Special: Microsoft auf der E3 2012

Als erster der drei großen Konsolenhersteller trat am Abend des vierten Junis Microsoft auf die Bühne im sonnigen Los Angeles. Wie gewohnt erwartete die Zuschauer eine, in grünen Farben gehaltene, moderne Präsentation der neuesten Hard- und Software-Titel.

Das erste, was das Publikum der Pressekonferenz auf der diesjährigen E3 erwartete, war ein beeindruckender Live-Action-Trailer zu Halo 4. Dieser ging fließend in eine spielbare Demo über, welche einen Einblick in das stimmige Setting und die Story des Spiels gewährte. Im Anschluss trat Don Mattrick, der Entertainment-Präsident von Microsoft, auf die Bühne und hieß alle Zuschauer herzlich willkommen. Er kürte 2012 zum Jahr der Xbox 360 und berichtete uns kurz einige Details zum aktuellen Stand der Heimkonsole. Danach verschwand er auch schon wieder und machte Platz für zwei Mitarbeiter von Ubisoft. Stolz präsentierten sie den neusten Ableger der Tom-Clancy’s-Splinter-Cell-Reihe, der auf den Namen Splinter Cell: Blacklist hört. Das Setting ist im Nahen Osten an der Grenze zwischen Iran und Irak angesiedelt. Das Spiel soll sich wie der Vorgänger an der Action orientieren. Spielausschnitte zeigen den Protagonisten Sam Fischer, wie er sich mit neuen Fähigkeiten sowohl schleichend, als auch kämpfend einen Weg durch die feindlichen Linien bahnt. Nach diesen zwei actionlastigen Spielen, schickte man Andrew Wilson von Electronic Arts auf die Bühne. Er verkündete, dass Madden NFL 13 und FIFA 13 eine Microsoft-Kinect-Unterstützung bekommen werden. Er verspricht den beiden Sportspielen damit ein intensiveres und vor allem flüssigeres Spielerlebnis.

Sportliche Unterstützung von Nike

Einzig und allein mit Kinect wird man dagegen Fable: The Journey spielen müssen. Phil Spencer, Präsident der Microsoft Game Studios, trat auf und zeigte vom neuen Fable, genauso wie von Gears of War: Judgment und Forza Horizon, kleinere Trailer, die das Publikum sichtlich erfreute. Besonders die letzten drei exklusiven Xbox-360-Titel haben es den Zuschauern angetan. Danach widmete sich Spencer dem Online-Service Xbox Live. Dieser wird zusammen mit der Kinect-Steuerung der Konsole und der hauseigenen Suchmaschine Bing erweitert. Bald darf man sich mit Kinect nicht nur auf Englisch, sondern auch auf zwölf weiteren Sprachen, darunter auch Deutsch, durch die Menüs navigieren. Zudem wurden neue Partner für die Video- und Musik-Services vorgestellt. Dazu zählen sich auch Anbieter, wie Paramount Pictures, Nickelodeon oder Machinima. Wann und ob diese Dienste überhaupt ihren Weg über den großen Teich zu uns nach Europa finden werden, ist aber noch fraglich. Als nächstes erwartete uns der fröhlich grinsende Vizepräsident von Nike, Stefan Olander, mit einem weiteren exklusiven Kinect-Titel: Nike+ Kinect Training. Wie der Name schon verrät, soll der Spieler vor dem Bildschirm durch virtuelle Trainingseinheiten seinen Körper fit halten. Dazu hat er unterschiedliche Möglichkeiten wie das Krafttraining, Dehnübungen oder Ausdauersportarten vorgestellt.

Neues und interessantes Feature

Das Publikum nahm diese Neuankündigung gelassen hin, was daran liegen könnte, dass das Konzept des Spiels nicht mehr wirklich neu ist. Danach konzentrierte man sich wieder auf das Online-Angebot der Xbox 360. Marc Whitten, Kopf hinter dem Xbox-Live-Service, zeigte uns eine neue Möglichkeit, die Xbox 360 zu bedienen. Das neue Feature SmartGlass erlaubt es internetfähige Geräte wie Tablet-PCs oder Smartphones mit der Konsole zu interagieren. So wird man zum Beispiel mit Geräten, die einen Touchscreen besitzen, nun leichter und angenehmer durch Menüs oder sogar bestimmten Spielen steuern dürfen. Zusätzlich kündigt Whitten eine überarbeitete und konsolenreife Version des Microsoft Internet Explorers an, welche sogar noch dieses Jahr erscheinen soll. Xbox Live punktete bis jetzt zwar immer mit stabilen und umfangreichen Online-Angeboten, hatte aber trotzdem noch keinen richtigen Internet Browser. Das sich das jetzt ändert, gefällt uns genauso wie dem anwesenden Publikum. Auch dem Grundkonzept von SmartGlass sind wir nicht abgeneigt. Imposante Musik und eine jubelnde Masse begrüßte als nächstes Darrel Gallagher und Daniel Bisson vom Studio Crystal Dynamics. Wie schon auf der letzten E3 führten sie uns durch einen linearen, aber spektakulären Abschnitt des neuen Tomb Raider.

Von Action und Horror

Das Prequel zu allen bisherigen Tomb-Raider-Titeln zeigt eine junge Lara Croft, die sich zunächst zahlreichen Gegnern auf unterschiedlichste Art und Weise entledigt und schließlich von einem reißenden Strom eine gigantische Klippe hinunter geschleudert wird. Gallagher selbst beschreibt das Spiel selbst als eine ausgewogene Mischung aus Survival-Action, Brutal Combats und dynamischem Erforschen. Von letzterem sehen wir aber leider noch gar nichts. Hoffen wir mal, dass im finalen Spiel das Erkunden der Welten nicht zu kurz kommen wird. Nach diesem cineastischen Erlebnis folgten drei kleinere Ankündigungen. Trailer zeigten Signal Studios Ascend New Gods, was entfernt an eine Mixtur aus God of War und Shadow of the Colossus erinnert, Twisted Pixels LocoCycle und zuletzt ein weiteres Kinect-Spiel namens Matter. Um die Aufmerksamkeit des Publikums nach diesen etwas kleineren und belanglosen Titeln wiederzubekommen, verbrachten Hiroyuki Kobayashi und Eiichiro Sasaki von Capcom die nächsten Minuten mit der ersten spielbaren Version von Resident Evil 6. Anstatt die erfolgreiche Serie wieder in eine ruhigere Schiene zu lenken, gibt sich Resident Evil 6 actionlastiger, schneller und noch brutaler denn je. Zwar scheint das Setting nach dem sonnigen Abstecher in Afrika wieder um einiges düsterer und bedrohlicher zu werden, die endlosen Zombiehorden und die Erweiterung des Kampfsystems zu einem regulären Third-Person-Shooter tun ihr übriges, um eine gruselige Atmosphäre möglicherweise zu zerstören.

South Park zu Besuch bei Microsoft

Vorschnell urteilen sollte man nie, aber eine Rückkehr zu den alten Wurzeln sollte man – zumindest bei den Haupteilen der Serie – wohl nicht mehr erwarten. Sofort nach der Demo verließen die zwei Japaner wortkarg die Bühne. Als Kontrast zu Resident Evil folgte ein buntes und auch verspieltes Kinect-Spiel namens Wreckateer. Hier gilt es mit Schleudern und Kanonen Burgen zu zerstören. Die einzige weibliche Spiele-Entwicklerin an diesem Abend, Alex Ruiz, zeigte uns, wie man durch den geschickten Einsatz der Arme Geschosse in der Luft steuern kann. Nicht weniger bunt dagegen ist South Park: The Stick of Truth. Die Schöpfer der legendären TV-Serie Matt Stone und Trey Parker zeigten sich auf Microsofts Bühne und sorgten für eine ziemlich gute Stimmung, während sie das Konzept ihres neuen Spiels vorstellten. Ihrer Meinung nach wird sich das Spiel genauso spielen, wie sich eine Folge der Serie anschauen lässt. Wir sind gespannt, ob der Titel dadurch zur kurzweiligen Action verkommt. So gut wie sicher ist aber wohl, dass der Humor der Serie auch hier gut eingefangen werden wird. Genauso schnell wie sie kamen, verschwanden die South-Park-Schöpfer wieder. Ein wenig Abwechslung bot dem Publikum Harmonix mit einem Live-Tanzauftritt auf der Bühne. Damit warben sie natürlich auch noch für das neue Dance Central 3. Hier achtete man auf eine gute Einbindung der Kinect-Funktionen in die Tanzsimulation.

Actionreicher Abgang

Zu guter Letzt erschien ein weiteres mal Don Mattrick auf der Bühne, um uns auf den letzten Titel des Abends vorzubereiten. Wurde letztes Jahr die Präsentation des neuen Call-of-Duty-Ablegers an den Anfang gelegt, so kam das alljährliche Ritual dieses mal erst zum Schluss. Call of Duty: Black Ops 2 erlebt sich in der vorgespielten Demo wie ein Actionfilm. Wir sehen den Soldaten Mason, wie er sich durch ein zerstörtes Los Angeles kämpft, um den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu beschützen. Die Spielszenen gestalteten sich dabei sehr abwechslungsreich. In einem Moment betätigt sich Mason noch als Scharfschütze, in einer anderen Szene befindet er sich mitten in einem heftigen Schusswechsel auf offener Straße oder nimmt an einem Luftkampf teil. Im direkten Vergleich zum Vorgänger Call of Duty: Modern Warfare 3 wurde die recht verstaubte Grafik-Engine gehörig aufgemöbelt, kann damit aber trotzdem noch nicht aktuellen Ego-Shootern wie Crysis 2 oder Battlefield 3 das Wasser reichen. Nach einer Länge von anderthalb Stunden verabschiedete sich Don Mattrick schließlich von seinem Publikum, der Saal erhellte sich und die Konferenz war damit für dieses Jahr beendet. Zurück bleibt ein mulmiges Gefühl. Sicherlich werden Xbox-360-Besitzer weiterhin tolle Spiele wie Splinter Cell: Blacklist oder Resident Evil 6 erleben, doch die Überraschungen, wie beispielsweise eine neue Konsole, blieben in diesem Jahr leider aus. Schade.

Geschrieben von Jonas Maier

Erics Fazit (basierend auf der Microsoft-Pressekonferenz): Ich freue mich – wie in jedem Jahr – bereits weit im Vorfeld auf die E3. Sobald die Tage der Messe näher rücken, versuche ich mittlerweile die News zur Messe zu ominösen Ankündigungen auszublenden. Microsoft hat im Vorfeld zwar öfters dementiert, dass sie keine Konsole ankündigen werden, doch ich habe tatsächlich gehofft, dass sie zumindest eine klare Andeutung machen, wie es mit dem Gaming ihrerseits in den nächsten Jahren weitergehen wird. Die exklusiven Titel wie Halo 4 und auch Forza Horizon haben es mir, obwohl ich beide Serien nur sporadisch kenne beziehungsweise spiele, sehr angetan. Selbiges kann ich auch von Resident Evil 6, Splinter Cell: Blacklist und Tomb Raider behaupten. Als Xbox-360-Besitzer werde ich mir diese Titel sehr wohl für diese Konsole zulegen, doch hat Microsoft abseits dieser Titel kaum ein Alleinstellungsmerkmal an die Kundschaft verkauft. SmartGlass – so cool wie ich es auch finde – wird wohl aufgrund der mangelnden Unterstützung (die ich vermute!) wohl kaum interessant genug für die breite Masse sein. Trotzdem finde ich es nett, beispielsweise beim Game-of-Thrones-Schauen, eine Karte der Fantasy-Welt auf einem Tablet einblenden zu lassen, um Hintergrundinformationen zum Franchise abzurufen. Da Microsoft in diesem Jahr keine Konsole angeboten hat, ist die Pressekonferenz für mich zwar durchaus solide gewesen, aber definitiv nicht berauschend.

Jonas‘ Fazit (basierend auf der Microsoft-Pressekonferenz): Viele, mich eingeschlossen, haben es erwartet und eine ganze Menge Gerüchte sprachen dafür, aber trotzdem wurde auf der diesjährigen E3 keine neue Microsoft-Konsole vorgestellt. Der Lebenszyklus der Xbox 360 ist noch nicht beendet, was sich auch an der großen Anzahl gezeigter Blockbuster widerspiegelt. Davon war aber leider fast nichts großes und gleichzeitig neues dabei. Das meiste hatte man schon in Trailern oder sogar auf der letzten E3 gesehen. Ich persönlich freue mich aber trotzdem schon auf Titel wie Tomb Raider oder Resident Evil 6, obwohl beide Spiele, wie auch viele andere, nicht mehr das sind was sie ursprünglich waren und meiner Meinung nach sein sollten. In Tomb Raider stand noch nie das systematische Töten von Gegnern im Vordergrund und bis jetzt sah man Lara auch nicht ein einziges Mal in einer ruhigen Umgebung etwas erforschen oder erkunden. Hier kann manchmal weniger wirklich mehr sein. Positiv überrascht bin ich dagegen über die große Anzahl an Kinect-unterstützten Spielen und die neuen Möglichkeiten, die uns SmartGlass in der Zukunft bieten kann. Im Grunde lieferte uns Microsoft eine durchaus unterhaltsame Show, mit leider zu wenig Überraschungen.

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