Mecha sind im Land der aufgehenden Sonne und somit auch in japanischen Medien extrem beliebt. So ist es nur verständlich, dass die Kampfmaschinen nicht nur in Animes, sondern auch in einigen Videospielen großen Anklang finden.
Konami veröffentlichte in letzter Zeit eine Menge HD-Umsetzungen ihrer erfolgreichen Videospielserien. Zu dieser Sammlung gesellt sich neben der Silent Hill: HD Collection und der Metal Gear Solid: HD Collection die Kollektion von Zone of the Enders. Im Gegenteil zu den beiden anderen erfolgreichen Reihen werden wohl nur die wenigsten von den bisher zwei Zone-of-the-Enders-Spielen gehört haben. Sie erschienen ursprünglich 2001 und 2003 auf der PlayStation 2 und wurden unter anderem auch von Hideo Kojima, Schöpfer des Metal-Gear-Universums und seinem Studio Kojima Productions mitentwickelt. Beide Titel spielen im All des 21. Jahrhunderts. Der Junge Leo ist Bewohner der gigantischen Raumkolonie Antilla, die eines verhängnisvollen Tages von unbekannten Einheiten mit ebenso unbekannten Absichten angegriffen wird. In dieser fiktionalen Zukunft haben riesige Kampfroboter, sogenannte Orbital Frames, gewöhnliche Panzer und Jets abgelöst. Die Hitze des Verteidigungsgefechts zwingt Leo in einem Orbital Frame namens Jehuty Zuflucht zu suchen. Tiefe besitzt die Story im ersten Spiel leider kaum. Das vor allem in Japan gängige Klischee von minderjährigen Helden, die zusammen mit ihren Kampfrobotern die Welt vor der Zerstörung retten müssen, findet auch hier seinen Platz. Dabei wird Leo allerdings noch von der weiblichen künstlichen Intelligenz des Mechas Ada unterstützt.
Maschinen lernen sprechen
Ada fungiert als Sidekick, der nicht nur mit der technischen und kühlen Art einer Maschine einen enormen Kontrast zum emotional angeschlagenen Leo, den der Verlust seiner Heimat schwer getroffen hat, bildet, sondern auch die Rolle des Tutorials, sowie des Ratschlag- und Aufgabengebers einnimmt. Jetzt, da er schon Gebrauch von Jehuty gemacht hat, nimmt er direkt den Kampf gegen die Invasoren in Form eines Rachefeldzuges auf. Zum Glück ist die Steuerung sehr zugänglich, womit auch Leo schnell mit allen Funktionen von Jehuty vertraut wurde. Viele unterschiedliche Bewegungsmuster und Angriffstechniken wurden auf nur wenige Knöpfe gelegt, so dass die Steuerung nie überladen erscheint und wir auch in brenzligen Situationen schnell reagieren können. Obwohl das Spiel ursprünglich für die PlayStation 2 erschienen ist, scheint es krampfhaft darauf konzipiert zu sein, den rechten Analog-Stick zu vernachlässigen. Die Kamera lässt sich nur extrem träge bewegen und wir werden regelrecht vom Spiel gezwungen, das Lock-On-Feature zu verwenden. Das klappt auch prima, nur nach Gefechten, wenn wir am Boden nach Upgrades wie neuen Programmen und Munition Ausschau halten, mangelt es am Überblick. Die kleine Übersichtskarte, für die extra das Pausenmenü aufgerufen werden muss, hilft hier nur bedingt weiter.
Schnelle Robo-Action
In Gefechten gegen Roboter und anderen Orbital Frames verschießt Jehuty diverse Plasma-Projektile oder schlägt im Nahkampf automatisch mit seiner integrierten Klinge zu. Zusätzlich lässt sich ein zeitlich begrenztes Schutzschild ausfahren und um sich Attacken rechtzeitig zu entziehen, einen kleinen Geschwindigkeitsschub nutzen. Schade ist nur, dass wir an der Ausrüstung des Mechas kaum feilen können. Lediglich eine sekundäre Waffe kann ausgetauscht werden, obwohl hier einzeln zusammensteckbare Mecha eindeutig punkten hätten können. Ein anderes Rollenspiel-Element, nämlich Stufenaufstiege gibt es ja schließlich auch. Daran ändert sich auch nichts im Nachfolger. Die längste Zeit des Spiels schweben wir über Antilla hinweg und landen in einzelnen Levelabschnitten. Zwar hören sich die Namen der Stadtgebiete und Berglandschaften abwechslungsreich an, im Grunde wurden aber alle Umgebungen in einem stilistischen Dunkelbraun und Dunkelgrün gehalten. Auch das Menü-Design orientiert sich in seinem platinengrün an alte Eingabekonsolen ehemaliger Betriebssysteme. Die wenigen Zwischensequenzen sind flüssig animiert und könnten eins zu eins aus einem entsprechenden Anime entsprungen sein. In die Jahre gekommen sind dagegen die gewöhnlichen Rendersequenzen, denen man ihr Alter zweifelsfrei ansieht. Eine schärfere Bildqualität ändert nichts an den plumpen Charaktermodellen.
Ein Nachfolger legt nach
Der zweite Teil trägt den aufschlussreichen Namen Zone of the Enders: The 2nd Runner und bringt in fast allen Bereichen Verbesserungen mit sich. Die Fähigkeiten des Jehutys wurden sinnvoll erweitert, so dass nun dutzende Gegner und Objekte gleichzeitig anvisiert und Feinde gepackt sowie geschleudert werden können. Außerdem verzichtete man auf den farblichen Einheitsbrei des Vorgängers. Das Spiel ist wesentlich heller und bunter. Schon die ersten drei Gebiete bieten mit Umgebungen im Eis, in einem Raumschiff und in der Wüste mehr Abwechslung als der gesamte erste Teil. Zudem wurde ein gewisser Cel-Shading-Filter verwendet, der vor allem Staub- und Rauchwolken eine besondere Note verpasst. Den größten Fortschritt macht die Fortsetzung jedoch im Bereich Storytelling. Auf Rendersequenzen verzichtete man schließlich ganz und setzte stattdessen auf zeitlose Zeichnungen. Die Anime-Zeichnungen passen immer zur bedrohlich finsteren Atmosphäre, auch wenn wir uns hier und da vielleicht eine höhere Bildwiederholungsrate und ein wenig mehr Bewegung gewünscht hätten. Der gute Plot wird dem Spieler dramaturgisch gekonnt vermittelt und bietet einige Twists und Wendungen. Jehuty wird diesmal nicht von Leo, sondern von Dingo, einem ehemaligen Kommandanten der Armee, gesteuert. Leo ist trotzdem wieder mit dabei und wird sogar später im Spiel noch eine elementare Rolle einnehmen. Ihr dürft gespannt sein!
Geschrieben von Jonas Maier
Jonas‘ Fazit (basierend auf der Xbox-360-Fassung): Ich bin kein großer Fan von Mecha-Action, da damit ja im Grunde auch das exakte Gegenteil der japanischen Nähe zum Leben und zur Realität widergespiegelt wird. Mir kam somit die extrem kurze Spielzeit von jeweils drei bis fünf Stunden entgegen. Das Spiel ist aber auch gar nicht auf eine längere Spielzeit ausgelegt, denn das Gameplay leidet schon nach wenigen Kämpfen an einer gewissen Monotonie, die durch die gerade mal handvoll große Gegnerzahl noch verstärkt wird. Dafür sorgen die vier Schwierigkeitsgrade für den benötigten Wiederspielwert, aber Achtung: Nach dem guten und schnellen Tutorial ist das Spiel auch auf dem Schwierigkeitsgrad Einfach nicht leicht und ich fühlte mich schon auf dem zweiten Härtegrad ein wenig überfordert. Wie für Hideo Kojima typisch, ist auch die Neuumsetzung von Zone of the Enders ein total überstyltes Spiel. Zur Zeit arbeitet er an Metal Gear Rising: Revengeance, wovon der HD Collection übrigens eine Demo beiliegt und die ich als ein kleines Trostpflaster ansehe. Wer mehr über Kojimas nächsten Streich erfahren will, kann auch einmal einen Blick in unsere Preview von der Gamescom-Fassung werfen. Dank der Demo bekam aber das gesamte jugendfreundliche Spiel den FSK-18-Stempel verpasst. Ein Schachzug, den Konami vielleicht überdenken hätte sollen.
Vielen Dank an Konami für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Zone of the Enders: HD Collection!