Mit viel Geschrei und Gebrüll stürzen wir uns erneut auf das Schlachtfeld der Call-of-Duty-Reihe. Wer die Serie kennt, weiß worauf er sich einlässt – große Explosionen, wilde Verfolgungsjagden und eine Inszenierung, die Hollywood-Unterhaltung vom Feinsten bietet. Modern Warfare 3 versucht nun, einen würdigen Abschluss der Reihe hinzulegen und Fans nochmals ordentlich einzuheizen.
Um die Handlung von Call of Duty: Modern Warfare 3 einfacher verstehen zu können, möchten wir die Ereignisse aus den vorherigen Ablegern kurz zusammenfassen. Wer diese also noch nicht gespielt hat und das noch nachholen möchte, darf den Anfang unseres Reviews getrost überspringen, um nicht gespoilert zu werden. Im ersten Teil war es noch unsere Aufgabe, den international bekannten Terroristen Imran Zakhaev aufzuspüren und zu töten, da dieser eine Atombombe in einer fiktiven arabischen Stadt gezündet hat. Dabei schlüpften wir in verschiedene Rollen, wie zum Beispiel dem Special-Air-Service-Soldaten Sergeant „Soap“ MacTavish oder dem amerikanischen Sergeant Paul Jackson. Am Ende einer durchaus rasanten Jagd gelingt es uns (natürlich), den Terroristen zu eliminieren. Die Fortsetzung zu Call of Duty 4: Modern Warfare setzt fünf Jahre später ein und beschäftigt sich mit dem atomaren Anschlag, der im ersten Teil stattfand. In Russland wird Zakhaev unterdessen von den Ultranationalisten als Held gefeiert. In dem Glauben gelassen, dass der Terroranschlag mit amerikanischer Unterstützung geschehen ist, starten die Russen einen Präventivschlag gegen die Ostküste der Vereinigten Staaten. Auch hierbei wechseln wir die Charaktere dauerhaft. Einerseits sind wir als United States Army Ranger Joseph Allen unterwegs, der undercover in die Organisation des Terroristen Vladimir Makarov eingeschleust wird, andererseits spielen wir auch den Soldaten Private James Ramirez, dessen Gruppe mit allen Mitteln versucht, die amerikanische Hauptstadt Washington D.C. vor den Russen zu verteidigen.
Wunderbare Inszenierung
Wir schlüpfen außerdem mal wieder in die bekannte Rolle von Soap MacTavish, welcher mit seinem Team versucht, Makarov zu fassen. Die Befehle werden dabei von einem General namens Shepherd gegeben, welcher aber (wie wir im späteren Spielverlauf erfahren) selber korrupt ist und Makarov anheuerte. Auch hier wird viel Action geboten und eine Inszenierung geliefert, die reif für Hollywood wäre. Am Ende bekommen wir Shepherd in die Hände und töten ihn, Makarov hingegen entkommt und führt seine grauenvollen Pläne weiter um. Genau hier setzt Call of Duty: Modern Warfare 3 ein: Die Jagd nach Vladimir Makarov hat begonnen! Die Entwickler rund um die Call-of-Duty-Reihe sind ihrem Motto treu geblieben. Wir bekommen einen Titel serviert, der so mit Action, Explosionen, wilden Schießereien und einstürzenden Gebäuden vollgeladen ist, dass uns keine fünf Minuten zum Verschnaufen bleiben. Die Atmosphäre eines Dritten Weltkriegs wird durch den ganzen Hintergrund, wie zum Beispiel den explodierenden Häusern sehr gut eingefangen und sorgt dafür, dass wir keine Zeit haben, uns die Kulissen genauer anzuschauen. Dabei kommen wir richtig um die Welt und sehen berühmte Städte wie Berlin, New York, Prag und Paris. Die Story ist im Gegensatz zu den Vorgängern wesentlich einfacher gestrickt, setzt aber mehr auf die Emotionen der einzelnen Soldaten. So wird die Jagd nach Makarov im Laufe des Spiels zu einer persönlichen Angelegenheit, welche uns auch authentisch vermittelt wird und zudem bekommen wir Einblicke in die Hintergründe der Geschichte und selbstverständlich auch dem Zusammenhang zwischen Makarov und Imran Zakhaev.
Altbewährter Mehrspielermodus
Der Multiplayer-Modus von Call of Duty setzt auf Altbewährtes und ändert nur wenig. So ist das Leveldesign der Karten im Grundprinzip schon jedem bekannt, der die Vorgänger gespielt hat. Einzig neu sind die verschiedenen Waffen, die wir jetzt auch separat im Rang aufsteigen lassen können, um so neue Zielhilfen freizuschalten oder Verbesserungen, welche zum Beispiel den Rückschlag mildern oder die Durchschlagskraft der Kugeln erhöhen. Wer hingegen lieber mit Freunden alleine spielen möchte, kann auf den Spec-Ops-Modus zurückgreifen. Diese Coop-Variante bietet unter anderem den sogenannten Überlebensmodus, in dem wir mit einem Freund verschiedene Feindeswellen aufhalten müssen. Anfangs kommen nur wenige Soldaten auf uns zu, welche wir dementsprechend relativ schnell ausschalten können. Jede Welle lässt neue und natürlich auch mehr Soldaten erscheinen bis hin zu Kampfhubschraubern, welche dann mit voller Waffengewalt zu Boden geschossen werden müssen. Zusätzlich zum Überlebensmodus bekommen wir sechzehn Missionen bereit gestellt, welche wir mit einem Freund zusammen erledigen können. Diese Missionen bieten Aufgaben wie etwa das Eliminieren zweier Zielpersonen oder das Absolvieren eines Parcours in einer vorgegebenen Zeit. Das Besondere ist aber, dass wir auch im Kooperationsmodus Ränge aufsteigen können, um somit weitere Fähigkeiten und Rüstungen freizuschalten. Nachdem der Multiplayer-Bereich wie ausgelutscht wirkt, finden wir mehr Begeisterung für den Spec-Ops-Modus. Hier haben wir wesentlich mehr Zeit als in den Mehrspielermodus von Modern Warfare 3 investiert.
Veraltete Technik mit tollem Sound
Die Technik steht modernen Spielen in allem nach. Seit dem Jahr 2007, in dem der erste Teil der Modern-Warfare-Reihe erschienen ist, hat sich nur sehr wenig bis überhaupt nichts getan. Die einzige Verbesserung im Bereich Technik finden wir im Sound. Das Geschrei der Soldaten, der Krach der Waffen und die Explosionen verschiedener Gegenstände sind wesentlich authentischer als im Vorgänger ausgefallen und vermitteln dem Spieler so ein Mitten-drin-Gefühl. In der von uns getesteten PC-Version mussten wir zudem diverse Mängel im Multiplayer-Modus feststellen. Grund dafür sind die fehlenden dedizierten Server für Ranglistenspiele. Es gibt zwar dedizierte Server, jedoch steigen wir auf diesen keine Ränge auf und schalten nebenher auch keine neuen Waffen frei. Um dies alles zu bekommen müssen wir, wie schon in Modern Warfare 2, weiterhin auf das IW-Netz zurückgreifen, welches nach einem Peer-to-Peer-Verfahren abläuft. Für PC-Spieler ein Unding und eine unverständliche Entscheidung der Entwickler. Schon im Vorgänger gab es gehackte Lobbys, in denen wir durch einen Kill um vierzig Levels aufsteigen konnten, zudem leider auch Cheater, die nicht aus den Lobbys geworfen werden konnten und ständige Verbindungsabbrüche. All dies finden wir in Modern Warfare 3 wieder und nimmt uns somit den Spaß weiter zu spielen. Wir fragen uns, ob die Entwickler und auch der Publisher nicht aus den Fehlern gelernt haben oder ob die PC-Version mittlerweile mit Absicht vernachlässigt wird, da die Konsolenableger den überwiegenden Gewinn einspielen. Wirtschaftlich verständlich, aber sehr enttäuschend!
Geschrieben von Axel Gutsmiedl
Axels Fazit (basierend auf der PC-Version): Der Singleplayer-Abschnitt bietet Spielgenuss vom Feinsten und macht es dem direkten Konkurrenten Battlefield 3 sichtlich schwer, sich an solch einer Story zu messen. Die Charaktere wirken glaubhaft, das Setting ist wunderbar hervorgebracht und die Action stimmt von vorne bis hinten. Nur eine Frage stellt sich mir, denn ich kann nicht verstehen, wieso sich das Entwicklerteam zwei unterschiedliche Prioritäten setzt. Während der Einzelspielermodus seines Gleichen sucht, ist der Mehrspielermodus ein einziges Desaster für PC-Spieler. Ich fühle mich sogar betrogen, wenn ich überlege, dass die PC-Community die Reihe überhaupt erst groß gemacht hat und selbst heute noch die Server des älteren Call of Duty 2 vor lauter Spielern fast überquellen. Nach einem fehlgeschlagenem Experiment der Mehrspielerkomponente von Modern Warfare 2 gehe ich davon aus, dass die Entwickler aus ihren Fehlern lernen und Cheatern keine Chance mehr geben möchten, indem sie wieder dedizierte Server einführen, in denen wir solche Spielspaß-Killer einfach kicken könnten – falsch gedacht! Die Entwickler gehen in Richtung IW-Netz stramm weiter und sorgen für viel Unmut. Man sollte sich zweimal überlegen, ein solches Vorgehen zu unterstützen, indem man das Spiel kauft und ob eine sehr gute, aber dafür relativ kurze Singleplayer-Erfahrung so etwas entschädigen kann, doch sind wir einmal ehrlich: Call of Duty ist und bleibt einfach eine Multiplayer-Marke.
Vielen Dank an Activision für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Call of Duty: Modern Warfare 3!