Rechtzeitig zum fünfzigsten Jubiläum konnte der titelgebende Meisterdieb Lupin III. mit der Original Video Animation Lupin III.: Goemon Ishikawa, der es Blut regnen lässt die Korken knallen lassen. Ganz so hochwertig wie der vorherige Film fällt dieser aber leider nicht aus.
Im Jahr 2017 jährte sich der Geburtstag des Werks des 2019 verstorbenen Manga-Autor Katō Kazuhiko, besser bekannt unter seinem Pseudonym Monkey Punch, zum fünfzigsten Mal. Grund genug, um Arsène Lupin III. und seine drei Komplizen in ein weiteres Abenteuer zu schicken. Überraschend steht im Jubiläumswerk aber nicht Lupin im Mittelpunkt der Geschichte, sondern der Samurai Ishikawa Goemon XIII., der Lupin schon mehrfach aus der Klemme geholfen hat. Von einem Yakuza-Klan wird dieser als Leibwächter auf einem Kasino-Schiff angestellt. Ihm gelingt es aber nicht, den Chef der Verbrecherorganisation bei einem Angriff zu beschützen. Dieser wird von Hawk, einem Auftragskiller mit übermenschlicher Kraft, getötet. Damit Ishikawa als Samurai seine Ehre wiederherstellen kann, beschließt er, Hawk zu jagen. Dieser hat es aber nicht nur auf Ishikawa abgesehen, sondern auch auf Lupin, seinen Komplizin Jigen Daisuke und Mine Fujiko. Die Original Video Animation ist wie der vorherige Film in insgesamt zwei Episoden aufgeteilt, die zusammen eine Laufzeit von etwa 53 Minuten ergeben. Diese Zeit reicht aus, um die Handlung kurz und bündig zu erzählen. Figuren wie Mine und Inspektor Zenigata Kōichi kommen dabei etwas zu kurz. Schlimm ist das aber nur für die größten Fans; die Story verlangt ihre Anwesenheit eh kaum.
Kleinere Abstriche trotz vieler Details
Visuell kann Lupin III.: Goemon Ishikawa, der es Blut regnen lässt halbwegs überzeugen. Dies liegt zum Teil an der Architektur der Handlungsorte, die japanisch inspiriert sind. Auf dem Schiff zu Beginn beeindrucken beispielsweise architektonische Details. So sind im Hintergrund der Szenerie Stellschirme und Wandmalereien zu sehen, die es zumindest zum Teil auch in der Realität noch so gibt. Auch die Trauerfeier der Yakuza gibt in der ersten Hälfte des Films einen recht guten Einblick in die japanische Kultur. Dies ist äußerst atmosphärisch und passt in das multikulturelle Gesamtbild, für welches das Franchise bekannt ist. Lediglich verschiedene Unschärfe-Effekte schmälern teilweise das sonst sehr kräftige Setting. Am ehesten stechen aber noch die überaus erwachsenen Charaktermodelle aus der Masse heraus. Sie wirken vor allem schlaksig. Lupin und Jigen erscheinen dabei aber nur teilweise maskulin, was womöglich am größeren Story-Anteil von Ishikawa liegt, der mit schnellen Bewegungen auf eine elegante Art und Weise auftrumpft. Durch die reichlich animierten Figuren bleibt es so gut wie nie still, wodurch dem Zuschauer ein bewegungsreiches Bild vermittelt wird. Im Großen und Ganzen ist das Bild im bildschirmfüllenden Full-HD-Format durchaus noch als hochwertig zu bezeichnen, erreicht aber leider nicht die Qualität der Vorgänger-Episode.
Melancholische Grundstimmung
Unter akustischen Gesichtspunkten fängt der Soundtrack das turbulente Geschehen mit gemütlichen Klängen im Tonformat DTS-HD Master Audio 2.0 ein. Das passt stellenweise sehr zur melancholischen Grundstimmung. So drängt sich die Musik niemals auf und bleibt meistens im Hintergrund. Auch die Synchronsprecher tragen ihren Teil zur Atmosphäre von Lupin III.: Goemon Ishikawa, der es Blut regnen lässt bei. Das funktioniert sowohl im Originalton als auch in der deutschen Fassung. Vor allem Peter Reinhardt als Ishikawa gelingt es mit Bravour, dem Samurai mit bedachten Worten Leben einzuhauchen. Grandios! Wie schon bei der vorherigen Original Video Animation ist das Bonusmaterial auch dieses Mal leider rar gesät. So befindet sich auf der Blu-ray Disc abseits von drei Trailern zu anderen Werken von Kazé Anime, die für Fans der Reihe interessant sein könnten, kein digitales Bonusmaterial. In physischer Hinsicht gibt es noch eine Artcard, die in der mit einer Papphülle ummantelten Plastikverpackung auf die Betrachtung wartet. Ein äquivalenter Ersatz für ein Interview, ein Making-of oder gar ein Booklet ist diese aber nicht. Fans von Lupin III. nehmen die Artcard aber sicher gerne in Kauf, auch wenn für das fünfzigjährige Jubiläum der Reihe deutlich mehr von Lupin III.: Goemon Ishikawa, der es Blut regnen lässt zu erwarten gewesen wäre.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Während Lupin III.: Daisuke Jigens Grabstein als eine herausragende Original Video Animation gehandelt wird, kann Lupin III.: Goemon Ishikawa, der es Blut regnen lässt nicht an deren Qualität heranreichen. Dennoch hat auch dieser zweigeteilte Film mit einer Laufzeit von circa 53 Minuten durchaus seine Qualitäten. Vor allem die Inszenierung von Ishikawa mit eleganten Animationen und schön inszenierten Schwertkämpfen, die mit wenigen, aber bedacht gewählten Worten sinnlich unterstreicht werden, stechen aus der Menge heraus. Leider passt die Rachegeschichte sonst auf einen Bierdeckel. Auch bei der technischen Gestaltung wären tatsächlich weniger Unschärfe-Effekte wünschenswert gewesen. Diese fallen, im Gegensatz zur sonst ruhigen Klangkulisse, negativ auf. Auch warum das Werk, das im Anime-Bereich quasi das 50. Jubiläum des Franchises markiert, ohne großartiges Bonusmaterial auskommt, ist fraglich. Fans der Reihe können trotz kleinerer Abstriche zugreifen. Wer in das Universum von Lupin III. einsteigen will, sollte sich lieber ein anderes Werk der vielseitigen Reihe aussuchen.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Lupin III.: Goemon Ishikawa, der es Blut regnen lässt!