Review: Nintendo Switch 2 Welcome Tour

Nur sehr selten ist es der Fall, dass ein Konsolenhersteller von Werk aus seinem neuen Spielsystem eine Software beilegt. Die Nintendo Switch 2 Welcome Tour wäre dafür prädestiniert, gibt die Minispiel- und Wissenssammlung doch einen sehr guten Einblick in die Switch 2.

Am 5. Juni 2025 war es endlich soweit – Nintendo hat mit der Switch 2 den Weg in die neunte Konsolengeneration gefunden. Nach acht Jahren war es auch allerhöchste Zeit, auch wenn im Vorfeld die Preisanpassungen von Videospielen negative Schlagzeilen gemacht haben. So gibt es auch die Nintendo Switch 2 Welcome Tour nicht für lau, obwohl die Software in unseren Augen wie gemacht für eine kostenlose Dreingabe gewesen wäre. Schließlich hat in der Vergangenheit nicht nur Sony mit Astro’s Playroom bei der PlayStation 5 gezeigt, dass dies ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Nintendo selbst hat bei der Wii mit Wii Sports für Furore gesorgt und zumindest bei der 32-Gigabyte-Version der Wii U mit Nintendo Land eine Minispielsammlung in petto gehabt, welche die Hardware-Features der Konsolen beziehungsweise Eingabegeräte demonstrieren sollte. Die Nintendo Switch 2 Welcome Tour macht genau das – nur eben mit einem zusätzlichen musealen Charakter, denn neben ein paar Minispielen erhalten wir als eine Art Museumsbesucher Einblick in eine Ausstellung. Diese findet im wahrsten Sinne des Wortes auf der Switch 2 statt. So arbeiten wir uns von einem überdimensional großen linken Joy-Con vor, erklimmen die Konsole an sich, erkunden die Docking Station und erkunden im späteren Spielverlauf weitere Peripherie wie den Switch 2 Pro Controller oder auch das Innenleben der Joy-Cons. Es gibt viel zu tun, zu spielen und nicht zuletzt zu lernen.

Geheimnisvolle Konsole mit Überraschungen

Dass die Joy-Cons der Switch 2 mit einem Magnetmechanismus an der Konsole haften, ist längst kein Geheimnis mehr – schließlich wirbt Nintendo auf der Homepage und in Trailern mit diesem Feature, welches das Anschließen und Abnehmen der Steuerungseinheiten an der Konsole einfacher wie bequemer gestaltet. Falls ihr aber noch nicht wusstet, dass lediglich in der Konsole selbst Magnete schlummern, nicht jedoch in den Joy-Cons, dann seid ihr womöglich genauso überrascht wie wir zu hören, dass die Schultertasten in den Innenseiten der Joy-Cons aus Stahl bestehen und die Haftung darauf zurückzuführen ist. Die Nintendo Switch 2 Welcome Tour überrascht an allen Ecken und Enden mit spannenden Details, die einem als Hardware-Laien nicht immer so geläufig sind wie anfangs gedacht. Auch dass der verbesserte Klang der Lautsprecher trotz der Baugleichheit der Lautsprecher, die beim OLED-Modell der ersten Nintendo Switch zum Einsatz kommen, auf einen geschlossenen Raum samt Gummierung und Öffnung nach unten zurückzuführen ist, verrät einem die Software über ausführliche, aber selten ermüdende Texte. Abgefragt wird dieses Wissen zudem in Quiz-Form. Haben wir einmal nicht alles richtig beantwortet, werden wir auf die richtige Informationstafel hingewiesen und können die richtige Antwort noch einmal nachlesen. Seid aber unbesorgt: Selbst wenn ihr euch nicht mit Fachtermini auskennt, sind die Erklärungen häufig nachvollziehbar.

Alles eine Frage der Technik

Es ist schwierig in Worte zu fassen, was die Nintendo Switch 2 Welcome Tour genau ist. So stellt sie zunächst einen Fundus an Wissen dar – schließlich richtet sich die Software an die Spieler, die mehr über die Konsole erfahren wollen. Wie das Wissen vermittelt wird, geht aber in verschiedene Richtungen. Beispielsweise erklärt einem die Software die Besonderheit von Hochkontrastbildern anhand eines HDR-fähigen Fernsehgeräts oder über den Bildschirm der Konsole im Tabletop- oder Handheld-Modus. Hier müssen wir zum Beispiel auf Knopfdruck Feuerwerk auslösen, das Bild pausieren und zwischen dem Standard- und Hochkontrastbild wechseln, um den Unterschied der Lichtdarstellungen kennenzulernen. An anderer Stelle müssen wir erkennen, mit wie vielen Bildern pro Sekunde ein Ball von links nach rechts oder umgekehrt über den Bildschirm flitzt. Was einfach beginnt, kann je nach Auge durchaus knifflig sein. In der Nintendo Switch 2 Welcome Tour könnt ihr also sehr gut jene Leute testen, die behaupten, stets zwischen sechzig und hundertzwanzig Bildern pro Sekunde unterscheiden zu können. Verfügt ihr über die in den Minispielen erforderliche Hardware wie einem 4K-Bildschirm aber nicht und kann die Switch 2 dieses Feature aufgrund fehlender Hardware nicht ersetzen, bleiben euch diverse Attraktionen der Ausstellung aber teilweise oder gleich ganz verwehrt. Das ist sehr schade, da die Software so nicht gänzlich nutzbar ist.

Minispiele zu Demonstrationszwecken

Auch das verbaute Mikrofon der Konsole kommt zum Einsatz. In einer Techdemo, in der wir einfach nur eine Audioaufnahme durchführen sollen, ist es unsere einzige Aufgabe, ein lautes Geräusch wie einen Staubsauger einzuschalten und kurz etwas einzusprechen. Wie gut das Hinausfiltern von Störgeräuschen funktioniert, hat wohl jeder Switch-2-Besitzer gemerkt, der sich während einer Partie Mario Kart World mit Freunden über GameChat unterhalten hat – die Nintendo Switch 2 Welcome Tour unterstreicht das Feature nochmals. Ansonsten gibt es noch ein paar Minispiele, in denen wir unseren bevorzugten Joy-Con als Maus in die Hand nehmen und mit dem Cursor Hindernissen ausweichen oder zusätzlich ein paar Elemente einsammeln. Unterteilt ist die Ausstellung wie bereits angesprochen in mehrere Sektionen. Zum nächsten Abschnitt können wir allerdings erst dann vordringen, sobald wir alle Stempel an aufzuspürenden Stationen gesammelt haben. Zwar lässt sich durchaus erahnen, wo sich diese Punkte befinden, wer jetzt aber vielleicht nicht der geduldigste Mensch ist, könnte hier und da unnötig gebremst werden. Eine zusätzliche Suchaktion nach verlorenen Gegenständen motiviert zumindest, alles genauestens abzusuchen. Unterm Strich mag es so befremdlich wirken, warum sich Nintendo dagegen entschieden hat, die Software ins System zu integrieren, aber dennoch bietet die Nintendo Switch 2 Welcome Tour einen wertvollen Einblick ins System.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: Techdemo, Wissensfundus oder Minispielsammlung – auf die Nintendo Switch 2 Welcome Tour trifft im Grunde jede dieser Bezeichnungen in einem gewissen Maße zu. Mit Wii Sports oder Nintendo Land lässt sich die Software aber wenig vergleichen, denn im Kern steht der museale Charakter. Als Museumsbesucher betrete ich eine virtuelle Ausstellung und lerne viele Details über die Switch 2 kennen, die mir im Vorfeld gar nicht bewusst waren. Das Aneignen von Wissen macht mir in dieser Form Spaß, denn so kann ich jeden Tag ein paar Minuten investieren, ein Quiz absolvieren und das Wissen festigen. Spannender finde ich jedoch die Gestaltung der technischen Demonstrationen, die mir die Funktionen wie Bildschirm oder Lautsprecher der Konsole näherbringen. Obwohl diese Features in der Hardware-Welt teilweise ein alter Hut sein mögen, ist es gerade für den nostalgisch verklärten Nintendo-Spieler eine wirkliche Bereicherung, all das gebündelt in den Händen zu halten. Auch bieten die Minispiele eine kleine Abwechslung zum drögen Lernalltag. Obwohl ich Nintendos Schachzug, die Software nicht der Konsole beizulegen, sondern zusätzlich zum Kauf zu animieren, wirklich nicht gutheißen kann, möchte ich dennoch meine Empfehlung aussprechen. Die Nintendo Switch 2 Welcome Tour ist eine wertvolle Erfahrung für nahezu jeden Benutzer der Konsole, sofern ein grundlegendes Interesse an Hardware-Wissensaneignung vorhanden ist. Ich schätze aber, dass wohl nur die größten Fans die Kaufhürde überwinden werden.

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Nintendo Switch 2 Welcome Tour!

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