Review: Symphonia

Zum Jahresende knubbeln sich gerne etliche Spiele in den Ladenlokalen und auf den digitalen Marktplätzen. Kleinere Titel wie das Geschicklichkeitsspiel Symphonia gehen dabei aber oft zu Unrecht unter. Gerade wenn ihr Herausforderungen mögt, solltet ihr unbedingt weiterlesen.

Musik umgibt uns, sie durchdringt uns und kann jede Faser unseres Körpers zum Beben bringen. Ob wir es wollen oder nicht, ist sie emotional aufgeladen und ruft allerlei Gefühle hervor. Im Geschicklichkeitsspiel Symphonia vom französischen Entwicklerstudio Sunny Peak ist Musik sogar derart mächtig, dass sie eine ganze Stadt am Leben gehalten hat. Allerdings hat sich über dem titelgebenden Ort des Geschehens die Stille gelegt. Die Musikanten sind verschwunden und die Bevölkerung ist sich uneins. Damit die Stadt nicht dem Untergang geweiht bleibt, schlüpfen wir in die Rolle des Musikers Philemon. Unsere Aufgabe besteht darin, Symphonia zu neuem Glanz zu verhelfen und unterwegs neue Mitglieder für ein neues Orchester zu rekrutieren. Erzähltechnisch hält sich das Geschicklichkeitsspiel während der überschaubaren Einmalspielzeit von circa vier bis fünf Stunden eher zurück. Anfangs erhalten wir noch eine kurze Einleitung in Textform, doch im restlichen Spiel vermittelt uns das Spiel die Geschichte vor allem mit zuckersüßen wie geschmeidigen Animationen und emotionsgeladener Musik. Wer diese Bildsprache mag, die an wenigen Stellen auch vor Rückblenden keinen Halt macht, kommt in Symphonia voll auf seine Kosten. Wollt ihr aber genau aufgedröselt bekommen, was auf dem Bildschirm gerade passiert, werdet ihr vermutlich enttäuscht.

Schön inszeniertes Szenario

Ihr solltet euch aber nicht von diesem Umstand abschrecken lassen, denn das Spiel weiß mit ganz anderen Elementen zu überraschen. Spieltechnisch laufen und springen wir mit Protagonist Philemon durch recht bunte, aber dennoch düster inszenierte Levels. Immer dann, wenn wir glauben, dass das Setting eintönig wird, findet ein Wechsel in der Szenerie statt. So erkunden wir aus der zweidimensionalen Seitenperspektive unter anderem ein riesiges Gewächshaus oder bestaunen weite Landschaften im Hintergrund. Nach und nach erwacht die Spielwelt zum Leben, sodass beispielsweise die Bewohner von Symphonia plötzlich an allerlei Stellen der Levels fleißig mitwirken. Überwiegend bleibt die Spielwelt zu alledem sehr friedlich, denn Gegner gibt es eigentlich nicht. Stattdessen werden wir eher von unbeweglichen Hindernissen wie Abgründen, stachelbesetzten Fallen oder Dornengestrüppen aufgehalten. Mit ansteigender Spielzeit kommen auch bewegliche Elemente wie rotierende Sägeblätter hinzu, denen wir ausweichen müssen. Philemon verfügt darüber hinaus nur über einen einzigen Trefferpunkt. Kollidieren wir also mit einem der Hindernisse, beginnen wir den Spielabschnitt ab dem letzten Kontrollpunkt erneut. Checkpoints sind in den meisten Fällen aber sehr großzügig gesetzt und lassen uns maximal den aktuellen Bildschirmausschnitt wiederholen.

Angenehme Herausforderungen

Obwohl Symphonia relativ leicht beginnt, kann der Schwierigkeitsgrad stellenweise anziehen. Wir rennen und springen nämlich nicht nur, sondern müssen auch regelmäßig Gebrauch von unserer Geige und unserem Geigenbogen machen. Letzteren zweckentfremden wir, sodass wir mit ihm einen Rückstoß provozieren, mit dem wir über größere Distanzen springen können. Dies funktioniert auch, indem wir ihn in ein Sofa rammen, die zum Teil auch an den Wänden kleben und somit als Sprungbrett dienen. Nicht selten ertappen wir uns dabei, dass wir mehrere Anläufe für eine knifflige Passage in Anspruch nehmen müssen. Dies liegt vor allem an der Steuerung, an die wir uns erst gewöhnen müssen. Im Grunde ist diese zwar selbsterklärend, aber gerade in den Momenten, wenn wir den Geigenbogen in ein Sofa rammen, ist es ungewohnt, die Schultertaste des Controllers nicht gedrückt zu halten. Das klingt in der Theorie schlimmer, als es in der Praxis aber überhaupt ist. Verschiedene Stellen stechen zwar mit anspruchsvollen Sprungpassagen hervor, doch mit etwas Übung und Gewöhnung an die Steuerung lassen sich diese problemlos meistern. Außerdem können wir euch versichern, dass es manchmal auch etwas hilft, nicht entnervt aufzugeben, sondern einfach mal eine kurze Pause von Symphonia einzulegen und es eine halbe Stunde später noch einmal zu probieren.

Audiovisueller Genuss für Genrefans

Im Großen und Ganzen konzentriert sich der Titel auf die Bewältigung der Spielabschnitte, in denen es vor allem darauf ankommt, Sprünge zeitlich richtig abzustimmen und fehlerfrei das Ende des Bildschirmausschnitts zu erreichen. Wer bereits Spiele wie Teslagrad gespielt hat, dürfte sich sofort zurechtfinden, auch wenn sich die Knobeleien von Symphonia auf einfache Schalterrätsel beschränken. Wer also nicht ganz so gut kombinieren kann, ist hier also dennoch gut aufgehoben. Visuell begeistert der Titel mit seinem stellenweise düsteren Look, der aber auf kräftige Farben an den entsprechenden Stellen setzt. Auch die drolligen Charaktere, die regelrecht einem Cartoon entsprungen zu sein scheinen, sind flüssig animiert. Vor allem aber gelingt es dem Titel mit seinem musikalischen Ansatz an den Bildschirm zu fesseln. Alle Stücke wurden von einem Orchester instrumental aufgenommen, bei denen Streicher, Blechbläser und Holzbläser zum Tragen kommen. Da macht das Erkunden gleich viel mehr Spaß, zumal wir an bestimmte Stellen auch erst später im Stile von Metroid und Co erkunden können. So können wir zum Beispiel manche Türen nur mit der richtigen Musik öffnen. Wer alle Collectibles finden will, ist länger als die vier- bis fünfstündige Einmalspielzeit beschäftigt. Wo Symphonia vielleicht noch der spielerische Feinschliff fehlt, überzeugt es audiovisuell.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der PC-Fassung): Auf Symphonia bin ich erst kurz vor der Veröffentlichung aufmerksam geworden. In einer Zeit, in der Spiele offenbar immer länger werden müssen, ist das Geschicklichkeitsspiel von Sunny Peak eine willkommene wie kurze Abwechslung. Mir gefallen die zahlreichen Geschicklichkeitspassagen, aus denen sich das Spiel zusammensetzt, grundsätzlich sehr gut. Jeder Sprung muss genau überlegt sein. Sobald ich auch nur einen kleinen Fehler mache, muss ich den Bildschirmausschnitt von Vorne beginnen. Dies klingt jetzt aber schlimmer als es tatsächlich ist, denn der Schwierigkeitsgrad ist relativ human und sollte Genrefans nicht vor allzu große Herausforderungen stellen. Diese sind angenehm und erfordern nur gelegentlich ein wenig Einarbeitungszeit, woran aber auch die Steuerung schuld ist. Diese funktioniert zwar wie sie soll, hätte meiner Meinung nach aber ein wenig überdacht werden müssen. All das ist aber nur eine Frage der Gewöhnung und fällt daher nicht allzu stark ins Gewicht. Spielerisch hätte ich zwar hier und da ein wenig mehr Variationen erhofft, doch dafür überzeugt das Spiel mit seinem audiovisuell hübschen Erscheinungsbild. Symphonia ist somit ein Kleinod, das durchaus eines Blickes würdig ist.

Vielen Dank an Headup Games für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Symphonia!

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