Review: The Four

The Four (1)Falschgeld ist in unserer Gesellschaft dank moderner Überprüfungstechniken eigentlich kein allzu großes Problem mehr, doch vor gut eintausend Jahren sah diese Tatsache ein wenig anders aus. The Four thematisiert dieses und andere Themen.

The Four (2)Die Handlung von The Four dreht sich, wie man es wohl nicht anders vermutet, um vier ganz besondere Charaktere, die zum Großteil die so genannte Göttliche Division bilden. Die Story von der Telepathin Emotionless, dem beinahe unbesiegbaren Iron Hand, dem phänomenalen Akrobaten Life Snatcher und dem eiskalten Coldblood thematisiert in erster Linie den damals problematischen Umgang mit Falschgeld. Eigentlich arbeitet ihre Division im Verborgenen, denn für die Polizeiarbeit in der Hauptstadt der Song-Dynastie ist normalerweise die sechste Division zuständig. Als die Überwachung eines Verdächtigen jedoch auffliegt, versucht dieser zu fliehen und gerät in die Fronten der beiden Divisionen oder zumindest einer seiner vielen Doppelgänger – da hat der Übeltäter vorgesorgt! Von der Sechsten Division wird die Göttliche Division als Humbug abgetan, doch als dann noch der Prinz am Ort des Geschehens eintrifft, werden sie von diesem zur Zusammenarbeit gezwungen. Während die Göttliche Division das Angebot seiner Hoheit gerne annimmt und auch der überwiegende Teil der Sechsten Division dem nichts entgegenzusetzen hat, scheint das einem der Regierungsbeamten ein Dorn im Auge zu sein. Der steckt nämlich mit beiden Beinen im Sumpf des Verbrechens und will das lukrative Falschgeldgeschäft selbstverständlich am Laufen halten.

Superhelden im Mittelalter

The Four (3)Das ist jedoch nicht das einzige Ziel, was der Bösewicht in The Four verfolgt. Er strebt zudem auch noch nach Höherem, jedoch im negativen Sinne! Da die vier Krieger mit übernatürlichen Kräften ausgestattet sind, will er diese ebenfalls erlangen. Sein Ziel ist es nämlich, nicht die Hauptstadt mit einer Inflation zu überziehen, sondern diese mit Hilfe einer Armee, bestehend aus Untoten, zu Fall zu bringen. So verliert sich der Film nach einer anfangs durch und durch realen Bedrohung, die nur durch die Talente der vier Titelhelden und von so manch seltsamer technischen Errungenschaft, die es vor eintausend Jahren so sicherlich nicht gegeben haben wird, viel zu sehr in einen Fantasy- beziehungsweise Superheldenfilm. Das Konzept klingt im ersten Moment vielleicht spannend, doch hätte es dann auch notwendig sein müssen, dass alle Elemente vollständig zusammenarbeiten. Das ist bei The Four leider nicht der Fall, denn viel zu oft haben wir das Gefühl, dass man eigentlich nur von einer Action-Szene zur nächsten hasten möchte. Besonders ärgerlich ist es deshalb, weil es zwischendurch immer mal wieder richtig gute Szenen gibt, die uns einen mittelalterlichen Thriller suggerieren möchten. Zum Beispiel die Szene, in der das Bild gedrittelt wird und so zeitgleich eine Besprechung abläuft, wie die Observation des Gegenspieler ablaufen soll. Schade – hier hat man nicht angesetzt!

Die Hauptstadt als Handlungsort

The Four (4)Über die schauspielerische Leistung der Darsteller kann man nicht klagen. Diese funktioniert tadellos, doch sind es leider die Charaktere, die nicht völlig zur Geltung kommen. Das liegt unter anderem daran, dass sie mit englischen Titeln bezeichnet werden, die so im China zum Anfang des zweiten Jahrtausends sicherlich niemals vorgekommen sind. Viele Charaktere bleiben somit fast leere Hüllen, die einzig und allein die Handlung vorantreiben sollen. Diese beschränkt sich im Film übrigens nur auf den Handlungsort der Hauptstadt, doch bleibt uns hier die Information vorenthalten, ob es sich dabei um Kāifēng Shì oder Hángzhōu handelt (zu Zeiten der Song-Dynastie von 960 – 1279 gab es zwei Hauptstädte). Unabhängig davon wirken die Kulissen sehr authentisch und ebenfalls die Kostüme vermitteln uns sehr gut den Ausdruck chinesischer Kleidung vor eintausend Jahren. Das Bild in 1080p und im 16:9-Format macht einen kräftigen Eindruck und auch die musikalische Untermalung passt sich dem Geschehen an, bleibt bei einigen Dialogen aber ganz aus. So etwas wie Dramatik kommt dabei nur selten auf. Die deutsche Synchronisation funktioniert annähernd so gut wie der Originalton in Mandarin. Untertitel liegen in Deutsch und Niederländisch auf der Disc vor. Bonusmaterial existiert zum 119 Minuten langen Film in dieser Ausgabe leider nicht.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Zu Beginn des Films habe ich mich auf eine Art Thriller im chinesischen Mittelalter gefreut. Die Polizei-Arbeit wird zwar in der Realität wohl ein wenig anders abgelaufen sein, doch fand ich den Ansatz, den Gordon Chan mit The Four gewagt hat, sehr gut. Leider zieht er das nicht wie einen roten Faden durch den Film. Stattdessen verliert die Produktion des Falschgeldes an Stellenwert und der Fokus wird auf die übernatürlichen Fähigkeiten der vier Charaktere gelegt, die sich anschließend nur auf den Kampf gegen den Regierungsbeamten bereitmachen. Ich wollte dem Packungstext schon keinen Glauben schenken, als ich dort von einer Armee der Untoten gelesen habe, doch diese hat man dann tatsächlich kurz in die Filmhandlung eingewoben. Manchmal gefällt mir solch ein Stilbruch, doch bei The Four wirkt dieser leider aufgesetzt. Wer sich aber dennoch auf die 119 Minuten einlässt, der bekommt tolle Schauspieler, authentische Kostüme und Kulissen und sehr schöne Spezialeffekte spendiert, die so dezent ins Gesamtwerk einfließen, dass man den Vergleich zu Hollywood-Größen niemals suchen möchte.

Vielen Dank an Splendid Film für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Four!

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