Review: Smuggler: Willkommen in der Unterwelt

Smuggler - Willkommen in der Unterwelt (1)Japanische Filme finden leider immer noch viel zu wenig ihren Weg in die hiesigen Gefilde, doch Smuggler: Willkommen in der Unterwelt hätte sich den Weg sparen können, da der Film hierzulande nur sehr stark geschnitten erhältlich und so fast unverständlich ist.

Smuggler - Willkommen in der Unterwelt (2)Kinuta Ryôsuke möchte eigentlich Schauspielkunst studieren, doch seine Karriere nimmt nicht den Verlauf, den er sich dabei erhofft. Zwar schafft er es zu promovieren, doch wendet er sich von seinen Freunden ab. Am liebsten möchte er gar nicht arbeiten, aber warum das so ist, erfahren wir als Zuschauer nicht. Wir wissen nur, dass er Spielschulden hat und irgendwie das Geld dafür auftreiben muss. Da kommt es doch wie gerufen, dass er in einer Spielhölle von Möchtegerngangstern angesprochen wird. Verprügelt er einen hilflosen Erwachsenen, so darf er einmal an einem frisierten Automaten spielen. So kommt Kinuta schnell an das Geld, um seine Spielschulden zu bezahlen. Die Kleinganoven sind jedoch alles andere als froh, denn da der Betrug aufgefallen ist, können sie sich bei den einarmigen Banditen in der Spielhölle nun nicht mehr blicken lassen. Kinuta bekommt somit neue Schulden aufgebrummt, die aber nicht mit Geld, sondern mit harter Arbeit bezahlt werden müssen. Seine zukünftige Aufgabe besteht darin, die aus den alltäglichen Yakuza-Geschäften hervorgehenden Leichen schnell und sauber zu entsorgen. Seine beiden Arbeitskollegen sind dabei ebenso wenig zielorientiert, weshalb sie sich auch eher zufällig mit zwei berüchtigten Gangstern anlegen, die gerade einen Unterweltboss getötet und enthauptet haben. Das Verwirrspiel um Lug und Betrug beginnt.

Zusätzliche Verwirrung

Smuggler - Willkommen in der Unterwelt (3)Verwirrspiel ist ein passender Ausdruck für diesen Film, denn so wirklich verstehen wir hier nichts. Es ist zwar klar, welche Rollen alle Charaktere in Smuggler einnehmen, doch es wird viel zu selten gezeigt, wer sie eigentlich sind und was sie antreibt. Die Verknüpfungen unter den Charakteren sind ebenso undurchsichtig. Das fördert das Verwirrspiel zwar, doch irritiert es uns aufgrund der geschnittenen Fassung noch sehr viel mehr. Man macht auch gar keinen Hehl daraus, dass der Film geschnitten ist. Eine Szene wechselt mit einem sehr kurzen Schwarzbild einfach in die nächste Szene. Das könnte ein witziges Stilmittel sein, wenn man den Film denn für den deutschen Markt optimiert hätte. Da man den Kunden auch nicht vorab informiert, dass mehr als zehn Minuten des eigentlichen Films fehlen (beispielsweise mit der Angabe auf der Verpackung), werden wieder viele Fans enttäuscht sein. Jene, die den Manga kennen, werden die Unterschiede auffallen, alle anderen müssen den Film in seiner jetzigen Form hinnehmen oder zum Import greifen. Regisseur Katsuhito Ishii würde sich in Grund und Boden schämen, würde er mitbekommen, wie man hierzulande mit seinem Film umgeht. Das ist insbesondere deshalb so schlimm, weil der Film einen gewagten Mix aus Action und sehr gewöhnungsbedürftigen Humor bietet, der so gar nicht richtig zur Geltung kommen kann.

Lustige Charaktere

Smuggler - Willkommen in der Unterwelt (4)Wie wir anfangs schon erwähnt haben, erscheinen nicht sehr viele japanische Filme bei uns. Dass sie aber in solch einer Schnittfassung erscheinen müssen, ist eine wahre Frechheit. Kein Film der Welt hat verdient, dass man ihn kürzt. Statt die vollen 108 Minuten, kommen wir nur in den Genuss von 98 Minuten, die dann tatsächlich voller Verwirrung sind. In der deutschen Synchronfassung ist es zudem so, dass viele der Charaktere eine sehr heitere Stimme haben, die so manche Situation zwar sehr lustig, teilweise aber zu lustig macht. Der Yakuza, der sich ständig darüber aufregt, dass jemand in seinem Büro geraucht hat, aber selbst Qualmmeister Nummer Eins ist oder Kinutas schusseliger Arbeitskollege wären solche Beispiele. Wer sich den Film dann trotz der geschnittenen Fassung im japanischen Original ansehen und anhören möchte, bekommt einen etwas atmosphärischeren Film geboten. Untertitel liegen in Deutsch vor. Optisch macht der Film im 16:9-Format (1,85:1) und in 1080p einen eher mittelmäßig bis guten Eindruck. Andere HD-Filme haben hier die Nase vorn. Bonusmaterial liegt Smuggler jedoch nicht bei. Wir hätten uns hier sehr über eine Stellungnahme von Shohei Manabe, dem Autor des Mangas, gefreut. Abschließend kann man sagen, dass sich der Film zunächst an die Fans der Vorlage richtet und erst dann alle Filmliebhaber des japanischen Action-Kinos. Wer Yakuza-Inhalte sucht, sollte ohnehin zu Like A Dragon greifen.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Anfangs hat der in Kapitel eingeteilte Film noch einen guten Eindruck gemacht, doch mit zunehmender Spieldauer hat sich meine Erwartung automatisch abgebaut. Das liegt gar nicht an der verwirrenden Handlung, die ich mit Sicherheit noch irgendwie nachvollziehen könnte, wenn man nicht noch zusätzlich Szenen entfernt, um den Film in Deutschland zu veröffentlichen. Jugendschutz ist gut und wichtig, es bringt aber weder für die Freiwillige Selbstkontrolle, noch für den volljährigen Zuschauer etwas, wenn ein Kunstwerk beschnitten wird. Insbesondere dann, wenn es Filme mit ähnlichen Gewaltinhalten gibt und die hierzulande frei vertrieben werden können. So finde ich Kinutas Geschichte zwar interessant, aber fehlen mir einfach zu viele Hintergründe über die Personen und Nebenpersonen, die immer mal wieder in der Handlung auftauchen. Auch ist der Humor für mich oftmals sehr unverständlich, wenn der Gag in Bezug zum großen Ganzen steht. Vielleicht liegt das Unverständnis auch darin, dass ich den Manga nicht kenne. Ohne diesen gelesen zu haben, kann und möchte ich Smuggler niemandem empfehlen. Wer ihn tatsächlich sehen will, sollte unbedingt zur Importversion von Smuggler greifen, um den Vertrieb von geschnittenen Fassungen nicht zu unterstützen. Dann versteht man auch den ganzen Film!

Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Smuggler: Willkommen in der Unterwelt!

Hinterlasse einen Kommentar