Review: Psycho-Pass 3 (Vol. 2)

Nachdem im Juli 2022 die erste Volume der dritten Staffel der Anime-Serie Psycho-Pass bei Kazé Anime erschienen ist, dauerte es nur einen kurzen Monat bis zur Veröffentlichung der zweiten Ausgabe. Psycho-Pass 3 führt die Story der Staffel aber nur halbwegs zu Ende.

Inhaltlich baut das zweite Episodenpaket von Psycho-Pass 3 auf der von den vorherigen Folgen geschaffenen Grundlage auf. Die Inspektoren Shindō Arata und Kei Mikhail Ignatov ermitteln nach wie vor in einem Fall, in dem Menschen offenbar den Unfalltod sterben, doch in Wahrheit ermordet wurden. In einer Gesellschaft, in der ein Mörder über den titelgebenden Psycho-Pass ermittelt werden könnte, dieser aber ausgetrickst wird, ist die Ermittlung aber alles andere als leicht. Darüber hinaus kommen immer wieder die so genannten Füchse zur Sprache, die das Amt für Öffentliche Sicherheit womöglich unterwandert haben. Noch dazu scheinen die Antagonisten einer religiösen Gruppierung anzugehören und fürchten wiederum ihrerseits, dass ein verdeckter Ermittler des Außenministeriums Jagd auf sie macht. Um die Person zu entlarven, entführen sie Keis Ehefrau Maiko Maya Stronskaya und versuchen, ihren Ehemann durch Gewaltandrohung dazu zu bringen, das Geheimnis zu verraten. Das ist aber noch nicht alles. Ein Bombenanschlag erschüttert Japans Hauptstadt Tōkyō im Jahr 2121. Weitere Attentate sind geplant und überschatten das Geschehen. Zusammen mit sehr vielen Nebencharakteren, die darin involviert sind, zeigt all dies absolut hervorragend, wie komplex und facettenreich das spannende wie tiefgründige Szenario von Psycho-Pass 3 wirklich ist.

Bekanntes, aber immer noch paralysierendes Gesamtbild

Wie schon die vier Folgen der ersten Volume der dritten Season weisen auch die Episoden der zweiten Ausgabe eine Laufzeit von jeweils 45 Minuten vor. Es sind im Grunde Doppelfolgen, die darüber hinaus auf ein zweites Opening und ein zweites Ending verzichten, um so ein wenig mehr Platz für die ausgeklügelte Handlung zu lassen. An diesem Konzept können sich auch viele andere Anime-Serien in Zukunft orientieren. Wie für das Franchise gewohnt bietet auch die dritte Staffel ein paralysierendes Gesamtbild, was insbesondere auf die visuelle Gestaltung zurückzuführen ist. Viele Szenen spielen in der Dämmerung, in der Nacht, an dunklen oder zumindest abgedunkelten Orten. Nicht selten kommt hierbei diffuses Licht zum Einsatz, das die Bilder verschleiert. Im Gegensatz zur ersten Volume, bei dem sich dadurch die Qualität des bildschirmfüllenden 16:9-Bildes verringert, ist dieses Phänomen in der zweiten Ausgabe zum Glück nicht ganz so häufig zu beobachten. Um die häufig anhaltende Dunkelheit von Psycho-Pass 3 zu durchbrechen, werden Spezialeffekte in der Regel hell und leuchtend hervorgehoben. Dieser Stil bannt förmlich an den Bildschirm. Nicht unschuldig daran ist auch der Zeichenstil. Nach wie vor stechen die erwachsen wirkenden Charaktermodelle positiv ins Auge. Damit kann die dritte Staffel auf einer stilistischen Ebene voll und ganz punkten.

Durchschaubare Komplexität 

Wie schon bei der ersten Volume von Psycho-Pass 3 gibt es auch bei der zweiten Ausgabe kein digitales Bonusmaterial zu bestaunen. Stattdessen gibt es auch dieses Mal ein als so genanntes ausführliches Special Guide Book deklariertes Booklet als physische Dreingabe. Der Aufbau des Heftleins orientiert sich dabei sehr stark an der Vorlage des ersten Booklets. Schlägt der Leser das Booklet auf, so erfährt er zunächst Hintergründe über die Vollstrecker Hinakawa Shō und Kisaragi Mao. Eine ausführliche Biografie und detaillierte Angaben zu den Qualifikationen der Figuren zeigen ein weiteres Mal, wie ausgeklügelt die Gestaltung der Charaktere ist. Da in der zweiten Serienhälfte von Psycho-Pass 3 unzählige Nebenfiguren auftreten, ist es nicht verwunderlich, dass auf elf weiteren Seiten des insgesamt 24 Seiten starken Booklets diese Charaktere mit einem kurzen Vorstellungstext eingeführt werden. Es folgt wie schon im Booklet des ersten Episodenpakets ein Charakterdiagramm, welches die Komplexität der Charakterkonstellationen unterstreicht. Abgeschlossen wird das Booklet mit einer Vorstellung der Handlungsorte. Unterm Strich ist das Booklet eine gute Ergänzung zur Serie. Insbesondere das Vertrautmachen mit den Charakteren profitiert davon. Schade ist nur, dass ein Episodenguide fehlt. Dieses hätte die zweite Volume am Ende etwas aufgewertet.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Nach der eher etwas unscheinbaren ersten Serienhälfte kann Psycho-Pass 3 in den letzten vier der insgesamt acht Episoden deutlich kräftiger punkten. Das melancholisch wirkende Setting, das spannende Szenario und die tiefgründigen Charaktere ergeben ein komplexes und für den einen oder anderen Zuschauer sicherlich auch kompliziertes Gesamtbild. Da hilft es wirklich enorm, einen Blick ins Booklet zu werfen, das sowohl Hintergründe zu den Figuren als auch ihre Beziehung zueinander unterstützend erklärt. Hinzu kommt ein sehr erwachsener Zeichenstil, welcher der Handlung und nicht zuletzt den Charakteren in die Hände spielt. Schade ist lediglich, dass die Story zum Teil offen bleibt. Hier muss der Sequel-Film Psycho-Pass 3: First Inspector zeigen, dass das Konstrukt bestehen bleibt und nicht durch offene Enden in sich zusammenbricht. Fans der Anime-Serie kommen aber auch bei der zweiten Volume von Psycho-Pass 3 definitiv auf ihre Kosten.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Psycho-Pass 3 (Vol. 2)!

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