Review: Fate/Samurai Remnant

Als im Jahr 2004 die Visual Novel Fate/Stay Night in Japan erschien, ahnte Entwicklerstudio Type Moon wohl nicht, dass das Werk zu einem Franchise wird und fast zwei Jahrzehnte später immer noch relevant ist. Fate/Samurai Remnant verlagert das Geschehen in die Edo-Zeit.

Über die Jahre hinweg sind so einige Videospiele, Anime- und Manga-Umsetzungen mit Bezug zum Fate-Universum erschienen. Für alle, die Werke wie Fate/Zero nicht kennen, denen sei gesagt, dass sich auch in Fate/Samurai Remnant alles um den Krieg um den heiligen Gral dreht. Anstatt in der Gegenwart Japans spielt das Action-Rollenspiel allerdings in der Edo-Zeit, genauer gesagt in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Wir schlüpfen in die Rolle des herrenlosen Samurai Miyamoto Iori. Dieser lebt in Edo, dem heutigen Tōkyō, und schlägt sich dort mit Gelegenheitsjobs, unter anderem als Leibwächter, durchs Leben. Eines Nachts wird der Rōnin in einen Kampf verwickelt, den er unmöglich gewinnen kann. Da taucht plötzlich die Kriegerin Saber auf, die ihn vor den Angreifern beschützt. Iori erfährt, dass er als sogenannter Master auserwählt wurde und Saber ihm fortan als Servant im Krieg um den Heiligen Gral zur Seite steht. Bei diesem Krieg handelt es sich um einen Kampf auf Leben und Tod, der unter den Masters und Servants ausgetragen wird. Wer aus diesem Kampf als Sieger hervorgeht, kann sich mit dem Gral einen Wunsch erfüllen. Da Iori nicht ohne seinen oder den Tod seines Servants aus dem Krieg austreten kann, nimmt er sein Schicksal widerwillig an. Über etliche Stunden, Kämpfe und Dialoge hinweg begleiten wir den Rōnin in Fate/Samurai Remnant.

Langatmige, aber spannende Story

Auch wenn sich das Action-Rollenspiel weit von den Ursprüngen der Reihe als Visual Novel entfernt hat, heißt das nicht, dass der Titel textarm ist. Die Handlung wird durch ausufernde Dialoge erzählt, die oft viel Sitzfleisch erfordern. Manchmal klicken wir uns zwanzig Minuten durch die auf Englisch gehaltenen Gespräche, von denen die wichtigsten immerhin auf Japanisch vertont sind. Ungeduldige Naturen können diese Dialoge zwar überspringen, doch empfehlen wir dies nicht, da Fate/Samurai Remnant sehr vom Informationsaustausch zwischen den Charakteren lebt. Die Geschichte gefällt uns außerordentlich gut, fühlt sich in vielen Punkten aber zu sehr gestreckt an. Wenn die Story aber in regelmäßigen Abständen zur Höchstform anläuft, reißt uns das Geschehen richtig mit. Nicht nur handlungstechnisch, sondern auch visuell erinnert das Action-Rollenspiel stark an einen Anime, der relativ simpel beginnt, sich aber von Kapitel zu Kapitel steigert. Mit der Zeit kommen immer mehr Figuren hinzu. Sowohl Masters als auch Servants werden geschickt eingeleitet und entwickeln sich über die Zeit zu durchaus interessanten Persönlichkeiten, über die wir peu à peu spannende Hintergründe erfahren. Wer sich auf die langatmige Handlung einlässt, die hier und da mit ein wenig Humor aufgelockert wird, kann je nach Spielertyp fünfzig Stunden unterhalten werden.

Vielseitiges Kampfsystem

Beim Gameplay setzt Fate/Samurai Remnant auf altbekannte Mechaniken des Genres. Wir erkunden die unterschiedlichen Bezirke von Edo aus der Verfolgerperspektive, erledigen kleinere Aufgaben und legen uns dabei mit allerhand Rōnin sowie mit Dämonen an. Zur Selbstverteidigung kämpfen wir mit einem Katana und wechseln durch verschiedene Stile, aufgeteilt auf die Elemente. Mit dem Erdelement kämpfen wir beispielsweise langsamer, können aber eine gewisse Menge an zusätzlichen Schaden einstecken. Im Wasserstil flitzen wir nur so durch die gegnerischen Reihen. Hinzu kommen Spezialangriffe, die wir aber durch genügend Attacken vorbereiten müssen. Da unser Servant die ganze Zeit an unserer Seite kämpft, können wir auch Saber bitten, in den Kampf mit Spezialfähigkeiten einzugreifen. Haben wir genug Affinität zwischen beiden Akteuren gesammelt, können wir temporär auch in die Rolle von Saber schlüpfen. Das macht durchaus Sinn, da gerade Anführer feindlicher Gruppen oder Bossgegner über eine zusätzliche Verteidigungsleiste verfügen, die zunächst einmal durchbrochen werden muss. Spiel- wie steuerungstechnisch fühlen sich die Kämpfe in Fate/Samurai Remnant wie Samurai Warriors 5 an – und das ist absolut kein Wunder, denn hinter den beiden japanischen Spielen steckt hauptsächlich das Entwicklerstudio Omega Force.

Interessanter Erkundungsansatz

In weiteren Belangen bleibt der Titel allerdings sehr bodenständig. Beispielsweise erledigen wir die meisten Nebenaufgaben quasi im Vorbeigehen, da sich diese oftmals nicht über das Streicheln von Katzen und Hunden, dem Konsum von Essen an Straßenständen oder dem Besiegen von Gegnern an verschieden Plätzen hinausgehen. Auch das Einsetzen verschiedener Fähigkeiten wie Magie oder dem Nutzen eines speziellen Kampfstils wird regelmäßig honoriert. Weitere Nebenaufgaben sind eher die Ausnahme, fühlen sich dann aber gleich hochwertiger an. Interessant ist in Fate/Samurai Remnant definitiv das Konzept, neue Stadtteile von Edo zu erreichen. Über eine Art Minispiel müssen wir bestimmte Knotenpunkte auf einer Karte verbinden und Iori Schritt für Schritt über das Netz voranschreiten lassen. Zur gleichen Zeit bewegen sich ähnlich wie in Super Mario Bros. 3 auch feindliche Gruppen über die Karte. Bei Feindkontakt müssen wir die Gegner bekämpfen. Unterbrechen wir jedoch die Linie der Gegner, verschwindet die Gruppe. Dann erhalten wir die Erfahrungspunkte und die Beute für das Besiegen auch ohne Kampf. Nichtsdestotrotz müssen wir immer darauf achten, dass die Feinde nicht den Ausgangspunkt erreichen. Nach und nach kommen neue Funktionen hinzu, die das Minispiel zu einer recht komplexen wie auch haarigen Angelegenheit machen.

Action-Rollenspiel im Anime-Gewand

Es dauert eine ganze Zeit, bis der Titel sämtliche Spielsysteme etabliert hat. Wer japanische Spiele im Anime-Look kennt, der weiß, dass sie zuweilen sehr kleinteilig ausfallen können. So ist es auch bei Fate/Samurai Remnant der Fall. Trotz allem fällt die Bedienung des Spiels weitgehend positiv aus. Lediglich das Anvisieren von Gegnern ist echt ein Graus und auch das Manövrieren durch die Straßen Edos fällt schwammig aus. Hier ist anzumerken, dass die Entwickler die Steuerung von Samurai Warriors 5 und Co übernommen haben. Dadurch, dass es in diesem Action-Rollenspiel aber wesentlich kleinere oder besser gesagt engere Schauplätze gibt, hätten die Entwickler diesen Aspekt ruhig feinfühliger angehen können. Immerhin kann das Spiel in technischer Hinsicht einigermaßen punkten. In den meisten Situationen läuft der Titel butterweich. Die Bildwiederholrate kommt nur selten ins Straucheln. Während uns die Umgebungen noch ein wenig an bessere PlayStation-3-Zeiten erinnern, können gerade die hübschen und flüssig animierten Anime-Charaktermodelle überzeugen. Akustisch ist der Titel über alle Zweifel erhaben, denn die Musik von Haga Keita und Shinoda Daisuke macht das Abenteuer mit stimmungsvollen Klängen zu einem auditiven Genuss. Unterm Strich bleibt Fate/Samurai Remnant aber ein Spiel, das sich an Fans und alle, die es werden wollen, richtet.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der PlayStation-5-Fassung): Bevor ich mich an Fate/Samurai Remnant gesetzt habe, habe ich vor etlichen Jahren zwei Anime-Serien zum Franchise gesehen. Das Szenario ist bekannt, kann aber auch in Videospielform bestens unterhalten. Darüber hinaus kann die Idee auch in der Edo-Zeit punkten. Es macht Spaß, ständig mehr über die Masters und die Servants zu erfahren. Problematisch ist hierbei jedoch, dass die Handlung mit zahlreichen Dialogen, die noch dazu häufig ausufern, in die Länge gezogen wird. Weniger wäre meiner Meinung nach hier durchaus mehr gewesen. Trotzdem lasse ich mich gerne darauf ein, da die Charaktere interessant geschrieben sind und mein Drang, mehr über die Figuren zu erfahren, stets gegeben ist. Die schnellen Kämpfe und auch die flotte Erkundung der Welt machen das Defizit für mich zudem teilweise wieder wett. Die vielen Spielmechaniken von Fate/Samurai Remnant halten das Gameplay stets frisch. Wer auf der Suche nach einem Spiel im Anime-Gewand ist, nichts gegen ausufernde Dialoge hat, vielleicht sogar schon Fan des Fate-Franchises ist oder es werden will, kommt um Fate/Samurai Remnant nicht herum!

Vielen Dank an Koei Tecmo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Fate/Samurai Remnant!

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