Preview: Assassin’s Creed: Revelations

Einem alten Sprichwort zufolge, führen alle Wege nach Rom. Dies trifft auf die abschließende Erzählung des Assassinen Ezio Auditore da Firenze nicht mehr zu, denn sein vermutlich letztes Abenteuer führt ihn direkt an den Bosporus, genauer gesagt ins türkische Istanbul, welches zur damaligen Zeit noch den Namen Konstantinopel trug.

Sofort fällt uns auf, dass unser Spielcharakter in die Jahre gekommen ist. Seine Haut beginnt Falten zu bilden und sein Bart wuchert ungekämmt aus dem Kinn. Dies lässt den Eindruck erwecken, dass Ezio einiges an Ausdauer und Vitalität eingebüßt haben muss. Das Optische scheint allerdings zu täuschen, denn der Assassine springt auf Wunsch weiterhin ohne große Mühe von einem Dach zum anderen und legt sich problemlos mit seinen Feinden an. In Assassin’s Creed: Revelations begeben wir uns mit Ezio auf die Suche nach seinen Vorfahren und haben das Ziel, fünf Schlüssel in der osmanischen Hauptstadt zu finden, die eine Türe zu einer geheimnisvollen Bibliothek öffnen werden. Dort sollen alle Mysterien gelüftet werden, auf die ein jeder Fan der Serie gewartet hat. Da kommt es wie gerufen, dass wir neben dem aus Assassin’s Creed II und Assassin’s Creed: Brotherhood bekannten Ezio auch in die Rolle des aus dem ersten Teil stammenden Altaïrs schlüpfen dürfen. Neben Konstantinopel erkunden wir beispielsweise auch die alte Burg Masyaf, die Fans noch aus Assassin’s Creed gut genug kennen werden. Publisher Ubisoft verspricht ebenfalls ein Wiedersehen mit weiteren Sehenswürdigkeiten aus dem Erstlingswerk.

Altbewährtes Gameplay

Am bekannten Gameplay hat sich im Grunde nur wenig getan, Kenner der Serie werden sich also sofort heimisch fühlen dürfen, auch wenn Ezio für die Verhältnisse eines alternden Mannes beängstigend schnell rennt und bei meterhohen Sprüngen und unzähligen Kämpfen nicht aus der Puste kommt. Das Spieltempo wird durch die neu eingeführte Hakenklinge nochmals beschleunigt. Mit ihr können wir nicht nur neue Angriffe starten, sondern auch den täglichen Städtebummel erleichtern. Sie verhilft uns von Dach zu Dach über Seile zu gleiten – so werden auch zuvor unerreichbare Gebäudekanten erreicht, was die Spielwelt nochmals ein kleines Stück vergrößert. Ähnliches kennen wir bereits aus Brotherhood, wo wir noch höher an Wände hochspringen konnten. In Revelations fällt uns das Item allerdings weniger positiv auf, denn besonders in Ezios – für die damalige Zeit – recht hohen Alters wirkt dies einfach schier unrealistisch und stört die Glaubhaftigkeit des Spiels. Wie bereits erwähnt, birgt die Hakenklinge auch Vorteile im Kampf. Mit ihr können wir uns über den Rücken des Gegners rollen und rasant wieder verschwinden. Dies ist besonders dann praktisch, wenn wir uns nicht auf einen Kampf einlassen wollen und ein anderes Ziel verfolgen.

Bombenstimmung

Wer sich von euch mit den athletischen Bewegungen schwertut, kann auch einfach die neuen Bomben benutzen. Diese lassen sich mit allerlei Objekten, die wir in der Stadt finden können, konstruieren. Möchten wir also elegant unsere Gegenspieler abschütteln, werfen wir einfach eine Rauch- oder Blendbombe. So entkommen wir unseren Verfolgern mit Leichtigkeit, doch auch die aggressive Variante ist in Revelations vorhanden. Möchten wir also kurzen Prozess mit unseren Gegnern machen, werfen wir eine Brandbombe und jagen diese ganz einfach in die Luft. Es gibt schier unendliche Zutaten, mit denen wir eine Bombe zusammenbauen dürfen. Ob dieses Feature essentiell für den eigentlichen Spielverlauf und ob die aufgebrachte Zeit zum Erstellen der Sprengkörper in Relation zur Einsetzung gerechtfertig sein wird, können wir zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht einschätzen. Somit ist unklar, wie häufig dieses Feature tatsächlich zum Einsatz kommen wird. Wir freuen uns allerdings sehr darüber, dass die Köpfe bei Ubisoft Montreal mitgedacht haben und das Gameplay zumindest nicht einrosten lassen wollen. All diese kleineren Neuerungen bringen eine frische Brise in die mittlerweile vier Jahre alte Serie.

Immer noch der alte Charmeur

Wenn wir nicht gerade wie ein Irrer über die Dächer von Konstantinopel hechten und Wachen auf die Straßen schubsen, können wir in der ganzen Stadt dynamische Nebenquests erfüllen, bei der am Ende ein gefüllter Geldbeutel winkt. Viele Quests laufen zwar leider nach dem bekannten Schema der Uninspiriertheit ab, doch einige Aufgaben haben sich die Entwickler gut ausgedacht. So dürfen erst einige Musiker windelweich geschlagen werden, nur damit wir anschließend ihre Instrumente entwenden und mit ohrenbetäubenden Gesang die Aufmerksamkeit auf uns ziehen dürfen. In der Zwischenzeit schaltet einer unserer Freunde unbemerkt seine Ziele aus, clever! Ein weniger interessanter Quest wäre die Rettung einer Frau. Diese wird von einigen dunklen Gestalten belästigt und wir können sie nur retten, indem wir ihre Peiniger in einer deftigen Prügelei krankenhausreif schlagen. Da allerdings nicht jederzeit eine Frau in Not zu helfen ist, müssen wir unsere Geldbörse auch auf andere Art und Weise füllen. Besonders zu Beginn ist dies nämlich äußerst wichtig, denn nur so können wir unsere beschädigten Rüstungen wieder reparieren lassen. Es heißt also ahnungslosen Bürgern ein paar Münzen zu stibitzen oder auch auf Schatzsuche zu gehen. Geheimnisse lassen sich im Übrigen besser finden, wenn wir unser Adlerauge einsetzen.

Osmanische Atmosphäre

Ganz einfach ist es dadurch aber immer noch nicht, denn erst wenn wir einen kurzen Moment auf einem Objekt verharren, wird es deutlich aufleuchten und der Beutezug darf endlich beginnen. Mit dem weniger ehrlich erarbeiteten Geld können wir Stück für Stück die vielen Geschäfte und Wahrzeichen der Stadt erkaufen und ausbauen. Hierbei bemerken wir auch das vortrefflich gut ausgedrückte Stadtleben des Osmanenreichs. In der Abendsonne glänzen die Moscheen, auf den Straßen bieten multikulturelle Händler ihre Waren preis, Wachen gehen mit ihren Krummsäbeln auf Patrouille und wie man es aus den vorherigen Episoden kennt, sind die Straßen mit Passanten gefüllt. Diese halten dann auch ständig einen Spruch parat, wenn ein gewisser Mann plötzlich eine Mauer erklettert oder sich aus schwindelerregenden Höhen hinab in Heuwägen fallen lässt. Im Großen und Ganzen ist die Spielwelt so freiläufig, wie wir es aus den bisherigen Serienablegern gewohnt sind (die weniger gut gelungenen portablen Fassungen einmal ausgenommen). Es gibt viele Gebiete zu erkunden, in denen sich reichlich Nebenmissionen finden lassen, welche uns viele Stunden lang unterhalten können. Optisch hat sich im Vergleich zu den Vorgängern nur wenig getan, doch durch eine wunderbare Weitsicht und einer realistisch wirkenden Atmosphäre macht das im Grunde wenig. Wenn Assassin’s Creed: Revelations den Fans jetzt endlich auch noch die lang ersehnten Antworten liefert, wird dieser Titel sicherlich einen Ehrenplatz in so mancher Spielesammlung einnehmen.

Geschrieben von Julian Warkentin

Axels Prognose (basierend auf der PlayStation-3-Fassung): Für mich war der erste Teil der Serie mit Abstand der beste und macht aus mir einen wahrlichen Fanboy von Assassin’s Creed. Die Fortsetzung konnte mich auf Anhieb nicht begeistern und hat mir die Lust an der Reihe genommen, doch mit Assassin’s Creed: Brotherhood gab ich der Serie eine zweite Chance, mich in ihren Bann zu ziehen – vergebens! Das einzig Erwähnenswerte war in meinen Augen der gelungene Mehrspieler-Modus, welcher für eine ganze Menge Spaß und schlaflose Nächte sorgen konnte. Im Einzelspieler-Modus konnte ich mich nicht wirklich zurechtfinden, denn dieser brachte meiner Meinung nach keine aufregenden oder gar besondere Momente mit sich. Nach dieser Enttäuschung erwartete ich vorweg auch nichts von Assassin’s Creed: Revelations. Mir gefällt das Setting rund um Ezio einfach überhaupt nicht und die Präsentation bei Ubisoft hat mir genau das gezeigt, was ich nicht erwarten wollte, doch wer die letzten Spiele der Reihe als atemberaubend empfand, wird auch mit Revelations zufrieden sein, denn dieser Teil wird Ezios Geschichte zu einem hoffentlich befriedigenden Ende führen.

Björns Prognose (basierend auf der PlayStation-3-Version): Mit Sicherheit werden nicht alle sofort den Sinn der vielen Assassin’s-Creed-Ableger innerhalb von vier Jahren erkennen. Zugegeben: Sehr viel hat sich seit dem zweiten Teil der Serie nicht geändert. Meiner Meinung nach ist es sogar fraglich, ob wir hier überhaupt einen großen Einschnitt benötigen. Das mir gezeigte Material hat mich bereits überzeugt. Die beiden neuen Missionen waren wirklich hervorragend inszeniert. Während die zum Teil gescriptete Hetzjagd hinter einigen Templern her mit alternativen Wegen und einer Menge Action glänzen konnte, hat Assassin’s Creed: Revelations auch viel Humor bewiesen. Als uns der Entwickler eine Szene zeigte, in der Ezio erst die unbeliebten Barden verhaut und sich dann als einer von ihnen mit teils deftigem und vor allem schlechtem Gesang ausgibt, konnte ein Großteil der anwesenden Redakteure die Lachmuskeln nicht mehr beisammen halten. Konstantinopel (beziehungsweise Istanbul oder Byzanz, wie die Stadt in der Vergangenheit auch genannt wurde) ist als Kulisse sehr gelungen und bringt eine große Portion neues Flair in die Serie. Ich werde mir den Teil jedenfalls nicht entgehen lassen, bin aber auch sehr erfreut darüber, dass die Entwickler bald von ihrem jährlichen Veröffentlichungsrhythmus abkehren. Nachdem dieses Jahr die Geschichte von Ezio und Altaïr abgeschlossen wird, soll nächstes Jahr auch Desmond seinen letzten Auftritt bekommen, denn dann soll auch endlich die wohl verdiente längere Pause für die Assassin’s-Creed-Reihe folgen.

Julians Prognose (basierend auf der PlayStation-3-Fassung): Ich war schon immer ein treuer Fan von Assassin’s Creed, aber es gibt Punkte, die auch mich etwas ins Zweifeln bringen. Ezio ist mittlerweile sehr alt geworden uns es wirkt schon etwas übertrieben, wenn dieser Mann so agil und geschickt wie seine junge Variante aus Assassin’s Creed II agiert. Außerdem denke ich, dass die Story (von der wir in unserer Anspielversion nur sehr wenig mit bekommen haben) bereits Abnutzungserscheinungen zeigt – sie wirkt stellenweise ausgelutscht. Trotzdem freue ich mich, dass die Geschichte rund um Ezio nun zu Ende geführt wird, da sie für mich persönlich sehr spannend aufgebaut ist und ich dem Italiener einen würdigen Abschluss wünsche und sie nicht mit einem banalen Cliffhanger in Bezug auf übermenschliche Kräfte oder gar Aliens endet – das würde der Rahmenhandlung absolut nicht gut tun. Ebenso hoffe ich, dass Ubisoft Assassin’s Creed: Revelations deutlich anspruchsvoller gestaltet und die Spieler in der finalen Version noch einmal richtig fordern wird, schließlich waren bisher alle Titel der Serie viel zu leicht im Schwierigkeitsgrad aufgebaut. Es gab schon damals viel zu viele Möglichkeiten, um Gegner ausschalten zu können und in Revelations wird es nicht weniger, weshalb dieses Unterfangen unter Umständen sich doch als schwieriger als gedacht entpuppen könnte. Über Stealth-Missionen und Aufgaben, welche die Hintergrundgeschichte weitererzählen, würde ich mich persönlich sehr freuen. Dass dies möglich ist, wurde bereits in Assassin’s Creed: Brotherhood bewiesen und ich bin guter Dinge, dass Ubisoft die Fans hier nicht enttäuschen möchte. Revelations ist für mich die Fortsetzung, die ich erwarte, denn mir ist viel lieber, erst einmal bestehende Zusammenhänge abzuschließen, bevor wieder ein neuer Teil erscheint, der tausendfach Neuerungen mit sich führt und sich womöglich auf ein ganz anderes Themengebiet konzentriert. Der abschließende Teil um die Geschichte von Ezio Auditore da Firenze wird Ende des Jahres auf jeden Fall in meinem Laufwerk rotieren.

Vielen Dank an Ubisoft für die freundliche Einladung zum Event in Köln!

2 Kommentare zu “Preview: Assassin’s Creed: Revelations

  1. Da ich jetzt schon die anderen Teile durchgezockt habe und jetzt das neue [endlich] angefangen habe zu spielen fand ich es eigentlich schade das man wieder NUR in einer Stadt spielt.Da kommt wieder der Flare von Brotherhood irgendwie durch.Die verschiedenen Viertel aber hauen das ganz gut raus.

    Konstantinopel ist ein echter Hingucker,es haut einen echt am Anfang um.
    Und die neuen „Seilbahnen“ die dort überall aufgebaut sind noch viel gailer,man kann so richtig schnell über die Dächer flitzen und sogar Luftattentate machen.

    Das Kampfsystem ist eigentlich immer noch das selbe [Zum Glück].Nur das jetzt noch Zeitlupen-Kills und verschiedene Konter dazu gekommen sind,wie der Klau-Konter mit dem man den Gegner beklaut.

    Die Geschichte ist wie in den anderen AC´s recht spannend.Das beste [finde ich] ist zudem noch das man auch Altair und Desmond spielen kann.[Später ja auch als Desmond im Story-Modus].Die Level mit Desmond fordern den Spieler gut,echt mal eine Abwechslung.Denn dort muss man schnell nachdenken und es kommt auf eine schnelle Aktion-Reaktion an.Die Altair Missionen sind recht spannend gehalten da man in diesen auch viel Hintergrund-Geschichte über die Assassinen und Altair selbst bekommt.
    Der Storymodus mit Ezio ist eigentlich wie in AC:2+AC:B.
    Trozdem ist er sehr interesant,auch gut ist es,das Ezio endlich mal eine Frau bekommt,da er irgendwie bisher nie eine bekam[Warum nur?].

    Das Spiel reist einen von Anfang bis Ende mit!

    Trozdem finde ich das man die Story verlängern könnte,da ich mir mehr Missionen mit Altair und Desmond gewünscht hätte!

    • @Sir Timo
      Vielen Dank für deinen langen Beitrag. Uns freut es immer sehr, wenn unsere Leser mit einem Spiel so viel Spaß haben und dabei auch Kritik äußern können. Ich persönlich kann mit der Assassin’s-Creed-Reihe nicht so viel anfangen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass Ubisoft durch herunterladbare Inhalte weitere Missionen in das Spiel einfügen wird, in denen man vielleicht auch mal mit den anderen beiden Spielfiguren unterwegs sein wird.

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