Es ist kaum vorstellbar, doch ähnlich wie Vielfraß Kirby musste auch Donkey Kong lange auf seinen dreidimensionalen Auftritt warten. Allerdings ist Donkey Kong Bananza nach Donkey Kong 64 bereits der zweite Ausflug in die dritte Dimension – mit sehr viel Zerstörungswut!
Obwohl Nintendo seinen Vorzeigegorilla Donkey Kong gerne mal als faulen oder gar unfähigen Affen darstellt, geht er zu Beginn von Donkey Kong Bananza gewissermaßen einem Beruf als Bergarbeiter nach. Auf der Insel Ingot wurden nämlich große Mengen Banandium gefunden, wertvolle Edelsteine, die nicht nur wie Bananen aussehen, sondern offenbar auch so schmecken. Anstatt das Material an die Oberfläche zu schaffen, verspeist der Gorilla sie lieber selbst an Ort und Stelle – das war es also mit der ehrlichen Arbeit. Lange Zeit kann Donkey Kong seinem Job ohnehin nicht nachkommen, denn die Void Company stiehlt einen Großteil der Banandium-Vorräte und sorgt dafür, dass ihr Gegner verschüttet wird. Unter der Erdoberfläche erfährt Donkey Kong, dass der Planet hohl ist und sich eine komplette Kultur in ihr gebildet hat. Schon kurz nach Spielbeginn trifft er auf einen sprechenden Stein, der sich wenig später als junge Ausgabe von Pauline entpuppt. Während Pauline wieder an die Oberfläche zurückkehren möchte, will Donkey Kong viel lieber die übrigen Banandium-Reste einheimsen. Hinter denen ist die Void Company aber ebenfalls her. Ein Glück, dass es in einer Legende heißt, dass demjenigen, der den Erdkern erreicht, jedweder Wunsch erfüllt wird. So schließen sich der Gorilla und das junge Mädchen in Donkey Kong Bananza zusammen.
Noch und nöcher Collectibles
Während Pauline auf Donkey Kongs Rücken Platz nimmt, erkunden wir mit dem schlagkräftigen Gorilla die zumindest visuell abwechslungsreich gestaltete Spielwelt. Diese ist in mehreren Schichten respektive Ebenen aufgeteilt, die wir nach und nach erkunden dürfen. Es ist dabei tatsächlich egal, wie erkundungsfreudig wir sind. So haben wir die Möglichkeit, recht schnell zum Planetenkern vorzustoßen oder möglichst viele Geheimnisse zu lüften. Überall in der Spielwelt von Donkey Kong Bananza befinden sich zahlreiche Collectibles, die es zu sammeln gilt. Neben in Massen vorhandenen Goldbröckchen stolpern wir in jeder Schicht über drei unterschiedliche Fossilien, die bereits angesprochenen wie juwelenartigen Bananen und Banandium-Chips. Dies erinnert an die erschlagende Menge an sammelbaren Kram der Nintendo-64-Klassiker Donkey Kong 64 und Banjo-Tooie, doch ist dies zum Glück nur die halbe Wahrheit. Goldstücke und Banandium-Chips haben die Rolle einer Währung und kommen damit unendlich oft in der Spielwelt vor. Während wir mit den Goldbröckchen einfache Items und Schatzkarten erwerben, tauschen wir die Fossilien gegen Kleidungsstücke für Donkey Kong und Pauline ein. Verspeist Donkey Kong fünf Mal Banandium, erhält er – untypisch für ein Nintendo-Spiel –, einen Fähigkeitspunkt. Ja, in diesem Spiel läuft einiges anders.
Zerstörbare Spielwelt
Da der Planet über einen riesigen Hohlraum verfügt, bestehen die Schichten zumeist aus mehreren schwebenden Inseln, die uns nicht zuletzt an The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom erinnern. Zwischen den Schichten können wir aber nur an bestimmten Stellen reisen. Es ist also nicht möglich, einfach nur von der nächstbesten Klippe zu springen und zum Endboss zu gelangen. Stattdessen gibt es bestimmte Stationen, die wir gezwungenermaßen abklappern sollen – irgendwie muss Donkey Kong Bananza ja seine durchaus sympathische Story erzählen, die über das schlichte Retten einer Prinzessin oder gar der Welt hinausgeht. Wie wir zu diesen Stationen gelangen, ist größtenteils uns überlassen. Dies liegt daran, dass ein Großteil der Spielwelt zerstörbar ist. Kein Witz! Wir können mit Donkey Kong die Fäuste sprechen lassen, um durch Erde zu wühlen, Gestein durchzubrechen und selbst Metall zu Kleinholz zu verarbeiten. Obwohl sich dieses Feature schnell abnutzt und ermüdet, zumal die Kameraperspektive in diesen Momenten ohne ständigen Blick auf die halbwegs brauchbare Übersichtskarte eine echte Katastrophe ist, macht es zwischendurch aber immer wieder Spaß, auffällige Stellen in der Spielwelt zu malträtieren. Glücklicherweise verfügt Donkey Kong über einen Scanner, der ihm Fossilien und Bananen in der Nähe anzeigt. Abseits davon fungiert das Spiel wie ein typischer Platformer, der teilweise ordentlich Laune machen kann.
Blick aufs Wesentliche
Überall finden sich versteckte Herausforderungen aller Art. Unter anderem gibt es geheime Räume, in denen wir in kurzer Zeit möglichst viel Gold sammeln können. Auch klassische Platformer-Abschnitte wie in Donkey Kong Country Returns sind hier und da zu sehen. Selbst an Kampfherausforderungen unter Zeitdruck haben die Entwickler gedacht. Für alles und jedes gibt es Banandium, weshalb es stets motiviert, nach dem wertvollen Material zu suchen – schließlich können wir Donkey Kong nur so mit einer permanent höheren Lebensenergie, einer kräftigeren Schlagkraft, neuen Angriffstechniken oder einem weiterreichenden Scanner ausstatten. Da wir die Fähigkeiten in Donkey Kong Bananza in mehreren Stufen verbessern können, und höhere Stufen immer mehr Banandium kosten, zieht sich die Charakterentwicklung hier und da schon mal in die Länge. Trotz allem können wir so selbst entscheiden, wie wir den Gorilla ausrichten wollen. Dabei hilft auch die Wahl der Kleidung. Krawatten und Hosen für Donkey Kong und Kleider für Pauline haben jeweils unterschiedliche Auswirkungen. Beispielsweise können wir schneller schwimmen, uns geschickter durch Matsch bewegen oder die Reichweite unseres Klatschens erhöhen, um mehr Gold und Chips aufzusammeln. Ablenkungen gibt es kaum, das Spiel fokussiert sich zumeist aufs Kern-Gameplay.
Verpasste Chancen
In puncto Schwierigkeitsgrad ist Donkey Kong Bananza nicht ausbalanciert, denn die meisten Hüpfpassagen und Bossgegner sind viel zu leicht. Dies liegt unter anderem auch an der Verwandlungsmöglichkeit von Donkey Kong, der sich durch die titelgebende Bananza-Fähigkeit inflationär in einen flatternden Vogelstrauß, ein rennendes humanoides Zebra oder einen noch stärker zuschlagenden Gorilla verwandeln kann. Bossgegner lassen sich ungelogen in Sekunden erledigen, was den Spielspaß stark schmälert. Lediglich diverse Herausforderungen abseits der Haupthandlung überzeugen mit kniffligen Stellen, für die wir durchaus mal ein paar Anläufe mehr brauchen. Wem das egal ist und ohnehin am liebsten Zeugs in Videospielen sammelt oder zerstört, kann darüber hinwegsehen. Grafisch ist der Titel aber fast über jeden Zweifel erhaben, denn er wartet mit bunten Farben auf und läuft die meiste Zeit über flüssig. Die wenigen Momente, in denen das Spiel mal ins Stottern kommt, fallen nicht negativ ins Gewicht, zumal sie die Spielbarkeit niemals beeinträchtigen. Bedauerlich ist, dass der Titel keine Physikspielereien durch die Zerstörungen erlaubt. Zerstören wir den Sockel einer Säule, bleibt der Rest einfach in der Luft schweben. Auch Wasser und Lava fließen so nicht ab. Der Soundtrack geht in Ordnung, dürfte aber bis auf Ausnahmen nicht im Gedächtnis bleiben. Etwas schade ist, dass nur Pauline (auf Deutsch) synchronisiert ist und alle anderen Figuren Laute von sich geben. Für Donkey Kong Bananza wäre auf der Switch 2 mehr möglich gewesen.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit: Donkey Kong Bananza sehe ich tatsächlich sehr kritisch. Auf der einen Seite habe ich immer wieder kurzfristig Spaß mit dem Spiel, denn ich finde es toll, dass nahezu die ganze Spielwelt zerstörbar ist. Dieses Gameplay nutzt sich in meinen Augen aber unfassbar schnell ab, da es für mich aufgrund fehlender Physikspielereien einfach zu stumpf ist. Länger als eine Stunde am Stück ertrage ich dieses Spielmechaniken einfach nicht. Häufig geht es nur darum, irgendwie einen Weg durch die Level-Architektur zu finden, um an Banandium oder Fossilien zu kommen. Ist ein Weg versperrt, wird es schon irgendwie eine Alternative drumherum geben. Besser fallen schon die verschiedenen Herausforderungen aus, die von der eigentlichen Spielwelt getrennt sind. Hier gibt es tatsächlich ein paar Stellen, an denen ich mich richtig anstrengen muss. Dies ist auch ein weiteres Problem des Spiels: Mit Ausnahme dieser Stellen ist es durchweg viel zu leicht. Wenn ich Bossgegner binnen weniger Sekunden besiegen kann, ohne auch nur die geringste Taktik zu entwickeln oder zumindest zu überlegen, in welchem Moment ich seine Schwachstelle angreifen muss, ist das selbst für ein Nintendo-Spiel lächerlich. Auch dass es mit Julia Förster nur eine einzelne Synchronsprecherin für Pauline gibt und alle anderen Charaktere nur Laute von sich geben, ist im Jahr 2025 einfach nicht mehr zeitgemäß. Das heißt keineswegs, dass Donkey Kong Bananza ein schlechtes Spiel ist, aber es ist definitiv nicht der Überflieger geworden, den die Switch 2 nach dem eher mittelprächtigen Mario Kart World unbedingt gebraucht hätte.