Mit Dragon Age hat Entwickler BioWare ein Universum geschaffen, welches stetig erweitert wird. Neben zwei vollwertigen Rollenspielen (ein drittes ist in Arbeit) und einem Add-on, erobern nicht nur Romane, sondern jetzt auch ein Anime die Herzen der Fans.
Dragon Age: Dawn of the Seeker erzählt die Geschichte zweier Persönlichkeiten, die sich für den Erhalt des friedlichen Landes Orlais einsetzen. Cassandra ist eine Sucherin, die das Land mit Blut und Stahl beschützt, während Galyan ein Mann mit magischen Talenten ist. Obwohl Magier und Sucher nicht direkt zusammenarbeiten, werden die beiden Abkömmlinge dieser Fraktionen regelrecht zur Zusammenarbeit gezwungen. Die Geschehnisse beginnen damit, dass der Blutmagier Frenic mit seinem Zirkel das kleine Elfenmädchen Avexis, welches die seltene Gabe hat, Tiere und Bestien mit purer Gedankenkraft zu kontrollieren, in ihre Gewalt bringen und einen Komplott gegen Orlais schmieden. Die Sucher können Avexis zwar wieder befreien, doch Byron ist der Auffassung, dass die Kirche von Frenic und seinen Schergen bereits infiltriert worden ist und bringt Avexis außerhalb den Schlossmauern, wo sie bereits von den Blutmagiern erwartet werden. Da Cassandra ihren Meister nicht aufhalten kann, wird sie Teil seiner Pläne und daher von den Suchern als Komplizin entlarvt. Selbiges Schicksal teilt Galyan, der eher zufällig an Ort und Stelle gewesen ist. Ihnen gelingt die Flucht und die Suche nach Avexis beginnt. Eine Suche, in der sie erkennen müssen, dass die Wurzeln des Bösen weitaus tiefer reichen, als sie sich jemals hätten vorstellen können.
Fehlende Motive
Ganze 88 beziehungsweise 91 Minuten lang dauert das Spektakel, bis es zum entscheidenden Kampf zwischen den guten und bösen Mächten in Orlais kommt. Genau so lange ebbt die Spannung nicht ab. Dragon Age: Dawn of the Seeker begeistert mit tollen Charakteren, die in anderen Fantasy-Filmen nicht besser hätten vorgestellt werden können. Das Problem an den Charakteren ist aber, dass sie idealistisch geprägt sind und teilweise schon zu sehr patriotisch handeln. Die Handlung wirkt schon fast wie die Kopie eines US-amerikanischen Films, der sich mit Verschwörungstheorien innerhalb der Regierung beschäftigt. Im Grunde dreht sich die Story des Films auch darum, da die Göttliche (eine Art oberste Klerikerin) auf ihrem Thron durch deren Nachfolgerin ersetzt werden soll. Das Problem daran ist wiederum, dass hier ein Motiv fehlt. Macht ist schön und gut, aber ihre wahren Ziele bleiben verborgen. Selbiges gilt auch für ihre Verbündeten. Diese müssen auch von etwas angetrieben werden. Es wird jedoch niemals gesagt, welche Ämter sie nach dem Umsturz einnehmen werden oder in welcher Form sie belohnt werden. Die Motive der bösen Gegenseite sind also allesamt sehr schwammig und können den einen oder anderen Zuschauer stören. Fans von Dragon Age, die ohnehin die Spiele als erste Anlaufstelle ansehen, erweitern womöglich sinnvoll ihr Blickfeld.
Verwestlichung
Betrachtet man sich die Bilder des Films, könnte man meinen, dass es sich um eine ähnlich schlechte Umsetzung wie Dead Space: The Aftermath handelt. Davon ist der Film aber weit entfernt. In Bewegung sehen alle Animationen toll aus, die Farbgebung könnte mit den meist tristen Tönen nicht besser sein und die Figuren wirken bei weitem nicht unplastisch. Wer den Anime Vexille gesehen hat, der wird den Stil wiedererkennen, denn hier war das japanische Unternehmen Funimation ebenfalls für die Produktion zuständig. Westlich eingestellten Fans wird das eventuell bitter aufstoßen, doch objektiv gesehen muss man sagen, dass man sich an den Spielen – soweit wir das beurteilen können – orientiert hat. Die Disc enthält sowohl die (annehmbare) deutsche, die französische und die japanische Originalfassung. Letztere sogar im so genannten Extended Cut, der jedoch drei Minuten kürzer als die deutsche Fassung ist. Kurios! Wer Informationen über das Spiel erhalten möchte, bekommt einen kurzen Einblick in die Produktionsstuben von BioWare. Die Studio-Tour fällt mit acht Minuten sehr kurz aus. Das Behind the Scenes ist zudem ein Witz, denn hier wird nicht die Arbeit von Funimation in den Vordergrund gestellt, sondern die positive Auffassung der Mitarbeiter von BioWare. Eine Bildergalerie, durch die man sich mühevoll durchklicken muss, runden das Gesamtbild leider etwas unschön ab.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Da ich die Spiele bis heute leider nicht gespielt habe, bin ich mit gemischten Gefühlen an den Anime gegangen. Auf der einen Seite wollte ich mich, da ich die Spiele gerne nachholen möchte, nicht spoilern lassen und der Stil des Films sah für mich auch nicht gerade einladend aus, doch auf der anderen Seite wollte ich schon immer einmal in das Universum von Dragon Age eintauchen. Ich bin froh, dass ich diese Erfahrung gemacht habe. Die Welt wirkt stimmig und selbst als Nichtkenner der Spiele finde ich mich hervorragend zurecht, da alle wichtigen Fraktionen in meinen Augen kurz und bündig gut erklärt werden. Es ist jedoch schade, dass gerade die Bösewichte nicht sonderlich tiefgreifend sind. Selbst wenn sie relativ oberflächlich wären, so fehlt es ihnen eindeutig an Motiven. Ich kann ihre Beweggründe kaum nachvollziehen. Auf der anderen Seite stehen dann Cassandra und Galyan, die ihr Land unter allen Umständen beschützen wollen. Das ist zwar ziemlich patriotisch, ergibt im Rahmen der Handlung aber absolut Sinn. Weniger Sinn macht es für mich, dass auf eine englische Synchronisation verzichtet wurde. Diese würde dem Film ebenso gut tun, wie damals Professor Layton und die ewige Diva (wo sie auf der DVD fehlte). Dragon-Age-Fans können mit Dawn of the Seeker sicherlich nichts falsch machen und wer schon immer einmal in das Universum eintauchen wollte, erhält mit diesem Werk 91 Minuten, die man sich in dem Falle nicht entgehen lassen sollte.
Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dragon Age: Dawn of the Seeker!