Review: Like A Dragon

Die Ryu-Ga-Gotoku-Reihe, im Westen besser als Yakuza-Serie bekannt, gehört unter Fans zu den besten Videospielreihen der Welt, auch wenn die Verkaufszahlen in den Augen Segas wohl deutlich höher ausfallen dürften. Trotzdem sind seit 2005 vier Teile und ein Spin-Off erschienen, ein sechstes Spiel ist bereits in Arbeit. Zudem verfilmte Kultregisseur Takashi Miike 2007 die zweite Spielhälfte des ersten Teils.

Auch als Kenner des Spiels dürfte es ein wenig merkwürdig sein, in den Film einzusteigen, da selbst wir uns erst einmal ein wenig an Fakten orientieren müssen, zu welchem Zeitpunkt der Spielhandlung der Film einsetzt. Takashi Miike bedient sich dabei nämlich nicht nur an der Story des Spiels, sondern führt auch neue Elemente ein, die im Grunde gar nichts mit der eigentlichen Geschichte von Yakuza zu tun haben. So lernen wir ein schrilles Pärchen, dass auf Diebestour durch den fiktiven Tōkyōter Stadtteil Kamurocho (einer Nachbildung des Kabukichō-Stadtteils von Shinjuku) streift und einen koreanischen Killer, der es auf einen ganz besonderen Feind abgesehen hat, kennen. Zudem wechselt das Geschehen immer wieder zu zwei Gaunern, welche eine Bank überfallen, doch nun vor einem leeren Tresor stehen. Hier verknüpft sich der Film erstmals mit dem Spiel. In jenem Banksafe sollten Teile der zehn Milliarden Yen zu finden sein, die allerdings von den Yakuza zuvor entwendet wurden.

Gut und schlecht beleuchtete Charaktere

Kazuma Kiryū, der einst unschuldig ins Gefängnis wanderte, wird in die Freiheit entlassen und trifft in den Straßen von Kamurocho auf das kleine Mädchen Haruka, welches ihre Mutter im Großstadtdschungel sucht. Kazuma unterstützt sie bei ihrem Vorhaben und stellt schon bald fest, dass er ihre Mutter schon vor langer Zeit kennengelernt hat. Zur selben Zeit erfährt Gorō Majima, ein Gegenspieler von Kazuma, dass unser Hauptprotagonist aus dem Gefängnis entlassen wurde und durchsucht mit seinen Schlägern die Stadt. Es kommt unausweichlich zu Prügeleien und Schießereien im Bezirk. Außerdem bekommen wir Einblicke ins Berufsleben von Detective Date, lernen in kurzen Szenen Shintarō Kazama (im Westen wurde er in Fuma umbenannt, um einer Verwechslung mit Kazuma zu entgehen) und auch Nishiki, Yumi und Jingu kennen. Hier hat Takashi Miike den entscheidenden Fehler gemacht, sich mehr auf die neu eingeführten Charaktere zu konzentrieren, als jene Figuren, die wichtig zum Verstehen der Handlung sind, näher zu beleuchten. Daraus resultiert sich, dass das letzte Drittel des Films für Laien überhaupt nicht zu verstehen beziehungsweise nachzuvollziehen ist, da schlicht die Verknüpfungen zwischen den einzelnen Szenen fehlen und das Finale des Films im Gegensatz zum Spiel extrem verkürzt dargestellt wird.

Gute Atmosphäre – durchwachsene Umsetzung

Zudem hat sich auch die eine oder andere Abweichung zum Spiel im Film versteckt, besonders Fakten was das Geld angeht. Auch das Nishiki-Yumi-Jingu-Dreiergespann wird im Film nicht als solches dargestellt, das Verständnis bleibt auf der Strecke. Dennoch kann der Film zumindest in den ersten sechzig von 105 Minuten punkten – die Story wird hier dicht erzählt und die gut eingefangenen Stadtbilder und spärlich eingesetzte Musik unterstreichen die Atmosphäre, die ebenfalls weite Teile des Spiels ausmachen. Auch die Schauspieler haben ihren Teil zum Endresultat beigetragen, besonders die Darsteller von Kazuma Kiryū, Gorō Majima, Haruka und Detective Date haben ihre Rollen perfekt zum Ausdruck gebracht. Die deutsche Synchronisation ist gut (besonders in Bezug auf die Hauptdarsteller), doch wer sich den Film im japanischen Original (wahlweise mit gelb eingefärbten deutschen Untertiteln) anschauen möchte, erfährt nochmals einen Pluspunkt in der durchgehend guten Atmosphäre. Der Film erstrahlt im 16:9-Format mit satten Farben und einem scharfen Bild, selbst auf einem HD-Fernseher.. Der Deluxe-Edition liegt übrigens eine Bonus-Disc bei, welche die Kindheit und Anfänge von Kazuma Kiryū als Yakuza in einer guten Dreiviertelstunde zeigt. Dieses Material wurde 2005 bereits zum Vermarkten des ersten Videospiels aufgenommen und eignet sich besonders als Einstieg in die Videospielreihe. Takashi Miikes actiongeladene Interpretation von Ryu Ga Gotoku darf sich kein Fan der Reihe, oder jene die es werden wollen, entgehen lassen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der DVD-Deluxe-Edition): Meine Erwartungen waren an diesen Film durchaus hoch, da auch für mich die Yakuza-Reihe seit letztem Jahr einen sehr hohen Stellenwert eingenommen hat. Während ich im letzten Jahr erst den zweiten Videospielteil genießen durfte, konnte ich in den letzten Wochen und Monaten die Anfänge der Reihe auf der PlayStation 2 nachholen. Da kam es mir wie gerufen, dass das Rezensionsexemplar von Like A Dragon bei mir auf dem Schreibtisch landete. Man darf von Like A Dragon nicht erwarten, dass es das Spiel so einfängt, wie man es sich vielleicht vorstellen würde. Allerdings ist dieser Streifen auch weit entfernt davon, im Regal zu verstauben. Takashi Miike hat diesem Spiel meiner Meinung nach Tribut gezollt und den Fokus weniger auf die Story, sondern mehr auf die mehr als nur gelungene Stadtatmosphäre zu legen. Wenn Majima und Kazuma sich gegenseitig die Köpfe einschlagen und dabei auch noch ein paar blaue Bohnen durch die Gegend geschossen werden, kommt es mir fast so vor, als würde ich gerade eine der besten Rangeleien im Spiel erleben – und wenn das eine Videospielverfilmung schafft, dann hat sie ihr Ziel meiner Meinung nach schon fast erreicht. Es ist nur schade, dass besonders gegen Ende des Films die Verknüpfungen und Ausführungen fehlen, damit nicht nur Fans des Spiels die Handlung nachvollziehen können. Mein Tipp: Kauft euch die Deluxe-Edition, schaut euch das Eröffnungskapitel der Bonus-DVD an, kauft euch dann den ersten Teil der Reihe für die PlayStation 2 und schaut euch dann den Film an. Das mag zwar für den einen oder anderen etwas umständlicher sein, aber nur so kann man den Überblick bewahren. Wer aber trotzdem mal einen Blick in das aus dem Spiel bekannten Yakuza-Leben werfen möchte, kann mit Like A Dragon ebenfalls nichts falsch machen.

Vielen Dank an Anime Virtual für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars von Like A Dragon!

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