Review: Seed (Special Edition)

Regisseur Uwe Boll ist gegen die Todesstrafe und auch gegen die Misshandlung von Tieren. Beide Themen werden in Seed stark kritisiert und geben uns einen Einblick in die Abgründe der Menschlichkeit.

Max Seed ist ein Massenmörder. Er tötet ohne ein Motiv zu haben und unzählige unschuldige Menschen mussten für Nichts ihr Leben lassen. Da er ohne System tötet, ist es für die Polizei umso schwieriger, Seed aufzuspüren. Eines Tages gelingt Matt Bishop und seinem Team die Gefangennahme des Mörders, doch Bishop ist dabei der einzige Überlebende. Jahre später kommt es dann endlich zur Hinrichtung von Seed. Er soll auf dem elektrischen Stuhl für seine Verbrechen büßen und vor den Augen der Angehörigen der Opfer exekutiert werden. Als der anwesende Arzt bei Seed auch nach zwei Tötungsversuchen noch einen Herzschlag ausmachen kann, muss der Direktor des Gefängnisses eine folgenschwere Entscheidung treffen. Sollte Seed auch noch den dritten Stromschlag überleben, so würde er automatisch begnadigt werden. Der Direktor entschließt sich dazu, Seed für tot zu erklären und mit dem Gefängnispersonal steckt er ihn in einen Sarg, um ihn lebendig zu begraben. Einen Tag nach diesem Vorfall muss Bishop erneut zur Gefängnisinsel übersetzen, denn in dieser Nacht wurden sowohl der Henker, der Arzt und der Direktor ermordet. Als dann auch noch das Grab von Seed leer steht, deutet alles daraufhin, dass Seed noch lebt und nun Rache an seinen Peinigern nehmen will. Die Handlung von Seed ist durchaus spannend in Szene gesetzt.

Gemeinsames Ziel und verschiedene Wege

Michael Paré als Bishop trägt dazu nicht unwesentlich bei. Auch Ralf Möller als skrupelloser Gefängnisdirektor macht in Uwe Bolls Schockerfilm eine gute Figur. Beide Charaktere arbeiten auf dasselbe Ziel zu, doch haben sie unterschiedliche Vorstellungen davon, dieses zu erreichen. Während Bishop das Gesetz besonders achtet und für eine Welt steht, die aus Recht und Ordnung besteht, geht es dem Direktor nur darum, Seed hinzurichten, um die Welt von einem Monster zu befreien. Obwohl Bishop die Gelegenheit erhält, Seed an Ort und Stelle zu exekutieren, lehnt er dies aus inneren Beweggründen ab und verhaftet ihn. Das nimmt ihm sein Vorgesetzter (gespielt von Don S. Davis, unter anderem bekannt aus den Stargate-Serien) in einer Szene sogar übel, doch unbeirrt davon führt er die Ermittlung fort, um Seed erneut ins Gefängnis zu bringen. Seed wird im Film im Grunde als das elementare Böse dargestellt, denn charakterisiert wird er nicht. Wir wissen nicht, was ihm in seiner Kindheit widerfahren ist, dass er zu so einem Menschen geworden ist. Die fehlende Entwicklung ist es dann auch, dass das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Seed und Bishop nicht so clever inszeniert wird, wie wir es aus Gesetz der Rache kennen. Der Zeitgeist der Siebziger Jahre, in denen die Story des Films stattfindet, wird ebenfalls eingefangen. Frisuren, Kleidung, Fahrzeuge und Elektronikartikel sind exakt der Epoche entnommen.

(Un)saubere Produktion

Interessant ist das besonders bei der Bildwiederholungsrate, denn einige Szenen hat man extra mit Handkameras gedreht, in denen man noch eine Kurbel betätigen musste, um das Bild aufzunehmen. Ein cleverer Gedankengang, der in den jeweiligen Szenen, wenn Bishop zum Beispiel einen Traum hat, hervorragend funktioniert. In der Nachbearbeitung wurde das Bild auf 1080p (wahlweise auch in 3D) hochskaliert, wodurch der Film im 16:9-Format auch einen zeitgemäßen Eindruck macht. Der Schwarzwert ist auch gut gelungen, denn die meisten Szenen finden im Dunklen statt. Positiv ist hier, dass man als Zuschauer nun gar nicht den Raum sieht, in dem die Szene spielt und Taschenlampen ihre Daseinsberechtigung haben. Erst zum Ende des Films erstrahlt der Film auch in helleren Farben, um eventuell ein Happy End anzudeuten. Ob es dazu kommt, solltet ihr allerdings selbst herausfinden. Musik ist in Seed durchgehend Adrenalin fördernd unterlegt, könnte aber besser sein. Das liegt manchmal auch daran, dass die deutsche Fassung um einige Minuten (!) geschnitten ist und Übergänge zwischen einzelnen Szenen dadurch abrupt unsauber auffallen. Wer nach dem 83-Minuten-langen Film Lust auf mehr hat, darf sich im viertelstündigen Bonusmaterial nach zusätzlichen Informationen umhören. Der obligatorische Audiokommentar von und mit Uwe Boll befindet sich natürlich wieder mit auf der Disc.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Seed ist für mich ein weniger guter Film. Es liegt vermutlich daran, dass der Film sehr inszeniert wirkt und wenn man sich dazu auch das Bonusmaterial anschaut, erfährt man schnell, dass der Film ohne Script gedreht wurde. Es war ein Experiment und in meinen Augen ist das Experiment nicht sonderlich geglückt. So hätte der Bösewicht Max Seed ruhig mehr ausgearbeitet werden können, denn ich erfahre im Film absolut nichts über seine Vergangenheit und warum er zu einem Monster geworden ist. Menschlich wirkt so gut wie nichts an ihm, was ihn für mich zu einer seelenlosen Hülle macht. Das mag vielleicht die Intention des Films sein, jedoch mag ich leblose Charaktere in Filmen in den meisten Fällen gar nicht. Das Aufspüren und Jagen von Seed ist zwar durchaus spannend, aber sein Racheakt in der zweiten Filmhälfte ist es absolut nicht. Gesetz der Rache und vor allem Revenge: Sympathy for the Devil machen das deutlich besser. Immerhin wird der Zeitgeister der Siebziger Jahre einigermaßen gut eingefangen, auch wenn man davon durch die vielen dunklen Szenen erst zum Schluss deutlich mehr sieht. Alleine Bishops Haus ist das beste Beispiel dafür, wie so etwas in Filmen gemacht werden sollte. Von Uwe Bolls Audiokommentar bin ich diesmal sogar auch etwas enttäuscht, denn zum Film selbst erzählt er hier so gut wie nichts und geht lieber auf andere Dinge ein und erörtert abermals die Veröffentlichungsprobleme von Bloodrayne. Das geht besser – auch für Boll-Verhältnisse! Wer Horrorfilme mag und auch mal eine schonungslose Handlung sehen möchte, der sollte sich Seed zumindest einmal aus der Videothek ausleihen. Unterm Strich bleibt für mich aber ein Film, der für mich keinen Anreiz liefert, ihn ein zweites Mal anzusehen.

Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Seed (Special Edition)!

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