Black Lagoon – Die komplette 1. Staffel begeistert mit toller Action, vielschichtigen Charakteren, einer ordentlichen Prise Humor und Anspielungen auf die amerikanische Filmindustrie, doch enttäuscht der Anime etwas mit seiner Erzählstruktur.
Ein Büroangestellter hat es absolut nicht leicht. Hier spricht der Redakteur nicht etwa über seine vor Jahren abgeschlossene Ausbildung, sondern über das Schicksal vom jungen Rokuro Okajima. Dieser hat von Asahi Industries, der Firma für die er arbeitet, eine Datendiskette anvertraut bekommen und soll diese persönlich nach Borneo bringen. Anstatt jedoch ein Flugzeug zu nehmen, wählt Rokuro den umständlichen Seeweg. Piraten und Söldner, die von der russischen Mafia angeheuert wurden, fangen den Büroangestellten auf hoher See ab und nehmen ihn gefangen. Doch anstatt ihn in Ketten zu legen, wird er relativ freundlich von dem dreiköpfigen Piraten-Team, bestehend aus dem Anführer Dutch, dem Computercrack Benny und der toughen Revy, aufgenommen. Unterwegs bekommt Rokuro die Möglichkeit, mit seinem Vorgesetzten Kageyama zu telefonieren. Dieser ist zwar alles andere von den Machenschaften seiner Firma überzeugt, doch sieht er ein, dass die geheimen Daten auf der Diskette nicht in falsche Hände geraten dürfen und beauftragt ein Spezialkommando, Rokuro und die Piraten auf offener See abzuschießen und Rokuro anschließend offiziell für tot erklären zu lassen. Nachdem dieses Manöver misslingt, einigt sich Asahi Industries mit den Auftraggebern der Piraten. Rokuros Wut auf seinen Auftraggeber steigt weiter an.
Charakterbetonte Handlung
Bei der Übergabe beschließt Rokuro jedoch nicht zu seinem Arbeitgeber zurückzukehren und ab sofort gemeinsame Sache mit den Piraten zu machen. Dass das der Aufhänger für eine tolle Handlung sein kann, dürfte jedem klar sein. Allerdings wird dieser als solcher nicht genutzt, denn anstatt eine fortlaufende Handlung zu erzählen, verstrickt sich die Story lieber in viele kleine Geschichten. Diese können uns jedoch durchaus überzeugen, denn so kämpfen die Piraten mit Waffengewalt gegen nationalsozialistische Anhänger, die glaubhaft auf Werten des Dritten Reiches aufbauen, und gläubigen Terroristen, die vor Entführung und Folter keinen Halt machen. Anstatt die Handlung in den Vordergrund zu rücken, konzentriert sich der Anime stärker als andere Werke der japanischen Zeichentrickkunst auf seine Charaktere. Dutch behält immer einen klaren Kopf, sieht jede erdenkliche Möglichkeit so nüchtern wie nur möglich und Benny verhält sich eher gekonnt im Hintergrund. Viel wichtiger wird jedoch die Beziehung zwischen Rokuro, der fortan von seinen Kameraden nur noch Rock genannt wird, und Revy. Während Rokuro zunächst noch an feste Ideale glaubt, legt dieser diese sehr schnell ab und unterstützt die Lagoon Company wo er nur kann. Revy hingegen sieht Rokuro zunächst nicht als gleichwertigen Team-Kollegen an und wirkt deutlich gewalttätig.
Seitenhiebe auf Hollywood
Optisch befinden sich alle zwölf Episoden der ersten Staffel auf einem hohen Niveau, denn das Bild macht in 1080p und im 16:9-Format eine gute Figur. Hintergründe wirken glaubhaft und bezaubern mit der Landschaft im südostasiatischen Raum. Die Charaktere machen einen sehr realistischen Eindruck, haben realitätsbezogene Konturen und durch die gelungene deutsche Vertonung wirken sie sehr echt. Insbesondere durch den Humor, der nicht nur einmal einen Seitenhieb auf Hollywood loslässt, können die Charaktere bei uns punkten. In einer Kneipenschießerei wird sogar einmal Bud Spencer erwähnt. Fein! Neben der deutschen Tonspur befinden sich auch noch der japanische Originalton, sowie die Synchronisationen aus Italien, England, Spanien und Frankreich auf der Disc. Untertitel lassen sich jedoch im Menü nicht frei wählen und eine Kombination aus mehreren Sprachen ist somit ebenfalls nicht möglich. Wer auf Bonusmaterial hofft, wird jedoch enttäuscht. Auf beiden Blu-rays befinden sich lediglich ein paar Trailer zu anderen Anime-Produktionen. Insgesamt erreichen die zwölf Episoden der ersten Staffel eine Laufzeit von etwa 280 Minuten und können, sofern man eher den Anspruch auf Charaktere anstatt eine Handlung legt, durchaus überzeugen. Dadurch, dass ein Cliffhanger am Ende der zwölften Episode fehlt, macht das Paket einen runden Eindruck.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray): Black Lagoon ist einer der Namen, den man immer wieder in Verbindung mit guten Anime-Empfehlungen hört. Lange habe ich darauf gewartet, Black Lagoon in vernünftiger Qualität anschauen zu können und wurde fast nicht enttäuscht. Ich finde die vielen kleinen Geschichten des Animes interessant, die Musik absolut passend zu den jeweiligen Situationen und die Charaktere mit ihrem sehr ausdrucksstarken Humor (insbesondere Revy) einfach nur grandios. Black Lagoon erinnert mich ein wenig an Cowboy Bebop, da die charakterbetonte Handlung doch recht ähnlich ist. Trotzdem hat Black Lagoon genügend Merkmale, um nicht mit anderen glorreichen Animes verglichen werden zu müssen. Obwohl mir die auf den Charakteren liegende Betonung gefällt, stört es mich dann und wann doch ein wenig, dass die Handlung nicht so ganz auf der Höhe der Zeit ist. Zwischenzeitlich hängen zwar immer mal wieder die eine oder andere Episode zusammen, doch das war es dann auch schon. Außerdem stören kleine Logikfehler die Storyline (jedoch nicht wesentlich). Eine übergreifende Geschichte erzählt Black Lagoon höchstens in den ersten beiden Episoden und ebbt danach in diesem Punkt stark ab. Ich hoffe sehr, dass sich das in der zweiten Staffel ändern wird.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Black Lagoon – Die komplette 1. Staffel!