Während in der Handlung nur drei Jahre vergangen sind, liegt die Produktion des ersten Films nun bereits vier Jahre zurück. Das heißt also, dass man sich vom Charme der Achtziger Jahre verabschieden muss und der Beginn der Neunziger charakterisiert wird.
Nach den Vorfällen im Jahr 1999, welche die Polizei mitsamt ihren Labors aufhalten konnte, war es eine Zeit lang still um etwaige Ereignisse der Maschinen betreffend. Nachdem sie einen Vortrag gehalten hat, begibt sich Shinobu Nagumo auf den Heimweg, doch der verzögert sich aufgrund eines Staus. Polizeifahrzeuge, die auf einer stelzenähnlichen Technik die sich stauenden Autos unbeschadet überfahren können, rasen über ihr Vehikel hinweg. Ehe sie gänzlich die Lage versteht, düst eine Rakete auf die Yokohama Bay Bridge zu und macht eine Überfahrt unmöglich. Da niemand eine Forderung stellt oder sich zu dem Anschlag bekennt, sind Polizei und Regierung ratlos. Während die Medien Aufnahmen von einem japanischen Kampfflugzeug zeigen, ist das japanische Militär der Auffassung, dass es sich um einen US-amerikanischen Düsenjäger handeln muss. Zumindest beweisen dass die Bilder, die Shigeki Arakawa der Polizei in einem Gespräch vorlegt. Die US-amerikanische Regierung streitet die Vorfälle jedoch ab, weshalb das japanische Militär weiterhin als der Sündenbock herhalten muss. Öffentlich wird dementsprechend ein Militärputsch vermutet, da es laut Arakawa eine nationalistische Organisation geben soll, die mit der Politik ihres Landes sehr unzufrieden ist. Es stellt sich die Frage, welches Spiel Arakawa tatsächlich spielt.
Weltpolitisches Handeln
Dass sie dieses Spiel nicht mitspielen wollen und Arakawa etwas verheimlicht, ist sich die Polizei unter der Leitung von Kiichi Goto sicher. Das Sammeln von Indizien und Beweisen ist in der Handlung von Patlabor: Der Film 2 wieder einmal ein zentraler Anhaltspunkt, doch der zweite Film konzentriert sich diesmal stärker auf die Action. Bereits in der Mitte des Films ist es unumgänglich, dass sich das Militär einschalten muss, denn es sind bereits weitere Raketen nach Tokio unterwegs. Die japanische Hauptstadt steht somit erneut im Fadenkreuz und muss unter allen Umständen beschützt werden. Anders als im ersten Teil wird Tokio durch ein viel realistischeres Stadtbild dargestellt. Das Zeigen des Tōkyō-to Chōsha, das Regierungsgebäude der Präfektur Tokio im Stadtteil Shinjuku, ist eines der Bilder, die uns im Gedächtnis bleiben. Faszinierend sind auch die Kämpfe zwischen den Labors, die aber in den Hintergrund gerückt sind. Dafür kombinieren sich die Teams in einer Szene mit menschlichen Bodentruppen und tatkräftigen Labors. Patlabor: Der Film 2 möchte viel lieber politische und gesellschaftliche Themen ansprechen, wie beispielsweise Krieg und Frieden. Es wird hinterfragt, ob Kriege einen Sinn ergeben und für was die Regierung, das Militär und die Polizei einstehen. Darauf gibt es keine klare Antwort, doch werden sie als Hüter des Friedens bezeichnet.
Haltung zur Geschichte
Der Film trägt die Botschaft, dass Kriege nicht berechtigt seien. Da macht man auch nicht vor der japanischen Geschichte halt. So stellt der Charakter Arakawa den Zweiten Weltkrieg aus Seiten der Alliierten gegen die Nationalsozialisten als berechtigt dar und dass obwohl das Kaiserreich Japan mit dem deutschen Reich zwischen 1940 und 1945 verbündet war. Diese Aussage zeigt deutlich, welche Haltung der Film (und dessen Produzenten) gegenüber jenem Ereignis einnimmt. Es ist jedoch schade, dass für den erhöhten inhaltlichen Anspruch das Auftauchen der Labors auf ein Minimum reduziert wird und diese erst gegen Ende wichtig werden. Mit 108 Minuten fällt der Film zudem acht Minuten kürzer als sein Vorgänger aus. Dadurch, dass der Film erst 1993 fertiggestellt wurde, merkt man allen Enden und Ecken an, dass auch der Fortschritt nicht Halt gemacht hat. Von zu vielen blinkenden Lichtern ist in Patlabor: Der Film 2 so gut wie nichts mehr zu sehen und auch gezeigte Betriebssysteme wirken jetzt sehr viel moderner. Ebenso häufig geraten die Medien in den Mittelpunkt der Handlung, um die aktuellen Geschehnisse zu demonstrieren. Abschließend kann man sagen, dass sowohl die deutsche als auch die japanische Synchronisation sehr gut gelungen sind. Schade ist wieder einmal nur, dass Bonusmaterial nicht auf der Blu-ray vorhanden ist.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Nachdem ich von Patlabor: Der Film 1 so sehr überzeugt war, habe ich mir Patlabor: Der Film 2 direkt im Anschluss angesehen. Obwohl es auch hier sehr viele action-lastige Szenen gibt, rücken diesmal politische Themen stark in den Vordergrund. Es wird von Krieg und von Frieden gesprochen und dabei gezeigt, welche Einstellung man dazu einnimmt oder als Zuschauers eventuell auch einnehmen sollte. Die Dialoge sind dementsprechend intelligent, spannend und unterhaltsam. Schade finde ich nur, dass die Charakterisierungen der verschiedenen Personen nicht so gut gelungen sind, wie noch im ersten Film. Es sind viel mehr die Einstellungen, welche diese in Patlabor: Der Film 2 ausdrücken, die mich beeindrucken. Selten habe ich in einem Anime dermaßen gute Kommentare zu politischen Themen gehört. Wer den ersten Film bereits mochte und wissen möchte, wie die Geschichte um die Labors weitergeht, der kommt auch um den zweiten Film nicht herum. Jedoch sollte man sich bereits vorab bewusst sein, dass die Labors in Patlabor: Der Film 2 nur eine untergeordnete Rolle einnehmen und Platz für Politik und Gesellschaft machen.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Patlabor: Der Film 2!