Fernöstliche Filmproduktionen werden in unseren Gefilden oftmals unterschätzt. Während War of the Wizards in Korea mehr als sechs Millionen Kinobesucher anlocken konnte, wird das Fantasy-Spektakel bei uns nur auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht. Schade, denn der Spielfilm hätte sich auch sicherlich gut auf den hiesigen Leinwänden gemacht.
Während der Chosun-Dynastie lebt der junge und sehr talentierte Zauberlehrling Jeon Woo Chi, der seine magischen Kräfte aber lieber für seinen eigenen Nutzen aufwendet, anstatt gute Dinge zu verrichten. Zur selben Zeit vermasseln drei taoistische Priester ein Ritual, bei dem mehrere gefährliche Wesen aus ihrer Verbannung fliehen und daraufhin eine magische Zauberflöte stehlen können. Diese Yokai genannten Wesen haben die Fähigkeit, die Gestalt eines Menschen annehmen zu können – nur an ihrem grünen Blut sind sie zu erkennen. Als die Yokai Jeon Woo Chis Meister töten, wird der Zauberlehrling von den taoistischen Priestern des Mordes beschuldigt und gemeinsam mit seinem Kumpan in geheimnisvollen Schriftrollen eingeschlossen, fatalerweise mit der magischen Flöte. Ganze fünfhundert Jahre müssen die Priester warten, bis sie Jeon Woo Chi wieder befreien können. Zwischenzeitlich hat sich Korea verändert, ist in zwei Staaten gespalten und auch der technische Fortschritt hat keinen Halt gemacht. Der Kampf zwischen Jeon Woo Chi und seinem Widersacher Hwadam, sowie den Yokai wird im Jahre 2009 in Seoul fortgesetzt – und das actiongeladener und witziger wie nie zuvor.
Koreanische Fantasy vom Feinsten
Die Geschichte wird überwiegend chronologisch erzählt, weshalb man jederzeit den Faden der Handlung im Auge behalten und dieser bedenkenlos folgen kann. Die Wichtigkeit der magischen Flöte wird im Film allerdings vernachlässigt, weshalb sich einige Zuschauer wohl oder übel fragen müssen, warum sich die Yokai diesem Utensil bemächtigen wollen. Zudem basiert der Film nur in groben Zügen auf der koreanischen Heldenlegende von Jeonuchijeon, vom Regisseur wurden einige Detailänderungen vorgenommen (so ist Hwadam zum Beispiel ursprünglich sogar der Meister und Freund von Jeon Woo Chi gewesen). Wenn man diesen Punkten kein Gewicht zuteilt, kann der Inhalt definitiv überzeugen. Die Action-Szenen sind im 16:9-Format gehaltenen Film sinnvoll durchdacht, wirken für das Genre gut übertrieben auf den einzelnen Zuschauer und verkörpert die feindlichen Auseinandersetzungen gleichermaßen mit einer Portion Charme und einer Prise Humor. Besonders Woo Chis Darsteller Gang Dong-won und Hwadam-Schauspieler Baek Yun-shik gehen vollkommen in ihren Rollen auf und glänzen mit gekonnten Bewegungen, sowie einer gelungenen Mimik, die ihren Charakteren eine besondere Note verpasst. Die deutsche Synchronisation ist gut gelungen und fühlt sich zu keiner Zeit aufgesetzt an. Das koreanische Original können wir mit zuschaltbaren deutschen (oder niederländischen) Untertiteln auch bedenkenlos empfehlen.
Unterdurchschnittliches Bonusmaterial
Der Soundtrack des Films befindet sich auf einem gesunden Mittelmaß, überragende Klänge sucht man zwar vergebens, doch stört die koreanische Musik niemals. Einen besonderen Pluspunkt verdient das schön gestaltete Menü. Während im Hintergrund Szenen des circa 130-minütigen Films ablaufen, befindet sich die Menüstruktur im unteren Bildbereich. Klickt man auf den Menüpunkt der Trailer, so bewegen sich vor unseren Augen die Cover der Filme von links nach rechts. Das haben wir in dieser Form noch nicht gesehen und darf sehr gerne Geschichte schreiben. Besitzer der 2-Disc Special Edition erhalten auch Zugriff zu dem etwas mager ausgefallenen Bonusmaterial. Interviews mit dem Regisseur und den Darstellern, die zusammen etwa zehn Minuten ausmachen, sind nicht gerade ein Kaufargument. Auch das Making-Of verrät nur wenig von der Produktion des Films. Zumindest können uns die kurzen Videos in Form von B-Roll-Material, der Vorproduktion und den CGI-Effekten überzeugen. Wer nicht vom Bonusmaterial enttäuscht werden möchte, darf getrost zur normalen DVD-Fassung greifen und bekommt so immer noch einen sehenswerten Film spendiert.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der 2-Disc Special Edition): Als ich zum ersten Mal das Cover des Films gesehen habe, war ich zwiegespalten. Einerseits erwartete ich einen durchschnittlichen Film, aber andererseits ist es das für mich gerade das Unbekannte, was mich an fernöstlicher Fantasy so sehr interessiert. Wenn man sich zum wiederholten Male den Herrn der Ringe liest oder ein westliches Rollenspiel seiner Wahl durchspielt, kennt man meistens das Einmaleins der mitteleuropäischen Fantasy. Mit geringen und gleichermaßen hohen Erwartungen setze ich mich an War of the Wizards und wurde glücklicherweise nicht enttäuscht. Das Bonusmaterial lässt zwar deutlich zu wünschen übrig, doch der eigentliche Film fasziniert von der ersten Minute an. Witzige und charmante Charaktere treiben die Geschichte wundervoll voran, doch sobald man sich einmal an das mittelalterliche Korea gewöhnt hat, wird man aus seinen Träumen gerissen und bekommt das Seoul de Neuzeit spendiert – und obwohl es vielleicht zu vermuten ist, verliert hier der Film keinesfalls an Fahrt. Die Action wird dank der modernen Umgebung noch eindrucksvoller in Szene gesetzt, die Szene auf der befahrenen Straße erinnert mich sogar entfernt an die Autobahnszene des zweiten Teils der Matrix-Trilogie, welchen ich mir ganz besonders wegen genau dieser Szene immer wieder anschaue. Wer sich einen gesunden Mix aus koreanischer Fantasy-Kultur und Moderne auseinandersetzen will, wird mit War of the Wizards über zwei Stunden lang gut unterhalten.
Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars zu War of the Wizards!