Obwohl Nintendo im Jahr 2010 versucht hat, mit Donkey Kong Country Returns dem titelgebenden Affen neues Leben einzuhauchen, blieb das Revival, auf das 2014 ein weiterer Serienteil folgte, von kurzer Dauer. 2025 erhielt Donkey Kong Country Returns eine Neuauflage.
Nach Donkey Kong 64 fristete Donkey Kong ein Schattendasein als Nebendarsteller in diversen Minispielsammlungen und Sportspielen aus dem Hause Nintendo. Dass das nicht ewig so weitergehen konnte, war Nintendo Ende der 2000er-Jahre plötzlich bewusst. Entsprechend hat das japanische Traditionsunternehmen aus Kyōto die texanischen Retro Studios damit beauftragt, den Gorilla ins 21. Jahrhundert zu hieven. Nach Metroid Prime 3: Corruption haben die Verantwortlichen es durchaus geschafft, Donkey Kong einem neuen Publikum schmackhaft zu machen. 2013 kam es zu einem Ereignis, das es bis dahin gar nicht so häufig bei Nintendo gegeben hat. Der Titel erschien in einer inhaltlich erweiterten Version auch für den 3DS. Nachdem das Spiel bereits 2019 für das Nvidia Shield TV umgesetzt wurde, sollte auch noch die Switch bedient werden. Diese Version erschien im Januar 2025 und bietet im Grunde das Grundgerüst der Wii-Version, die Erweiterungen der 3DS-Fassung und eine Ausgabe in High Definition, wie es bereits auf dem Nvidia Shield TV der Fall war. Damit dürfte Donkey Kong Country Returns HD die definitive Version des Platfomers aus dem Jahr 2010 sein. An dieser Stelle müssen wir uns jedoch die nicht unerhebliche Frage stellen, für wen sich der erneute Kauf lohnt – und ob die Portierung auf die Switch geglückt ist oder alte Macken aufweist.
Ein Blick zurück und ein Blick voraus
Gebeutelt von den Geschehnissen der vorherigen drei Donkey-Kong-Country-Teile, die ursprünglich zwischen 1994 und 1996 allesamt auf dem Super Nintendo Entertainment System veröffentlicht wurden, lebt Donkey Kong wieder in seiner geliebten Hütte mitten im Dschungel. Wir erinnern uns: King K. Rool, der Anführer und Herrscher über alle Kremlings, bei denen es sich um reptilienartige Humanoide handelt, stahl zuallererst den Bananenvorrat des Gorillas. Nachdem Donkey Kong mit seinem Kumpanen Diddy Kong die Bananen wieder in Sicherheit gebracht hatten, entführte das Reptil eine Episode später lieber direkt den Affen. Diddy und dessen Freundin Dixie Kong eilten zur Hilfe, doch auch das stoppte King K. Rool nicht. Im dritten Serienteil befand sich neben Donkey auch Diddy mit auf der Liste der entführten Affen. In Donkey Kong Country Returns HD, genauso wie in den bisher veröffentlichten Versionen des Spiels, hat der Gorilla endlich seine verdiente Ruhe gefunden, denn Kremlings sind auf der Insel weit und breit nicht mehr zu sehen. Plötzlich bebt jedoch die Erde und die seltsamen Ureinwohner des Eilands tauchen vielerorts auf und stören die Inselidylle. Sie hypnotisieren die Tierwelt, die daraufhin Donkeys Bananenvorrat gezwungenermaßen stehlen. Eine abenteuerliche Suche nach dem Verbleib des gelben Schatzes beginnt.
Gelungenes Leveldesign mit Einschränkungen
Wie nicht anders zu erwarten führt uns die Reise in Donkey Kong Country Returns HD quer über die gesamte Insel und durch insgesamt neun Spielgebiete, bei denen das neunte respektive hinzugekommene Areal aus der 3DS-Fassung stammt. Der Dschungel wird ebenso unsicher gemacht, wie ein malerischer Sandstrand, verschüttete Tempelanlagen, dreckige Fabriken und auch dem feurigen Vulkaninneren dürfen wir einen Besuch abstatten. Die Levels fallen dabei leider nicht sonderlich facettenreich aus. Haben wir einen Spielabschnitt einer Welt durchgespielt, wissen wir bereits in etwa, wie sich der Rest der Welt spielen wird. Dafür trumpfen die Entwickler überall mit tollen Spielideen auf. So fallen auf einmal Säulen aus dem Bildschirmhintergrund auf die zweidimensionale Ebene im Vordergrund oder während einer Lorenfahrt befinden wir uns plötzlich in einem riesigen Ei. Dieses dreht sich ununterbrochen, verfügt aber über eine kleine Öffnung, über die wir regelmäßig springen müssen. Unterwasserlevels finden sich in Donkey Kong Country Returns leider nicht, was wir damals wie heute nicht ganz nachvollziehen können. Immerhin haben diese in allen drei Vorgängern für Abwechslung gesorgt. Auch Ausflüge ins ewige Eis und Seilkletterpartien vermissen wir. Das vorhandene Potenzial einer überarbeiteten Neuauflage wurde hierbei nicht ausgeschöpft.
Vereinfachtes Teamwork auf der Switch
Während der gesamten Spielzeit stellen sich uns nicht gerade viele Gegnertypen in den Weg. Meistens müssen wir auf die Gegner ein- bis zweimal springen, um diesen den Garaus zu machen. Manchmal dürfen wir auf Knopfdruck wie wild auf den virtuellen Boden schlagen, um zum Beispiel Krabben auf den Rücken zu werfen. Diese stellen anschließend kein großes Problem mehr dar. Brennende Gegner können ausgepustet werden, wenn sich Donkey in der Hocke befindet. Anders als in den Vorgängertiteln halten wir nicht nur einen Treffer aus, bis wir einen Versuch verlieren. Spielen wir auf dem klassischen Schwierigkeitsgrad gelten die Gesetze der zwei Herzen, welche auf Wunsch gegen ein paar Bananenmünzen im Shop mit einem dritten Herz erweitert werden können. Ist Diddy aus seinem Fass befreit, welches weitaus seltener zu finden ist als in den alten Episoden, verfügen wir sogar über vier beziehungsweise fünf Herzen. Wählen wir vor Spielstart den modernen Schwierigkeitsgrad aus, haben wir übrigens drei respektive sechs Herzen als Energieleiste. Für unerfahrene Spieler ist das sicher eine nette Sache. Schade ist nur, dass wir den Schwierigkeitsgrad nur vor Beginn eines neuen Spiels in Donkey Kong Country Returns HD, aber nicht mitten im Abenteuer ändern dürfen. Technische Limitierungen sehen wir nicht. Eine Begründung seitens Nintendo fehlt.
Tierische Hilfe – Kleine Familie
Im Gegensatz zu den Super-Nintendo-Abenteuern läuft Diddy Donkey aber nicht mehr hinterher. Stattdessen nimmt der Gorilla den Schimpansen Huckepack. Immerhin verfügen wir so im Einzelspielermodus zusätzlich über einen Raketenrucksack, der uns ein paar Meter über Abgründe trägt, die mit einem Sprung wohl nicht zu überqueren wären. Tierische Unterstützung erhalten die beiden Affen in diesem Teil der Reihe nur durch zwei Tiere. Das Nashorn Rambi wäre eines davon, das aber leider nur in einer handvoll Levels auf die virtuelle Bühne tritt. Rambi ist gegen fast jeden Gegner gefeit, da er mit seinem Horn mögliche Hindernisse schnell aus dem Weg räumen kann. Außerdem ist es so möglich, spezielle Blöcke zu zerstören, was die beiden Affen ohne Rambis Hilfe nicht hinbekommen hätten. Ansonsten tritt noch der Papagei Squawks in einer kleinen Nebenrolle auf. Befinden wir uns in Cranky Kongs Laden, so dürfen wir den Vogel gegen einen kleinen Obolus mitnehmen. Er hilft uns anschließend in den Levels, versteckte Geheimnisse aufzudecken. Aktiv spielen dürfen wir Squawks nicht. Das ist zwar schade, doch trauriger ist vielmehr das Fehlen weiterer Kandidaten. Schwertfisch Enguarde, Frosch Winky oder Strauß Expresso – keiner von ihnen wird in Donkey Kong Country Returns HD auch nur einmal erwähnt. Ebenso treten außer Donkey, Diddy und Ladenbesitzer Cranky keine weiteren Mitglieder der vielköpfigen Kong-Familie auf.
Hart, schwierig, Donkey Kong!
Wie bereits am Rande erwähnt, lassen sich in allen Spielabschnitten kreuz und quer Bananenmünzen finden. Diese stellen die Währung auf der Affeninsel dar und können in Crankys Laden gegen hilfreiche Items getauscht werden. Neben der bereits erwähnten Lebensenergieerweiterung und dem Papageien Squawks können wir zudem einen Trank erwerben, der kurzzeitig auch den schwächsten Affen unverwundbar erscheinen lässt. In jeder Welt dürfen wir auch einen Schlüssel einkaufen, der uns auf geringfügig anderen Pfaden zum Bosskampf der jeweiligen Spielwelt führt. Außerdem dürfen wir uns im Laden mit neuen Luftballons eindecken, welche wie gehabt die Anzahl an Versuchen der beiden Primaten darstellen. Genügend Luftballons dabei zu haben, ist unserer Meinung nach auch sinnvoll. Obwohl die ersten drei Spielwelten noch relativ einfach ausfallen, stoßen wir bereits in der vierten Welt an unsere Grenzen. Im Jahr 2010 beim Spielen der Wii-Fassung hatten wir nicht mehr so viele aufeinander folgende Herausforderungen erlebt. Inzwischen gibt es im Videospielsektor in puncto Schwierigkeitsgrad deutlich mehr Konkurrenz, was aber überhaupt nichts daran ändert, dass Donkey Kong Country Returns HD für ungeübte Spielernaturen sehr knackig sein könnte.
Vereinfachte und getrickste Spielmechaniken
Unerfahrene Spieler und Spielerinnen brauchen dennoch keine Trübsal blasen. Auf normalem Wege werden diese zwar wohl niemals den Abspann erleben, doch haben sich die Retro Studios respektive Forever Entertainment und Nintendo dazu entschlossen, auch in Donkey Kong Country Returns (HD) den Super-Assistenten einzubauen. Nach acht Fehlversuchen wedelt ein kleines Schweinchen am Start oder den Checkpoints der Levels mit einer weißen Fahne. Ein Druck auf die Plus-Taste und schon dürfen Klone von Donkey und Diddy die Arbeit übernehmen. Hartgesottene Spieler werden diese Funktion aber sicherlich nicht nutzen. Obwohl uns der Schwierigkeitsgrad sehr gut gefällt, müssen wir allerdings auch die unausgeglichenen Charaktere dabei berücksichtigen. Während Donkey alleine oftmals an diversen Stellen versagt, ist die ganze Arbeit mit Diddy im Schlepptau nur halb so schwer. Immerhin können wir mit dem kleinen Schimpansen auf dem Rücken Abgründe spielend leicht überwinden. Im Zweispielermodus fällt die ganze Sache noch simpler aus, da jeder der beiden Spieler zeitgleich einen der Affen steuern darf. Sobald ein Affe den Geist aufgibt, darf der jeweilige Spieler einen Luftballon verschwenden und sofort wieder am Spiel teilnehmen. Letzteres geht aber nur lokal an einer Switch. Einen Online-Modus besitzt der Platformer leider erneut nicht.
Bessere, aber nicht perfekte Version
Während also jener Spieler, welcher Diddy kontrolliert, wohl keine großen Probleme bekommt, fühlt sich der Donkey-Kontrolleur verschaukelt. Sowohl die Retro Studios als auch Forever Entertainment hätten sich hierbei wesentlich mehr Mühe geben müssen. So fühlt sich Diddy deutlich wendiger an und besitzt gegenüber Donkey klare Vorteile. Fair ist das nur, wenn sich beide Spieler regelmäßig abwechseln. Schlussendlich fragen wir uns abermals, wo die muskulösen Gegner geblieben sind, die in den ersten Teilen nur Donkey und Kiddy Kong erledigen dürfen. Die Einführung solcher Feinde hätte das Abenteuer im Kooperationsmodus zumindest anspruchsvoller erscheinen lassen können. Übersehen können wir die Kritikpunkte in Donkey Kong Country Returns HD nicht, doch erhalten wir auch so einen genialen Platformer, der von seinem Nachfolger Donkey Kong Country: Tropical Freeze 2014 allerdings überflügelt wurde. Nach dem Durchspielen motiviert das Spiel noch lange mit der Suche nach weiteren und gut versteckten Puzzle-Teilen und dem Aufstellen neuer Rekorde, denn sobald wir einmal einen Level beendet haben, dürfen wir auch gegen die Zeit antreten. Die Neuauflage spielt sich fast so gut wie die älteren Super-Nintendo-Vorgänger. Im direkten Vergleich und unter Berücksichtigung der Erscheinungsjahre zieht dieser Teil aber klar den Kürzeren.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Switch- und der Wii-Fassung): Als Donkey Kong Country Returns im Jahr 2010 auf der Wii erschien, habe ich durchaus meinen Spaß mit dem Spiel gehabt, auch wenn nicht alles perfekt war. Theoretisch könnte ich einfach mein Fazit von damals hier erneut unterbringen, doch ist die HD-Fassung für die Switch noch ein kleines Stück besser. Allen voran motiviert mich das Spiel selbst nach dem Durchspielen dazu, bereits abgeschlossene Levels noch einmal anzugehen, da ich selten alle Puzzle-Teile finde. An diesem Umstand hat sich seit der Erstveröffentlichung nichts geändert. Dennoch verfügt das Spiel jetzt über einen leicht größeren Umfang, da auch die hinzugekommenen Levels vom 3DS mit an Bord sind. Allerdings werde ich mit den kuriosen Gegnern damals wie heute nicht warm. In meinen Augen fehlen einfach die ikonischen Kremlings – und auch viele der bekannten tierischen Helfer und Mitglieder der Kong-Familie fehlen. Dafür bietet das Spiel viele Ideen, die durchgehend gut in das Konzept passen. Auch der hohe Schwierigkeitsgrad motiviert – und für alle, es sich ein wenig leichter machen wollen, können ja von Vornherein auf den niedrigen Schwierigkeitsgrad wechseln. Nur die Steuerung fühlt sich anfangs ein wenig schwammig an. Daran gewöhne ich mich zwar schnell, doch ist dem Spiel anzumerken, dass hier und da ein Schütteln mit Wii Remote und Nunchuck fehlt, wenn ich einfach nur simpel Knöpfchen drücken muss. Wer das Spiel noch nicht gespielt hat, kann trotz der vorhandenen Kritikpunkte einen Blick riskieren. Habt ihr Donkey Kong Country Returns aber schon in einer der drei vorherigen Versionen gespielt, gibt es kaum einen Grund zum erneuten Kauf.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Donkey Kong Country Returns HD!