Review: New Super Mario Bros. 2

Bereits im Juni konnten wir New Super Mario Bros. 2 auf dem Post E3 Event in Köln nicht nur anschauen, sondern auch anspielen. Jetzt hatten wir endlich die Gelegenheit, den Titel in aller Ruhe durchspielen zu können und sind leider leicht enttäuscht.

Über die Story eines Super-Mario-Spiels müssen wir eigentlich keine vielen Worte verlieren. Es soll aber tatsächlich noch Leute da draußen geben, die noch nichts von Klempner Mario gehört haben und denen sei gesagt, dass Oberbösewicht Bowser mitsamt seiner sieben Kinder wieder einmal Prinzessin Peachs Schloss überfallen und die Monarchin entführt haben. Mario lässt das natürlich nicht auf sich sitzen und schreitet abermals zur Tat, um die Prinzessin aus den Fängen der Riesenamphibie zu befreien. Wir verraten allerdings nicht, wie die Geschichte ausgeht. Super-Mario-Fans dürfen sich das Finale aber bereits gerne im Kopf ausmalen. Es ist in unseren Augen sehr schade, dass sich die Handlung diesmal nicht die Freiheiten nimmt, um ein wenig tiefgründiger zu werden. Sicherlich ist die Story in Super-Mario-Spielen immer nur die Rahmenhandlung, da die Videospiele ganz andere Schwerpunkte setzen wollen. Nach all den Jahren ist es aber doch sehr seltsam, dass Peach nicht aus ihren Fehlern lernt und Bowser nicht auch nur einmal daran denkt, den Plan anders angehen zu lassen. Wir sind froh darüber, dass es die Paper-Mario-Reihe gibt und wir dort den Alltag der Jump-’n’-Runs-Abenteuer ansatzweise vergessen können. Eine unwichtige Story ebnet uns hier aber den Weg zu einem eigentlich gelungenen Gameplay – die Betonung liegt hierbei aber eindeutig auf eigentlich.

Der Alltag eines Jump-’n’-Helden

Auch New Super Mario Bros. 2 orientiert sich wieder an den Grundzügen des Genres und den bekannten Inhalten der Serie. Wieder einmal gilt es, in den neun Welten des Spiels ein Level nach dem anderen zu durchforsten und Geheimnisse aufzudecken. Wir springen von Plattform zu Plattform, aktivieren mit einem gezielten Sprung Schalter, die dann wo anders Plattformen zum Überqueren von Schluchten oder geheime Durchgänge freilegen und besiegen abermals blind die typischen Gegner des Franchises. Gumbas sind besiegt, wenn wir mit einem Sprung auf sie springen. Koopas hingegen ziehen sich dann in ihren Schildkrötenpanzer zurück. Start frei zum Koopa-Bowling, denn nach wie vor dürfen wir Panzer aufheben und auf die Gegner schießen. Bei flachen Ebenen können wir so leicht unser Punktekonto auffüllen und mit etwas Glück und Geschick auch zahlreiche 1-ups sammeln. Von diesen gibt es in New Super Mario Bros. 2 übrigens reichlich, doch dazu später mehr. Um erfolgreich zu sein, werden wir auch in diesem Abenteuer von hilfreichen Items unterstützt. Sammeln wir etwa die Feuerblume auf, können wir Feuerbälle auf die Gegner abfeuern oder bestimmte Geräte aktivieren. Sammeln wir ein Blatt auf, wächst uns der Schwanz eines Marderhundes und wir können wie in Super Mario Bros. 3 (inklusive des gleichen Anlaufsystems) zeitlich die Lüfte erkunden.

Goldfinger

So müssen wir wie im Nintendo-Entertainment-System-Klassiker auf einer flachen Ebene an Tempo gewinnen und dann vom Boden abspringen – schon machen wir den Himmel in den Levels unsicher. Dort verstecken sich dann nicht selten Geheimnisse. Anders als in den alten zweidimensionalen Abenteuern, ist der Klempner in der New-Super-Mario-Bros.-Reihe schon immer etwas wendiger gewesen. So gelingen ihm auch Wandsprünge, um an höher gelegene Orte zu gelangen. Neu ist hingegen übrigens die goldene Blume, mit der sich Mario in einen goldfarbenen Klempner verwandelt und fortan goldene Feuerbälle schmettert. So können wir brüchige Steine in Goldmünzen verwandeln und erhalten für das Pulverisieren von Gegnern ebenfalls die begehrte Währung des Super-Mario-Universums. Außerdem neu ist der goldene Block, den wir dann und wann zufällig finden beziehungsweise zufällig auf der Oberweltkarte auftaucht. Sobald wir diesen aktivieren, klebt dieser an Marios Kopf und für jeden Schritt und jeden Sprung den wir nun tun, erhalten wir zeitlich weitere Goldmünzen, die unserem Konto gut geschrieben werden. Springen wir jedoch durch einen goldenen Ring, laufen alle Gegner goldfarben an und geben uns zahlreiche Boni auf unserem Goldmünzenkonto. Diese genialen Innovationen machen in der Theorie sehr viel Spaß, jedoch hat Nintendo die Auswirkungen der Inflation vergessen.

Auswirkungen der Inflation

So schlimm wie in der Wirklichkeit ist die Inflation in New Super Mario Bros. 2 aber nicht, doch fällt sie bereits nach wenigen Minuten auf. Dadurch, dass für alle einhundert gesammelten Münzen, ein 1-up unserem Spielerkonto hinzugefügt wird, können wir uns ebenso viele Tode erlauben. Während wir in der gesamten Testphase niemals den Game-Over-Screen zu Gesicht bekommen haben, mutmaßen wir, dass selbst ungeübte Spieler diesen Bildschirm nur sehr, sehr selten auf ihrem 3DS-Screen zu sehen bekommen werden. In der Praxis ist das natürlich nicht so schlimm, da der architektonische Aufbau der Levels durchaus Sinn ergibt. Jeder Gegner, jeder Block, jede Münze und jede Plattform sind genau an den Stellen, wo sie hingehören. Die Entwickler hätten sich aber definitiv Gameplay-Veränderungen aussetzen müssen. Wir hätten kein Problem darin gesehen, wenn wir nur noch für satte eintausend Münzen ein 1-up erhalten würden. Warum man sich gegen dieses Experiment sträubt, ist uns schleierhaft. Außerdem hätte man 1-ups auch in einem Toad-Haus an den dort ansässigen Toad verkaufen oder gegen Items eintauschen können. Das geht in New Super Mario Bros. 2 nicht und die Obergrenze für 1-ups ist auch sehr weit oben angesetzt. Nach dem Durchspielen und einer Spielzeit von circa acht Stunden, haben wir mehr als vierhundert 1-ups auf unserem Konto verbuchen können. Rekord!

Leichtes Spiel

Niemals zuvor hatten wir so viele Versuche beim Beenden eines Spiels gehabt. Das tut dem Gesamtwerk nicht gut! Die Inflation sorgt dafür, dass der restliche Funken Anspruch verloren geht. Hardcore-Spieler, die aufgrund Nintendos Bewerbung als inoffiziellen Super-Mario-Bros.-3-Nachfolger durch den Nintendo-Kanal auf der Wii vielleicht gedacht haben, dass der Schwierigkeitsgrad in New Super Mario Bros. 2 doch noch erhöht wurde, werden leider bitter enttäuscht. Als wäre das erneute Integrieren des Unbesiegbarkeitsblattes, welches nach mehrmaligen Scheitern in den Levels erscheint, nicht schon genug, ist das Spiel in der Praxis durchgehend zu leicht und wir verstehen beim besten Willen nicht, warum Nintendo wieder den Casual-Weg einschlägt, wo in der Vergangenheit doch wunderbar gezeigt wurde, dass man auch beide Spielertypen in einem Spiel zufriedenstellen kann. New Super Mario Bros. Wii hat nichts anderes gezeigt. Es hat leider ganz den Anschein, dass die Entwickler nicht genügend Zeit für die Qualitätssicherung hatten und einfach ein Spiel des Franchises an den Kunden bringen wollten. Für einen Modus hätte diese Münzenjagd gereicht, aber für das gesamte Spiel ist sie einfach zu übertrieben und bei weitem nicht ausgeglichen. Es ist zudem sehr schade, dass Nintendo die Spielzeit künstlich durch den Münzrauschmodus streckt.

Fallender Goldwert

Je weiter wir im Spiel voranschreiten, desto mehr Levels dürfen wir im erwähnten Modus auf die Jagd nach den goldenen Münzen angehen. Die gesammelten Taler addieren sich zum gemeinsamen Konto auf der Cartridge zusammen und sobald wir eine Millionen Münzen gesammelt haben, sollen wir zudem eine nette Belohnung erhalten. Was sich dahinter verbirgt, verraten wir aber nicht. Die gestreckte Spielzeit ist es aber unserer Meinung nach nicht wert, ständig neue Rekorde für dieses Ziel und StreetPass-Konkurrenten aufzustellen. Optisch und akustisch hat sich ebenfalls nicht sehr viel getan. Die Spielwelt sieht noch genauso bunt aus wie in den beiden Vorgängern und selbst viele der Musikstücke kennt man bereits aus diesen schon zugenüge – das ist nicht als negativ anzusehen. Der Tiefeneffekt wirkt in diesem Titel übrigens suboptimal. Er hat einzig und allein Auswirkungen auf den Hintergrund, der dadurch in weite Ferne rückt und dadurch verschwommen aussieht. Der Vordergrund wird also stärker betont – hübsch sieht das nicht gerade aus, daher favorisieren wir das Spielen ohne Tiefeneffekt. Sonst bleibt bis auf das Inflationsmanko alles beim alten. Wir möchten an dieser Stelle deutlich betonen, dass New Super Mario Bros. 2 wahrhaftig kein schlechter Titel ist, doch er wird den hohen Erwartungen in Anbetracht der restlichen Serienableger absolut nicht gerecht. Es bleibt zu hoffen, dass New Super Mario Bros. U im November nicht dasselbe Schicksal widerfahren wird.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Im Juni dieses Jahres wollte ich es noch nicht ganz wahrhaben, aber insgeheim haben sich meine Befürchtungen leider erfüllt. Nintendo hat den Balance-Akt zwischen dem Sammeln von Goldmünzen und dem Erhalten von 1-ups absolut nicht auf die Reihe gekriegt – untypisch für ein Unternehmen, dass sonst immer mit vielen Innovationen im Markt punkten kann. Bereits nach wenigen Minuten fiel mir auf, dass meine Versuchsanzahl dermaßen in die Höhe schoss, dass ich dann auch schnell bemerken durfte, dass das Spiel sehr leicht ist. Kaum Herausforderungen konnte ich im Spiel entdecken und nach dem durchaus gelungenen Wii-Vorgänger ist das sehr schade. Da hat Nintendo doch wunderbar bewiesen, wie man beide Spielertypen miteinander vereint. Ich habe zwar durchaus Spaß mit New Super Mario Bros. 2 gehabt, doch eher deshalb, weil das Gesamtwerk in seiner Architektur und Ästhetik mir sehr gefallen. Auf spielerischer Ebene ist der Titel in meinen Augen aber nur noch bis zu einem bestimmten Grad gut. Das liegt gar nicht daran, dass ich mittlerweile so viele Jump ’n’ Runs gespielt habe, sondern aufgrund des leichten Schwierigkeitsgrades. Wenn ich selbst in einer Spezialwelt, die sich in alter Serientradition sowieso nur an Hardcore-Spieler richten sollte, keinerlei Probleme bekomme, dann kann irgendetwas nicht stimmen. Zudem frage ich mich, was Nintendo tatsächlich mit dem Sammeln von einer Million Münzen bezwecken will. Bis auf dass die Spielzeit künstlich gestreckt wird um eine längere Spielzeit zu suggerieren, sehe ich hier keinen Mehrwert dahinter. Mario-Fans dürfen sich New Super Mario Bros. 2 mit Eingeständnis an die Defizite des Titels gerne anschauen, doch wer Herausforderungen sucht, sollte dann doch eher zum Wii-Vorgänger greifen oder auch auf New Super Mario Bros. U warten. In der Hoffnung, dass sich das Szenario nicht wiederholt.

Jonas‘ Fazit: Inzwischen hat es Nintendo geschafft ihren neusten Handheld mit einer ansehnlichen Anzahl von First-Party-Titeln zu bestücken. Wie schon mit dem Vorgänger auf dem Nintendo DS, versucht der japanische Konzern erneut nostalgische Erinnerungen an die guten alten Zeiten der klassischen Super-Mario-Bros.-Spiele zu wecken. Obwohl New Super Mario Bros. 2 kein schlechtes Spiel ist, schlägt dieses Vorhaben leider fehl. Dafür ist das Spiel auf jeder Ebene zu leicht, die Bossgegner werden unnötig recycelt und die Levels sind viel zu kurz. Auch die 1-ups besitzen dank dem Münzenwahn kategorisch keinen Wert mehr. Hier hätte Nintendo meiner Meinung nach vielleicht eine neue Währung etablieren können, ähnlich wie mit den Sternmünzen – aber stattdessen sammeln sie sich nur massenweise im Inventar. Den Game-Over-Screen habe ich auch nach dem Versuch, alle Sternmünzen einzusammeln, immer noch nicht gesehen. Und über das unbezwingbare goldene Tanuki-Blatt, dem sogar Bossgegner nichts entgegen zu setzen haben, will ich mich gar nicht erst auslassen. Für die nächste jüngere Generation von Spielern bietet das Spiel aber die ideale Möglichkeit, um klassisches 2D-Mario-Gamplay auch heute noch zu erleben. Für den schnellen Mario-Kick reicht es aber auch für die routinierten Spieler. Und genau diese werden sich auch am facettenreichen und unverwechselbaren Design von Nintendo erfreuen. Ich hoffe, dass Nintendo es nicht übertreibt, sein eigenes Versprechen einhält und nur noch ein New Super Mario Bros. pro Konsole herausbringt. Natürlich ist es noch ein ziemlich gutes Spiel, aber gerade von Nintendo erwarte ich, dass sie wissen, wie man ein Franchise hütet und pflegt. Dass genügend Firmen so etwas nicht können sieht man heutzutage oft genug und es wäre schade, falls Nintendo sich unter diese reihen würde.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von New Super Mario Bros. 2!

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