Review: Der Super Mario Bros. Film

Seitdem Nintendos Allzweckwaffe Super Mario zu Beginn der 1980er-Jahre das Licht der medialen Welt erblickt hat, schickte der japanische Konzern den Klempner in unzählige Videospielabenteuer. Den Sprung ins Kino hat der Klempner bisher aber nur dreimal geschafft.

Nach der Anime-Umsetzung Super Mario Bros.: Peach-hime Kyushutsu Daisakusen! aus dem Jahr 1986 und dem Realfilm Super Mario Bros. von 1993 dauerte es bis 2023, dass in Der Super Mario Bros. Film, der entgegen der deutschen Rechtschreibung hierzulande komischer- wie fälschlicherweise ohne Bindestriche geschrieben wird, Super Mario in den Lichthäusern wieder für Furore sorgte. Anstatt jedoch erneut den Weg der Realfilmumsetzung aus den 1990er-Jahren zu gehen, entschied sich Nintendo in Zusammenarbeit mit Illumination Entertainment und Universal Pictures, diesmal auf einen Animationsfilm zu setzen. Damit ist kein Zeichentrick gemeint, wie es vom ursprünglichen Anime oder gar den Cartoons aus den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren bekannt ist, sondern ein vollständig computeranimiertes und versuchsweise auf Hochglanz poliertes Werk. Bis zu unserer Filmsichtung im Juli 2024 hat sich der Film zur bislang erfolgreichsten Videospielumsetzung gemausert, weshalb Nintendo für diese Entscheidung offenbar Recht gegeben werden muss. Für viele Leser überraschend oder sogar unverständlich, können wir nur mit dem Kopf schütteln, da der Film in unseren Augen an vielen Stellen Defizite aufweist, die in den meisten Fällen vermeidbar gewesen wären. Die positiven Qualitäten lassen sich darüber hinaus an einer Hand abzählen.

Origin Story für die Gebrüder Mario

Beginnen wir mit dem Offensichtlichsten: Dem Film einen austauschbaren Titel zu geben, gibt dem Zuschauer keinen Ersteindruck von dem, was er im Verlauf der insgesamt 93 Minuten zu erwarten hat. Er verspricht lediglich oberflächlich ein Gefühl von dem, was er womöglich aus den Videospielen kennt. Wer die Videospiele nicht gespielt hat, wird anhand einer Ursprungsgeschichte an die Hand genommen. Die Brüder Mario und Luigi verdienen im New Yorker Stadtbezirk Brooklyn ihr Geld als Klempner, stellen sich dabei ungeschickt an und vermasseln bereits ihren ersten Job mit der frisch gegründeten Firma. Aufbauende Worte erhalten sie von ihrer Familie kaum. Wer nur die bekanntesten Videospiele gezockt und sich kaum bis gar nicht mit den Medien drumherum beschäftigt hat, dürfte vielleicht verwundert sein, aber tatsächlich sind zumindest die Eltern der beiden Brüder keine Erfindung von Illumination Entertainment. Tatsächlich gelingt es dem Animationsstudio, den Figuren trotz aller Oberflächlichkeit, endlich ein „echtes“ Gesicht zu geben. Endgültig vorbei scheinen die Zeiten, in denen Mama Mario als gesichtslose Riesin in Super Mario no issunbōshi-hen oder verkleidet von Louis Vincent Albano in Die Super Mario Bros. Supershow gespielt wurde. So sind Mario und Luigi zu Beginn zwei Charaktere, die ihren Weg im Leben finden müssen.

Handlung ohne nennenswerte Höhepunkte

Grundsätzlich funktioniert der Einstieg. Das Erlebnis bröckelt eher in den letzten zwei Dritteln des Films peu à peu. Durch ein Missgeschick trotz guter Absichten landen die beiden Brüder in einer Parallelwelt. Dort werden sie voneinander getrennt. Während Mario sich hier gleich zu Beginn mutig ins Geschehen stürzt, zittert Luigi, denn er wird von Bösewicht Bowser und seinen Schergen gefasst und eingesperrt. Reptil Bowser ist im Begriff, die ganze Welt zu unterjochen. Obwohl er bereits in der Eröffnungssequenz des Films in den Besitz des allmächtigen Supersterns gekommen ist, stellt Mario ein Hindernis dar, der sich inzwischen mit Prinzessin Peach angefreundet hat, Bowsers Erzrivalin und Objekt der Begierde. Um Bowsers Angriff abzuwehren, hilft Mario seiner neuen Freundin damit, die Kong-Armee aus dem benachbarten Königreich zu rekrutieren. Mehr soll zur Story nicht gesagt werden, doch solltet ihr nicht darauf hoffen, dass die Geschichte mit überraschenden Wendungen gespickt ist. Sie dümpelt eher vor sich hin und lässt keine Gelegenheit offen, verschiedene Elemente aus den Videospielen in den Fokus des Geschehens zu rücken. Mario lernt Fragezeichenblöcke sowie ihre Inhalte und die Funktionsweise von Warp-Röhren kennen. Im Gegenzug darf Peach sich darüber lustig machen, dass in Marios Heimat Schildkröten offenbar Haustiere sein können.

Anspielungen für langjährige Fans

Erzählt wird die Geschichte über kurze Dialoge, die jedoch Tiefgründigkeit vermissen lassen. Nicht falsch verstehen. Uns ist sehr wohl bewusst, dass der Film auch jüngere Zuschauer ansprechen soll, doch gelingt es dem Animationsstudio nicht, über die Gespräche einen tieferen Sinn durchscheinen zu lassen. Hinzu kommt, dass der Humor äußerst platt ist. Über die gesamte Lauflänge müssen wir vielleicht drei- oder viermal leicht schmunzeln. Ein Film, der unterhalten und das mittels witziger Situationen transportieren soll, kommt seiner Aufgabe so nicht nach. Dies zeigt einmal mehr, dass der Film vor allem ein sehr junges Publikum ansprechen soll, welches das Super-Mario-Universum gerade erst kennenlernt. Kontrovers ist in diesem Zusammenhang, dass im Film unfassbar viele visuelle wie auditive Anspielungen versteckt sind, die nur langjährige Spieler beziehungsweise Zuschauer verstehen dürften. Hier haben die Köpfe hinter dem Projekt ordentlich mitgedacht, auch wenn dieses Vorgehen schon an Reizüberflutung grenzt. Weniger gelungen ist unserer Meinung nach der Animationsstil, denn obwohl das Design aus den dreidimensionalen Videospielen gut nachempfunden ist, fallen die Figuren zu klobig animiert aus. Dafür entschädigt die Musik, die oftmals aus den Spielen stammt, dann aber durch der Filmdramaturgie geschuldete Songs unterbrochen wird.

Mutloses Prestigeprojekt

Bitte nicht falsch verstehen: Filme sind keine Videospiele und Videospiele keine Filme. Sie funktionieren anders, müssen sich gegenseitig aber nicht ausschließen. Songs wie Holding out for a Hero von Bonnie Tyler, Thunderstruck von AC/DC oder Take on me von A-ha sind weltberühmte Songs und passen in viele Filme oder sogar Videospiele hinein. Allerdings muss die Dramaturgie dies auch aufbauen – und gerade das gelingt dem geruhsam erzählten Werk nicht. Hier hätten frische Songs, die auf den Film zugeschnitten worden wären, Wunder bewirkt. Das ganze Sounddesign hätte damit wesentlich besser funktioniert. Ist der Abspann samt der Bonusszene danach, die einen kurzen Ausblick auf den für 2026 geplanten zweiten Teil geben könnte, über den Bildschirm geflimmert, lässt uns der Film mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. In Ansätzen funktioniert der Streifen. Gerade für Kinder und Jugendliche scheint es eine akzeptable Alternative zu den im Gesamten deutlich besser funktionierenden Videospielverfilmungen zu Sonic the Hedgehog zu sein. Anspruchsvolle und vielleicht auch zu anspruchsvolle Erwachsene dürften im Angesicht der hohen Erwartungen jedoch eher enttäuscht sein. Der Super Mario Bros. Film von 2023 hat sich nichts getraut – und genau in diesem Punkt hat Super Mario Bros. von 1993 bewiesen, dass es besser geht.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf dem Stream bei WOW): Schon als Kind bin ich zum Super-Mario-Franchise gekommen und freue mich auch heute noch über jeden Platformer mit dem Klempner in der Hauptrolle. Ebenso bin ich ein großer Bewunderer des Realfilms von 1993, da dieser Film sich audiovisuell viele Freiheiten genommen hat, um das Videospiel zu verfilmen. Selbst als Kind habe ich diesen Streifen in den späten 1990er-Jahren gefeiert, hat er mir meine Helden doch so auf die Mattscheibe gezaubert, wie ich sie zuvor oder danach nie mehr gesehen habe. In meinen Augen hat das deutlich besser funktioniert als bei Der Super Mario Bros. Film. Dieser möchte sich näher am Videospiel halten, was in Anbetracht des kommerziellen Flops der Realverfilmung und dem Erfolg der Computeranimation im Nachhinein auch völlig verständlich ist. Dennoch kann der Film bei mir nicht punkten. Abgesehen von der flachen Story, von der ich gar nicht viel erwarte, fallen gerade die Dialoge ohne jedweden Tiefgang aus. Auch die Charakterentwicklung bietet keine Überraschungen. Einzig und allein bei Peach haben sich die Köpfe hinter dem Projekt gedacht, aus einer hilflosen Monarchin eine starke Kämpferin für ihr Königreich zu machen. Grandios! Daneben gibt es viele Easter Eggs für langjährige Fans, die aber dünne Gags über sich ergehen lassen müssen. Selbst audiovisuell haut mich der Film nicht vom Hocker, denn während die Animationen in meinen Augen zu klobig ausfallen, bricht das Sounddesign häufig mit der aus den Spielen bekannten Musik, um Platz für Songs zu machen, denen dramaturgisch oft die Einleitung fehlt. Kinder und gegebenenfalls auch Jugendliche haben ihren Spaß, Erwachsene gucken in die Röhre.

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