Mit dem Untertitel Rache ist ein tiefer Abgrund beschreibt Splendid Film den Inhalt des Films auf dem Cover zutreffend, denn nur selten erleben wir ein durchgehend spannendes und ebenso nervenaufreibendes Werk, das vor Brutalität und eisigen Gefühlen nur so strotzt.
An einem verschneiten Winterabend bleibt Ju-yeon mit ihrem Wagen auf dem Heimweg am Straßenrand liegen. Während sie auf den Abschleppdienst wartet, bietet ihr ein Fremder Hilfe an, die Reifen zu wechseln. Ein paar Minuten später schlägt er mit einer stumpfen Waffe wie wild auf das Fahrzeug und das Fenster ein und macht vor Ju-yeon keinen Halt, auf die schlimmste Art und Weise auf sie einzuschlagen, zu entführen und sie in seinem Unterschlupf zu massakrieren. Kyung-chul, so der Name des Psychopathen, hat die Rechnung allerdings ohne ihren Vater Jang (der örtliche Polizeichef) und ihren Verlobten Soo-hyun (einem Agenten des Geheimdienstes) gemacht. Schon bald wird den beiden klar, dass der Serienmörder Kyung-chul hinter der Ermordung ihrer geliebten Person steckt. In Soo-hyun entbrennt ein Gefühl der Rache und beschließt, Jagd auf Kyung-chul zu machen und ihn so leiden zu lassen, wie er es sich in seinem schlimmsten Alptraum nicht vorstellen kann.
Wahnsinniges Schauspiel
In I saw the Devil treten zwei der populärsten Darsteller Südkoreas vor die Kamera. Neben dem erst vor ein paar Jahren wieder zurück ins Rampenlicht getretene Choi Min-sik, der in Kim Jee-woons Film die Rolle des Kyung-chul übernimmt, bekommen wir es ebenfalls mit Lee Byung-hun zu tun. Beide Darsteller verkörpern den inszenierten Wahnsinn auf recht unterschiedliche Weise. Während Kyung-chul Spaß am Töten von jungen Frauen hat, geht es Soo-hyun einfach nur um das Stillen seiner Rache und zugleich treiben beide ihr ganz eigenes perfides Spiel miteinander. Der Film führt uns von einer Szene in die nächste und verliert dabei keineswegs an Fahrt, obwohl uns das Geschehen gelegentlich aus Sicht der Polizei geschildert wird. Die Spannung wird vor allem durch das gekonnte Einspielen von passender Musik aufgebaut. Während effektvolle Szenen manchmal mit bedrohlicher Musik unterlegt werden, gibt es auch ruhige Stellen, um das Schauspiel der Darsteller zu würdigen und um in uns Emotionen aufkochen zu lassen. Die Atmosphäre des Films wirkt sehr dunkel, da auch in der dunklen Jahreszeit gedreht wurde und die Kälte somit einen weiteren Stellenwert einnimmt, um der Handlung des Streifens neuen Ausdruck zu vermitteln.
Packender Thriller
Die deutschen Synchronsprecher wurden passend ausgewählt und wenn wir das Wort passend verwenden, dann meinen wir damit, dass sie wirklich gut zu den ihnen zugeteilten Charakteren passen. Eine ernsthafte Synchronisation, die sehr nah am koreanischen Tonfall liegt, gibt es eigentlich nur sehr selten. Wer allerdings Wert auf das Original legt, kann zur koreanischen Tonspur (beide Tonformate liegen übrigens in DTS-HD 5.1 vor) wahlweise auch deutsche oder niederländische Untertitel zuschalten lassen. Das Bildformat liegt auf der Blu-Ray-Disc in 1080p und im 16:9-Format vor. Der Thriller von Regisseur Kim Jee-woon kommt zudem noch mit einem kleinen Anteil an Bonusmaterial daher, der Einblicke in den (teils lustigen) Filmdreh gibt und (leider schlecht zusammen geschnittene) Interviews liefert, die stellenweise interessante Informationen über den Film offenbaren können. Neben circa 45 Minuten Bonusmaterial befinden sich wie gehabt noch ein paar Trailer zu ausgewählten Splendid Filmen mit auf der Disc. Die Laufzeit des Films beträgt etwa 142 Minuten – 142 Minuten, die sich definitiv lohnen zu investieren, denn einen ähnlich packenden Thriller gibt es derzeit einfach nicht.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Black Edition der Blu-Ray-Fassung): Filme mit ähnlichem Inhalt schaue ich mir eigentlich am liebsten abends an, doch zeitlich gelang es mir I saw the Devil nur mittags anzuschauen. Und obwohl Sonnenstrahlen durch die Jalousien fielen, hat I saw the Devil sein volles Potential entfaltet und mich mehr als zwei Stunden lang vor den TV-Bildschirm gefesselt. Nicht nur auf der technischen Seite macht der Film von Regisseur Kim Jee-woon eine gute Figur, auch inhaltlich geht es ordentlich zur Sache. Deutlich konnte ich sehen, wie Körperteile abgetrennt werden und es Kyung-chul, dem Bösewicht des Films, auch noch sichtlich gefällt. Choi Min-sik hat großartige Schauspielkünste bewiesen, denn erst ein Blick in das (teilweise recht lustige) Bonusmaterial macht uns noch einmal deutlich, dass er persönlich natürlich ein ganz anderer Mensch ist und er Kyung-chul glücklicherweise nur geschauspielert hat. Auch nicht zu verachten ist die Arbeit von Lee Byung-hun, der die Rolle von Kyung-chuls Verfolger einnimmt und nicht weniger ein Gefühl des blanken Wahnsinns und Rache vermittelt. Ich für meinen Teil kann I saw the Devil nur empfehlen, doch wer sich schnell vor Blut oder ähnlichem ekelt, sollte sich den Film lieber nicht anschauen.
Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von I saw the Devil!