Review: Blood Letter: Schrift des Blutes

Blood Letter - Schrift des Blutes (1)Basierend auf einem Roman versucht der Film einen historischen Hintergrund zu erzeugen, der so genau aber in unserer Geschichte nie stattgefunden hat. So ist es auch kein Wunder, dass der Titel niemals an die Genauigkeit wahrer Begebenheiten herankommt.

Blood Letter - Schrift des Blutes (2)Die Handlung beginnt mit Tran Nguyen Vu, der als junger Knabe aus dem Palast mit seiner Begleitung flieht. Während sein Gefährte am Ende der Reise erschöpft zusammenbricht, muss Nguyen Vu nach dessen Tod alleine überleben, doch wird er von Mönchen in einem Kloster aufgenommen und großgezogen. Ganze zwölf Jahre nach seiner Flucht aus dem Königshaus muss Nguyen Vu mit ansehen, wie Soldaten aus dem Palast im Kloster einmarschieren. Es ist nicht ganz klar, wonach die Männer suchen, doch Nguyen Vu nimmt an, dass es etwas mit seiner Vergangenheit zu tun haben muss. Der Abt erklärt ihm, dass er und sein Großvater sehr gute Freunde waren und er ihn nur deshalb im Kloster aufgenommen hat. Zudem erfährt er endlich, was damals tatsächlich geschehen ist, als er aus dem Palast fliehen musste. Angeblich sei seine Mutter die Geliebte des Königs gewesen und in den Zeiten des Umsturzes wurde das als ein Problem angesehen. Seine gesamte Familie wurde hingerichtet und da man womöglich Angst vor seiner Rückkehr habe, würden die Soldaten wohl nach ihm suchen. Die Nachricht lässt Nguyen Vu keine Ruhe mehr. Er bricht in die Stadt auf, um die Ermordung seiner Eltern und Verwandten zu rächen. Er schafft es maskiert bis in den Palast vorzudringen und wird dort von Intrigen übermannt. Der Blutbrief soll der Beweis für die Unmoral der Königin sein.

Der Weg zum inneren Frieden

Blood Letter - Schrift des Blutes (3)Von nun an erzählt der Film die Geschichte von Nguyen Vu und seiner Begleiterin Hoa Xuan, die das Königshaus genauso sehr wie er selbst hasst. Sie verbünden sich, um den Blutbrief in der stereotypischen Welt zu finden. Der Blutbrief soll dann in die Hände eines Adligen fallen, den Nguyen Vu kurz vor seiner Infiltrationsmission kennengelernt hat, der die Königin lieber in Ketten sehen möchte. Was Nguyen Vu aber nicht weiß, ist, dass dieser selbst die Macht am Hofe übernehmen möchte. So jagen im Grunde drei Parteien dem Blutbrief hinterher. Jeweils aus ganz anderen Gründen. Dabei treten sie ständig mit dem Tod in Kontakt, weshalb es nicht immer einfach ist, das greifbar nahe Ziel zu erreichen. Blood Letter: Schrift des Blutes erzählt zwar eine sehr oberflächliche Handlung, doch ist es eine Handlung, die an einer Stelle jedoch sehr tiefgründig ist. Die zentrale Frage, die sich der Film stellt ist die, ob Rache tatsächlich so wichtig und vor allem der einzige Weg zum inneren Frieden ist. Diese Frage betrifft jeden der vier wichtigen Charaktere, die teilweise miteinander und teilweise gegeneinander spielen. So werden Nguyen Vu und Hoa Xuan unmittelbar mit dem Tod ihrer Familie konfrontiert und in den Köpfen der anderen beiden Charaktere wird die eigene Einstellung teilweise hinterfragt. Die Welt von Blood Letter: Schrift des Blutes fällt zudem auch noch sehr einfach aus.

Der Weg der Einfachheit

Blood Letter - Schrift des Blutes (4)Alle Dialoge und alle Wege zum Ziel fallen entweder gut oder böse aus. Schwarzweißmalen wurde unter der Regie von Victor Vu groß geschrieben. Das ist sehr schade, da die Handlung deutlich Spielraum für ein großes und vor allem komplexes Komplott liefert. Dieses wird nicht gezeigt. Zudem ist es auch schon fast urkomisch, dass die Bösewichte in der Regel nur in schwarzer Kleidung und vor allem sehr häufig nur in der Nacht gezeigt werden. Die Helden sind dementsprechend meist hell gekleidet und tauchen oftmals nur bei Tagszenen auf. In dem Roman mag das vielleicht Sinn ergeben, um die Intention der Handlung zu verdeutlichen, gut umgesetzt in einem Film ist dies aber nicht, da die Welt ohnehin schon so stereotypisch ist. Das vietnamesische Werk ist zwar keinesfalls ein schlechter Film, doch dümpelt er durchweg im Mittelfeld herum und schafft es nur sehr gering, so etwas wie Spannung aufzubauen. Der Film im 16:9-Format und in 1080p besticht dennoch mit einem kräftigen Bild, jedoch mit sehr schwachen Spezialeffekten. Der Soundtrack ist leider viel zu hintergründig, als das man ihn tatsächlich den entsprechenden Szenen zuordnen kann. Die deutsche Synchronisation ist aber dafür gelungen und steht dem Original in Nichts nach. Wer sich auf 104 Minuten einlassen will, bekommt für den berühmtberüchtigten regnerischen Nachmittag einen passablen Film.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Der Trailer machte, unabhängig von den durchaus schwachen Effekten, einen für mich guten Eindruck. Leider konnte sich mein erster Eindruck vom Film dann beim Anschauen nicht bewahrheiten. Martial-Arts-Einlagen sind in Victor Vus Film so gut wie nicht enthalten und auch, dass der Film in gewisser Weise einen Anspruch auf einen Historienfilm legt, kann ich nicht akzeptieren. Die Suche nach der Schrift des Blutes ist für mich einfach zu schematisch. Man kann sich denken, was passiert, doch das Ende ist das einzige, was ein wenig überrascht. Statt mit Gewalt den Konflikt zu lösen, erteilt einer der Charaktere Gnade vor Recht. So kann der Film in der letzten Minute doch noch mit einer kleinen Wendung aufwarten, die mir sehr gut im Gesamtbild gefallen hat. Es macht den Hauptcharakter einfach glaubhafter. Allerdings kann ich nicht sagen, dass die Handlung mit diesem Schritt durchweg gerechtfertigt ist. Die Stilmittel, mit denen der Film künstlerisch in Szene gesetzt wird, sind viel zu simpel. Blood Letter: Schrift des Todes möchte ich daher nicht jedem empfehlen, doch wer zur Abwechslung mal einen vietnamesischen Film, statt der sonst so häufigen chinesischen Martial-Arts- und Historienfilme, sehen will, darf hier zuschlagen.

Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Blood Letter: Schrift des Blutes!

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