Review: The Final Storm

Ob Videospieler es glauben wollen oder nicht: Uwe Boll verfilmt tatsächlich nicht nur Spiele, sondern dreht auch Filme, die sich mit ganz anderen Thematiken befassen und verbindet diese mit dem einen oder anderen Genre. Ungewohnt, aber durchaus ein interessantes Konzept.

Uwe Bolls The Final Storm spielt vor einem katastrophalen Hintergrund, den man bereits aus unzähligen Filmen wie The Day After Tomorrow oder 2012 kennt. Überall auf der Welt tobt ein wildes Unwetter. Regen, Stürme, Windhosen, gewaltige Erdbeben und noch weitere post-apokalyptische Katastrophen dominieren den Erdball. Selbst Tiere verhalten sich seltsam und bleiben im Regen stehen oder rennen in diesen hinein – so auch der Hund von Familie Grady. Obwohl ihre Nachbarn bereits Schutz in den Bergen suchen, verharren sie auf ihrer Farm und machen es sich den Umständen entsprechend gemütlich. Eines Nacht, während Tom und Gillian Geschlechtsverkehr ausüben, zerbricht im Wohnzimmer das Fensterglas. Kurz nachdem Tom das offene Fenster mit einer Sperrholzplatte abgedichtet hat, taucht plötzlich der Fremde Silas bei ihnen auf. Dieser ist Tom und Gillian zunächst dankbar, hilft deren Sohn Graham sogar auf seine ganz persönliche Weise, mit dem Verlust des Hundes klarzukommen. Silas ist Tom allerdings ein Dorn im Auge, da er sich verdächtig verhält und er ihm einfach kein Vertrauen schenken kann. Gillian wird vom Fremden hingegen hypnotisiert angezogen. Als der Nachbar der Gradys nicht mehr aufzufinden ist, beschließen die vier Charaktere, in die Stadt Cairo zu fahren, um Informationen zu erhaschen und machen dabei eine ungewöhnliche Entdeckung.

Wirkung von Bibelzitaten

An dieser Stelle möchten wir euch allerdings nicht mehr verraten, da es den Spannungsbogen von The Final Storm sehr betrifft. Ihr werdet euch Fragen stellen, was in der Stadt geschehen ist und vor allem, was mit der Welt geschieht. Dabei wird der Film zeitweise sehr religiös und Tom und Silas zitieren dabei sogar aus der Bibel, um Tatsachen der Handlung zu beschreiben. Die Entwicklung, die Tom und Silas durchmachen, ist ebenfalls sehr interessant. Während wir in Tom zunächst einen Gutmenschen sehen, entwickelt er sich mit zunehmender Handlung in einen richtigen Unsympathen. Bei Silas liegt zunächst der gegenteilige Fall vor, denn wir sind zunächst nicht gerade von seiner Aufrichtigkeit überzeugt, entwickeln aber im Story-Verlauf Sympathie und stellenweise sogar Empathie für ihn. Wie sich dieses Verhältnis zum Ende der Handlung entwickelt, müsst ihr aber schon selbst herausfinden. Luke Perry (Silas) und Steve Basic (Tom) verkörpern ihre Rollen genauso gut, wie auch die vom Sachverhalt überwältigte Gillian (Lauren Holly). Letztere überzeugt hier vor allem durch ihre Schönheit, von der Silas übermannt wird. Cole Heppell (Graham) kann hingegen nicht so ganz überzeugen. Er ist in unseren Augen das Mittel zum Zweck, um die anderen drei Charaktere charakterisieren zu können. Die restliche Besetzung hätte jedoch nicht besser ausfallen können.

Die Gesetze der Physik

Herausstechendes Merkmal des 92 Minuten langen Films ist jedoch besonders das künstliche Ende. Viele werden dieses wohl als unpassend für einen Thriller ansehen, doch im Kontext zu den Bibelstellen ergibt das ein wunderbares metaphysisches Erlebnis. Kurz darauf werden wir aber wieder auf den Boden der logischen Tatsachen zurückgeholt, doch ergibt das wiederum im Kontext zu den Regeln der Physik keinen erklärbaren Sinn. Man muss es einfach mit den eigenen Augen gesehen haben, um es zu verstehen. Übrigens liegt der Film in 1080p und im 16:9-Format (2,35:1) vor, kann wahlweise in 3D gesehen werden und erklingt durchgehend, in Deutsch und in Englisch, in DTS-HD 5.1. Untertitel sind in Deutsch und Niederländisch zuschaltbar. Unter der angegebenen Laufzeit verspricht Splendid Film Bonusmaterial, doch führt diese Angabe eher in die Irre, da das Bonusmaterial diesmal nur in Form zweier Audiokommentare vorliegt. Das macht aber nichts, da Fans von Uwe Boll wohl ohnehin nur an seinen Kommentaren zum Film beziehungsweise zur Filmwelt interessiert sind. Für gute Unterhaltung ist hier definitiv gesorgt, da er auch hier wieder kein Blatt for den Mund nimmt und Arbeitskollegen sehr gerne mal beschimpft. Schade nur, dass angesprochene Punkte, wie ein gedrehtes alternatives Ende, dann doch nicht mit auf der Blu-ray schlummern. Wer einen neuen Genre-Mix erleben möchte, sollte sich diesen Film ansehen!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Es ist sehr oft so, da wird mir Uwe Boll sicherlich zustimmen, dass viele Filme mit einem ansprechendem Cover in die Läden kommt und somit unwissende Käufer anlockt. Das dachte ich zunächst auch bei The Final Storm, als das Rezensionsexemplar bei mir eingetroffen ist. Nachdem der Film dann mit Aufnahmen von echten Katastrophen eingeleitet und das Familienleben der Gradys in wenigen kurzen Szenen abgehandelt wurde, nahm dieser jedoch sehr schnell Fahrt auf. Mit der Ankunft von Silas ist es um Tom und Gillian geschehen. Während Tom sein Erscheinungsbild für suspekt hält, ist Gillian von dem Mann fasziniert. Letzteres gipfelt sogar in einer dramatischen Szene, die wir hier aber nicht vorweg nehmen wollen, da sie Einblicke in das frühere Leben des Paars gibt. Der Thriller-Aspekt des Films ist durchweg gut gelungen und wird zwischenzeitlich immer mal wieder mit Mystery-Elementen durchgemischt. Der post-apokalyptische Anteil des Films ist jedoch nach der ersten Viertelstunde schon fast vergessen und wird zwischenzeitlich nur durch die im Review angesprochenen Bibelzitate angerissen. Ich finde diese Entscheidung gut, da ich von guten und schlechten Katastrophenfilmen seit Jahren gelangweilt bin, weil immer wieder derselbe Story-Verlauf aufgewärmt wird. The Final Storm ist zwar kein aus der Menge herausragender Film, aber bei weitem kein Film, den man verpassen sollte und sei es nur, um diesen neuen Genre-Mix einmal selbst gesehen zu haben.

Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Final Storm!

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