Review: 1911 Revolution

In diesem Jahr jährte sich ein Ereignis zum einhundertsten Mal. Seit einhundert Jahren ist China ohne Kaiser und eine Republik. Zu diesem Anlass wurden die Ereignisse von 1910 bis 1912 im Film 1911 Revolution noch einmal zusammen gefasst.

Die Bevölkerung Chinas leidet zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur unter den feindlichen beziehungsweise ausländischen Mächten, die einige Teile des Landes besetzt haben, sondern auch unter der Regierung selbst. Die Qing-Dynastie herrschte zu diesem Zeitpunkt seit mehr als 250 Jahren. Da Kaiserinwitwe Longyu nichts gegen die Besatzer unternimmt und das Volk leiden muss, wird der Widerstand im Volk immer größer. Aus der Bevölkerung entsteht eine neue Armee, die sich den Streitkräften des Kaisers widersetzen. Anführer der Revolution sind Huang Xin und Sun Yat-sen. Insbesondere Letzterer ist für das Ziel der Revolution, die seit über zweitausend Jahren bestehende Monarchie zu stürzen, von Bedeutung. Zweitrangig wird im Film eine unterhaltende Geschichte erzählt, viel mehr möchte das Werk uns die Eckpfeiler der Revolution näherbringen, in der viel Blut vergossen wurde. So erleben wir in 1911 Revolution, wie der bewaffnete Aufstand von Wuchang stattgefunden hat und wie die Kaiserinwitwe später zur Abdankung gezwungen wurde. Diese Szenen werden durchgehend mit informativen Texten, die ein Erzähler vorliest, kurz ein- oder ausgeleitet. Besonders gut zur Geltung wird die Reaktion der Kaiserhauses eingefangen, welches immer mehr an Macht verliert und bei den Revolutionären auch keine Chance mehr dazu hat, zumindest eine konstitutionelle Monarchie zu etablieren. Somit ist ebenfalls die andere Seite des Konflikts deutlich charakterisiert.

Die Xinhai-Revolution

Man möchte um jeden Preis eine Republik in China gründen und das gerne ohne Blutvergießen. Es ist beachtlich, wie gut die Charaktere mit ihren Vorstellungen der idealen Herrschaft im Land umgehen und welche Entwicklung sie im Verlauf der auf zwei Stunden ausgelegten Handlung durchmachen. Man kann von der heutigen Volksrepublik China halten was möchte, damals war eine Revolution wohl unumgänglich, um das Reich der Mitte vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Somit kann man definitiv davon sprechen, dass die Xinhai-Revolution eines der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte Chinas, sogar eines der wichtigsten Ereignisse in der Weltgeschichte gewesen ist. 1911 Revolution ist ein beeindruckender Historienfilm, welcher das Nationalgefühl von China gut zum Ausdruck bringt und ein elementares Stück der chinesischen Geschichte behandelt. In die Rolle von Longyu schlüpft Joan Chen und Winston Chao verkörpert abermals Dr. Sun Yat-sen. Nicht nur von seinem verblüffenden Schauspieltalent, sondern auch vom Aussehen könnte man sich kaum jemand besseres für diese Rolle aussuchen. Dem einen oder anderen Zuschauer wird es verwundern, dass Jackie Chan in die Rolle des Huang Xin schlüpft. Ist das Multitalent normal für seine humoristischen Figuren in diversen Action-Filmen bekannt, mimt er hier einen starren und ernsthaften Menschen. In diesem Film ist Chan allerdings nicht nur Schauspieler, sondern auch als Regisseur tätig.

Realistisches Kriegsszenario

Der Brillanz des Films tut dies allerdings keinen Abbruch, nur die eine oder andere Action-Szene wirkt etwas komisch. So haben wir bei den vielen umherschnellenden Kugeln eher das Gefühl, wir würden die aus der Star-Wars-Saga her bekannten Blaster-Effekte in den Gassen und Straßen der Städte erkennen. Bis auf diese einzige Kleinigkeit wirken die Effekte in Chans einhundertstem Film (sofern dies zutrifft, in einem Interview gesteht er ein, dass er sich da selbst nicht sicher ist und er das erst einmal prüfen müsse, da er in seinen Filmen nicht nur als Regisseur und Schauspieler mitwirke) realistisch. Bomben und Granaten explodieren mit ordentlichem Krach und wenn man sich erst einmal die Ausmaßen der Auseinandersetzungen ansieht, dann wird man richtig in die Atmosphäre der Revolution gezogen. Man leidet mit den Verwundeten und Opfern mit. Optisch sieht der Film in 1080p sehr gut, wenn aufgrund des Settings (Schützengräben, Schlachtfelder) oftmals auch etwas karg aus. Die Musik von Ding Wei untermalt das Geschehen sehr gut. Bedrohliche, ruhige und wichtige Szenen werden ausgezeichnet zum Ausdruck gebracht. Die intelligenten Dialoge bereichern den Inhalt des Films, sowohl in der deutschen Synchronfassung als auch in Mandarin. Beide Tonspuren liegen auf der Blu-ray in DTS-HD 5.1 vor. Untertitel darf man sich in Deutsch und Niederländisch hinzuschalten.

Halbgares Bonusmaterial

Bei den eingangs bereits erwähnten eingeblendeten Texten werden aber auch bei der deutschen Tonspur Untertitel hinzugeschaltet, die allerdings meistens zu schnell verschwinden. Hier hätte Mighty Titles die eingeblendeten Untertitel nach Fertigstellung ruhig noch einmal überprüfen  können. 75 Minuten Bonusmaterial ist auf der Blu-ray neben ein paar einzelnen Trailern ebenfalls enthalten, doch nur die halbstündige Pressekonferenz konnte uns wirklich überzeugen. Hier wurden dann wichtige Fragen und zu den Charakteren von Jackie Chan und Co. beantwortet. Es wäre auch toll gewesen, mehrere Interviews mit dem Martial-Arts-Star und seinen Kollegen auf der Disc vorzufinden, doch einzig und allein das Interview mit Li Bingbing hat uns nicht sonderlich vom Hocker gehauen. Nicht informativ und zu kurz ist es ausgefallen. Der restliche Bonus beschränkt sich auf B-Roll-Material und kurze Making-ofs, die aber ebenfalls leider nur wie pures B-Roll-Material wirken. Eine Dokumentation über die Geschehnisse von 1911 hätten das Gesamtwerk abgerundet. Unterm Strich bleibt aber dennoch ein mehr als ansehnlicher Film. Wer sich für die Geschichte Chinas interessiert und sich dabei die eine oder andere Freiheit im Handlungsverlauf gefallen lässt, der darf sich auf 121 Minuten pure Spannung und tolle Dialoge in einem realistischen Setting freuen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Ich bin nicht gerade der Fan von einer Republik, zumindest nicht in Filmen. Eine Geschichte, die in einem Kaiserreich oder in einer Monarchie stattfindet, gefällt mir unweit mehr. Obwohl dies zu Beginn der Handlung noch der Fall ist, konnte mich die Handlung von 1911 Revolution auch nach der eingeleiteten Wende immer noch in ihren Bann ziehen. Das unter den ausländischen Besatzern und der Herrschaft der Qing-Dynastie leidende Volk beginnt sich nach den Opiumkriegen gegen die Ungerechtheit langsam aber sicher aufzulehnen. Das Ergebnis ist eine Revolution, die aus der Monarchie in China schlussendlich eine bis heute währende Republik, wenn vielleicht auch in einer nicht von Anfang an so gewollten Form, besteht. Ich finde es erstaunlich, wie gut die Rollen von Huang Xin und Dr. Sun (Sun Yat-sen) in 1911 Revolution verkörpert werden. Der Film hat genau die richtige Länge, greift alle wichtigen Eckpfeiler ab und nimmt sich dabei auch die eine oder andere Freiheit, um die Geschichte weiterzuspinnen. Einzig allein interessant hätte ich es gefunden, die am Ende der Handlung angelegten Verhandlungen etwas in die Länge zu ziehen und mehr über die Herrschaft der Qing-Dynastie zu erfahren. Die Ausgangslage ist im Film einfach nur, dass die Herrschaft unter den Qing schlecht ist. Ich werde mir Jackie Chans einhundertsten Film irgendwann noch einmal anschauen und zwar spätestens dann, wenn ich mir noch mehr Hintergrundwissen über die Geschichte Chinas angeeignet habe, damit mir an der einen oder anderen Stelle hoffentlich noch mehr Details auffallen. Abschließend möchte ich den Film allen empfehlen, die sich für die Geschichte Chinas interessieren.

Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von 1911 Revolution!

Hinterlasse einen Kommentar