Special: Bittersüße Erinnerungen an die Xbox 360

Nachdem Sega mit dem Produktionsstopp des Dreamcasts im März 2001 bekannt gab, keine eigene Heimkonsole mehr auf den Markt zu bringen, füllte Microsoft das entstandene Machtvakuum mit der Xbox im Februar 2002. Fast vier Jahre später erschien bereits die Xbox 360.

Konsolenzyklen können sehr unterschiedlich ausfallen. In der Regel dauert eine solche Ära um die sechs Jahre, bis der Nachfolger in den Händlerregalen steht. Bei der Xbox 360, die im Dezember 2005 auf den Markt kam, ging dies wesentlich flotter. Dafür gab es definitiv verschiedene Gründe. Vor allem aber wollte Microsoft den Startschuss zur siebten Konsolengeneration legen, um gegenüber Nintendo mit der Wii und Sony mit der PlayStation 3 einen Vorsprung zu haben. Ein ganzes Jahr vor der Konkurrenz auf den Markt zu sein, bot immense Möglichkeiten. Konsolenspiele in damals noch kostspieligem High Definition zu erleben, war zwölf Monate nur auf der Xbox 360 möglich. Trotzdem war Microsofts zweite Konsole nicht fehlerfrei, vor allem was die verbaute Technik anbelangte. Über Jahre hinweg mauserte sich das als Red Ring of Death bekannte Phänomen zu einem der größten Technikfehler des Geräts. Wessen Konsole von dem Fehler betroffen war, dem sprang direkt beim Start des Systems ein blinkender roter Kreis auf der Frontblende ins Auge. Was eigentlich für die verbundenen Controller stehen sollte, entwickelte sich zu einem Graus, für den es sogar alberne Reparaturvorschläge gab. Auch der Autor dieser Zeilen war von der Konsole betroffen und musste sein 2008 erworbenes Gerät kurz nach Erlöschen der großzügig verlängerten Garantie, die Microsoft in diesem Falle gewährte, beerdigen. Ein Nachfolgmodell musste prompt her!

Flugzeugturbinen und Flugmodus

Bei den ersten Konsolen war Microsoft, zumindest aus heutiger Sicht, ein wenig rückständig. Beispielsweise unterstützte die erste Generation der Xbox 360 kein drahtloses Internet, was je nach Standort des Routers und der Konsole im eigenen Haushalt umständlich sein konnte. Wollte ein Spiel runtergeladen oder mit einem Update das Dashboard über die Jahre verunstaltet werden, war die Heimkonsole auf einmal recht portabel. Für Ersatz sorgte ein achtzig Euro teurer Adapter. Auch bei den Festplatten war Microsoft sparsam. Dass in den folgenden Jahren deutlich größere Festplatten vorteilhaft sein würden, konnte zu diesem Zeitpunkt aber niemand ahnen. Erst als Microsoft mit einem Update der Konsole das Installieren von Spielen ermöglichte, es aber im Gegensatz zu Sonys PlayStation 3 immer optional beließ, war die Zeit für ein neues Modell gekommen. Mit der Xbox 360 Slim stand ab Mitte 2010 ausreichend Platz zur Verfügung. Ebenso war der WLAN-Adapter endlich integriert. Dennoch müssen wir auch hier noch einmal gegen Microsoft sticheln, denn das Installieren von Spielen hatte nicht nur den Vorteil von leicht verbesserten Ladezeiten, sondern konnte auch die Lautstärke der Konsole verringern. Rotierte eine Disc zum Laden der Daten kontinuierlich im Laufwerk, bekam gerade das Ursprungsmodell schnell den Ruf einer Flugzeugturbine. Das Slim-Modell war zwar nicht mehr ganz so laut, störte geräuschempfindliche Ohren aber trotzdem genug.

Bittersüße Nostalgie

Drei Jahre später erhielt die Konsole noch einmal eine Überarbeitung spendiert, die aber vor allem optischer Natur bleiben sollte. Obwohl 2013 ebenfalls die Xbox One erschien, wurde die Xbox 360 noch bis 2016 produziert. Insgesamt hat Microsoft etwa 85 Millionen Einheiten verkauft und blieb damit sehr knapp hinter der PlayStation 3. Nintendos Wii raste den beiden Konkurrenten davon. Trotzdem war Microsofts Erfolg beachtlich – und häufig spielten sich Multiplattformtitel auf der Xbox 360 minimal bis spürbar besser. An diese einstigen Verkaufserfolge konnte der US-amerikanische Konzern aber nicht mehr anknüpfen. Ob Kunden vom Red Ring of Death, dem je nach Spielertyp weniger ansprechenden First-Party-Angebot oder dem auf der E3 2013 schlechten Marketing unter Donald Allan Mattrick zur Nachfolgekonsole lag, ist umstritten. Dennoch bleibt gerade die Xbox 360 mit ihren Ecken und Kanten mit viel Nostalgie sowie einem weinenden und einem lachenden Auge in Erinnerung. Ende Juli 2024 endete die siebte Konsolengeneration für Microsoft endgültig, denn seitdem ist es nicht mehr möglich, Käufe im Online-Shop der Konsole zu tätigen. Während einige bislang exklusiv für die Xbox 360 erhältlichen Titel damit in der Zeit verloren gehen, lebt dank der Abwärtskompatibilität zumindest ein Drittel aller Spiele der gesamten Spielbibliothek auf der Xbox Series X weiter. Ganz so tot ist die Konsole damit dann also doch noch nicht.

Geschrieben von Eric Ebelt

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