Auch wenn 3D-Animationsfilme seit den 1990er-Jahren nicht mehr aus der Kinoszene und der Filmwelt wegzudenken sind, wurde Lupin III. erst 2019 als solcher Film umgesetzt. Lupin III.: The First erzählt dabei eine eigenständige Story, bei der kaum Vorkenntnisse nötig sind.
Wie so gut wie alle Werke des Lupin-III.-Franchises thematisiert auch Lupin III.: The First den Werdegang des titelgebenden Meisterdiebes. Diesmal hat es Arsène Lupin III auf das in Paris ausgestellte Tagebuch des Archäologieprofessors Bresson abgesehen. Dieses Buch des Wissenschaftlers, der während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten in Frankreich ermordet wurde, beinhaltet ein Rätsel. Wer dieses löst, soll zu einem immensen Schatz geführt werden. Im Zuge des Diebstahls tauchen plötzlich auch noch Kommissar Zenigata Kōichi und die Kriminelle Mine Fujiko auf. Während Zenigata hofft, Lupin endlich dingfest zu machen, will Mine das Buch natürlich für sich beanspruchen. Auch die junge Polizistin Laetitia, die eigentlich Archäologin im Stile von Indiana Jones werden will, hat ein gewisses Interesse am Buch, denn sie arbeitet insgeheim für ihren Großvater und nicht fürs Gesetz. Warum Laetitias Großvater nach dem Schatz trachtet, sollte der Zuschauer aber selbst herausfinden. So gibt es in Lupin III.: The First definitiv überraschende Wendungen, die das Anschauen spannend und unterhaltsam machen. Eingewickelt in einen Stil der 1960er-Jahre wird es in keiner Minute langweilig oder gar langwierig. Der Film hat mit 93 Minuten Laufzeit genau die richtige Länge und bietet als Handlungsorte wunderbare wie exotische Locations.
Tolles Bild, schwache Animationen
Unter technischen Gesichtspunkten lässt sich Lupin III.: The First nur bedingt mit anderen Werken der langlebigen Serie vergleichen. Dies ist auch kein Wunder, denn schließlich ist der Film der erste 3D-Animationsfilm der Reihe. Federführend bei der Regie war Yamazaki Takashi, der zuvor schon Dragon Quest: Your Story umgesetzt hat. Dieser Einfluss ist im Film durchaus an den Charaktermodellen zu sehen, wodurch der eigentliche Lupin-III.-Stil ein wenig geschmälert wird. Schlimm ist das aber nur bedingt, denn großartig inszeniert ist der Film mit vielen übertriebenen Szenen und Einstellungen allemal. Während die Umgebungen und die Hintergründe wirklich stimmungsvoll wirken, sind es gerade die Animationen der illustren Figuren, die immer wieder aus der Atmosphäre reißen. Vor allem die Mimik der Charaktere lässt zu wünschen übrig. Dies ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn ansonsten wartet der Film im Breitbildformat und in der Auflösung von 1080p mit hübschen Licht- und Spezialeffekten auf. Deutlich passender ist die Musik von Komponist Ōno Yūji, der bereits bei Das Schloss des Cagliostro mitgewirkt hat. Der Soundtrack betont mit dem richtigen Feingefühl stets gekonnt sämtliche Situationen. Zuletzt sei erwähnt, dass bei Lupin III.: The First in der japanischen und in der deutschen Version die bekannten Sprecher zu hören sind.
Umfangreiches und würdevolles Bonusmaterial
In puncto Bonusmaterial wurde bei Lupin III.: The First wirklich alles richtig gemacht. Neben dem etwa 93-minütigen Film auf der ersten Blu-ray Disc liegt das digitale Bonusmaterial vollständig auf einem zweiten Datenträger vor. In satten 107 Minuten erhält der Käufer zwar ein eher schwaches Making-of, dafür aber interessante Interviews, die einen tiefgehenden Eindruck in die Produktion des Films ermöglichen. Alleine der Umstand, eine zweite Blu-ray Disc beizulegen, zeigt, dass im Gegensatz zu vielen anderen Produktionen es doch möglich ist, dem Fan zusätzliche Informationen zu bieten. Unter anderem kommt der deutsche Zuschauer in den Genuss eines Interviews mit Peter Flechtner, der Lupin bereits in anderen Werken der Reihe seine Stimme geliehen hat. Daneben liegt der physischen Fassung auch ein 20-seitiges Booklet bei. Dieses liefert zunächst einen Überblick über den Film. Daraufhin folgt ein Kommentar vom 2019 verstorbenen Erfinder der Vorlage, Katō Kazuhiko alias Monkey Punch, von Oktober 2018. Porträts zu den im Film auftretenden Figuren, Anmerkungen zur Produktion und eine chronologische Übersicht zu so gut wie allen Werken der Lupin-III.-Reihe beenden das Booklet. Ein Motiv zum 50-jährigen Jubiläum und fünf Artcards mit Charakterposen runden das hochwertige Gesamtpaket ab. So eignet sich Lupin III.: The First nicht nur für jedweden Fan, sondern zu alledem auch noch als tolles Sammlerobjekt.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Nach etlichen Anime-Auftritten betritt der titelgebende Meisterdieb in Lupin III.: The First erstmals die Bühne der 3D-Animationen. Weitestgehend ist dieser Sprung auch geglückt, denn die beiden Animationsstudios Marza Animation Planet und TMS Entertainment haben die Essenz des Mangas und der Anime gut umgesetzt. So erwarten den Zuschauer im 93 Minuten umfassenden Film von Regisseur Yamazaki Takashi eine spannende Handlung mit zahlreichen überraschenden Wendungen, wunderbare Charaktere, tolle Action und schöne Musik von Komponist Ōno Yūji. Auch das umfangreiche Bonusmaterial wertet das Werk auf. Lediglich in der Paradedisziplin des Genres, den Animationen, schwächelt des Film etwas. So fallen Umgebungsgrafiken und Hintergründe wirklich toll aus, aber vor allem die Mimik der Figuren wirkt schwach und teils sogar unfertig. Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt, bekommt einen sonst sehr schönen Film vorgesetzt. Lupin III.: The First ist ein Muss für Fans und jene, die es werden wollen, finden in diesem Werk garantiert einen wunderbaren Einstiegspunkt.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Lupin III.: The First!