Zum Launch der Nintendo Switch ließ Nintendo 2017 Link in The Legend of Zelda: Breath of the Wild in sein bis dahin vermutlich größtes Abenteuer stürzen. Eine Konsolengeneration später spendierte der japanische Konzern 2025 diesem Werk eine Nintendo Switch 2 Edition.
Nicht nur mit der Switch feierte Nintendo ungeahnte Erfolge, auch mit verschiedenen Spielen traf das Unternehmen aus Kyōto offenbar einen Nerv. Eines dieser Spiele ist The Legend of Zelda: Breath of the Wild, das ursprünglich für die Wii U angekündigt war, dann aber ständig verschoben wurde. Erschienen ist es dann sowohl für die Wii U als auch für die Switch am 3. März 2017 – ein ähnliches Schicksal erfuhr zuvor lediglich The Legend of Zelda: Twilight Princess, das im Dezember 2006 für den GameCube und die Wii erschien. Die Parallelen könnten nicht deutlicher sein, erhielt auch dieses Werk einen technischen Aufguss für die Wii U. Genau so könnt ihr euch im Grunde auch Breath of the Wild in der Nintendo Switch 2 Edition vorstellen. Am eigentlichen Inhalt des Spiels hat sich im Guten wie im Schlechten nichts verändert. Nach wir vor schlüpfen wir in die Haut von Protagonist Link, der einhundert Jahre in einer Art Kühlkammer gewartet hat, um die Welt vor der Verheerung Ganon zu befreien. Sein Gedächtnis weist jedoch Lücken auf, sodass er das Fantasy-Reich Hyrule zusammen mit uns neu kennenlernen muss. Hier und da klauben wir die fehlenden Informationen auf. Trotz allem zielt das Spiel aber eher darauf ab, eine stringente Story in der Gegenwart zu erzählen und lässt uns dabei nach circa drei bis vier Stunden Exposition weitgehend freie Hand.
Ruf der Wildnis
Wie wir es von einem Nintendo-Titel gewohnt sind, steht das Gameplay des Spiels im Mittelpunkt. Dieses stellt in Breath of the Wild eine Besonderheit dar, verabschiedet sich Nintendo mit diesem Werk innerhalb der Reihe endgültig von einer vordefinierten Reihenfolge, wie wir die Spielwelt zu erkunden haben. Zwar lernen wir in einem überschaubaren Startgebiet nach und nach die Kniffe kennen und wissen danach ungefähr, wie der Hase läuft, doch erst beim Verlassen des Plateaus bekommen wir ein Gefühl dafür, was der Titel des Spiels uns eigentlich sagen will. Breath of the Wild bietet in der The-Legend-of-Zelda-Serie erstmals eine offene Spielwelt in dem Sinne, dass es tatsächlich nur Grenzen im Rahmen unserer Fähigkeiten gibt. Beispielsweise können wir die anfangs arg limitierte Lebensenergie und Ausdauer aushebeln, indem wir uns einfach die passenden Gerichte am Lagerfeuer kochen und damit temporär an Orte gelangen können, an denen wir eigentlich erst viel später etwas zu suchen haben sollten. Auch unsere persönlichen Skills hängen damit zusammen, denn obwohl bestimmte Gegner wie die zentaurenartigen Leunen oder die felsförmigen Iwaroks gefährliche Kreaturen sind, können wir sie mit genügend Schick früh besiegen. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass wir uns geschickt genug anstellen und zudem die richtigen Waffen in petto haben.
Entschlacktes und Zerbrochenes
Breath of the Wild unterscheidet sich auch in anderen Punkten von der bisherigen Reihe – und daran ändert selbst die Nintendo Switch 2 Edition nichts. So gibt es keine Dungeons und auch keine dazugehörigen Dungeon-Items. Stattdessen kommen wir zu Beginn des Spiels in den Besitz des ominösen Shiekah-Steins, mit dem wir in den ersten zu besuchenden Schreinen wichtige Fähigkeiten erlangen. Wie aus dem Nichts können wir Bomben beschwören, Metallteile per Magnetfunktion durch die Luft schleudern, die Zeit anhalten oder Wasser zu Eis erstarren lassen. Dementsprechend greifen wir im Verlauf des durchaus auf über einhundert Stunden anlaufenden Action-Adventures pausenlos auf das Utensil zurück. Neben dem Shiekah-Stein sind wir lediglich mit Nahkampfwaffen, Bögen und Schilden ausgestattet. Genau hier fängt das einerseits deutlich größere, aber auch entschlackte System an zu bröckeln, da Nintendo Designentscheidungen getroffen hat, für die wir uns damals wie heute an den Kopf packen müssen. Wirbeln wir ein Schwert umher, ziehen an der Sehne eines Bogens oder wehren einen Angriff ab, verliert die Ausrüstung an Haltbarkeit. Dies geschieht gerade anfangs derart hoher Intensität, sodass wir mit irgendwelchen Ästen, Keulen, Knochen oder sonstigen Kram das anfänglich arg begrenzte Inventar zumüllen, um überhaupt wehrhaft zu sein.
Repetitive Spielvorgänge
Haben wir genügend Schreine besucht, können wir bei den quer durch die Spielwelt verteilten Göttinnenstatuen für mehr durch Herzen symbolisierte Lebensenergie oder verbesserte Ausdauer beten. Je mehr Herzen wir in Breath of the Wild haben, desto mehr Nahrung müssen wir nach einem Treffer zu uns nehmen, um Wunden zu heilen. Gekochtes beziehungsweise Gebratenes ist natürlich deutlich schmackhafter respektive nahrhafter. Das Problem beim Zubereiten ist jedoch, dass wir jeden einzelnen Kochvorgang einzeln durchführen müssen. Wir können nicht einfach ein Gericht auf Knopfdruck mehrfach braten. Einerseits erhöht dies zwar mehr als deutlich die Immersion, was grundsätzlich zu begrüßen wäre, doch andererseits geht dies auf Kosten der Spielbarkeit. Wir verplempern zu viel wertvolle Zeit, um einfache, repetitive und bisweilen langatmige wie nervige Spielmechaniken wiederholt durchzuführen. Die Zutaten selbst erwerben wir entweder in den Läden selbst, finden sie in Kisten und Fässern oder sammeln sie bestenfalls selbst in der Spielwelt ein. Da Fleisch ein wichtiger Bestandteil von vielen Gerichten ist, können wir so beispielsweise auf die Jagd gehen, Wild im Wald erlegen oder Vögel vom Himmel schießen. Auch Gemüse, Pilze und Obst lassen sich in der Spielwelt entdecken, ins Inventar packen und zur nächsten Bratpfanne schleppen.
Erkundungsdrang trotz leerer Spielwelt
Apropos Entdecken: Die Hyrule-Version von Breath of the Wild ist wirklich riesig. Während in früheren Episoden Gebiete klar voneinander durch Ladebildschirme getrennt sind, gehen sie in diesem Spiel flüssig ineinander über. Grafische Effekte wie Windböen kündigen an, dass wir uns langsam in eine kältere Klimazone bewegen. Zu viel wollen wir nicht vorwegnehmen, doch sollten wir uns spätestens dann überlegen, ob wir auch wirklich für das nächste Areal gewappnet sind. Falls nicht, sollten wir uns schleunigst Maßnahmen ausdenken, um dem Klima zu trotzen. Überall in der zugegeben weitgehend leeren Spielwelt finden sich kleine Geheimnisse. Edelsteine, die sich verkaufen lassen, sind hier ebenso zu finden wie Materialien, mit denen wir uns womöglich eine neue Rüstung zusammenschustern lassen können. Dennoch gibt es auch viele Items einzusammeln, die wir primär nicht brauchen. Damit sind auch die Belohnungen von Breath of the Wild zumindest direkt nicht so effektiv wie in den vorherigen Serienteilen. Herzteile gibt es zum Beispiel nicht – wir sind also wahrhaftig auf den Besuch der Schreine angewiesen. Diese fallen immerhin spektakulär aus und lassen uns knifflige Rätsel lösen oder hitzige Kämpfe bestreiten. Immerhin kommt so ein wenig das typische The-Legend-of-Zelda-Gefühl auf, das an sonst so vielen Stellen leider spürbar fehlt.
Update mit verpassten Chancen
Trotz dieser Defizite handelt es sich bei Breath of the Wild definitiv nicht um ein schlechtes Spiel. Es ist eben ein Werk, das ganz andere Bedürfnisse erfüllt. Nintendo ist 2017 auf den unaufhaltsamen Zug der Open-World-Spiele aufgesprungen und zeigt dem Spieler eine eigene Interpretation dieser Machart. Wunderbar gelungen ist in jedem Falle das Artdesign, denn mit dem kunterbunten Look und der grandiosen Musik, die allen voran auf Klavierklänge setzt, kommen stets wohlige Gefühle auf. Während das Spiel auf der ersten Switch allerdings nicht immer ganz flüssig läuft, ändert sich dies mit der Nintendo Switch 2 Edition. Diese stellt das Geschehen mit sechzig Bildern pro Sekunde nicht nur flüssig dar, sondern gibt es auch noch in einer höheren Auflösung wieder. So hätte das Spiel bereits auf der Vorgängerkonsole sein müssen. Falls ihr an der Suche nach bestimmten Collectibles in der Ursprungsversion verzweifelt seid, gibt es jetzt ebenfalls Abhilfe. Hierfür benötigt ihr jedoch die Nintendo-Switch-Applikation auf eurem Smartphone. Wählt einfach den Menüpunkt „Zelda Notes“ aus – anschließend leitet euch eine Stimme durchs Spiel. Wir fragen uns jedoch, warum Nintendo die Funktion nicht ins Spiel selbst integriert hat. Selbiges betrifft auch die erschienenen Download-Inhalte. Von diesen fehlen in der Nintendo Switch 2 Edition jegliche Spur und müssen separat erworben werden. Eine weitere verpasste Chance in einem potenziell echt guten Spiel!
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Switch-2- und Switch-Fassung): Leider gehöre ich zu denjenigen, die kein sonderlich großer Fan von The Legend of Zelda: Breath of the Wild sind. In meinen Augen macht das Action-Adventure an elementaren Punkten etwas falsch, sodass die typische The-Legend-of-Zelda-Formel auf einmal keine Rolle mehr spielt. Mir fehlen klassische Dungeons, die dazugehörigen Dungeon-Items und den damit zusammenhängenden Erkundungsdrang, an bis dahin verschlossene Orte zu gelangen. In Breath of the Wild kann ich, sofern ich es mir denn zutraue, von Beginn an sämtliche Orte erreichen. So möchte das Spiel in erster Linie, dass ich mir meine Abenteuer selbst suche. Für mich ist die Spielwelt allerdings viel zu leer, als dass dieser Umstand für mich Sinn ergibt. Natürlich finde ich hier und da ein Geheimnis, aber alles in allem wiederholt sich dieser Ablauf für mich zu häufig. Hinzu kommen wirklich nervige Mechaniken wie Waffen, die nach zwei Anwendungen zerbrechen. Auch das Kochsystem, bei dem ich jedes Gericht immer wieder einzeln zubereiten muss, zerrt an meinen Nerven. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass sich die Entwickler gerade diesen Aspekten annehmen und zumindest optionale Alternativen in der Nintendo Switch 2 Edition anbieten würden. Außer technischen Anpassungen, die ich wohlwollend in Kauf nehme, wurde aber inhaltlich nichts geändert. Nicht einmal die kostenpflichtigen Zusatzinhalte haben ihren Weg ins Spiel geschafft und müssen extra erworben werden, falls einem das wichtig ist. Am besten ist tatsächlich die Einbindung von „Zelda Notes“ aus der Nintendo-Switch-Applikation geraten, denn diese ist eine ungemeine Hilfe bei der Suche nach bestimmten Dingen im Spiel und versorgt mich zudem mit spannenden Hintergrundinformationen, die sogar auf Deutsch vertont sind. Warum Nintendo aber den ungalanten Umweg über die Applikation geht, anstatt diese Funktion einfach von Vornherein ins Spiel zu implementieren, ist und bleibt mir wie so vieles in Breath of the Wild ein Rätsel.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Legend of Zelda: Breath of the Wild (Nintendo Switch 2 Edition)!