Review: Architect Life: A House Design Simulator

Häuser konstruieren und mit einer Inneneinrichtung versehen klappt nicht nur in Lebenssimulationen wie Die Sims oder Inzoi. Mit Architect Life: A House Design Simulator konzentriert sich der französische Entwickler Shine Research aber lediglich auf dieses eine Spielelement.

Falls ihr schon einmal selbst ein Haus gebaut haben solltet oder zumindest halbwegs eng mit dem Architekten zusammengearbeitet habt, dann dürftet ihr verschiedene Herausforderungen bereits kennen. Architect Life simuliert zwar nicht jeden Aspekt der Herangehensweise, weil diese vermutlich viel zu kleinteilig und uninteressant ausfallen dürfte, aber es rückt in vereinfachter Form die elementaren Kniffe in den Mittelpunkt. Während wir in den Grundlagen eine seichte Einführung bekommen und diese in zusätzlichen wie optionalen Lerneinheiten vertiefen können, geht es in der Karriere oder im freien Spiel ans Eingemachte. Beide Modi stellen den Kern des Spiels dar und verlangen von uns das erlernte und bestenfalls gefestigte Wissen ab. Während wir in der Karriere verschiedene Szenarien vorgesetzt bekommen, in denen etwa Paare oder Familien ein für ihre Bedürfnisse maßgeschneidertes Haus benötigen, dürfen wir im freien Spiel hingegen nach Gutdünken das Haus unserer Träume entwerfen. Wir beginnen in beiden Fällen damit, modellartig einen Grundriss auszutüfteln und die Räume quadratmetergenau festzulegen, indem wir Außen- und Trennwände anlegen. Daraufhin folgen Bodenbelag, Tapeten, Türen und Fenster. Auch an Heizungen und Klimaanlagen sollten wir denken. So führt uns Architect Life peu à peu und recht angenehm von einer Baustelle zur nächsten.

Überschaubare Innenausstattung

Spielen wir in der Karriere, müssen wir neben den Zielvorgaben auch unser Budget im Auge behalten. Unsere Kunden haben in der Regel nur begrenzte finanzielle Mittel, sodass wir uns ihrem Geldbeutel anpassen sollten, um Erfolg zu haben. Steht das Gemäuer, das auch mehrere Stockwerke umfassen kann, kümmern wir uns um die Inneneinrichtung. Hier fällt uns allerdings auf, dass die Menüstruktur arg verschachtelt ist und nicht alle Gegenstände einer Kategorie auch wirklich dort zu finden sind, wo wir sie vermuten. Beispielsweise sind Luxusgegenstände wie Fernsehgeräte oder Spülmaschinen in Architect Life im Komfortbereich untergebracht. Ebenfalls ist auffällig, dass es nur ein recht überschaubares Sortiment einer Möbelstückart gibt. Dies erinnert ein wenig an Die Sims, denn in jener Reihe war die Auswahl im Seriendebüt ebenfalls arg begrenzt. Hier bleibt zu hoffen, dass Entwicklerstudio Shine Research den Umfang des Spiels mit der Zeit noch erhöht und nicht alle Gegenstände über kostenpflichtige Zusatzinhalte verhökert. Das stand schon Konkurrent Electronic Arts nicht gut und würde bei einem „kleineren“ Publisher wie Nacon nicht viel besser aussehen. Trotzdem macht es sehr viel Spaß, das Haus nach und nach mit einer Innenausstattung zu versehen, sodass sich das Gebäude mit der Zeit mit Leben füllt, obwohl dort gar kein Leben zu sehen ist.

Vom Modell zur Umsetzung

Haben wir Wohnzimmer, Küche, Bad, Schlafzimmer und Co eingerichtet und zur besseren Übersicht auch so benannt, packen wir in Architect Life ein Dach aufs Haus. Anschließend kümmern wir uns um den Garten und sorgen dafür, dass die neuen Bewohner auch direkt im Grünen leben können. Danach ist aber noch lange nicht Schluss, denn damit unser Modell auch errichtet werden kann, müssen wir noch verschiedene Unternehmen beauftragen, die sich in Sorgfältigkeit und Arbeitstempo unterscheiden. Noch dazu treten während des Baus unvorhersehbare Ereignisse ein. Stürme oder Lieferengpässe beim Zement sorgen dafür, dass wir höhere Kosten oder eine längere Bauzeit in Kauf nehmen müssen. Ist das Haus gebaut, dürfen wir sogar einen eigenen Rundgang wagen. Erreichen wir am Ende eine gute Bewertung, können wir das dann noch vorhandene Restbudget in die eigene Tasche stecken und unser virtuelles Büro umdekorieren. Nett, aber nicht spielentscheidend. Grafisch geht der Titel durchaus in Ordnung und läuft auf unserem Testrechner (Intel i5 13600K, GeForce RTX 4070, 32 GB DDR5 RAM) auf sehr hohen Grafikeintellungen flüssig. Problematisch ist nur die etwas hakelige Steuerung und die weniger aufgeräumten Menüstrukturen. Wer keine Lust auf Lebenssimulationen hat und nur bauen will, wird mit Architect Life dennoch glücklich.

Geschrieben von Eric Ebelt

Erics Fazit (basierend auf der PC-Fassung): Egal ob es nun in Aufbauspielen oder Lebenssimulationen der Fall ist; sobald ich ein Haus errichten und es bestenfalls sogar selbst einrichten darf, kann ich mich richtig austoben. Mir macht es Spaß, meiner kreativen Ader auch in Architect Life freien Lauf zu lassen. Zwar bietet das Spiel nicht alle Funktionen, die ich mir im Vorfeld erhofft habe, aber dennoch komme ich mit den überschaubaren Optionen zurecht. Grundriss festlegen, Trennwände ziehen und die Räume möblieren, lenkt mich aufgrund des entschleunigten Spielprinzips richtig gut vom Alltag ab. Schade finde ich nur, dass es recht wenige Varianten eines Möbelstücks gibt, was meine Kreativität unschön eingrenzt. Auch ist es bedauerlich, dass die Menüstrukturen nicht aufgeräumter sind, obwohl der Titel von der Designphilosophie her minimalistisch anmutet. Es bleibt zu hoffen, dass das Spiel in Zukunft noch das eine oder andere Update erhält, damit Hobby-Innenausstatter noch deutlich mehr auf ihre Kosten kommen. Wer das Spielprinzip mag und auf den Aspekt des Lebenssimulation wie in Die Sims oder Inzoi verzichten kann und es beim Spielen eher ruhig mag, darf Architect Life: A House Design Simulator ruhig guten Gewissens eine Chance geben.

Vielen Dank an Nacon für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Architect Life: A House Design Simulator!

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