Falls eine Manga- oder eine Anime-Reihe eingestellt oder abgeschlossen ist, lässt peu à peu auch das Merchandise nach. Waschechte Videospiele zu Bleach gab es schon länger nicht mehr. Bleach: Rebirth of Souls will das Franchise für beinharte Fans erneut aufleben lassen.
Zwischen 2001 und 2016 erschuf der Manga-Künstler Kubo Noriaki sein wohl bekanntestes Werk Bleach, das zwischen 2004 und 2012 auch als Anime umgesetzt wurde. An diese farblich codierte Umsetzung angelehnt orientiert sich auch das Ende März 2025 veröffentlichte Fighting Game Bleach: Rebirth of Souls. Dieses erzählt ein gutes Stück der Rahmenhandlung der Vorlage und lässt uns entsprechend viele wichtige Stationen der Story abklappern. Somit berichtet auch das von Tamsoft entwickelte Videospiel vom Leben des fünfzehnjährigen Kurosaki Ichigo, der übernatürliche Wesen sehen kann. Als sich die Shinigami Kuchiki Rukia plötzlich in seinem Zimmer zu erkennen gibt, kauft er ihr diese Rolle zunächst nicht ab. Vor dem Wohnhaus muss erst ein monströses und als Hollow zu bezeichnendes Wesen bemerkbar machen, damit Rukia ihre Rolle ausfüllen kann. Da sie im Kampf jedoch verwundet wird, bleibt ihr nichts anderes übrig, als einen Teil ihrer Kräfte auf ihren neuen Freund zu übertragen. So und nicht anders beginnt Ichigo damit, Jagd auf die mysteriösen Hollows zu machen. Der Handlungsverlauf bezieht zunehmend auch Ichigos Freunde in das Spektakel mit ein. Es verschlägt sie später auch in die Soul Society, in der sie auf Aizen Sōsuke treffen, der sich nicht nur im Manga, sondern auch in Bleach: Rebirth of Souls als Widersacher entpuppt.
Halbgar präsentierte Story mit Lücken
Entscheiden wir uns für den Story-Modus, so haben wir die Wahl zwischen der eigentlichen Handlung und einer geheimen Geschichte. Hier spielen wir nach und nach die wichtigsten Eckpunkte von Kubos Werk nach. Eigentlich würden wir diesen Spielmodus feiern, denn er zeigt erstaunlich gut, wie eine Story in einem Fighting Game erzählt werden kann. Allerdings dürften mit der Handlung nur die größten Fans etwas anfangen können, da die Geschichte arg fragmentiert ist und teilweise sogar ohne ausreichend erklärte Verbindungen erzählt wird. Es gibt zwar einen Glossar, der sich im Verlauf des Abenteuers mit über einhundert Begriffen füllt, doch helfen auch diese Zusatzinformationen nur wenig. Fakt ist: Wer Bleach nicht gesehen oder gelesen hat, wird sich schwer damit tun, in das Universum mit Bleach: Rebirth of Souls einzusteigen. Zu viele Charaktere und Fachbegriffe werden hier einfach in zu kurzer Zeit aufgeworfen, dass einem schwindelig werden kann. Hinzu kommt, dass die Präsentation für ein Spiel auf der PlayStation 5 absolut nicht gelungen ist. Die Charaktermodelle sind besonders in ihrer Mimik bescheiden animiert und die Hintergründe derart verwaschen, dass sie auch noch auf der vorletzten Konsolengeneration nicht glänzen würden. Ein wenig mag dies mit der diffusen Lichtstimmung des Animes vergleichbar sein – unschön ist es aber dennoch.
Tiefgründiges, aber mangelhaft erklärtes Kampfsystem
Überraschend tiefgründig ist hingegen das Kampfsystem von Bleach: Rebirth of Souls ausgefallen. So können wir uns mit den Charakteren im dreidimensionalen Raum bewegen, heftige wie schnelle Schläge ausführen, Spezialattacken entfesseln, Angriffe blocken oder Attacken unterbrechen. Durchweg geht es darum, die Verteidigung unseres Gegners zu durchbrechen und ihm gleich mehrere Leben auf einmal abzuziehen. Wer sich einmal in das komplexe System eingearbeitet hat, wird trotz der mauen Präsentation hiermit viel Freude haben. Außerhalb der Story können wir uns im Kampfmodus schlicht und einfach mit Computergegnern messen oder andere Spieler lokal auf dem Sofa oder online herausfordern. Sowohl innerhalb der Story als auch im Mehrspielermodus zeigt sich darüber hinaus, wer das Kampfsystem auch wirklich beherrscht. Mit simplen Button Mashing kommen wir nämlich nicht weit. So schmerzhafter fällt uns auf, dass es den Entwicklern kaum gelingt, uns die verschiedenen Mechaniken verständlich zu erklären. Ellenlange wie halbgare Erklärungen inklusive zu kleiner Textgrößen, die allgemein ein Problem im Spiel sind, reichen im Jahr 2025 einfach nicht aus. An allen Ecken und Enden ist zu spüren, dass dem Spiel etwas mehr Feinschliff durchaus gut getan hätte. Am Ende ist und bleibt Bleach: Rebirth of Souls ein Spiel für Fans und Genreprofis.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der PlayStation-5-Fassung): Ein allzu großer Fan von Bleach war ich tatsächlich nie, da die Anime-Serie in meinen Augen nicht sonderlich gut erzählt war. Regelrecht habe ich mich durchgekämpft. Mit Bleach: Rebirth of Souls wollte ich dem Werk von Kubo Noriaki eine neue Chance geben, doch hat Entwicklerstudio Tamsoft das Potenzial weitgehend verspielt. Mit der Story werden nur Fans der Vorlage etwas anfangen können, da sie fragmentiert erzählt ist und teilweise ohne wichtige Verbindungen auskommt. Das Kampfsystem gefällt mir bis auf die träge Fortbewegung ziemlich gut, da es durchaus tiefgründig und anspruchsvoll ist. Allerdings wird es nicht vernünftig erklärt, weshalb die Möglichkeiten Neulinge abschrecken dürften. Hinzu kommt, dass die Präsentation auf der PlayStation 5 nicht gerade das Gelbe vom Ei ist und nicht einmal PlayStation-3-Spiele in den Schatten stellen kann. Wer Fan des Franchises und geübt im Fighting-Game-Genre ist, kommt um Bleach: Rebirth of Souls vermutlich nicht herum. Alle anderen halten Ausschau nach Alternativen!
Vielen Dank an Bandai Namco für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Bleach: Rebirth of Souls!