Von 1969 bis 1979 erschienen in Japan 48 Mangas rund um die fiktive Motorradstaffel Wild Seven. Es folgten eine japanische Fernsehserie und zwei Animes. Jetzt wird die Thematik erneut aufgegriffen und in einen abendfüllenden Spielfilm verpackt.
Eine Bank wird von maskierten Banditen überfallen, das Geld wird geplündert. Da die Polizei bereits vor der Tür steht, müssen sie noch irgendwie vom Tatort entkommen. Um unentdeckt zu bleiben, tragen sowohl sie als auch ihre Geiseln schwarze Säcke über den Köpfen, um so unbeschadet zum Transporter zu gelangen. Nachdem sie eingestiegen sind, erschießen sie die Geiseln und können im Blutbad entkommen. Die Polizei ist machtlos und in diesem Moment bleibt ihnen keine andere Wahl, als die Wild Seven zu rufen. Dabei handelt es sich um eine Motorradspezialeinheit, die nur dann gerufen wird, wenn sie gerufen werden muss, denn ihre Vergangenheit ist alles anderes als ruhmreich. Alle sieben Mitglieder sind Ex-Sträflinge, die die Möglichkeit, für die Polizei zu arbeiten, nur wahrgenommen haben, um der Todeszelle zu entkommen. Dementsprechend sind ihre Methoden alles andere als lobenswert. Sie haben eine andere Vorstellung von Gerechtigkeit und als sie bei den anfangs erwähnten Banditen endlich ankommen und ihren Transporter zum Umkippen bewegen, erwarten diese natürlich, dass sie jetzt verhaftet werden. Die Wild Seven macht mit Verbrechern jedoch kurzen Prozess und exekutieren sie an Ort und Stelle. Offiziell existieren sie nicht und so ist es für einen Reporter ein gefundenes Fressen, dass er ihnen immer ein wenig mehr auf die Schliche kommt.
Sieben Charaktere müsst ihr sein
Am ehesten lassen sich die Wild Seven mit ihrem US-amerikanischen Pendant, nämlich The Expendables, vergleichen. Jeder Charakter der Spezialeinheit hat einzigartige Fähigkeiten, die im Film jedoch nicht allesamt demonstriert werden. Das ist schade, denn so muss man sich wohl oder übel die Manga-Vorlage ansehen beziehungsweise durchlesen, um jeden Charakter vollends zu verstehen. Das Problem darin liegt jedoch, dass der Manga bis heute aufgrund des Alters nie ins Deutsche übersetzt wurde. Selbiges gilt auch für die anderen Medien, die wir bereits genannt haben. Das heißt aber nicht, dass der Film weniger verständlich ist. Es können durchgehend alle Verknüpfungen verstanden werden, denn der Film dreht sich nicht nur um einen Einsatz der Wild Seven. Schnell stößt ihr Anführer auf eine Junge Frau, die exakt hinter den Verbrechern her ist, die sie jagen und verfolgt auch noch das Ziel, diese umzubringen, da die für den Mord an ihrer Familie verantwortlich sind. Dann gibt es den Generalstaatsanwalt, der nach einem halben Jahr immer mehr bereut, sein Einverständnis für den Aufbau der Wild Seven gegeben zu haben. Ein hoher Regierungsbeamter ist derselben Auffassung und obwohl dieser die Fähigkeiten der Wild Seven zu schätzen weiß, will er sie liquidieren lassen. Der Grund ist furchtbar einfach: Er selbst ist in diverse Verbrechen verstrickt!
Fehlende Hintergründe
Neben Zusammenhalt und Freundschaft, sind auch Vertrauen und der Sinn für Gerechtigkeit jeweils ein großes Thema in Wild Seven. Gezeigt wird dies alles in einem wunderbaren Bild in 1080p und im 16:9-Format (1,78:1). Das gilt insbesondere für den Schwarzwert, denn wo andere Filme oftmals das Problem haben, hier zu unterscheiden und meistens einen viel zu flüssigen Übergang liefern, kann Wild Seven mit kontrastreichen Werten glänzen. Selbiges gilt leider nicht für den Soundtrack in Kombination mit der Tonspur. Meistens ist der Sound so laut, dass Dialoge in der Lautstärke untergehen. Das hätte bei der Tonabmischung der deutschen Synchronisation auffallen müssen. Diese ist für sich genommen jedoch sehr gut gelungen, da auch bekannte Sprecher wie etwa Matthias Klie wahrgenommen werden können. Der japanische Originalton ist selbstverständlich authentischer. Nach 110 Minuten ist Wild Seven vorbei und der Packungstext verspricht an der Stelle B-Roll-Material, sowie originale Trailer und Teaser. Problem daran ist, dass das B-Roll-Material nicht kommentiert wird und bereits nach wenigen Minuten endet. Schade, dass das Bonusmaterial so dürftig ausfällt, denn hier hätten wir uns wirklich über Informationen gefreut, wie der Film zustande gekommen und wie die Umsetzung vom Manga schlussendlich geglückt ist. Verkraftbar, aber schade!
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Ich finde es sehr schade, dass man den Manga zu Wild Seven hierzulande nicht veröffentlicht hat. So ist es für mich teils schwierig, die Charaktere richtig einzuordnen und eine Verknüpfung (die eines Wild-Seven-Mitglieds zu einer Reporterin) finde ich sogar so schwach, dass ich ihren Sinn nicht verstehe, warum diese Information wichtig für die Handlung des Films sein soll (sie soll eine seiner Töchter sein, doch sie hat ihren Vater niemals kennengelernt). Die Action in Wild Seven ist dafür brachial und bis auf die eine oder andere Schießerei ganz annehmbar. Hier hätte der Film wie sein US-amerikanisches Pendant The Expendables locker darüber hinwegtäuschen können, dass seine Charaktere in dieser Form nicht sonderlich ausgefeilt sind. Immerhin faszinieren mich auf die eine oder andere Weise ihre Gegenspieler, doch wird auch hier die Handlung ziemlich lächerlich gemacht, da der Bösewicht ständig im Vorteil ist, doch im entscheidenden Moment eine oberflächliche Lüge annimmt und sich so selbst das Handwerk legt. Durch solche Szenen verliert der Film an Glaubhaftigkeit. Wer die Vorlagen kennt, darf einen Blick riskieren, doch ansonsten ist Wild Seven eher dann gut, wenn Dürre im japanischen Filmregal herrscht.
Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Wild Seven!