Review: Appleseed XIII Vol. 1

Schon 2005 erschien der abendfüllende Animationsfilm Appleseed bei uns in Deutschland. Basierend auf dem Manga von Shirō Masamune, werden die Geschehnisse in Form der Kurzserie Appleseed XIII neu erzählt.

Nach dem Dritten Weltkrieg, in einer nicht allzu fernen Zukunft, hat sich das uns bekannte Leben auf der Erde vollständig verändert. Der Stadtstaat Olympus erscheint für viele Menschen das Paradies auf Erden und der letzte Ort, an dem ein normales und friedliches Leben möglich sei. Dort leben normale Menschen Hand in Hand mit den sogenannten Bioroiden. Diese den Menschen auf das Haar gleichende, aber künstliche Lebensform, hat die menschliche Rasse schon längst in Anzahl und Effizienz übertrumpft, sind ihren Erschaffern aber immer noch untergeordnet. Um die Sicherheit und die Autorität des Staats und dessen System zu gewährleisten, wurde die Organisation ES.W.A.T. ins Leben gerufen. Für sie arbeiten die Elitekämpferin Deunan Knute zusammen mit ihrem Cyborg-Partner Briareos und verteidigen Olympus im operativen Einsatz gegen terroristische Angriffe. Dabei finden sie sich immer öfter in Kämpfen gegen die menschliche Befreiungsfront wieder. Die Gruppierung lehnt die Existenzberechtigung von Bioroiden und anderen Lebensformen strikt ab. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschheit, notfalls auch mit Waffengewalt, von ihnen zu erlösen.

Ein unschlagbares Team

Die ersten Episoden fungieren als Einführung in das sehr vielschichtige Appleseed-Universum. Inhaltlich bestehen die Folgen auf der einen Seite aus kämpferischen Auseinandersetzungen zwischen ES.W.A.T. Befreiungsfront und auf der anderen Seite aus Werdegang und Beziehung unserer beiden Hauptcharaktere Deunan und Briareos. Die terroristischen Machenschaften, denen sich das Duo stellen muss, reichen von Bombendrohungen bis hin zur klassischen Flugzeugentführung. Die daraus resultierenden wechselnden Einsatzgebiete bieten einiges an visueller Abwechslung. Weitere Charaktere werden bis jetzt noch dezent im Hintergrund gehalten, sodass dem Zuschauer nichts anderes übrig bleibt, als sich mit Deunan oder Briareos zu beschäftigen. Obwohl sie ein eingespieltes Team sind und sie sich sichtlich gern haben, gibt es zwischen ihnen immer wieder persönliche und politische Meinungsverschiedenheiten, die ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellen. Ein durchgehender roter Faden, an dem sich die Handlung orientieren könnte, ist noch nicht zu erkennen. Bis jetzt begnügt sich Appleseed XIII mit einem episodenhaften Aufbau und glänzt zudem im gängigen 16:9-Bildformat.

Durchwachsene 3D-Animationen

Alle Charaktere und sogar Umgebungen wurde komplett mit Computeranimationen modelliert. Dabei war für jede Folge ein komplett anderes Animationsstudio zuständig. Das erscheint auf den ersten Blick unpassend, doch trotzdem besitzt Appleseed XIII einen einheitlichen Stil. Anders als in gewöhnlich gezeichneten Animes erlauben die Computeranimationen flüssige Bewegungsabläufe, die ganz besonders in Kampfszenen zur Geltung kommen. Die Studios entschieden sich unserer Meinung nach zurecht für klassisch gezeichnete Hintergründe, machten aber den Fehler, auch alle gewöhnlichen Gegenstände dreidimensional erscheinen zu lassen. So wirken viele Stellen, wie etwa vollständig möblierte Wohnungen, sehr steril. Die Computereffekte sehen auch unpassend an den Laufanimationen der Menschen aus. Sie sind flüssig, wirken aber sehr plastisch und unmenschlich. Um dem ganzen wieder etwas Leben einzuhauchen, wurde nachträglich alles mit einem Cel-Shading-Filter unterlegt, der den Ausdruck der Gesichtszüge und Emotionen stärker betonen soll. Das war eine richtige Entscheidung.

Der Hauch der Antike

Das gesamte Setting rund um Olympus besitzt unverkennbare Parallelen zur griechischen Mythologie. Diese spiegeln sich nicht nur in den Titeln der Episoden, in denen beispielsweise von dem nemëischen Löwen oder der kerynitischen Hirschkuh die Rede ist, wider, sondern kommen auch innerhalb der Serie zum tragen. Ohne einen direkten Zusammenhang werden mitten in gewöhnlichen Szenen griechische Skulpturen, Mosaike oder eben erwähnte Wesen eingeblendet. Zu diesem antiken Flair trägt auch der erhabene Soundtrack bei. Er besteht aus verspielten Melodien, die aber auch in japanischen komplexen Rhythmen ausarten, um zum Beispiel ein Kampfgeschehen zu untermalen. Sehr oft bekommt man ihn leider nicht zu hören. Sogar das Opening und das Ending sind gerade mal eine halbe bis dreiviertel Minute lang und nur ersteres wurde mit Gesang unterlegt. Im Vergleich zu Animes wirkt das unpassend, doch bei US-amerikanischen Serien zeichnet sich derzeit ein ähnlicher Trend ab. Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich auswerten darf, denn inhaltlich bleibt Appleseed XIII unangetastet.

Dokumentarisches Bonusmaterial

Die deutschen Synchronsprecher überzeugen dagegen allesamt und wurden für die jeweiligen Charaktere passend ausgewählt. Einige Sprecher, darunter Michael Iwannek und Maria Koschny, haben ihre Stimmen schon einigen anderen Anime-Charakteren geliehen. Wer sich die Serie trotzdem lieber im japanischen O-Ton anschauen will, hat dazu die Möglichkeit und kann natürlich zur besseren Verständigung die deutschen Untertitel aktivieren. Beide Tonspuren liegen in Dolby Digital 5.1 vor. Das von Universum Film ausgewählte Bonusmaterial besteht neben der klassischen Eigenwerbung in Form von einigen Trailern zu weiteren Anime-Produktionen nur aus einem Behind the Scenes. In diesem erzählt jedes Animationsstudio in einem dokumentarischen Stil über die Produktion ihrer Episode und die Erfahrungen, die sie während der Arbeit sammeln konnten. Das ist eine nette Idee, ein weiterer Bonusinhalt hätte aber auch nicht geschadet. Als Ersatz dafür sehen wir die Aufmachung der DVD an. Die Hülle wurde zusätzlich mit einer hochwertigen und farblich passenden Slipcase-Verpackung ummantelt. Der sich darauf befindende FSK-Sticker ist lässt sich zudem ohne weiteres abziehen.

Geschrieben von Jonas Maier

Jonas‘ Fazit (basierend auf der DVD-Fassung): Alleine schon die Slipcase-Ummantelung mit der eingestanzten römischen Zahl verpasst der Hülle ein sehr ansprechendes visuelles Äußeres. Was sich darunter befindet, kann allerdings nur bedingt mithalten. Man meint die Grundpfeiler der Story und das Setting bereits in Animes wie Ghost in the Shell und Ergo Proxy oder im Science-Fiction-Klassiker Blade Runner schon zu Genüge gesehen zu haben. Das stimmt auch, aber trotzdem birgt Appleseed XIII Potential, das es bis jetzt nur noch nicht richtig zu nutzen weiß. Die Auseinandersetzung zwischen der menschlichen Befreiungsfront und der rigorosen Regierung von Olympus bietet einen interessanten Konflikt, da sich beide auf ihre Art und Weise im Recht befinden und keine Ansicht als eindeutig richtig oder falsch eingestuft werden kann. Außerdem kratzt der Anime gerne an der Oberfläche der Philosophie und Ethik und wirft dabei heikle Fragen wie die der künstlichen Befruchtung oder der Verantwortung und dem Sinn des Lebens auf. Um die größten Probleme von Appleseed aus der Welt zu schaffen, müssen weitere Charaktere an Relevanz gewinnen und die Handlung spätestens ab der fünften Folge zielorientierter werden. Denn das größte Problem der Serie liegt nicht wie von mir zunächst erwartet an den dreidimensional wirkenden Animationen. Wer die Qualität eines Pixar-Films erhofft, wird zweifelsohne zurückschrecken. Für das gewöhnliche japanische Anime-Spektrum sind Computeranimationen aber eher untypisch und wirkt somit erfrischend. In den nächsten Folgen wird sich zeigen, ob sich das Blatt doch noch zugunsten der Handlung und meinen Erwartungen wenden kann.

Vielen Dank an Universum Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Appleseed XIII Vol. 1!

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