Vor ganzen zwei Jahren verblüffte uns Nintendo mit einem eigentlich tollen Konzept, welches sich aber aufgrund der DS-Hardware nur im Mittelfeld platzieren konnte. Das ist beim Nachfolger New Art Academy leider fast genauso.
Wir erinnern uns noch gut an Künstler Vince und seinen kleinen Hund Bacon, der in der Zwischenzeit auch ein wenig gewachsen ist. Für das Spiel von Bedeutung ist das allerdings kaum, denn nach wie vor heißt es ein Kunstwerk nach dem anderen zu zeichnen und zu malen oder doch einfach nur hinzukritzeln, denn an seinem Lehrverhalten hat Vince nichts geändert. Würden wir in der Realität einen Mal- und Zeichenkurs belegen, so würde uns unser Lehrer tadeln, wenn wir nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. Vince ist da weitaus gelassener. Er gibt uns einfach nur Anweisungen, welcher Schritt als nächstes zu befolgen ist und macht uns diesen sogar vor. Ihm interessiert aber nicht, ob wir nach seiner Pfeife tanzen oder wie bereits 2010 im Vorgänger einfach nur das Haus vom Nikolaus auf die Leinwand zaubern. Für ihn ist jedes erstellte Werk toll. Das baut im ersten Moment zwar auf, doch motiviert es uns auf Dauer nicht, da wir immer noch selbst erkennen müssen, wo denn unsere Fehler eigentlich liegen. Wer über dieses große Manko in New Art Academy hinwegsehen kann, bekommt aber trotz allem eine annehmbare Mixtur aus Simulation und Lernsoftware spendiert. In New Art Academy bekommen wir übrigens nicht nur alte Techniken aus dem Nintendo-DS-Vorgänger beigebracht, sondern erlernen auch gänzlich neue Fertigkeiten aus der Kunstwelt.
Lektionen fürs Leben
Neben dem Skizzieren mit dem Bleistift, das Einwirken von Licht und Schatten mittels Pinseltechniken und das korrekte Anordnen der Bildelemente über das Gitternetz, bekommen wir nun endlich auch einen Kurs für Fortgeschrittene vorgesetzt. Dieser Kurs ist von Beginn an für alle Spieler zugänglich, richtet sich aber wie es der Kursname schon vermuten lässt, nur an wirkliche Fortgeschrittene und Experten, aber keine Sorge! Die beiden Kurs werden nicht zusammenhängend geschildert. Sie teilen sich in unterschiedliche Lektionen auf, die jeweils auf ein zu malendes Bild und wenige neue Tricks aufbauen. Dieses System gefällt uns in der Praxis sehr gut, da man sich so entspannt für einen Nachmittag ruhig zurücklehnen, genau eine Lektion aufrufen und sich dann ebenfalls voll und ganz auf diese Aufgabe konzentrieren kann. Nintendo behauptet sogar im Spiel, dass alle erlernbaren Techniken in die Realität mit übernommen werden können. Das mag im ersten Moment aufgrund der Stylus-Steuerung recht plausibel klingen, doch das Spiel vermittelt niemals das echte, spürbare und vor allem haptische Gefühl, auch tatsächlich einen Pinsel in der Hand zu halten oder eine Leinwand zu bemalen. Das japanische Traditionsunternehmen behält es sich in Zukunft sogar offen, über das leicht zu bedienende Menü weitere Lektionen als Download anzubieten.
Zusatzlektionen
Das bietet sich bei diesem Spiel natürlich hervorragend an, doch zum Testzeitpunkt waren noch keine neuen Lektionen innerhalb Deutschlands verfügbar. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir überprüfen, ob und vor allem wie viel Echtgeld Nintendo für die Zusatzinhalte verlangen wird. Falls es aber tatsächlich zu solchen Transaktionen kommen sollte, wären wir jedoch maßlos von Nintendo enttäuscht. Auf dem Markt der Zusatzinhalte hat sich Nintendo bisher nämlich noch kaum selbst gewagt und für dieses Fernbleiben haben wir den Konzern immer bewundert. Was in Fire Emblem wohl ebenfalls so sein wird, ist in New Art Academy eventuell schon sehr bald bittere Realität. Ärgerlich, da der Umfang seit dem Vorgänger nicht sonderlich stark gewachsen ist. Das kreative Zeichnen und Malen von neuen Kunstwerken macht in der Regel aber Spaß, doch da die Auflösung des Touchscreens nur bedingt größer ist als beim Nintendo DS, werden wieder nicht alle Eingaben genau übertragen. Die eigentliche Erkennungsgenauigkeit ist jedoch grob gesehen ein wenig verbessert worden. Immerhin ist es durch SpotPass und dem Nintendo-Briefkasten nun deutlich einfacher, seine eigenen Werke mit Freunden und Bekannten zu teilen. Die eingespielte Musik ist nach wie vor stimulierend, jedoch durchweg zu selten zu hören. Im Gesamtbild ist New Art Academy ein Spiel für junge oder interessierte Nachwuchsmaler, die ein wenig über Kunst dazu lernen möchten.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit: Ich muss zugeben, dass ich von Art Academy im Jahr 2010 ein wenig überrascht war, denn nachdem Nintendo nicht mehr ganz so stark den Casual-Siegeszug verfolgt hat, ist Art Academy dann doch irgendwie in meine Sammlung geraten. Überzeugt war ich von dem Spiel aber nicht und so ist es auch mit dem Nachfolger. New Art Academy versucht eine Mischung aus Simulation und Lernsoftware zu sein, die sich aber aufgrund der begrenzten Nintendo-3DS-Hardware aber nicht unbedingt für exaktes Malen und Zeichnen eignet. Abgesehen von dieser technischen Behinderung stört mich aber vor allem das Bewertungssystem des Spiels. Ich darf zeichnen was ich möchte, mich den Anweisungen von Vince stark widersetzen und trotzdem ist jedes Bild seiner Meinung nach toll. Der virtuelle Lehrer interessiert sich nicht dafür, was ich auf den kleinen Bildschirm zaubere und so fehlt mir einfach die Rückmeldung. Schließlich will ich mit der Software auch ein wenig für das echte Leben lernen, denn das verspricht Nintendo im Spiel sogar! Die Techniken mögen in der Wirklichkeit ähnlich funktionieren, doch die Handhabung ist ein gänzlich anderes Gefühl. Außerdem ist es ärgerlich, dass ich für weitere Lektionen womöglich noch zur Kasse gebeten werde. Ich habe Nintendo für ihre Distanz zu kostenpflichtigen Zusatzinhalten immer sehr geschätzt, doch das könnte sich wohl schneller als gedacht ändern. New Art Academy werde ich allerhöchstens mal in den Cartridge-Schacht meines 3DS werfen, wenn zwischen zweier Spiele eine Durststrecke herrscht. Ich werde wohl auch in Zukunft lieber mit Bleistift und Papier zeichnen, doch Fans des Vorgängers dürfen selbstverständlich auch hier wieder ohne zu zögern zuschlagen!