Review: The Lost Bladesman

Donnie Yen ist für seine vielen Rollen in Martial-Arts-Filmen bekannt. Während Titel wie Ip Man und Ip Man 2 sicherlich zu den besten Filmen gehören, in denen er mitgewirkt hat, ist das Historienepos The Lost Bladesman leider nur im oberen Mittelfeld anzusehen.

Guan Yu wird zu den größten chinesischen Kriegern gezählt und ist einer der bedeutsamsten Figuren der ostasiatischen Geschichte. Gelebt hat Guan Yu am Ende der Han-Dynastie und  zur Zeit der drei Reiche. The Lost Bladesman spielt zur Zeit der letzt genannten Epoche, wo der Chinese für Treue, Mut und Gerechtigkeit eingestanden haben soll. Der undurchsichtige General Cao Cao versucht sich den Dienst von Guan Yu zu erkaufen, doch dieser ist mit Cao Caos ärgstem Feind verbündet. Er versucht Guan Yu umzustimmen und schreckt selbst vor Entführungen und Mord nicht zurück. Nachdem Guan Yu die Festung von Cao Cao verlässt, werden kurz darauf Brieftauben in alle Ecken des Landes entsendet. Die Botschaft ist klar: Guan Yu muss getötet werden. Als gefeierter Kriegsheld ist es Guan Yu allerdings möglich, seine Angreifer selbst in der Stunde der Not, unter halluzinogen Drogen stehend oder gar auch selbst vergiftet zu besiegen. Auf seiner Reise gilt es allerdings auch, die Geliebte von Liu Bei zu beschützen. Grundsätzlich hält sich The Lost Bladesman an historische Fakten, aber diese Geliebte gab es beispielsweise nicht beziehungsweise wurde nie dokumentarisch festgehalten. Hier bedienen sich Drehbuchautor und Regisseur ihrer Fantasie, um eine spannende Story zu erzählen, die mit dem Tod von Guan Yu endet und den Bogen zur Eröffnungsszene schlägt.

Historisches Kulturgut

Historische Filme sind grundsätzlich leicht zu verstehen, da sie sich meist nur an pure und oft bekannte Fakten halten. Dies kann man sagen, wenn man von Filmen spricht, die sich auf den Westen beziehen. Ostasiatische Historienfilme werden oft unterschätzt und haben deswegen auch selten ihren Weg in die heimischen Wohnzimmer geschafft. The Lost Bladesman sollte sich allerdings nicht vor Filmen über Cäsar und Konsorten verstecken, denn sobald man sich einmal mit der Geschichte über Guan Yu angefreundet hat, kann diese bis zum Ende fesseln. Um sich auf den Film allerdings vorzubreiten, empfehlen wir jedoch zuvor, sich mit den historischen Figuren wie Guan Yu und Cao Cao, sowie mit den Epochen zu beschäftigen. Das erleichtert das Verständnis des Films enorm, da viele Figuren und Orte genannt werden und man leicht den Überblick und somit das Verständnis für die Geschichte verlieren kann. Fans von Donnie Yen erleben den berühmten Schauspieler zwar nicht in seiner besten Rolle, doch schauspielerisch und vor allem choreografisch kann er einmal mehr in The Lost Bladesman das Publikum überzeugen. Für die Rolle des Cao Cao hätte man unserer Meinung nur schwer eine bessere Besetzung finden können, wie Wen Jiang. Er verleiht dem Kriegsherrn ein schwer zu durchschauendes Gesicht und erst am Ende des Films wird wirklich klar, welche Absichten er tatsächlich hatte und welche Funktion Guan Yu für ihn erfüllt hat.

Atmosphärisches Gesamtwerk

Einhundertzehn Minuten lang kann The Lost Bladesman mit einer durchdachten Handlung an die Mattscheibe fesseln, auch wenn es zwischenzeitlich die eine oder andere Szene im Film gibt, die austauschbar wirkt – etwa die kuriosen Rückblenden an Guan Yus früheres Leben. In 16:9 gehalten, kann das 1080p-Bild durchgehend mit scharfen Konturen und wunderschön in Szene gesetzten Landschaftsbildern punkten. Die Kulissen und Requisiten wirken sehr echt und verleihen das Gefühl, man würde tatsächlich einen Film sehen, der vor fast zweitausend Jahren gedreht wurde. Einzig und allein die mit dem Computer nachbearbeiteten Effekte, zum Beispiel die Staubwolken beim Galoppieren einer Gruppe Pferde, wirken sehr aufgesetzt. Die Hintergrundmusik wird jederzeit passend zum Geschehen eingesetzt, doch stechen die Stücke an keiner Stelle wirklich heraus. Schade, da wäre deutlich mehr drin gewesen. Die Tonspur in Mandarin weist keinerlei Mängel auf. Die deutsche Synchronisation hätte allerdings ruhig die eine oder andere Tonlage höher angesiedelt sein. Trotzdem ist der Ton im Format DTS-HD Master Audio 5.1 ein wahrer Genuss, bei beiden Tonspuren. Wer des Mandarins nicht mächtig ist, darf sich zusätzlich deutsche oder niederländische Untertitel zuschalten lassen. Auf der Blu-ray befindet sich neben den üblichen Trailern auch ein kurzes Making-Of, bei dem der Action-Star Donnie Yen aber viel zu kurz kommt. Fünfzehn Minuten Bonusmaterial sind bei diesem Film eindeutig zu wenig, hier hätte man wunderbar eine Dokumentation über die zwei Zeitepochen und die bedeutsamen Figuren produzieren können. Trotzdem sollten Interessierte der chinesischen Geschichte The Lost Bladesman unbedingt einmal anschauen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Leider habe ich mich vor dem Anschauen des Films nicht mit den historischen Figuren beschäftigt, somit wagte ich mich mit The Lost Bladesman auf absolutes Neuland. Aus diesem Grund war es für mich auch relativ schwer, der Handlung durchgehend zu folgen. Das hatte aber das Gute, dass das Ende einen Bogen zum Auftakt des Films schlägt und ein recht befriedigendes Gefühl zurückließ. Die Geschichte rund um Guan Yu hat bei mir einmal mehr das Interesse geweckt, mich mit der chinesischen Kultur und einzigartigen Geschichte zu befassen. So werde ich mir wohl bei Zeiten das Buch beziehungsweise den Roman über die drei Reiche zulegen, um mein Hintergrundwissen über diese Zeitepoche aufzufrischen. Geschichte ist grundsätzlich ein spannendes Thema, wenn man denn weiß, damit umzugehen. Alan Mak und Felix Chong haben das mit The Lost Bladesman bewiesen, denn jederzeit bleibt der Film glaubhaft erzählt und nur wenige Punkte sind frei erfunden, um Spannung aufkommen zu lassen. Choreografisch erwartet ein Fan von Donnie Yen vielleicht mehr, doch ist auch der Martial-Arts-Anteil in The Lost Bladesman nicht zu kurz gekommen und alle paar Szenen präsent, wenn auch mit Schwertern und nicht mit puren Fäusten gekämpft wird. Durch die authentischen Requisiten und Kulissen ergibt sich optisch ein stimmiges Gesamtwerk, dass Interessierte unbedingt einmal gesehen haben sollten.

Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Lost Bladesman!

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