Review: Bonaparte – A Mechanized Revolution

Abseits von großen Titeln wie Assassin’s Creed: Unity oder Steelrising ist die Französische Revolution noch nicht so ganz in Videospielen angelangt. Mit dem Strategietitel Bonaparte – A Mechanized Revolution von Studio Imugi reiht sich ein weiteres Werk in diese Riege ein.

Zum Ende des 18. Jahrhunderts überschlagen sich die Ereignisse in Frankreich derart, dass gleich eine ganze Revolution stattfindet. Die Staatskassen sind aufgrund der Auseinandersetzung mit den Engländern im Unabhängigkeitskrieg leer, das Volk hungert und zwischen den drei Ständen scheint es keinen Konsens mehr zu geben. In diesen Wirren schlüpfen wir wahlweise in die Haut von Céline Bonaparte oder César Bonaparte und schlagen uns beim Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 entweder auf die Seite des rebellierenden Volkes oder verteidigen die Bastion für König und Vaterland. Hier zeigt sich, dass es Bonaparte – A Mechanized Revolution mit der Historizität nicht ganz so genau nimmt. Wir finden diese Entscheidung ziemlich gut, da sich die Story so von der Wirklichkeit abhebt und einen alternativen Weg einschlagen kann. Auch im weiteren Verlauf des Spiels müssen wir immer mal wieder kleine Entscheidungen treffen, die am Geschichtsverlauf rütteln. Je nachdem welche Wahl wir treffen, bahnen sich neue Möglichkeiten an – oder wir verbauen uns Wege, was im Umkehrschluss den Wiederspielwert drastisch erhöht. Erzählt wird die Geschichte gerade zu Beginn der Kampagne mit sehr viel Text, der unserer Meinung nach stellenweise auch Kenntnisse über die Französischen Revolution voraussetzt. Zudem liegt das Strategiespiel lediglich in englischer und französischer Sprache vor, was zu Verständnisschwierigkeiten führen kann.

Schlachtfelder und Politik

Als Strategiespiel wirkt Bonaparte – A Mechanized Revolution wie eine gesunde Mischung aus Fire Emblem und Heroes of Might and Magic. Unsere Aufgabe ist es, Frankreich in eine glorreiche Zukunft zu führen. Deshalb ziehen wir rundenweise, wobei jede Runde einen Monat umfasst, von einer Provinz zur nächsten und legen uns dort mit den jeweiligen Feinden an. So vereinen wir schrittweise das Land und bauen die eroberten Städte aus, um mehr Ressourcen zu generieren. Die erlangten Ressourcen investieren wir entweder in neue Gebäude oder deren Renovierungen. Noch viel wichtiger ist das Geld aber bei neuen Einheiten aufgehoben. So vergrößern wir nach und nach unsere Armee oder fordern zusätzliche Kommandeure an, um Vorteile in den zahlreichen Schlachten zu erhalten. Diese ist auch der zweite große Aspekt des Spiels, denn sobald der Kampf um Ruhm und Ehre beginnt, befehligen wir unsere Einheiten über hexagonale Felder. Jede Einheit hat eine andere Bewegungsreichweite und beherrscht voneinander abweichende Fähigkeiten. So können manche Einheiten besonders gut im Nahkampf agieren, während andere ihre Feinde lieber aus sicherer Distanz aufs Korn nehmen. Neben Lebensenergie spielt auch die Moral der Truppen eine wichtige Rolle. Entweder bekämpfen wir den Gegner bis zum Tod – oder zermürben ihn derart, dass er flieht.

Alternative Zeitreise

Neben den menschlichen Charakteren bietet Bonaparte – A Mechanized Revolution, wie es der Titel des Spiels vermuten lässt, auch technologische Wunderwerke. In unserer Armee können wir auch golemartige Kolosse über die Schlachtfelder schicken. Verwendung und gegnerische Angriffe lassen die Kolosse allerdings überhitzen, sodass auch hier taktisches Geschick erforderlich ist. Dauern uns die Kämpfe zu lang, können wir darüber hinaus die Geschwindigkeit erhöhen. Ebenfalls haben wir die Möglichkeit, die Kämpfe auf der politischen Karte simulieren zu lassen, was noch einmal das Tempo erhöht. Dialoge in den Clubs mit historischen Persönlichkeiten auf Seiten unserer Verbündeter oder unserer Gegner lassen sich allenfalls überspringen. Steuern lässt sich der Strategietitel von Studio Imugi mit Maus und Tastatur wirklich gut. Lediglich der Button zum Beenden einer Runde liegt gefühlt oft zu weit weg vom eigentlichen Geschehen auf dem Monitor. Audiovisuell reißt das Spiel definitiv keine Bäume aus, doch erfüllen Optik und Musik zumindest ihren Zweck und lassen uns ähnlich wie der Nintendo-3DS-Titel Code Name: S.T.E.A.M. aus dem Jahr 2015 in eine vergangene Epoche eintauchen, die mit einer Prise Steampunk aufgepeppt wurde. Wer das Setting mag, keinen Wert auf eine deutsche Übersetzung legt und auch keinen Mehrspielermodus erwartet, sollte sich Bonaparte – A Mechanized Revolution einmal genauer anschauen!

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit: In meinen Augen ist die Französische Revolution eine sehr spannende Epoche – und wenn diese in seltenen Fällen in Videospielform gut umgesetzt wird, kann sie auch dort Spaß bereiten. Bonaparte – A Mechanized Revolution hat jedoch nicht den Anspruch, die Ereignisse des späten 18. Jahrhunderts rigoros zu erzählen. Stattdessen habe ich in diesem Strategiespiel mehrfach die Möglichkeit, wichtige Entscheidungen zu treffen, die den Geschichtsverlauf verändern. Alleine schon die erste Wahlmöglichkeit, mich auf die Seite des Volkes oder die Seite des Königs beim Sturm auf die Bastille zu stellen, spricht Bände. So stehen im Verlauf der Kampagne immer mal wieder andere Optionen (nicht) zur Verfügung, wodurch sich der Wiederspielwert erhöht. Auch die Schlachten machen Spaß – und wem diese zu lange dauern, der kann auch das Tempo hochdrehen oder das Ergebnis automatisch ausrechnen lassen. Schade finde ich jedoch, dass die Entwickler nicht an einen Mehrspielermodus gedacht haben. Um Frankreich mit Freunden zu kämpfen, hätte sicher noch mehr Spaß gemacht als die Kampagne an sich. Kritikpunkte, die ins Gewicht fallen, gibt es abseits dessen eigentlich kaum. Wer etwas für die Französische Revolution übrig hat und diese im Rahmen eines Strategiespiels mit alternativer Geschichtsschreibung erleben will, kommt um Bonaparte – A Mechanized Revolution nicht herum.

Vielen Dank an Studio Imugi für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Bonaparte – A Mechanized Revolution!

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