Niemand hätte wohl gedacht, dass in den letzten Wochen vor dem Launch der Wii U noch ein dermaßen gutes WiiWare-Spiel seinen Weg in den Wii-Einkaufskanal finden wird. La-Mulana ist ein Spiel, auf das westliche Spieler seit langer, langer Zeit haben warten müssen.
Wer an Archäologen denkt, dem kommt wohl zu allererst Indiana Jones in den Sinn. Lemeza Kosugi war da bis vor einem Jahr vermutlich nur japanischen Videospielern bekannt. Der virtuelle Archäologe macht keinen Hehl daraus, sich an seinem Vorbild zu orientieren. Das beginnt sogar vor dem eigentlichen Spiel in der elektronischen Bedienungsanleitung – er möchte schlicht und einfach nicht Junior genannt werden und sein Vater ist ebenfalls an der Geschichte untergegangener Zivilisationen interessiert. Outfit und Peitsche hat er wohl auch von Indiana Jones geliehen und so steht einem ähnlichen und doch anderem Abenteuer nichts mehr im Wege, denn die Rätsel der Ruinen von La-Mulana wollen gelüftet werden! Wer zum ersten Mal in das Spiel eintaucht, bekommt vermutlich sehr schnell Probleme, da im Spiel so gut wie gar nichts erklärt wird und zunächst einmal vieles ausprobiert werden muss. Jüngere oder unerfahrene Spieler wird das zunächst abschrecken, doch wer Experimente nicht scheut, gelangt sehr schnell in den Genuss eines atemberaubenden Spiels, welches in einem Lager mitten im Dschungel beginnt. Ausgerüstet mit Peitsche und Laptop beginnen wir damit, die Welt zu erkunden. So erhalten wir vom Eingeborenenhäuptling direkt ein Programm, welches wir im begrenzten Speicher des Notebooks lagern. So bleibt er mit uns in Kontakt und erzählt uns immer mal wieder Wissenswertes über die Spielwelt.
Waffenarsenal eines Archäologen
Der Computer ist aber auch für andere Dinge zu gebrauchen, denn mit der Zeit gelangen wir immer wieder in den Besitz neuer Software, die wir aktivieren können. Beispielsweise um die Schriften der Ureinwohner auf Felsen zu lesen oder Karten der Umgebung einzuscannen. Das Waffenarsenal steigt später ebenfalls an. So dürfen wir uns von dem in den Ruinen erbeuteten Geld bei den in der Spielwelt verstreuten Händlern neue Waffen kaufen. Beispielsweise eine Pistole oder sogar Wurfsterne. Das ist auch bitter nötig, denn in den Ruinen wimmelt es nur so von Untoten und anderem Getier, welches uns am liebsten zum Frühstück verspeisen will. Um in den Ruinen voranzukommen, gilt es oftmals einfache oder schwierige Schalterrätsel zu lüften. Meistens müssen wir einfach nur ein Gewicht auf einen Schalter stellen oder wie in The Legend of Zelda einen Block verschieben. Das macht durchaus Spaß, denn überall sind in der Spielwelt Schätze versteckt, die teilweise auch schon mal unsere Lebensenergie erweitern, doch Obacht: Nicht immer kann das Aktivieren eines Mechanismus Vorteile nach sich ziehen. Wer vergisst Hieroglyphen zu entziffern, erfährt oft nicht, dass mit einem Schalter eine Falle aktiviert wird. Das ist deshalb so wichtig, da die Regenerierung der Lebensenergie nur sehr selten möglich ist. Beispielsweise in der heißen Quelle außerhalb des Lagers.
Verbeugung vor großen Serien
Gespielt wird dabei übrigens nicht aus der Vogelperspektive, sondern aus der Seitenansicht, wie man es zum Beispiel aus Castlevania kennt. Das System, um im Spiel erfolgreich zu sein, erinnert zudem ein wenig an Nintendos Metroid. Nur mit bestimmter Ausrüstung ist es beispielsweise möglich, Türen zu öffnen, um so in neue Bereiche zu gelangen. La-Mulana lässt uns da aber wesentlich mehr Freiheiten, denn es gibt so viele Geheimnisse und auch Wege, um ans Ziel zu gelangen, dass man sich zu Beginn von den Möglichkeiten erschlagen fühlen könnte. Uns gefällt diese Freiheit sehr, da sie den Wiederspielwert drastisch erhöht. Die gesamte Spielwelt ist wirklich detailreich und atmosphärisch aufgebaut. So erfahren wir von Dorfbewohnern und verschollenen Steintafeln Hintergründe über die Sagenwelt von La-Mulana, wobei ein Großteil der Atmosphäre aber auch Grafik und Soundtrack ausmachen. So erinnern uns die Grafiken des Spiels an die gute, alte Super-Nintendo-Zeit und der Soundtrack von seiner Qualität an Castlevania: Rondo of Blood vom TurboGrafx-16. Die Ohrwürmer des Soundtracks lassen uns in unseren Gedanken nicht mehr los. Das schafft nicht jedes Spiel! Da ist es leider schade, dass das Bild in 4:3 wiedergegeben wird. Aufgrund des Gebietaufbaus ist das vielleicht auch nicht anders möglich, aber bei einem Remake wünschenswert gewesen.
Unvergessliches Spielerlebnis
Ebenfalls etwas suboptimal sind die Bildschirmanzeigen ausgefallen. Sie befinden sich leider viel zu nahe am oberen Bildschirm und könnten für unseren Geschmack ruhig etwas größer ausfallen. Die Menüstrukturen hingegen fallen positiv und übersichtlich aus. Positiv ist ebenfalls anzumerken, dass man den Titel mit so gut wie allen Bedienungseinheiten der Wii spielen kann. Entweder mit Nunchuck und Wii Remote, mit der Fernbedienung alleine, dem Classic Controller (Pro) oder dem Gamecube-Controller ist alles möglich. Sogar Wii-kompatible Tastaturen werden unterstützt! Da können sich andere Entwickler eine dicke Scheibe von Nigoro abschneiden! Bis auf die angesprochenen kleinen optischen Mankos und der zu Beginn vielleicht existenten Unzugänglichkeit für den einen oder anderen Spieler, ist an La-Mulana nichts auszusetzen. Es sei jedoch abschließend gesagt, dass sich der Titel vorwiegend an Hardcore-Spieler richtet, da es im Spiel keine Rücksetzpunkte gibt und der Game-Over-Screen schneller als gedacht auf dem Bildschirm erscheinen könnte. So muss unausweichlich ein frührer Spielstand geladen werden, aber wir machen das sehr gerne, denn so ein gutes und vor allem lang anhaltendes Spielerlebnis haben wir schon seit langer, langer Zeit nicht mehr erlebt und das war das lange Warten auf La-Mulana definitiv wert!
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der WiiWare-Fassung): La-Mulana ist das Paradebeispiel dafür, wie gute Download-Spiele auszusehen haben. Für gerade einmal zehn Euro bekomme ich hier eine große Welt, die an allen Ecken und Enden mit Geheimnissen gespickt ist. Dazu motiviert mich das tolle Gameplay auch nach dem hundertsten Tod von Lemeza Kosugi, einen älteren Spielstand zu laden, nur um danach wieder in dieselbe Falle zu latschen oder gar eine Minute später einen völlig neuen Weg einzuschlagen. Das macht mir vor allem wegen der im Spiel verbauten Technik so viel Spaß, denn man hat aus dem Code der PC-Fassung, die damals schon eine Hommage an alte Spielklassiker sein sollte, nochmal eine ganz andere Interpretation geholt. Grafiken erinnern mich jetzt an das gute alte Super Nintendo und der geniale Soundtrack an Castlevania: Rondo of Blood vom TurboGrafx-16, welches ebenfalls ein sehr tolles Spiel ist und ich an dieser Stelle ebenfalls allen empfehlen möchte. La-Mulana liefert ein ästhetisch anspruchsvolles Gesamtbild ab, welches man unbedingt einmal selbst gespielt haben muss. Wer La-Mulana nicht spielt, der verpasst einen modernen Klassiker!