Im Jahr 1980 verfasste Horrorromanautor Stephen Edwin King die Kurzgeschichte The Monkey über einen mechanischen Spielzeugaffen, der für Tod und Unheil sorgt. Diese Geschichte wurde 2025 von Osgood Robert „Oz“ Perkins II als gleichnamiger Spielfilm umgesetzt.
Inhaltlich konzentriert sich die Verfilmung der Kurzgeschichte auf die bereits etablierten Figuren, doch wirft Perkins Werk die Handlung um. Der Regisseur breitet sie aus, führt weitere Figuren ein und konstruiert damit einen Film, der über die Lauflänge von insgesamt 98 Minuten durchaus unterhalten kann. Allerdings fühlt sich der Horrorfilm nicht immer dem Genre verpflichtet an. Schock- und Gruselmomente gibt es tatsächlich nur in sehr wenigen Momenten. Stattdessen erzählt The Monkey ausführlich die Geschichte der beiden Zwillingsbrüder Hal und Bill Shelburn, die seit ihrer Kindheit miteinander im Klinsch liegen. Verschiedene Familienursachen liegen dem zugrunde, wie ein Vater, der ganz klassisch vom Kaufen einer Schachtel Zigaretten nicht zurückgekehrt ist. Als die beiden Jungs eines Tages von ihrer Mutter die Erlaubnis erhalten, die Sachen ihres Vaters durchzustöbern, entdecken sie einen geheimnisvollen Karton. Dieser enthält den titelgebenden wie mechanischen Affen, der – sobald er an seinem Rücken mit einem Schlüssel aufgedreht wird –, auf eine Trommel schlägt. Dabei handelt es sich aber, wie könnte es auch anders sein, nicht um einen gewöhnlichen Spielzeugaffen. Stattdessen wählt dieser willkürlich und ohne zu zögern ein Opfer aus, welches auf mehr oder weniger qualvolle Art und Weise wenige Sekunden darauf sein Leben verliert.
Familienbande und Filmlogik
Wie es sich für eine Romanvorlage von Stephen King gehört, gibt es im Verlauf der Story auch einen Zeitsprung. Aus dem Jahr 1999 wird plötzlich 2024. Hal und Bill haben nach dem Tod verschiedener Verwandter nichts mehr miteinander zu tun und der Affe ist seither auch verschwunden – bis dieser wieder auftaucht und in einer US-amerikanischen Kleinstadt für bis zu fünf Tote am Tag sorgt. Hal wird von seinem Bruder angerufen und in die Heimat kommandiert, um den Affen zu finden. Allerdings verbringt Hal gerade die Woche mit seinem Sohn Petey, bevor dieser adoptiert werden soll. Dementsprechend wird die wohl wichtigste Figur in seinem Leben in das bevorstehende Chaos hineingezogen, obwohl Hal gerade dies unter allem Umständen verhindern will. Zugegebenermaßen ist die Story von The Monkey in vielerlei Hinsicht ein wenig absurd, da die Geschichte derart künstlich um verschiedene Familienverhältnisse herum konstruiert ist. Diese wirken stellenweise derart zufällig, was aber wiederum in einer Einheit mit dem Affen steht. Um diesen herum wird auch eine gewisse Filmlogik gebaut, dass keine Person, die den Affen aufzieht, den Tod erleiden kann. In gewisser Weise lässt dies den Zuschauer mitfiebern und die Theorie ständig überprüfen, aber bis auf die halbwegs funktionierende Familiengeschichte kommt der Film nicht in Gange.
Absurditäten der Gewalt
Bei The Monkey handelt es sich um einen Film, bei dem größerer Wert auf die Charaktere gelegt wird als auf die Story und den titelgebenden Affen. Gerade durch dessen Abwesenheit im Mittelteil des Horrorfilms wird das Werk seinem Genre einfach nicht gerecht. Die Spannung geht peu à peu flöten, wenn dem Zuschauer kein Schauer über den Rücken läuft oder er auch nicht geschockt wird. Dies gelingt Perkins Werk auch nicht mit der visuellen Darstellung der Tode. Wird jemand beim Abendessen geköpft oder im Swimmingpool mit einem Elektroschlag zum Platzen gebracht, ist dies derart brachial inszeniert, dass es auch schon wieder lustig anzusehen ist. Erwachsene Zuschauer könnten also durchaus ihren Spaß haben, sofern es ihnen nicht gerade um subtilen Horror geht. Dafür überzeugt Schauspieler Theo James sowohl in der Rolle von Hal als auch Bill. Auch die Schauspieldynamik mit dem noch jungen Darsteller Colin O’Brien ist großartig und bereichert den Film. Musikalisch gibt es ein paar Songs auf die Ohren, welche den Stil des eher in tristen Farben gehaltenen Werks recht gut ergänzen. Enttäuschend ist jedoch das Bonusmaterial, das kaum einen vernünftigen Einblick in die Produktion von Perkins’ Film gibt. Alles in allem ist The Monkey allerhöchstens den größten Stephen-King-Fans zu empfehlen, da das Werk seinem Genre nicht gerecht wird.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der Blu-ray-Fassung): Derart makabere Dinge wie ein mechanischer Spielzeugaffe, der über Leben und Tod entscheidet, wenn er aufgedreht wird, ist meiner Meinung nach schon eine interessante Idee. Es ist dann auch eine beachtliche Leistung, aus einer Kurzgeschichte einen Spielfilm zu kreieren, der mehr als anderthalb Stunden unterhalten soll. Dies gelingt dem Werk von Regisseur Osgood Robert Perkins II allerdings nur bedingt. Horror, sprich Angst und Schrecken, kann mir der Film gar nicht einjagen. Der Affe selbst ist an zu wenigen Stellen zu sehen als dass er in irgendeiner Weise gefährlich wirkt. Allenfalls die Konsequenzen sind es, die dies ansatzweise erahnen lassen. Blöderweise sind die visuellen Gräueltaten wiederum derart komisch inszeniert, dass sie eher zum Lachen anregen. Wer damit kein Problem hat oder vielleicht genau das erwartet, kann gerne einen Blick riskieren. Alle anderen suchen lieber nach Alternativen zum wenig glanzvollen The Monkey.
Vielen Dank an Plaion Pictures für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Monkey!