Jeder der damit beginnt, sich für Videospiele zu interessieren, wird früher oder später über die Videospielserie Tetris stolpern. Damit der unsterbliche Puzzle-Spaß auf dem Nintendo 3DS nicht zu kurz kommt, hat sich der japanische Konzern dazu entschlossen, einmal mehr eine Neuauflage auf den Markt zu bringen.
Als Alexei Leonidowitsch Paschitnow 1984 das Computerspiel Tetris entwickelte, ahnte er noch nicht, welchen Grundstein er mit seiner Erfindung gelegt hat. Da er allerdings zu jenem Zeitpunkt in der Sowjetunion lebte, erhielt er keine Einnahmen für das Spiel – schließlich gehörte die Idee dem Staat beziehungsweise dem Volk. Erst als er nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in die Vereinigten Staaten übersiedelte, wurde er ab 1996 am Gewinn eines jeden verkauften Tetris-Spiels beteiligt. Heutzutage kennt so gut wie jedes Kind das sehr zugängliche Spielprinzip, doch für alle Unwissenden fassen wir das Grundkonzept kurz und knapp zusammen. Auf dem Bildschirm ist ein abgetrennter Bereich zu sehen. Von oben fällt jeweils ein einzelner Baustein, ein so genannter Tetrimino herunter, den es am Boden oder auf den bereits heruntergefallenen Steinen zu platzieren gilt. Dabei ist es möglich, die Steine in 90-Grad-Schritten zu drehen, um sie der jeweiligen Situation zu unserem Vorteil anzuordnen. Jeder der ursprünglichen Steine bildet eine Variation aus vier unterschiedlich angeordneten quadratischen Blöcken. Es gibt lange, quadratische, T- und L-förmige, sowie versetzte Anordnungen in den Steinen, welche so dem (umgedrehten) Buchstaben S beziehungsweise Z ähneln. Damit die Bauklötze nicht den oberen Bildschirmrand erreichen, gilt es die Tetriminos nach und nach aufzulösen. Dazu müssen wir sie so anordnen, damit eine Reihe durchgehend geschlossen wird. Anschließend lösen sich die Blöcke auf, die noch auf dem Bildschirm ersichtlichen Steine fallen die entsprechende Anzahl an Ebenen tiefer. Maximal ist es so möglich, vier Linien auf einmal verschwinden zu lassen – dies nennt man dann Tetris.
Ständig frisches Spielkonzept
Je mehr Reihen wir auf einmal und vor allem je schneller wir sie (hintereinander) abbauen, desto mehr Punkte erhalten wir dafür. Somit könnte man sagen, dass Tetris in erster Linie eine Highscore-Jagd sei. Im Marathon-Modus taucht das erwähnte Spielprinzip unverändert auf. Es ist hier möglich, dass wir einhundertfünfzig Reihen möglichst schnell abbauen oder ganz traditionell versuchen, so viele Linien wie nur möglich ohne Zeitbegrenzung verschwinden zu lassen. Beim Kampf gegen Computergegner (die im Spiel von Bomberman-Charakteren dargestellt werden), gelten grundsätzlich dieselben Regeln – mit nur einem, aber feinen Unterschied: Bauen wir mehr als eine Reihe ab, werden am Fuße des Bildschirm unseres Gegenspielers Reihen mit einer Lücke gebildet. Besonders wenn wir schnell hintereinander immer vier Linien auf einmal abbauen, kann das unseren Gegenspieler schnell in die Knie zwingen. Es ist aber ebenfalls sehr wichtig zu beachten, dass sich die Fallgeschwindigkeit der Steine mit jeweils zehn abgebauten Reihen um einen Level erhöht und das Puzzle-Spiel sehr viel anspruchsvoller gestalten lässt. Immerhin können wir (in den meisten Fällen) rechtzeitig über die Anzeigen am Bildschirmrand sehen, welche Tetriminos als nächstes herunterfallen werden – so fällt uns das Planen unserer Vorgehensweise zumindest bei den langsamen Fallgeschwindigkeiten sehr leicht, später sind dann starke Nerven gefragt. Nerven fragen uns auch die implantierten Items ab, denn gelegentlich leuchten vereinzelte Blöcke der Steine und sobald diese abgebaut sind, erhalten wir ein Item dazu, welches wir im Spiel einsetzen dürfen.
Facettenreiches Item-Repertoire
Bis zu drei Gegenstände dürfen wir auf einmal in unserem Repertoire lagern, doch wir dürfen nicht aussuchen, welches Item wir als nächstes einsetzen möchten. Das ist einerseits schade, da dies weitere Taktik mit in das Spiel gebracht hätte, doch andererseits könnte der Gegner nicht so viel Glück bei den entdeckten Items haben, was die ganze Sache wieder fair wirken lässt. Mit Blockschuss dürfen wir Blöcke auf das Spielfeld des Gegners schießen, mit einem Ufo lassen wir vier Reihen unseres Blockgebildes verschwinden und mit dem Umkehren-Item verändern wir kurzzeitig die Steuerung des Gegners. Mit Kaskaden können wir den 3DS kurz nach links oder rechts kippen, um Lücken mit freien Blöcken zu füllen und mit Tauschen dürfen wir die unsere Matrix mit der unseres Gegners tauschen. Meteore können wir ebenfalls auf das Spielfeld unseres Gegenspielers hinabfallen lassen und mit Nebel behindern wir für einen kurzen Moment seine Sicht. Wird unser eigenes Sichtfeld durch den Nebel blockiert, müssen wir übrigens wie verrückt in das Mikrofon des Nintendo 3DS blasen, um ihn verschwinden zu lassen. Das ist zwar spielerisch gesehen eine nette Abwechslung, aber in hitzigen Situationen oft nervig und besonders bei einer hohen Fallgeschwindigkeit der Steine fatal. Zum Glück lassen sich die facettenreichen und teils auch innovativen Items über das Optionsmenü abschalten, dann gelten auch wieder die bekannten und vergnüglichen Tetris-Grundregeln.
Diagnose: Tetris-Fieber
Im Fieber-Modus wird unser Spielbereich etwa um die Hälfte verringert. Jetzt heißt es in nur sechzig Sekunden so viele Linien wie möglich abzubauen und auch hier haben wir die Wahl Items einzusetzen. Mit dem Farbwechsel werden alle Spielsteine in der Matrix mit einer Farbe eingefärbt und mit dem Farbbonus erhalten wir für abgebaute Steine einer markierten Farbe höhere Punktzahlen. Zudem füllen wir auch hier mit Kaskade Lücken im Spielfeld. Haben wir in den Optionen Tetris für SpotPass geeicht, dürfen wir hier mit zusätzlichen Items rechnen. Mit der Bombe sprengen wir kinderleicht einzelne Reihen weg, mit I-Tetriminos erscheinen dementsprechend eine Zeit lang nur lange Steine und einmal pro Fieber-Modus dürfen wir die Zeit um fünf Sekunden verlängern. Der Survival-Modus findet ebenfalls auf einem schmalen Spielbereich statt, doch haben wir hier unbegrenzt viel Zeit. Sorgen sollten uns nur die Linien bereiten, die nach und nach am Fuße des Bildschirmrands erscheinen und unser Gebilde nach oben drücken. Zudem beschleunigt sich nach einer gewissen Zeit auch die Geschwindigkeit unserer Tetriminos. Am Ende winken auch hier Highscores, für die es sich zu überleben lohnt. Es ist immer wieder ein berauschendes Gefühl, neue Bestleistungen aufzustellen, besonders in diesem Modus, doch das ist noch nicht alles, was Tetris auf dem Nintendo 3DS zu bieten hat. Wer die Tetris-Party-Reihe kennt, darf sich auch hier über entsprechende Spielmodi freuen.
Tetris-Party-Modi
Anstatt einfach nur eine Reihe nach der anderen abzubauen, gelten hier andere Spielregeln. Beim Puzzle-Modus müssen wir mit herab stürzenden Quadraten das abgebildete Bild auf dem Touchscreen unter Zeitdruck nachbauen. Im Schatten-Modus gilt es, dem schwarzen Hintergrund entsprechend, das Gebilde mit herab fallenden Bauklötzen zu füllen. Je schneller die Silhouette ausgefüllt ist und vor allem je genauer wir gearbeitet haben, desto mehr Punkte erhalten wir dafür. Der Fit-Modus ähnelt dem aus Youtube-Videos bekannten Konzept des Menschen-Tetris. Hier müssen wir Blöcke in entsprechend große Silhouetten von Wänden feuern, die immer näher auf uns zu kommen. Während die ersten Aufgaben hier noch recht einfach ausfallen, fordert das Prinzip uns mit immer größer werdenden Löchern deutlich mehr. Mit Turmklettern können wir auch noch dafür sorgen, dass ein kleines Menschlein auf den nächsten (von uns angesetzten) Block klettern muss, um die Spitze des Turms erreichen zu können. Der ebenfalls bekannte Level-Renner-Modus sorgt hier für mehr Abwechslung, als in vorherigen Versionen. Anstatt einfach nur einen Stein von oben nach unten durch den Level zu lotsen, dürfen vereinzelte Abschnitte für eine noch bessere Zeit auch übersprungen werden. In Bombliss Plus müssen wir hingegen viele Reihen mit Bomben abbauen und eine möglichst hohe Punktzahl erreichen. Für uns ist dies leider der lahmste Modus des gesamten Spiels.
Einbindung der 3DS-Kamera
Ein weiterer Modus drängt uns dazu, den Bereich, wo wir leuchtende Sterne sehen, von der Vorder- und der Rückseite des Spielfelds zu bebauen, um diese einzusammeln. Der Sprint-Modus verkürzt den Marathon-Modus einzig und allein auf vierzig abzubauende Reihen. In Anbetracht von Konzentrationsschwierigkeiten bei dem einen oder anderen Spieler, können vierzig Reihen gegebenenfalls auch Ansporn genug sein, um Bestzeiten aufstellen zu können. Der Meister-Modus eignet sich für die wahren Tetris-Experten, denn hier fallen Tetriminos mit der maximalen Geschwindigkeit auf das Spielfeld, sprich sie sind unmittelbar am Boden zu sehen und müssen schleunigst richtig angeordnet werden – dieser Modus ist definitiv nicht für Gelegenheitsspieler geeignet und fordert auch noch jene Spieler, die sich selbst als wahre Tetris-Kenner bezeichnen. Im Augmented-Reality-Modus müssen wir die mit dem Handheld mitgelieferte Fragezeichen-Karte auf den Tisch legen, welche dann auch schon ein Loch in den Boden unseres Tisches frisst. Hier sollte tatsächlich viel Platz vorhanden sein, da sich das gerade einmal vierspurige Spielfeld gerne mal dreht. Selbiges funktioniert auch mit dem bereits erwähnten Kletterer, nur hier sehen wir das Menschlein in unserem Wohnzimmer klettern – eine nette Sache, die uns allerdings nur kurzzeitig an den Bildschirm fesseln konnte. Abschließend sei natürlich noch erwähnt, dass Tetris mit bis zu sieben Mitspielern und auch online gespielt werden kann.
Ungeschlagener Puzzle-König
In unserem Online-Test am 15. und 16. November 2011 (zu unterschiedlichen Uhrzeiten) kam es allerdings vor, dass Duelle bei Spielern, die keine Items einsetzen wollen, eine Seltenheit sind. Gerade einmal eine Auseinandersetzung ließ sich finden, während wir bei Item-Duellen immer genügend Kontrahenten fanden. Das ist natürlich insofern schade, da so das eigentliche (spielentscheidene) Können vernachlässigt wird. Vielleicht hätten die Entwickler jene Option, das Spiel ohne Items zu spielen, als Standard einstellen sollen. Optisch befindet sich Tetris auf dem nötigen Standard. Grafik ist bei einem Puzzle-Spiel wohl niemals für den Kauf entscheidend, doch der 3D-Effekt hätte an manchen Stellen, besonders beim Einsetzen von Items deutlich mehr zur Geltung kommen können. Zudem haben die Komponisten einen Fehler gemacht, was den Soundtrack betrifft. Zwar ist das berühmte Lied Korobeiniki zwar in Tetris erhalten, aber es wurde mit dem Lied Trepak vermischt. Das dürfte ultimative Tetris-Fans stören, welche die berühmte Melodie ohnehin als Handy-Klingelton eingestellt haben müssten. Immerhin ist der enthaltene Zigeunertanz nah am Korobeiniki-Original dran. Neulinge freuen sich hingegen über eine gut gemischte Sammlung, die auch mit Stücken wie Tanz der Zahnfee und Schwanensee überzeugen kann, dafür ist das rasche Umspringen der Musikgeschwindigkeit je nach Linienanzahl ist ungeschickt eingebunden. Dies passiert für uns einfach zu plötzlich. Die Steuerung ist anfangs gewöhnungsbedürftig, da das Bewegen der Tetriminos altertümlich über das Steuerkreuz funktioniert. An sich ist das nicht schlecht, sie funktioniert gut, doch ist das Steuerkreuz teilweise ungünstig auf dem 3DS platziert. Hier hätten wir uns darüber gefreut, wenn wir das Spiel auch über das größtenteils ungenutzte Schiebepad spielen könnten. Trotzdem: Tetris ist der Einstand (bis auf wenige Mängel) auf dem 3DS geglückt – beim nächsten Mal wünschen wir uns aber noch mehr Liebe zum Detail, um das wohl beste Puzzle-Spiel der Welt noch abwechslungsreicher zu gestalten.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der GameBoy-, Super-Nintendo-, Nintendo-Wii-, Nintendo-DS- und Nintendo-3DS-Fassung): Allein schon, dass ich den Titel bereits auf vielerlei System gespielt habe, sollte deutlich machen, dass ich ein wahrer Tetris-Fan bin. Seitdem ich das Spiel das erste Mal auf dem GameBoy gespielt habe, fasziniert mich das Puzzle-Spiel ungemein und hält mich auch noch achtzehn Jahre danach bei guter Laune. Tetris wird mir einfach nie langweilig und ich kann jedem, der noch nie selbst Tetris gespielt hat dazu raten, Tetris unbedingt einmal auszuprobieren. Ich garantiere aber nicht für nachhaltige Schäden, wie etwa dem bekannten Tetris-Suchtgefühl. Nicht selten kommt es vor, dass ich nach einer Runde Tetris in Gedanken Tetriminos stapeln muss. Tatsächlich sehe ich dann bildlich vor mir, wie ich nach und nach die Reihen auflöse. Das Spielkonzept ist und bleibt einfach frisch und aus diesem Grund kann ich Paschitnow, dem Erfinder des Spiels, einfach nur für seine Arbeit loben. Er hat es geschafft, Millionen von Menschen auf der Erde mit Tetris zu begeistern und der Siegeszug lässt einfach nicht nach. Jährlich erscheinen neue Aufgüsse für alle möglichen Konsolen und Mobilfunkgeräte und alleine das zeigt schon, dass Tetris zu einem wichtigen Kulturgut unserer modernen Zivilisation geworden ist, welches einfach nicht mehr aus unseren Köpfen wegzudenken ist. Obwohl Tetris ein gutes 3DS-Spiel geworden ist, bietet es für Fans meiner Meinung nach zu wenig Neues – hier wären deutlich mehr Optionen gewesen, neue Spielinhalte in das Spiel zu integrieren und noch mehr Spielertypen anzusprechen. Das schafft der Titel meiner bescheidenen Meinung nach kaum, doch ein schlechtes Spiel ist Tetris bei Weitem nicht. Wer kein portables Tetris seit der GameBoy-Color-Fassung mehr gespielt hat, kommt um den Kauf von Tetris auf dem 3DS nicht herum.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tetris!

