Review: Mario vs. Donkey Kong

Anfang 2024 ist Nintendo in Remake-Laune. Nach der Another Code: Recollection im Januar hat es im Februar der Game-Boy-Advance-Klassiker Mario vs. Donkey Kong erwischt. Das Geschicklichkeitsspiel überzeugt wie vor zwanzig Jahren, verspielt aber dennoch Potenzial.

Eine großartige Hintergrundgeschichte braucht ihr von Mario vs. Donkey Kong sowohl im Original für den Game Boy Advance als auch im Remake auf der Nintendo Switch nicht erwarten. Donkey Kong zappt durchs Fernsehprogramm und entdeckt die zum Kauf ermutigende Werbung zu den brandneuen Mini-Marios. Bei diesen handelt es sich um das angesagteste Spielzeug weit und breit, weshalb auch der Gorilla auf seine Kosten kommen will. Angekommen im Laden muss Donkey Kong allerdings feststellen, dass die Mini-Marios bereits ausverkauft sind. Ein Glück ist die Fabrik von Allround-Talent Super Mario, der inzwischen unter die Unternehmer gegangen ist, nicht weit. Dort wird gerade Nachschub produziert, doch anstatt die in der Fabrik angestellten Toads um ein Spielzeug zu bitten, packt er gleich alle produzierten Mini-Marios in einen Sack und nimmt beim Anblick des erbosten Marios Reißaus. Den Diebstahl kann Mario nicht auf sich sitzen lassen und nimmt die Verfolgung auf. Damit gewinnt die Story, wie wir es von Nintendo kennen, keinen Preis. Das muss sie auch nicht, steht bei Mario vs. Donkey Kong doch das Gameplay im Vordergrund. Dennoch fällt bei der Erzähltechnik eine Änderung auf, die für das Remake spricht. Statt simplen Standbildern gibt es hin und wieder immerhin ein paar nett animierte Zwischensequenzen zu sehen.

Ungewohnter Genrewechsel

Inhaltlich bleibt beim Geschicklichkeitsspiel, dessen Original fast zwei Jahrzehnte auf dem Buckel hat, aber weitgehend alles beim Alten. Wir schlüpfen in die Rolle des titelgebenden Superhelden Mario und verfolgen seinen Widersacher Donkey Kong durch etliche Levels aus der zweidimensionalen Seitenansicht. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Jump ’n’ Runs des Super-Mario-Franchises kann der Protagonist aber keine Power-ups einsammeln, um beispielsweise Feuerbälle zu werfen. Allgemein lässt die Stärke und Agilität des Helden in Mario vs. Donkey Kong zu wünschen übrig – zumindest im Vergleich zu anderen Titeln wie Super Mario Bros. Wonder. Das heißt, dass jeder Sprung und jede Aktion in den überschaubaren Spielabschnitten sitzen muss. So schalten wir mit gezielten Sprungattacken auch keine Gegner aus. Entweder müssen wir sie punktgenau überspringen oder wie in Super Mario Bros. 2 aufheben und auf andere Feinde werfen, um sie aus dem Weg zu räumen. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, die Rätsel in den Levels zu durchschauen und zu lösen. Wir aktivieren Schalter, um Leitern und Plattformen erscheinen zu lassen, verändern die Richtung von Laufbändern oder positionieren Trampoline geschickt, um über Abgründe zu springen. Kinderleicht ist das Spielprinzip zwar erlernt, doch gerade zum Ende hin gilt es ein paar Kopfnüsse zu knacken.

Großer Umfang trotz kurzer Spielzeit

Zugegeben: Der Grundgedanke von Mario vs. Donkey Kong war bereits 2004 nicht neu, baut das Spiel doch auf dem Automatenklassiker Donkey Kong von 1981 auf, der 1994 auf dem Game Boy mit sage und schreibe 97 neuen Levels erweitert wurde. Es ist jedoch schön zu sehen, dass die ursprüngliche Version in den letzten Jahren nicht verloren gegangen ist, denn die Nachfolger bauen stark auf dem Konzept der Mini-Marios auf und ließen uns Mario nicht mehr direkt steuern. Das Lösen der Levels des einstigen Game-Boy-Advance-Spiels funktioniert auf der Switch identisch. Fast jeder Level besteht aus zwei Hälften. Während wir im ersten Spielabschnitt zunächst einen Schlüssel finden müssen, um eine verschlossene Tür zu öffnen, gilt es im zweiten Teil einen Mini-Mario zurückzuerobern. Sobald wir die sechs Standard-Levels einer Welt beendet haben, müssen wir in einem speziellen Mini-Mario-Level darauf achten, dass alle sechs geretteten Spielzeuge halbautomatisch bis ans Ziel laufen. Je nachdem wie wir uns anstellen, stehen uns für den Bosskampf am Ende jeder der acht Welten von Mario vs. Donkey Kong ein bis sechs Versuche zur Verfügung. Später gibt es auch Levels, in denen der Schlüssel an ein Spielzeug gekoppelt ist. Außerdem tauchen regelmäßig Bonus-Levels auf, in denen wir 1-ups sammeln, die aber tatsächlich durchweg nutzlos sind.

Richtige und falsche Schuldzuweisung

Letzteres liegt daran, dass wir selbst bei einem Game Over den Level einfach neu beginnen können. Auch tragen wir keine negativen Konsequenzen davon, wenn der tragische Game-Over-Bildschirm aufpoppt. Wirklich schwierig ist das Geschicklichkeitsspiel ebenfalls nicht. Viele Levels klappen beim ersten oder spätestens zweiten Versuch. Erst wenn die Rätselmechanismen schwieriger, die Zeit knapper bemessen und der Anspruch gegen Ende des Spiels höher wird, kann Mario vs. Donkey Kong auch schon mal herausfordernder werden. Hin und wieder schreien wir beim Spielen auch schon mal den Fernseher an, wenn die Steuerung mal wieder zu überempfindlich ist oder sich in seltenen Fällen auch mal verkeilt. Dennoch wissen wir meistens, dass die Schuld bei uns liegt. Anders sieht es bei den Mini-Marios aus, denn je nach Levelarchitektur kann uns die künstliche Intelligenz in den Wahnsinn treiben. Obwohl wir beispielsweise eine Plattform noch nicht aktiviert, das heißt erscheinen haben lassen, springen die Spielzeuge auch schon mal in ihr eigenes Verderben, was an unserem 1-up-Vorrat kratzt. Der Verlust des 1-ups stört wie gesagt weniger, der wiederholte Neubeginn eines Levels umso mehr. Solche Fehler hätten bei einem Remake unbedingt ausgemerzt werden müssen, zumal jüngere Spieler ganz andere Qualitätsstandards von Nintendo gewohnt sind.

Zusätzliche Inhalte im Remake

Ebenfalls schmerzt uns, dass Nintendo für Mario vs. Donkey Kong keinen Editor zugänglich macht. Gerade weil die Einmalspielzeit kurz ausfällt, wäre es ein richtiges Erlebnis, selbstgebaute Levels online mit der Welt zu teilen. Unter diesem Aspekt könnte das Spiel auch nach der auf großzügig zehn Stunden bemessenen Spielzeit Spaß machen. Das heißt aber nicht, dass das Spiel auf ganzer Linie enttäuscht – im Gegenteil! Da bereits die Game-Boy-Advance-Fassung ein sehr kurzes Erlebnis war, hat Nintendo die Anzahl der Levels erhöht. Auch hat der Konzern einen Zwei-Spieler-Modus integriert. Während wir die Rolle von Mario übernehmen, kontrolliert unser Mitspieler den pilzköpfigen Toad. Zudem müssen wir dann auch zwei Schlüssel statt nur einem in einem Level sammeln, wodurch sich die allgemeine Erfahrung unterscheidet. Wem die Herausforderungen trotz des nicht sonderlich hohen Schwierigkeitsgrades zu schwer sind, freut sich womöglich über den entspannten Spielmodus, in dem Mario über fünf Trefferpunkte verfügt und regelmäßig Kontrollpunkte im Level gesetzt werden. So dürfte jeder den passenden Schwierigkeitsgrad finden, um Spaß mit dem auch optisch und auditiv angepassten Remake für die Switch zu haben. Eine Technikgranate ist Mario vs. Donkey Kong zwar nicht, doch sollte das jene, die mit einem Kauf liebäugeln, keinesfalls bremsen. Es ist und bleibt ein wunderbares Appetithappen für zwischendurch!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der Nintendo-Switch-Fassung): Mario vs. Donkey Kong ist ein gelungenes Geschicklichkeitsspiel mit dem typischen Nintendo-Charme. Es handelt sich bei dem Remake des Game-Boy-Advance-Klassikers zwar um kein herausragendes Spiel, doch die Kernfunktionen suchen ihresgleichen im Genre. Es macht Spaß, die zahlreichen Rätsel zu lösen, die Level-Architektur zu durchschauen und möglichst fehlerfrei zum Ziel zu gelangen. Auch die neuen Inhalte wie hinzugekommene Levels, ein Zeitangriffsmodus, Zwei-Spieler-Funktionen und ein zusätzlicher bzw. vereinfachter Schwierigkeitsgrad fügen sich nahtlos in das Konzept ein. Es ist jedoch schade, dass ein elementarer Level-Editor mit einer Online-Anbindung fehlt. Auch dass die Steuerung überempfindlich ist und die Mini-Marios kleine Aussetzer in ihrer künstlichen Intelligenz haben, hätte im Remake nicht mehr sein dürfen. Die musikalische Note geht darüber hinaus in Ordnung und auch grafisch hat sich einiges getan. Ein Technikwunder verbirgt sich hinter dem Titel aber nicht. Das ist es aber auch ganz egal, denn das Gameplay flutscht und bietet trotz der kurzen Spielzeit sehr viel Umfang. Wer die durchaus vorhandenen Defizite ausblenden und dem Geschicklichkeitsgenre etwas abgewinnen kann, darf beim Remake von Mario vs. Donkey Kong durchaus einen Blick riskieren!

Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Mario vs. Donkey Kong!

Hinterlasse einen Kommentar