Nach einer langen Pause haben wir wieder die Möglichkeit, uns noch einmal in die Rolle von Agent 47 hineinzuversetzen und unsere Gegner anhand vieler Optionen auszuschalten. Wir haben das Essen unserer Feinde vergiftet oder diese mit der Klaviersaite erdrosselt.
Wie in den vorherigen Serienteilen gibt es wieder zahlreiche Möglichkeiten, unsere Feinde unbemerkt zu töten oder aggressiv in die Front zu springen. Ersteres ist dabei die langatmige, aber effektivere Variante. Meistens tun wir dies auch elegant im schicken Anzug oder clever verkleidet. Selten gehen wir dabei in die Vollen und schießen uns im Bademantel durch die Gegnermassen, eben so wie wir halt in dem Zeitpunkt verkleidet sind, wenn wir auffliegen. Hitman: Absolution ist also ein klassisches Hitman, welches dieselben Eigenschaften mit sich bringt wie der Vorgänger Hitman: Blood Money. Den meisten Spaß haben wir als lautloser Killer, indem wir die Gebiete genauestens durchkämmen, um möglichst gute Positionen zu finden, in denen wir unser Hauptziel töten können, ohne dabei erwischt zu werden. Kreativität wird belohnt und man kann sich im Menü einen guten Überblick darüber verschaffen, welche levelspezifischen Herausforderungen man noch erledigen muss. Tötet man einen Gegner aus Versehen, erhält man auch keinen Bonus am Ende des jeweiligen Levels. Deshalb hat man das Gefühl, als würde taktisches Töten höher bewertet werden als reine Schusskraft. Leider haben wir aber auch den Eindruck gewonnen, dass uns das Leveldesign praktisch den besten Weg zum perfekten Attentat vorgibt. Dieser Punkt stört und vermiest niemals den Spielspaß.
Lebhafter Agent 47
Unser Hauptcharakter bekommt im neuem Teil wesentlich mehr Leben eingehaucht und somit erkennen wir leichte Gefühlsschwankungen am sonst so eiskalten Killer. Die Spielwelt ist zwar offen, jedoch ist die Handlung konzentrierter und jede Tötung, die wir vollziehen, wird in der Geschichte aufgegriffen. Es wird also eine menschlichere Geschichte von Agent 47 erzählt, die den Protagonisten in ein deutlich besseres Licht rückt. Weg von dem Image des Killers ohne Gefühle, hin zu einer Person, welche auch den Schmerz zu spüren bekommt und dem auch verschiedene Ereignisse nahegehen. Hier gilt aber auch ein großes Lob an unseren eigentlichen Feind Blake Dexter. Er wirkt wie ein typischer Urbösewicht und wird in dem Spiel super in Szene gesetzt. Er ist leicht gestört und sicherlich eines der Highlights in Hitman: Absolution. Leider ist sein Ende nicht zufriedenstellend und wir hätten uns etwas Würdigeres gewünscht, auch wenn er der Buhmann im Spiel ist. Eines muss man der Story jedoch vorwerfen – sie ist absolut nichts für Serienneulinge. Wer die Vorgänger nicht kennt, den lassen die Entwickler im Regen stehen. Zusammenhänge zu den Vorgängern werden nicht erklärt, sondern nur am Anfang des Spiels anhand eines Intros zusammengeschnitten. Hier hätte man sich entweder mehr Mühe für das Intro geben oder während des Spiels verschiedene Elemente einführen müssen, um die vorhergegangene Story aufzurollen.
Kritikpunkt: Speichersystem
Hier greifen wir ein Problem auf, welches gerade in den letzten Spielstunden auffällt. Gegen Ende des Spiels verliert Hitman: Absolution ganz klar an Unterhaltung und endet letzten Endes zu abrupt. Das verleitet uns dazu, dass wir jedes Level nochmal spielen wollen, um alternative Möglichkeiten zu suchen. Das momentane Ende nimmt uns nicht wirklich mit und wir hätten eher mit einem größeren Knall gerechnet. Aber kommen wir zum Speichersystem, welches uns gewaltig auf die Nerven geht. Erfahrene Spieler werden sich hier sicherlich nicht angesprochen fühlen, aber für Neulinge ist dies sicherlich sehr störend. Während der Levels wird man mindestens einen Checkpoint auswählen können, den man aktivieren kann. Das bringt aber auch ein gewaltiges Risiko mit sich, da man die Kontrollpunkte für später sparen kann, um fiese Wiederholungen zu vermeiden. Verzögert man jedoch das Speichern, kann es passieren, dass man wieder von vorne beginnen muss, wenn nicht alles so wie gehabt läuft. Es ist also eine Art Dilemma, in welchem wir uns befinden. Entweder wir gehen auf Nummer sicher und speichern oder wie versuchen einen Durchgang ohne auch nur einen Checkpoint zu aktivieren, um die Punkte aufzusparen. Spieler, welche in höheren Schwierigkeitsgraden agieren, müssen damit leben, dass die Checkpoints auf mittlerem Niveau ausgeschaltet sind.
Instinktiver Killer
Der Instinktmodus ist eine absolute Neuerung im Hitman-Universum. Per Knopfdruck werden dabei Zielpersonen rot markiert und störende Nichtziele gelb angezeigt, auch durch Wände hindurch, sodass wir einen Raum nicht betreten müssen, wenn potentielle Gefahr droht. Des Weiteren werden Patrouillenrouten von Wachen hervorgehoben und relevante Gegenstände und Orte ebenso. Wichtig ist dieser Modus auch, wenn wir verkleidet sind und unbemerkt an anderen vorbei gehen wollen. Haben wir uns zum Beispiel in ein Mechaniker-Outfit geworfen und wollen so durch die Werkstatt gehen, kann es sein, dass den Kollegen schnell auffällt, dass sie uns gar nicht kennen. Durch das Aktivieren unseres Instinkts können wir für kurze Zeit verhindern, dass wir auffallen und die anderen Mechaniker misstrauisch werden, auch wenn wir ihnen verdammt nahe kommen sollten und sie uns direkt ins Gesicht schauen. Die optischen Hilfen unserer Fähigkeit sind dabei auf niedrigem Schwierigkeitsgrad immer verfügbar, jedoch müssen wir für verschiedene Aktionen auch Instinkt sammeln. Zum Beispiel können wir in Zeitlupe mehrere Gegner markieren und dann einen ultimativen und schnellen Kill an mehreren Zielen ausüben. Das sieht nicht nur genial aus, sondern ist auch sehr effektiv. Unseren Instinkt laden wir auf, indem wir unsere Feinde lautlos und unbemerkt ausschalten, also dem Gegenteil von dem, was uns mit Instinkt möglich wird.
Stil und Atmosphäre
Sind am Anfang die Levels eher überschaubar und sehr linear, so werden die Missionen im weiteren Verlauf wesentlich komplexer, die Möglichkeiten deutlich zahlreicher und die Lösungsmöglichkeiten zum Abschließen von Aufträgen erheblich origineller. Dabei sehen die Schauplätze unverschämt gut aus und haben uns nicht nur einmal die Kinnlade runterklappen lassen. Ob im Regen von Chicago oder unter der Sonne von South Dakota, die Wettereffekte sehen absolut fantastisch aus. Auch in den diversen Clubs werden wir von Lichteffekten verwöhnt und kommen aus dem Staunen kaum noch raus. Ärgerlich ist nur, dass uns ab und zu Gegner über den Weg laufen, welche wir schon mehrmals gesehen haben, aber da können wir drüber hinweg sehen. Die Charaktermodelle sind erstklassig und die Beleuchtung ist ein Traum für jeden Gamer. Jedoch ist uns auch eine Schwäche aufgefallen, die gerade in der Hektik ein wenig nerven kann. Somit müssen wir, wenn wir zum Beispiel einen Schalter aktivieren wollen, Millimeter genau an diesem Schalter stehen, um ihn bewegen zu können, doch trotzdem lässt uns das Spiel nicht los: Es ist schon ein famoses Gefühl, wenn man sich als Polizist verkleidet durch die Menschenmassen schlängelt. Somit kann uns das Spiel nicht nur optisch, sondern auch spieltechnisch absolut begeistern.
Geschrieben von Axel Gutsmiedl
Axels Fazit (basierend auf der PC-Fassung): Hitman: Absolution lässt mein Serienherz wieder einmal höherschlagen. Nachdem für mich mit Assassin’s Creed III und Far Cry 3 wieder zwei ebenbürtige Nachfolger auf den Markt gebracht worden sind, kann sich Hitman: Absolution nun offiziell dazuzählen. Man wird das Gefühl nicht los, in einer vertrauten Spielwelt zu sein und das Spiel schon über Jahre zu kennen. Dabei ist das nicht negativ gemeint, sondern eher gesagt sogar sehr positiv! Fans der älteren Spiele werden sich absolut befriedigt fühlen und genau das serviert bekommen, was sie erwarten. Neulinge werden leider hier ein wenig vernachlässigt und müssen sich erst an die schwierige Steuerung gewöhnen und an die zahlreichen Möglichkeiten, die dieses Spiel bietet. Hier ist es vor allem wichtig, Geduld zu bewahren und den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Man spioniert verschiedenen Charakteren erst nach und studiert ihre Verhaltensmuster. Dann muss nur noch das Timing stimmen, um unser Zielobjekt unbemerkt auszuschalten – genau das ist es, was man von Agent 47 erwartet. Von meiner Seite aus gibt es eine klare Kaufempfehlung und Neulinge sollten sich unbedingt in die Spielwelt anhand der älteren Titel einarbeiten, um auch Hitman: Absolution von Anfang bis Ende genießen zu können.
Vielen Dank an Square Enix für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Hitman: Absolution!