online-Modus machen. Dies ist wortwörtlich zu nehmen! Bright Future haben diesen leider nicht in das Hauptspiel eingebaut. Nach ewiger Suche werden wir schließlich auf unserer Festplatte im etwa fünften Unterordner fündig – die meisten Spieler dürften diesen wohl gar nicht erst entdecken. Ist die Online-Verbindung aber erst einmal hergestellt, dürfen wir uns dann doch freuen. Zwar erschien der Online-Modus nicht besonders gut ausbalanciert, jedoch ist das schnelle, kurzweilige Durchspielen einer Ligasaison wirklich spaßig. Insbesondere wenn wir uns mit Freunden für eine Jagd nach der Meisterschale verabreden, macht sich das Potenzial des Modus deutlich bemerkbar.
Bedenkliche Origin-Aspekte
Mit Fremden stellte sich in unserem Test bei der abgespeckten Manager-Variante leider nach sehr wenigen Durchgängen Langeweile und Routine ein. Zum Schluss noch ein kurzer Absatz zu dem wohl größten Streitthema in Hinblick auf den Fußball Manager 12 und andere Spiele aus dem Hause Electronic Arts, die auf der PC-Plattform erscheinen. Die neue Origin-Pflicht, die wir vor kurzem auch bei unserem Test zu Battlefield 3 entdeckt haben und keinesfalls gutheißen, stößt uns auch bei diesem Spiel sauer auf. Das bezieht sich nicht nur darauf, dass abermals für ein eigentlich als Einzelspieler-Titel gedachtes Spiel eine Online-Aktivierung notwendig ist, so was sind wir von anderen Firmen wie Ubisoft mittlerweile (leider!) schon gewohnt, es bezieht sich auch auf einen weiteren und sehr bedenklichen Punkt. Beim Betrachten der allgemeinen Geschäftsbedingungen von Origin finden sich zahlreiche Passagen, die Electronic Arts das Schnüffeln auf dem jeweils genutzten PC angeblich erlauben. Dies verstößt nicht nur gegen die gute Moral, sondern auch gegen deutsches Recht. Electronic Arts ist mittlerweile zwar zurückgerudert und hat die Bedingungen nun geändert, doch wir bezweifeln stark, dass dies das Ende vom Lied ist. Wer mit diesen bedenklichen Negativpunkt leben kann, wird selbstverständlich eine grundsolide Simulation für den heimischen Computer genießen können – und das ganz ohne Traktoren!
Geschrieben von Björn Rohwer
Björns Fazit: Schon seit 2005 hatte ich mich nicht mehr einen längeren Zeitraum hinter einen der Fußball Manager geklemmt. So kommt mir dieser Titel fast schon selbsterklärend revolutionär vor. Vieles davon konnte ich zwar auch schon in den alten Anstoss-Teilen finden, aber nie wirkte es so stimmig und rund. All dies relativiert sich natürlich, wenn ich den Sprung vom letzten zu diesem Jahr betrachte. Die diesjährigen Neuerungen sind zwar überwiegend nicht unbedingt notwendig, sind aber eindeutig eine tolle Geste an die Community. So hat man zahlreiche Features eingebaut, die explizit von den Usern erwünscht wurden. Zwar handelt es sich in den meisten Fällen nur um Kleinkram, wie die detaillierte Aufschlüsselung der Vereinsfinanzen, dennoch ist der Wille dahinter löblich. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß mit dem Titel und gebe letztlich nur noch einen kleinen Rat mit auf den Weg. Lasst doch bei den Sportspielen einfach mal ein bis zwei Titel aus. Das spart Geld und erhöht den Aha-Effekt beim nächsten Spiel ungemein!
Vielen Dank an Electronic Arts für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Fußball Manager 2012!