Jahrelang liegt die Ninja-Gaiden-Reihe brach und auf einmal startet Lizenzgeber Koei Tecmo mit dem Remaster Ninja Gaiden 2 Black, der Neuentwicklung Ninja Gaiden 4 und nicht zuletzt dem von Retro-Titeln inspirierten Ninja Gaiden: Ragebound gleich eine Großoffensive.
Es ist kaum zu glauben, wie schnell manchmal doch die Zeit vergeht. Seit 1988 schnetzeln sich die Shinobi und Kunoichi rund um Hauptfigur Hayabusa Ryū durch die Ninja-Gaiden-Reihe. Während sich Ryū auf seinen nächsten persönlichen Rachefeldzug vorbereitet, schlüpfen wir in Ninja Gaiden: Ragebound hauptsächlich in die Rolle seines Lehrlings Kenji. Dieser muss das Dorf der Hayabusa vor Dämonen beschützen, während sein Meister aufgrund des Todes seines Vaters nach Amerika aufbricht. Soll heißen, dass Ninja Gaiden: Ragebound tatsächlich parallel zu den Ereignissen des ersten Serienteils spielt. Während seines Kampfes gegen die Dämonen trifft der Shinobi auf die Kunoichi Kumori, die ebenfalls in die Wirren des Dämonenangriffs hineingezogen wird. Einen Preis für die beste Story gewinnt zwar auch diese Episode nicht, doch gelingt es dem Spiel, das Ninja-Gaiden-Universum ein wenig besser zu beleuchten. Es sollte sich jedoch darauf eingestellt werden, dass die Dialoge kurz und knapp und wenig tiefgründig ausfallen. Oft kommen die Figuren direkt zur Sache, erzählen manchmal aber auch einen Stuss, bei dem wir uns nur an den Kopf fassen können. Schlimm ist das aber nicht, steht es doch charakteristisch für das Gameplay von ähnlichen Actionspielen aus den 1980er- und 1990er-Jahren und funktioniert daher in Ninja Gaiden: Ragebound.
Klassische Actionkost
Wie es sich für Spiele dieses Zeitraums gehört, spielen wir unsere Figuren aus der zweidimensionalen Seitenperspektive. Wir laufen also von links nach rechts und umgekehrt durch die Levels, hüpfen über Abgründe, klettern an Wänden hoch und halten uns an Decken fest. Währendessen bekommen wir es mit allerlei Gegnern zu tun, die auf uns zugeflogen kommen, auf uns am Boden mit ihren Nahkampfwaffen zustürmen oder in die Luft springen und uns im Fernkampf aufs Korn nehmen. Auf dem Bildschirm passiert viel. Es kommt aber so gut wie nie zu einem Übermaß an Gegnern, sodass jegliche Situation auf dem normalen Schwierigkeitsgrad gut zu meistern ist. Wer dennoch Probleme hat, kann im Optionsmenü in den Hilfemodus wechseln und Parameter wie die Spielgeschwindigkeit anpassen, um es sich ein wenig einfacher zu machen. Positiv finden wir, dass ungeübten Spielern so keine Wertungen kaputtgemacht oder Erfolge blockiert werden. Profis dürfen darüber lächeln und die Breitseite an Herausforderungen mit links hinter sich bringen. Um uns den Feinden zu erwehren, greifen wir mit Kenji auf ein Katana zurück, während Kumori das Werfen der wurfmesserartigen Kunai bevorzugt. Oft reicht ein Treffer aus – nur die dicken Brocken vertragen mehr. Mit dem temporär aufladbaren Spezialangriff sind aber auch diese eigentlich kein großes Problem.
Spielspaßfaktor im Retro-Gewand
Wirklich herausfordernd sind eigentlich nur die Bossgegner, bei denen wir uns erst einmal die Taktik anschauen sollten. Nach jedem gescheiterten Versuch werden wir ähnlich wie in Mega Man und Konsorten besser, weshalb wir nicht gleich die Flinte ins Korn werfen sollten. Von unseren auf diesem Weg angeeigneten Skills profitieren wir schließlich auch im restlichen Spielverlauf. Überall in der Welt von Ninja Gaiden: Ragebound verstecken sich zudem verschiedene Collectibles. Auch wenn es nicht nötig ist, die Sammelgegenstände zum Durchspielen allesamt aufzuklauben, können wir mit ihnen bestimmte Inhalte freischalten. Goldene Skarabäen nutzen wir beispielsweise im Laden, um Talismane zu erwerben. Diese bringen uns verschiedene Boni oder machen das Spiel unter Umständen sogar herausfordernder. Stolpern wir hingegen über die seltenen Schriftrollen, eröffnen sich uns Bonus-Levels. Es lohnt sich also, die Augen offenzuhalten. Wer aufmerksam durch das Spiel rennt, kann sich auch am feinen Pixel-Look ergötzen, der mit brennenden Dörfern, Wäldern mit riesigen Bäumen zum Erklimmen, mit Feinden vollgestopfte Höhlen, feuchte wie ungemütliche Kanalisationen, Baustellen mitten in der Stadt oder mit Fallen versehene Wolkenkratzer aufwartet. Auf die Ohren gibt es dabei einen tollen Soundtrack, der vor allem mit fernöstlicher und rockiger Musik für die passende Stimmung beim Schnetzeln durch Ninja Gaiden: Ragebound sorgt.
Geschrieben von Eric Ebelt
Erics Fazit (basierend auf der PC-Fassung): Ninja Gaiden: Ragebound mag mit ein paar Stunden Einmalspielzeit vielleicht kein sonderlich langes Actionspiel sein. Auch in puncto Schwierigkeitsgrad habe ich bereits deutlich anspruchsvollere Werke erlebt. Trotzdem bin ich vom Spiel begeistert. Die Action ist durchweg unkompliziert und macht aufgrund der hervorragenden Spielbarkeit einfach nur Spaß. Gerade wenn ich ein Level auf der Suche nach verpassten Collectibles ein weiteres Mal angehe und bestimmte Gegnerpositionen gemerkt habe, merke ich, wie ich die Herausforderungen wie im Flow meistere. Nicht unschuldig daran ist die vortreffliche Steuerung per Controller. Mit einem vernünftigen Steuerkreuz, zwei Aktionsknöpfen und zwei Schultertasten geht ordentlich die Post ab. Hinzu kommen ein wunderbarer 16-Bit-Grafikstil und ein Soundtrack, der mit fernöstlichen wie rockigen Klängen aufwartet. Actionfreunde und vor allem Fans der Reihe sollten sich Ninja Gaiden: Ragebound, falls noch nicht geschehen, schleunigst zulegen!
Vielen Dank an Dotemu für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Ninja Gaiden: Ragebound!