Review: Welcome to the Space Show!

Das All gehört wohl zu den beliebtesten Ausflugzielen des Science-Fiction-Szenarios, doch in einem Anime wurde es wohl nur selten mit so viel Witz, versteckter Ironie und feinfühligen Charakteren zum Ausdruck gebracht, wie es in Welcome to the Space Show der Fall ist.

Am letzten Schultag passiert der jungen Natsuki ein Missgeschick, ihr entläuft kurzerhand der Zwerghase der Klasse ihrer kleinen Schwester Amane. Zusammen mit drei weiteren Freunden begeben sie sich in der ersten Sommerferienwoche, die sie wie jedes Jahr freiwillig in ihrer Schule verbringen, auf die Suche nach dem kleinen Hasen. Auf ihrer Suche entdecken sie allerdings einen verletzten Hund, der sich nach seiner Gesundpflegung sogar auf Japanisch bei ihnen bedankt, doch die Freundschaft soll nicht von langer Dauer sein, denn dieser Hund kommt von einem fernen Planeten in einem anderen Sonnensystem. Pochi, so sein Name, möchte den Kindern vor seiner Abreise aber noch einen Wunsch erfüllen. Da Kyoshi seinen Klassenausflug nicht antreten konnte, wünscht er sich einen Abstecher zu einem möglicht weit entfernten Ziel, doch dass die Reise zum Mond und noch viel weiter in das Universum gehen sollte, konnte sich wohl keiner der Kinder vorstellen. Auf ihrem Weltraumtrip treffen sie auf viele verschiedene Wesen. Einige davon sind ihnen wohl gesonnen, anderen wiederum sind nur darauf aus, das Essen von Natsuki zu stibitzen. Da Wasabi nur auf der Erde existiert, schrecken die Bösewichter auch nicht vor Entführung und weiteren bösartigen Plänen zurück. Während der Plot anfangs lustig und sehr kindgerecht gehalten ist, entfaltet sich dieser später zu einer düsteren Geschichte, die zwar nie grauenhafte Züge annimmt, aber auch Erwachsene durchaus interessieren dürfte.

Handlung mit Lücken

Leider vergisst die Handlung gelegentlich, genauer gesagt an zwei Stellen, aufgeworfene Fragen ausführlich zu beantworten. Die Motive des Hauptbösewichts ändern sich plötzlich schlagartig, während er zunächst nur einen unstillbaren Heißhunger auf Wasabi verspürt, hegt er kurz darauf furchtbare Pläne. Seine Geliebte und Handlangerin wird derweil in ein Loch gestoßen und sollte somit der Logik und Story entsprechend eigentlich bei einem der Kinder auftauchen. Ihr Verschwinden wird ebenso wenig erörtert – dass hätte Drehbuchautor Hideyuki Kurata auffallen müssen! Trotzdem bleibt die Story rund um Natsuki, Amane, Koji, Noriko, Kiyoshi und Pochi dank der abwechslungsreichen Geschichten, welche die Gruppe erlebt, durchweg spannend und begeistert uns zwischendurch mit ihrer kindgerechten Witzgestaltung und auch der versteckten Ironie, welche nur Erwachsenen auffallen dürfte, sehr. Dazu müssen wir aber leider sagen, dass die Persönlichkeiten der Kinder recht ähnlich gehalten sind. Zwar können wir erkennen, dass sich jedes Kind für andere Bereiche interessiert und andere Grundzüge aufweist, doch starke Unterschiede wie etwa in Summer Wars gibt es nicht. Optisch beeindruckt der Titel im 16:9-Format mit schön gezeichneten und glaubhaften Landschaftsbildern (auf der Erde), die uns mal mehr, mal weniger stark an die The-Garden-of-Sinners-Reihe erinnern. Während des galaktischen Ausflugs ertönen grelle Farben, die den einen oder anderen Zuschauer durchaus abschrecken können. Das junge Publikum wird die bunte Farbgestaltung aber sicherlich lieben.

Star-Trek-Inspiration

Die deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen, ganz besonders die Stimmen von Natsuki (gesprochen von Marie-Christin Morgenstern, die sich auch für die Rolle der Mirai in Tokyo Magnitude 8.0 verantwortlich zeigt) und des Bösewichts (gesprochen von Michael Harck, den viele als deutsche Stimme des Commander Data aus vielen Star-Trek-Produktionen bekannt sein dürfte) stechen hervor. Apropos Star Trek: Obwohl sich die musikalische Untermalung nicht an die Weltraumopern von Gene Roddenberry anlehnt, scheint Komponist Yoshihiro Ike dort zumindest ein wenig Inspiration geholt zu haben, denn einige Töne klingen erfreulich ähnlich, allerdings niemals gleich. Egal ob der Ton in der deutschen Übersetzung oder im japanischen Original zu hören ist, erklingt er in Dolby Digital 5.1 – Untertitel sind in deutscher Sprache zuschaltbar. Der DVD-Fassung (auf Blu-Ray ist der Titel nicht erhältlich) liegt ein alternatives Cover (aber dummerweise keine alternative Rückseite), sowie ein Cover ohne FSK-Logo bei – das erfreut Sammler! Weiteres Bonusmaterial liegt dem 130-minütigen Film in Form zweier Interviews (welche in diesem Jahr auf der Animagic in Bonn aufgenommen wurden) mit Regisseur Koji Masumari und Produzent Tomonori Ochikoshi bei, die je circa fünfzehn Minuten andauern. Zudem gibt es noch vier Trailer zu ausgewählten Titeln von Universum Film zu sehen. Wir können Welcome to the Space Show bedingt empfehlen. Zwar kann uns der Inhalt (bis auf die zwei erwähnten ungeklärten Fragen) überzeugen, doch sind die Persönlichkeiten der Charaktere für jugendliche und erwachsene Zuschauer wohl zu dünn ausgefallen. Für das gemeinsame Anschauen in und mit der Familie gibt es derzeit aber keinen besseren Anime.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der DVD-Fassung): Grundsätzlich konnte mich die Handlung von Welcome to the Space Show bei der Stange halten und das obwohl ich nach Ansehen des Trailers nicht unbedingt direkt von diesem Anime überzeugt war. Nach den ersten Minuten wurde mir allerdings bewusst, dass es sich hierbei um eines der größeren Werke handeln muss, denn die musikalische Untermalung und das optisch schöne Gesamtbild haben mich teilweise schwer beeindruckt. Zudem wurden die Synchronsprecher aller Charaktere passend ausgewählt, keine Rolle ist hier fehlbesetzt. Der größte Schwachpunkt ist allerdings die Handlung des Films – während bei vielen Filmen schon mal kleine Schnitzer im Story-Verlauf vorkommen können, sind mir offene Fragen einfach ein Dorn im Auge, zumal die Wendungen des Animes nicht logisch erklärt werden. Wären diese beiden Handlungslücken nicht, könnte mich Welcome to the Space Show gleich doppelt so sehr bewegen, denn der Rest der Story hat mir sehr gut gefallen und ich werde mir die Geschichte der sechs Freunde sicherlich noch einmal anschauen und den Titelsong genießen. Jüngeren Lesern kann ich den Anime unbeschränkt empfehlen, aber ältere Semester dürfen sich gerne Alternativen suchen.

Vielen Dank an Universum Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Welcome to the Space Show!

2 Kommentare zu “Review: Welcome to the Space Show!

  1. Die japanische 3er DVD von dem Film ist um Längen besser als die aus Deutschland. Die hat noch zusätzlich 170 Min. Extras und eine aufwändige Verpackung.

    • @Politischandersdenkender
      Vielen Dank für diese interessante Information. Du sprichst damit einen guten Punkt an. In Deutschland sind Animes in den letzten Jahren zwar wesentlich beliebter geworden, doch sie sind noch lange nicht so populär wie in Japan. Hierzulande muss ein japanisches Werk schon bestimmte Voraussetzungen haben, um gewürdigt zu werden. Ein gutes Beispiel ist da Das Mädchen, das durch die Zeit sprang. In dieser Collector’s Edition, die auch in Deutschland erschien, ist sehr viel Bonusmaterial enthalten. Falls du diesen Film noch nicht kennst und Wert auf eine aufwändige Verpackung, sowie massenweise Zusatzmaterial legst, dann ist dieser für dich sicherlich interessant.

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